Blutstillung
Die Blutstillung- erfolgt nach den üblichen Methoden, kleine Gefäße hören schon während der Operation auf zu bluten, größere werden mit Arterienklemmen gefaßt und dann unterbunden. Je mehr man unterbindet, um so trockener ist das Operationsterrain, um so eleganter die Operation, um so glatter erfolgt die Wundheilung.
Fig.350. Pean-Richelotsche Klemme zum Abklemmen der Ligg. lata bei der vaginalen Totalexstirpation. 1/3 nat. Gr.
Gewisse Organabschnitte, das Ligamentum latum, Parametrium, Mesometrium, eignen sich in hohem Maße für Massenligaturen; es werden mit einer starken Ligatur mehrere Gefäße samt dem umgebenden Gewebe unterbunden. Doyen und Tuffier verfolgten zuerst mit Glück den Gedanken, besonders in derartigen schmalen Gewebsabschnitten die Ligatur zu umgehen und ausschließlich durch eine, und zwar enorm starke, aber nur wenige Minuten wirkende Kompression selbst größere Gefäße definitiv zu verschließen (Angiothrypsie). Die dazu nötigen Klemmen sind so gearbeitet, daß sie durch eine Uebersetzung eine außerordentliche Quetschkraft entfalten; deswegen sind sie sehr massig und grob. Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, daß diese Methoden bei weitem nicht genügend verläßlich sind. Die Vorsicht gebietet, daß man auch die angiothrypsierten Ligamente doch nachher unterbindet. Doch präpariert man mit der Quetschung die Gewebe vorteilhaft für Massenunterbindungen.
Fig.351. Kleine Kniehebelklemme nach Zweifel zur Angiothrypsie (Blutstillung durch starken Druck). 1/3 nat. Gr.
Für Massenligaturen, welche viel und besonders starres Gewebe fassen, verwende ich nicht Catgut, sondern Hanf, und zwar in seiner absolut sterilen Form als Kumolhanf (Sticher). Doch bemerke ich, daß ich Massenligaturen, wenn irgend angängig, vermeide, durch einzelne Gefäßligaturen ersetze. In dieser Weise versorge ich auch die Ovarialstiele, die Ligamente bei Adnexexstirpationen und vernähe über dem so versorgten Gewebe das Peritoneum plastisch.
Fig.352. Große Kniehebelklemme nach Zweifel zur Angiothrypsie. 1/4 nat. Gr.
Die Anwendung des Glüheisens ist mitunter nicht zu entbehren. Kleine punktförmige, nicht abzuklemmende Blutungen stehen schnell nach Betupfen mit dem Ferrum candens, peritoneale Adhäsionen werden am blutsichersten damit getrennt. Daß der Brandschorf zum Bakterienschlepper werde, wie Franz und Fromme annehmen, trifft dann nicht zu, wenn bei der Operation alle antibakteriellen Schutzmaßnahmen korrekt und gut funktionieren. Dann bleibt der Brandschorf steril, schadet nicht, sondern nützt; er bedeckt die kleine Wunde so lange, bis unter ihm eine peritoneale Behäutung zustande gekommen ist.
Das gebräuchlichste Glüheisen ist der Paquelin mit seinen verschieden geformten Ansätzen. Der Paquelin ist nur steril an seiner glühenden Spitze. Alle anderen Teile desselben sind mindestens suspekt. Es kommt also bei seiner Anwendung darauf an, daß man mit ihm nichts anderes als nur die zu brennenden Gewebsteile und diese nur mit der Glühspitze berührt; es kommt weiter viel darauf an, daß man den Stiel des Paquelin nicht mit der Hand anfaßt, auch nicht mit einem Mulltupfer. Sondern man benutze den von mir angegebenen Apparat: Auf einem Gestell, welches in eine abgebogene doppelte Gabel endet, liegt der Paquelin und wird mit einer besonderen sterilisierten Zange gefaßt. Hat man ihn gebraucht, legt man ihn wieder auf die Gabel und läßt die Zange, die ja steril bleibt, an ihm hängen, um ihn mit ihr bei weiteren Glühakten anzufassen. So angewendet, ist der Paquelin ein sehr brauchbares, nicht infizierendes Instrument. (Siehe Fig. 262.)