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Lehrbuch der Gynäkologie

Krankheiten des Uterus Operation

Operation Frauenheilkunde

Fig. 152. Totale Inversio uteri mit Prolaps durch ein kindskopfgroßes, submuköses, im Fundus uteri entspringendes Myom bedingt. Frau L.K., 40 Jahre alt, hat 2mal, zuletzt vor 15 Jahren, geboren. Seit 2 1/2, Jahren stärkere Menstruation, in der intermenstruellen Zeit blutig-seröser, mitunter auch blutig-eiteriger Ausfluß. Seit 2 Jahren ist L.E. sich eines Tumors in der Scheide bewußt. Vor einer Woche wurde sie durch eine Blutung von ungewöhnlicher Stärke überrascht, dabei trat unter heftigen, wehenartigen Schmerzen der Tumor aus den Genitalien heraus. 16. Sept. 1891 Befund, wie ihn die Abbildung in etwa 1/2 natürlicher Größe gibt. Der Tumor mißt 11 cm Durchmesser, der cylindrische Stiel, d.i. der invertierte Uterus, 4 cm. Die untere Hälfte des Tumors ist von einer schwarzen, lederartigen Masse bedeckt (geronnenes Blut, nekrotisches Gewebe und Schmutz). Die andere Hälfte von blaßroter Farbe ist mit Schleim und Eiter bedeckt, ebenso wie die untere Hälfte des "Stiels", wogegen die obere stark vaskularisiert, hyperämisch ist. In die Vagina kann man auf Fingerlange eindringen. In dieser Höhe schlägt sich die Schleimhaut auf den "Stiel" um, ohne daß man eine Differenzierung, wie eine Portio vaginalis, wahrnehmen könnte. Dagegen fühlt man vom vorderen Scheidengewölbe aus durch die dünne Schleimhaut hindurch deutlich, daß von den beiden Seiten des kleinen Beckens her zwei starke Stränge nach dem oberen Ende des "Stiels" und in diesen hineinziehen (Ligg. ovariorum, rotunda und Tuben). Die Konsistenz des Tumors ist fest, wie die eines Myoms, die des "Stiels" weich. Pat. ist äußerst elend, fiebert hoch bis 40,6. Am 19. Nov. wird der "Stiel" provisorisch mit einer Gummischnur ligiert, der Tumor genau an seiner Insertion enukleiert, darauf die Gummiligatur abgenommen und eine blutende Stelle am Rande der Amputationsfläche umstochen. Darauf wird der "Stiel" (invertierter Uterus) in die Vagina geschoben und Jodoformgaze davor gelegt. Der Tumor wiegt 545 g und ist ein in den pcripheren Schichten des unteren Segmentes verjauchtes Myom. Am 20. Nov. ist bei der Kranken die Temperatur zur Norm gesunken, subjektives und objektives Befinden tadellos. Am 22.Nov. wird der Tampon entfernt, der Uterus hat sich spontan reinvertiert, sein Cavum mißt 6 cm. Die Portio vaginalis hat sich gebildet. Am 6.Dez. verläßt Pat. geheilt die Klinik.

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Das von Otto Küstner herausgegebene Gynäkologiebuch ist neben seinem Werk zur Geburtsheilkunde eines der großen Bücher der Frauenheilkunde dieser Zeit. Vor allem die reiche Bebilderung zeichnet es aus.