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Atlas der Hautkrankheiten

E. Jacobi, 5. Auflage 1913

 

Hautkrankheiten
Von E. Jacobi.
Krankheiten P.

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Pocken (Variola).


Tafel 67, Fig. 111; 68, Fig. 112.

Variola dixscreta (Pocken).

Bei der Variola, den echten Pocken - small pox, petite verole - einer in hohem Grade infektiösen Erkrankung, deren bisher unbekanntes, sehr resistentes Kontagium direkt wie indirekt übertragen werden kann, kommt nach Ablauf der 10-14tägigen Inkubationszeit unter schweren Allgemeinerscheinungen, hohem Fieber, Kreuzschmerzen, Delirien, Erbrechen und Milzschwellung zunächst ein prodromales Exanthem zur Entwicklung, welches sich aus erythematösen oder hämorrhagischen Flecken zusammensetzt und hauptsächlich das Abdomen und die inneren Schenkelflächen einnimmt und unter Nachlassen des Fiebers und der Allgemeinerscheinungen in wenigen Tagen abblaßt. Erst jetzt tritt, zuerst am behaarten Kopf und im Gesicht, sodann am Rumpf und den Armen sowie an den Beinen das eigentliche Exanthem in Gestalt kleiner roter Knötchen auf, die an Zahl und Größe zunehmen und sich in Bläschen mit klarem Inhalt umwandeln. Allmählich trübt sich unter Wiederansteigen der Temperatur der Bläscheninhalt, im Zentrum bildet sich eine Delle, der sogenannte Pockennabel, und die von einem roten Hof umgebenen Pusteln, die isoliert stehen (Fig. 111) oder auch konfluieren können, haben damit den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreicht - Maturation (Fig. 112). Abgesehen von der äußeren Haut, die besonders im Gesicht und an den Händen zahlreiche, vielfach konfluierende Effloreszenzen aufweist, können auch die Schleimhäute (Conjunctiva!) Sitz der Erkrankung sein. In diesem Stadium treten außer schweren nervösen Störungen auch Komplikationen von Seiten innerer Organe auf, welche die Kranken schwer gefährden.

Variola (Pocken).

In günstig verlaufenden Fällen beginnt nach etwa 12-14 Tagen unter Fieberabfall die Rückbildung der Hauteffloreszenzen, dieselben trocknen ein, es bilden sich Krusten, die nach 3 - 4 Wochen unter Bildung roter Narben abfallen, worauf der Prozeß als abgelaufen zu betrachten ist, jedoch bleibt die Infektiosität noch längere Zeit bestehen; in anderen weniger günstigen Fällen wird die Bläschendecke abgestoßen und es bilden sich große eiternde Flächen, wobei sowohl die Allgemeinerscheinungen als auch die Beschwerden sehr hochgradige zu sein pflegen. Als besonders schwere Form sind die konfluierende sowie die hämorrhagische Variola (schwarze Pocken) anzusehen, die beide fast stets tödlich enden; leichtere Erscheinungsformen mit wenigen Effloreszenzen (Variolois) und abortive Erkrankungen, bei denen das Exanthem auf einer niederen Entwicklungsstufe stehen bleibt, laufen in kürzerer Zeit ohne schwerere Erscheinungen günstig ab.

Von Komplikationen sind, abgesehen von den oben genannten nervösen Störungen und Erkrankungen innerer Organe, hauptsächlich zu erwähnen sekundäre Infektionen, die unter allgemeiner Sepsis zum Tode führen können, sowie ausgedehnte Narbenbildungen, Verlust eines oder beider Augen.

Die Diagnose ist im Frühstadium oft recht schwierig, ja kaum möglich, nach voller Entwicklung des Exanthems mit typischen Pusteln dagegen leicht zu stellen. Differentielldiagnostisch wären zu berücksichtigen andere akute Infektionskrankheiten, Arzneiexantheme und besonders pustulöse Syphilide, welch letztere jedoch bei genauer Untersuchung stets noch andere Symptome der Syphilis aufweisen werden; zu berücksichtigen ist in jedem Falle, ob in den letzten Jahren eine Schutzimpfung stattgefunden hat und ob die betreffenden Patienten der Gefahr einer Infektion mit Variola ausgesetzt waren. Gegenüber den Windpocken ist besonders die Schwere des Allgemeinzustandes, das prodromale Exanthem sowie die Dellenbildung bei den echten Pocken in Betracht zu ziehen; außerdem finden sich bei Windpocken fast stets die verschiedenen Stadien der Entwicklung des Exanthems nebeneinander vor.

Die Prognose der Variola ist immer dubiös, der Prozentsatz der Todesfälle schwankt in den einzelnen Epidemien beträchtlich; zu berücksichtigen ist einmal die Schwere der Infektion, sodann besonders das Alter der Patienten: Kinder und Greise sind am meisten gefährdet.

Von der größten Wichtigkeit ist die Prophylaxe der Variola: die kunstgerechte, häufig genug wiederholte Schutzimpfung gewährt eine fast absolute Sicherheit gegen Infektionen und hat in Deutschland die vorher so häufige Krankheit fast ganz ausgerottet.

Die eigentliche Therapie wird hauptsächlich in diätetischen Maßnahmen, Bettruhe, eventuell kühlen Bädern zu bestehen haben, sodann wird in späteren Stadien für Erhaltung der Blasendecken, Verhütung des Kratzens sowie für genügenden Abfluß der Sekrete und Schutz vor sekundären Infektionen zu sorgen sein, was am besten durch feuchte Verbände mit antiseptischen Lösungen (essigsaure Tonerde, Borsäure, Resorzin, Ichthyol) erreicht wird. In den letzten Jahren ist ein altes Verfahren, die Behandlung mit rotem Licht behufs Ausschließung der chemisch wirksamen Lichtstrahlen, von Professor Finsen wieder aufgenommen und wissenschaftlich begründet worden; es scheint, daß bei strenger Durchführung dieser Methode (wobei das rote Licht zweckmäßig durch das auf die Dauer weniger schwer zu ertragende gelbgrüne ersetzt wird) die Vereiterung der Pusteln und damit Sekundärinfektion und Narbenbildung mit ziemlicher Sicherheit vermieden werden kann. Derselben Indikation würden Zeozon und Ultrazeozon, Präparate, welche die wirksame Substanz des Aeskulins enthalten und die, in dünner Schicht aufgetragen, die chemisch wirksamen Strahlen des Lichtes sicher abhalten sollen, genügen; wegen ihrer leichten Anwendbarkeit dürften sie besonders zu empfehlen sein. Nachträgliche Beseitigung der entstellenden Narben durch "Abschleifen" etc. dürfte wohl nur ausnahmsweise gelingen.

Zu versuchen wäre eventuell auch im Prodromal- und Proruptionsstadium die "forcierte Impfung" mit sehr zahlreichen Impfschnitten, wodurch der Verlauf günstig beeinflußt zu werden scheint.

Anm. 111. Moulage von Kolbow in Berlin.
Anm. 112. Moulage von M. Tramond-Paris (Jumelin).





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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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