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Meine Wasserkur

Sebastian Kneipp, 49. Auflage 1894

 

Wasser-Anwendungen
Wickelung
Von Sebastian Kneipp.

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8. Der spanische Mantel.



Diesen Namen habe ich nicht erfunden; ich habe aber auch keinen genügenden Grund, den unter solcher Benennung bekannten und eingebürgerten Wickel anders zu taufen, selbst auf die Gefahr hin, daß das fremdländische Wort manchem schnüffelnden Leser spanisch vorkommen sollte. Das ist und wäre mir alles eins. Auf die so bezeichnete Sache kommt es allein an.

Der spanische Mantel, auch großer Wickel genannt, ist wie das Vollbad und der kurze Wickel eine ganze, für sich allein genügende Anwendung, welche auf den ganzen Organismus einwirkt. Das hindert nicht, daß sie bei größeren und gefährlicheren Krankheiten stets nur im Wechsel mit anderen Wasseranwendungen vorkommt.

Worin besteht dieser größte Wickel?

Aus grober Leinwand, dem beim Volke bekannten "Reisten", wird eine Art Linnenmantel gemacht. Derselbe gleicht einem weiten Hemde mit Aermeln, welches nach vorne zu ganz offen ist und bis über die Zehen hinunterreicht, oder, wenn man will, einem weiten, langen Linnen-Schlafrock. (s. Abbildung.) Dieser Mantel wird in kaltes oder bei schwächeren, blutarmen, älteren, wasserscheuen Individuen in heißes Wasser getaucht, ausgewunden, wie ein Hemd angezogen und vorne gut übereinander geschlagen.

Es kam einst ein Patient zu mir, der an allen möglichen Gebrechen litt. Congestionen, Blähungen, Hämorrhoiden plagten ihn, und eine Herzverfettung brachte große Beängstigungen. Er gewöhnte sich daran, in der Woche 1—2 mal den spanischen Mantel umzulegen, und nach längerem Gebrauche waren all' die genannten Uebel mit noch anderen wie weggeblasen. Seitdem benützt der Geheilte bis zum heutigen Tag den spanischen Mantel als Universalmittel, und da er nicht viel Zeit zu versäumen hat, zieht er denselben an beim Schlafengehen und legt ihn erst ab beim Aufwachen in der Nacht oder in der Morgenfrühe. Der Herr ließ sich aus starkem Wollstoff einen zweiten spanischen Mantel machen, der ihm statt der Wolldecken trefflich dient und jede Mithilfe bei Anwendung dieses Wickels erspart.

Das Bett wurde vorher so zubereitet, daß die Wolldecken zur Aufnahme des Bemantelten bereit legen. Am besten breitet man eine recht breite, große Wolldecke aus oder legt 2 kleinere Decken der Breite nach über die Matratze oder den Strohsack. Darauf legt sich der Patient und wird durch die Wolldecken luftdicht abgeschlossen und mit einem Plumeau (Federbett) warm zugedeckt. (s. Abbildung.) Man sehe darauf, daß die nasse Einkleidung und die Verpackung in die Wolle möglichst rasch vor sich gehe, daß das der frischen Luft Ausgesetztsein ein Minimum, eine möglichst kleine Zeit ausmacht.

Die Zeitdauer einer Anwendung beträgt 1, 1,5, längstens 2 Stunden, Dieselbe richtet und bemißt sich nach der Kraft des Individuums, insbesondere nach der Korpulenz. Für einen schwächlichen Bauersmann werden 1, 1,5 Stunden genügen; einem Herrn Bläumeister kann man ohne Zögern 2 Stunden verordnen.

Wer wissen will, wie und wie stark der spanische Mantel wirke, der untersuche das Wasser, in welchem der Wickel nach der Anwendung stets sorgfältigst ausgewaschen werden soll. Er wird finden, daß es ganz trüb ist; ja er wird staunen und es kaum glaublich finden, daß ein spanischer Mantel solchen Unrath auszuziehen im Stande ist.

Ich erinnere mich an Fälle, in denen der weiße Linnenwickel ganz gelb wurde, welche Farbe keine Lauge, erst das Bleichen auf dem Grase wieder vertreiben, aussaugen konnte.

In der gelindesten (nicht im Mindesten schroffen) Form, aber gründlich öffnet der spanische Mantel die Hautporen am ganzen Körper und zieht allen Unrath, Schleim u.s.w. aus. Ich brauche nicht zu sagen, wie wohlthuend er deßhalb auf die normale Körpertemperatur, auf das Allgemeinbefinden wirken muß.

Im Besonderen wende ich diesen großen Wickel an bei ziemlich allgemeinen (den ganzen Körper mehr oder weniger angreifenden) Katarrhen, bei Schleimfieber, Podagra, Gliedersucht, Blattern, Typhus, zur Vorbeugung gegen Schlaganfalle u.s.w. Im Krankheitstheile (s. dritter Theil) wird man ihm recht oft begegnen.

Wird der Mantel in Absude von Heublumen, Haberstroh, Fichtenreiser getaucht, so wirkt er vortrefflich gegen jene Leiden (Gicht-, Stein-, Gries-Leiden u.s.w.), deren Heilung genannten Pflanzen eigenthümlich ist.



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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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