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Atlas der Hautkrankheiten

E. Jacobi, 5. Auflage 1913

 

Hautkrankheiten
Von E. Jacobi.
Syhillis.

Seite: 8/9Zurück (Hereditäre Syphillis)[ Einleitung | Primäraffekt | Sekundärstadium | Tertiärstadium | Atypischer Verlauf | Klinik | Hereditäre Syphillis | Therapie | Anmerkungen ]Weiter (Anmerkungen)


Therapie.


Therapie: Da selbst bei frühzeitiger Operation und bei Exstirpation des Primäraffekts weit ins Gesunde hinein die Chancen für die Verhütung der Allgemeininfektion sehr geringe sind, so wird man lediglich bei günstigem Sitz der Sklerose, z. B. am Präputium oder an der Haut des Penisschaftes, und nur um eine rasche Heilung zu erzielen, respektive um eine nicht unbeträchtliche Menge infektiösen Materials zu entfernen und dadurch vielleicht den Verlauf der Syphilis milder zu gestalten, in einzelnen geeigneten Fällen den leicht ausführbaren Eingriff der chirurgischen Entfernung der Sklerose mit nachfolgender Naht vornehmen; nur zu oft tritt darnach Induration der Narbe oder ein neuer Primäraffekt auf. Bei der modernen Syphilisbehandlung mittels Salvarsan wird die Exstirpation oder die Zerstörung des Primäraffekts mit dem Paquelin warm empfohlen. Gänzlich zu verwerfen ist die Behandlung suspekter Erosionen oder Geschwüre mit Ätzmitteln, speziell mit Lapis in Substanz, weil dadurch leicht artifizielle Indurationen entstehen und die Diagnose erschwert wird. Berechtigter wäre der Versuch, durch energische Paquelinisierung einer suspekten Stelle die Entstehung eines Primäraffektes zu verhüten; in prophylaktischer Beziehung wäre die Einreibung einer 30 - 50%iger Kalomeisalbe oder einer 50% igen grauen Salbe nach Metschnikoff zu versuchen. Bereits entwickelte Initialsklerosen werden bei mäßiger Sekretion mit Kalomel oder Dermatol bestreut, welch letzteres geradezu spezifisch wirkt, und täglich mehrere Male mit Sublimatlösung gewaschen. Bei geschwürigem Zerfall wird Jodoform in alkoholisch-ätherischer Lösung oder Europhen, bei stärkerer Entzündung feuchte Sublimatverbände oder -Überschläge angewendet. Ist nur eine Induration mit eventuell minimaler Sekretion vorhanden, so erfolgt die Überhäutung und Rückbildung rasch unter Empl. Hg. cinereum; letzteres Mittel ist besonders bei Sklerosen der Harnröhrenmündung bequem anzuwenden. Von großer Wichtigkeit ist die Frage, wann mit der Allgemeinbehandlung der Syphilis begonnen werden soll, die in der Regel dahin beantwortet wird, daß in keinem Falle vor der absoluten Sicherung der Diagnose eine allgemeine Therapie eingeleitet werden darf. Da nun früher vielfach erst durch das Auftreten der Allgemeinerscheinungen die Diagnose ganz sichergestellt wurde, andererseits durch eine frühzeitig begonnene Allgemeinbehandlung die konstitutionellen Symptome nicht verhütet, ja nicht einmal mit Sicherheit gemildert wurden, so war der richtige Termin für den Beginn der Allgemeinbehandlung mit dem Erscheinen des ersten Exanthems gegeben. Nur wenn der geschwürige oder gangränöse Zerfall einer Sklerose durch lokale Mittel, permanente Bäder, Jodoform etc. nicht zum Stehen zu bringen war, erschien uns die frühe Allgemeinbehandlung berechtigt. Durch die Entdeckung des Erregers der Syphilis, dessen Nachweis nicht selten schon wenige Tage nach der Infektion gelingt, andererseits aber durch die Einführung des Ehrlich'schen Salvarsan, des Chlorhydrat des Dioxydiamidoarsenobenzol in die Syphilistherapie, das in vielen Fällen eine wahre Abortivbehandlung der Syphilis im primären Stadium ermöglicht, ist jetzt ein gerade entgegengesetztes Vorgehen indiziert: je früher die Behandlung eingeleitet wird, um so besser sind die Aussichten für eine rasche und vollkommene Heilung, deren Dauer jeweils durch regelmäßige Blutuntersuchungen nach Wassermann kontrolliert wird.

Für die Allgemeinbehandlung im Beginn der Erkrankung kommen hauptsächlich zwei Mittel in Frage: das altbewährte Quecksilber und in neuerer Zeit das Salvarsan. Am sichersten scheint nach unseren, übrigens noch nicht abgeschlossenen Erfahrungen, eine Kombination beider Mittel zu wirken.

Was zunächst das Salvarsan betrifft, so wird dieses Mittel jetzt fast ausschließlich intravenös in ganz schwach alkalischer oder als Neosalvarsan in neutraler Lösung injiziert; intramuskuläre Injektionen von Salvarsan in konzentrierter alkalischer oder saurer Lösung oder in Öl suspendiert werden nur selten angewendet. Von großer Wichtigkeit ist die Verwendung ganz frisch destillierten sterilen Wassers und die sorgfältigste Beobachtung der Asepsis. Die mittlere Einzeldosis bei Erwachsenen beträgt 0,5 - 0,6g, doch empfiehlt es sich, zunächst mit einer schwächeren Dosis, etwa 015, zu beginnen. An die mehrmals in Intervallen von 6 -8 Tagen zu wiederholenden Salvarsan-Injektionen schließt sich dann eine kräftige Hg-Kur an, eventuell wird die ganze Behandlung durch eine oder mehrere Salvarsan dosen abgeschlossen. Eine andere, ebenfalls mit Erfolg angewandte Methode ist die, mit Salvarsan und Quecksilber abwechselnd zu behandeln. Bei Anwendung der nötigen Vorsicht - Ausschluß schwer Herzkranker und solcher Patienten von der Salvarsantherapie, bei denen eine spezifische Erkrankung lebenswichtiger Teile des Zentralnervensystems vorliegt, wo eine lokale Reaktion bedrohliche Erscheinungen auslösen könnte - ist die Salvarsanbehandlung kaum gefährlicher, als die durchaus nicht indifferente Hg-Therapie; die eine Zeitlang häufiger beobachteten sogenannten Neurorezidive kommen bei Anwendung genügend hoher Salvarsan dosen sowie bei kombinierter Salvarsan- und Hg-Behandlung nur noch selten vor und heilen fast immer bald aus. Die epileptiformen Anfälle, die in einer Anzahl von Fällen zum exitus führten und wohl auf einer Steigerung des Hirndrucks beruhten, lassen sich mit ziemlicher Sicherheit vermeiden, wenn man mit schwachen Dosen beginnt und erst allmählich zur vollen Dosis ansteigt.

Während das Salvarsan jetzt fast nur noch intravenös in verdünnter Lösung und nur ausnahmsweise konzentriert intramuskulär angewendet wird, stehen uns für die Einverleibung des Quecksilbers eine ganze Anzahl von Methoden zur Verfügung.

In erster Reihe wären zu nennen die perkutanen - Bäder mit Sublimat, die bei intakter Haut nur in Form des Gärtnerschen Zweizellenbades wirksam sind, dagegen bei größeren Epitheldefekten, wie sie bei hereditärer Lues häufig vorkommen, oder bei Ulcerationen neben der lokalen eine gute Allgemeinwirkung entfalten; zyklisches Einbinden mit Quecksilberpflaster, besonders bei Kindern gebräuchlich, Einpinseln mit Kalomel-Traumaticin, Räucherungen mit Kalomel und besonders die beste und sicherste Methode: die Schmier- oder Inunktionskur. Man verwendet dazu das offizinelle Ungt. Hg. ciner., Quecksilbervasogen oder -seifen sowie schließlich die durch Sauberkeit und leichte Resorbierbarkeit ausgezeichnete Resorbin - Quecksilbersalbe, die alle 33% metallisches Hg enthalten. Die Einreibungen, bei Kindern mit 1/2 bis 11/2g, bei Erwachsenen mit 3-5g täglich, werden nach Sigmunds Vorgang in zyklischer Weise vorgenommen, d. h. es wird an jedem Tage je ein Körperteil eingerieben, so daß in 6 Tagen fast der ganze Körper mit der Salbe bedeckt ist; am 7. Tage wird ein Seifenreinigungsbad genommen. Bei den am besten vom Patienten selbst vorgenommenen Einreibungen wird je 1 g Salbe 5 Minuten lang, hauptsächlich an den von Haaren freien Stellen verrieben. Zu einer vollen Kur, die bei kräftiger Ernährung unter Kontrolle des Körpergewichtes vorzunehmen ist, gehören 30 - 36 Einreibungen; während der ganzen Kur wird die Unterwäsche nicht gewechselt.

Um die Unbequemlichkeit der Schmierkur, bei welcher die Hg-Resorption zumeist durch die Atmung erfolgt, zu vermeiden, hat man versucht, diese Kur durch Einklatschungen, Einstreichen mit grauer Salbe, durch Tragen eines mit metallischem Quecksilber imprägnierten Schurzes (Merkolintschurz) oder einer Quecksilbermaske, die während der Nacht aufgelegt wird, zu ersetzen, doch steht die Wirkung dieser Methoden einer gut durchgeführten Schmierkur entschieden nach; nur zu einer milden Nach- oder Vorbehandlung ist der Merkolintschurz mit Vorteil zu verwenden.

Von den intern gebrauchten Hg-Präparaten ist nur das Kalomel, besonders bei hereditärer und infantiler Lues, in kleinen Dosen sowie das Hg. oxydulat. tann. in Pillen von 0,1 g (2mal täglich 1 Pille), zu empfehlen; bei Durchfällen setzt man etwas Tannin oder Op. pur. 001 auf die Pille zu. Die interne Behandlung ist nie der Schmierkur gleich zu bewerten.

Wegen ihrer Bequemlichkeit und Sauberkeit, sowie wegen der sicheren Wirkung erfreuen sich die Quecksilberinjektionen großer Beliebtheit. Von den gelösten Hg-Salzen ist das gebräuchlichste das Sublimat in Form der Müller-Sternschen Lösung (1 Sublimat, 2 - 10 Kochsalz auf 100 Wasser), wovon täglich 1 Pravazsche Spritze injiziert wird - Injektionen größerer Mengen mit längeren Pausen rufen leicht Intoxikationserscheinungen hervor. Bequemer, weil mit größeren Intervallen zu verabreichen, und wirksamer sind die Injektionen mit ungelösten Hg-Präparaten, von denen die Kalomelinjektionen (Rp. Calomel. vapore parat. 1,0; 0,1. Oliv. sterilis. 9,0; jeden 4. Tag 1/2 Spritze, wenn ohne starke Reaktion vertragen, jede Woche eine ganze Spritze, für eine Kur reichen 5 ganze Injektionen (noch mehr zu empfehlen, weil weniger schmerzhaft, ist das 40% ige Neissersche Kalomelöl, das mittels der Barthelemyschen Spritze injiziert wird; jeder Teilstrich enthält 1 cg Jodipin, entweder intern 3mal täglich ein Kinderlöffel des 10% igen Präparates oder subkutan, was viel wirksamer, jeden Tag eine Injektion von 10g des 25% igen Jodipins bis zum völligen Schwund aller Symptome. Gleichzeitig oder nachher sind auch in der Spätperiode Quecksilber- resp. Salvarsankuren vorzunehmen. - In einzelnen besonders resistenten Fällen von Spätsyphilis der Knochen oder innerer Organe werden gute Erfolge erzielt mit der Zittmannschen Kur, besonders bei Anwendung der alten Vorschrift:
Morgens 300 g Decoct. Zittmanni fortius (mit Kalome bereite heiß getrunken, darauf mehrstündiges Schwitzen, nachmittags 300g Decoct. Zittmanni mitius kalt. Gerade in solchen, gegenüber Jod und Quecksilber besonders hartnäckigen Fällen wirkt übrigens das Salvarsan geradezu spezifisch.

Die Abheilung syphilitischer Erscheinungen wird sehr beschleunigt durch eine entsprechende lokale Behandlung: Papeln und Pusteln werden am besten mit Quecksilberpflaster beklebt, bei dem papulo-squamösen Syphilid der Vola manus und Planta pedis nach Entfernung der dicken Hornschicht durch mazerierende Salben oder Pflaster; die breiten Condylome schwinden sehr rasch nach Aufpinseln eines Breies von Kalomel und Salzwasser. Geschwüre der Haut werden mit Kalomel bepudert, bei starker Sekretion mit feuchten Sublimatverbänden bedeckt oder mit Jodoform bestreut. Knochensequester werden nach vollständiger Lösung extrahiert, nekrotisches Gewebe eventuell abgetragen, doch sind größere chirurgische Eingriffe fast immer überflüssig. Plaques der Schleimhaut sind mit Sublimatpinselungen oder -spray zu behandeln, mit Chromsäure 10% ig oder Lapis in Substanz, eventuell mit beiden Mitteln kombiniert zu ätzen. Tertiäre Geschwüre der Schleimhaut heilen meist ohne lokale Behandlung; beschleunigt wird die Heilung durch Anwendung von Sublimat oder Lapis.

Die hereditäre Syphilis wird im allgemeinen wie die erworbene behandelt, nur sind selbstverständlich die Dosen entsprechend zu verringern.
Der Erfolg der antisyphilitischen Behandlung ist, abgesehen von sichtbaren Erscheinungen der Syphilis, jeweils durch den Ausfall der Wassermannschen Reaktion zu kontrollieren; eventuell sind die Kuren, soweit dies ohne Schädigung des Allgemeinbefindens der Kranken möglich ist, bis zum Negativwerden der Serumreaktion fortzusetzen oder mit Intervallen zu wiederholen. In frischen Fällen wird es meistens gelingen, dieses Ziel, wenn auch nur durch längere Zeit fortgesetzte energische Therapie, zu erreichen. Liegt aber die Infektion weit zurück oder handelt es sich um Fälle, die in der Frühperiode gar nicht oder ganz unzureichend behandelt wurden, so gelingt es auch der intensivsten Behand ung nicht immer, einen Umschlag der positiven Wassermann-Reaktion zu erzielen. Für solche Fälle wäre die chronisch-intermittierende Behandlung nach Fournier-Neisser zu empfehlen.




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Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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