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Neue Heilwissenschaft

Louis Kuhne, Leipzig 1896

 

Frauenkrankheiten aller Art, deren Entstehung, Wesen und Heilung.
Von Louis Kuhne.

Seite: 6/6Zurück (Schlimme Brüste)[ Frauenkrankheiten-Einleitung | Menstruationsstörungen | Gebärmuttervorfall | Unfruchtbarkeit | Schlimme Brüste | Kindbettfieber ]


Das Kindbettfieber.
Furcht einflössend und Schrecken verbreitend ist jene Krankheit geworden, der tausende von glücklichen Müttern in unserem Vaterlande zum Opfer fallen. Gefürchtet deshalb, weil menschliche Macht ihr heimtückisches Fieberwüten bisher nicht zu brechen vermochte, gefürchtet auch deshalb, weil sie so unerbittlich und schonungslos ihren Weg nimmt.

Ihr Auftreten ist ein sicheres Zeichen dafür, dass der von dem Kindbettfieber befallene Organismus recht stark mit Fremdstoffen belastet ist. Nur bei dem Vorhandensein der letzteren und wenn sie in Gärung geraten, kommt die Krankheit in ihrer ganzen Gefährlichkeit zur Erscheinung. Es wird daher nur diejenige Frau von Kindbettfieber befallen werden, bei welcher nach der Geburt noch so viel Fremdstoffe im Körper zurückgeblieben sind, dass sie als Krankheitserreger und Krankheitsvermittler auftreten. Es ist durchaus nicht notwendig, dass vielleicht erst etwas in der Gebärmutter zurückgebliebenes Blut oder Hautgewebe in Fäulnis (Gärung) übergehen und dann wieder Gärung erzeugend auf die noch vorhandenen Fremdstoffe wirken müsse, sondern der Geburtsakt selber wirkt schon stark genug auf diese Stoffe, um in ihnen eine Gärung zu erzeugen. Wollen wir also das Kindbettfieber heilen, so müssen wir seine Ursache, die Fremdstoffe, aus dem Körper herausschaffen, was am schnellsten durch die Reibesitzbäder möglich ist.

Zum besseren Verständnis sei es mir erlaubt, auch an dieser Stelle einen Fall aus meiner Praxis anzuführen. Am Tage nach ihrer glücklichen Entbindung wurde Frau B. im Mai 1887 von schwerem Kindbettfieber befallen. Die Hebamme hatte lauwarme Umschläge gemacht, natürlich ohne Erfolg, weil sie nicht wusste, welche grosse innere Hitze in diesem Körper durch die Gärung der Fremdstoffe hervorgerufen worden war, eine Hitze, der nur durch Kühlung zu begegnen ist. Ich äusserte der Kranken gegenüber, dass ich ihr wohl helfen könne, dass ich aber befürchte, sie werde nicht thun, was ich ihr verordne. "Verordnen Sie nur, was sie wollen, ich thue alles," das war ihre Antwort. Darauf riet ich ihr täglich drei bis vier Reibesitzbäder von 15 bis 30 Minuten Dauer mit 14° R. = 17° C. Wasser an.

Zu den Bädern empfahl ich also Wasser von 14° R., da es ihr an warmem Wasser mangelte, wurde dasselbe jedoch nur 8° R. = 10° C, (so wie es in der Leitung war) genommen, sonst aber wurden meine Vorschriften genau eingehalten. Diese Abweichung war nicht zu ihrem Nachteile gewesen, sie hatte vielmehr dadurch den Heilprozess nur noch beschleunigt, wenn auch die von mir verordnete mildere Temperatur zunächst angenehmer gewesen wäre; die kühlere ist aber stets wirksamer, obgleich freilich nicht selten die Heilkraft des Körpers zunächst zu schwach dazu ist. Nach achtzehn Stunden war das Fieber verschwunden und die Wöchnerin jeder Gefahr enthoben. Bereits nach acht Tagen konnte sie wieder ihren gewohnten Arbeiten nachgehen. So ist auch dieser wieder einer jener Fälle, an welchen man die erstaunlich schnellen Wirkungen der Reibesitzbäder erkennen kann. Die Fremdstoffe wurden nach den natürlichen Ausscheidungsorganen abgeleitet, wodurch ihre weitere Gärung, wie bei jedem anderen Fieber, aufgehoben und die Frau unter Fortsetzung der Bäder schliesslich gesünder als je zuvor geworden war. Man sieht, dass meine Vorschriften auch in diesem Falle denen der Schulmedizin ganz entgegengesetzte waren. Dieselbe verordnet, wie ich es ja oft gefunden habe, Kühlung des Kopfes mit Eisbeutel und Wärmen des Unterleibes, wodurch das Fieber, die Gärung, welche wir doch gerade beseitigen wollen, in demselben nur begünstigt wird. Geradezu unerklärlich ist es mir bis jetzt gewesen, warum der Eisbeutel gerade auf den Kopf gelegt wurde, — wird doch dadurch erst recht alles Blut nach demselben hingezogen! Es weiss doch jeder, dass der Kopf nicht zum Ausscheiden der Fremdstoffe da ist, sondern dass nur die natürlichen Ausscheidungsorgane diesem Zwecke zu dienen haben. Dabei wirkt das Eis nicht allein kühlend, sondern geradezu erstarrend auf das Gehirn. Der Organismus ist sofort bestrebt, diese Kühlung auszugleichen, indem er durch vermehrte Blutzufuhr die normale Körperwärme herzustellen sucht. Durch diese vermehrte Blutzufuhr in das Innere des Gehirns aber wird selbstverständlich auch ein gesteigerter Wärmegrad hervorgerufen. Äusserlich haben wir dann eine erstarrende Eiskälte, innerlich eine brennende Hitze im Kopfe, beides Gegensätze, welche, wenn nicht rechtzeitig ausgleichend eingegriffen wird, sehr bald den Tod herbeiführen können.

In einem anderen Falle wurde ich zur Frau Mühlenbesitzer F. in D. gerufen, bei welcher ein Tag nach ihrer Entbindung starkes Kindbettfieber eingetreten war. Die behandelnden Professoren, Autoritäten ersten Ranges, hatten jenes Fieber nicht zu beseitigen vermocht, vielmehr das akute Fieber in ein chronisches umgewandelt. Schliesslich traten nach etwa achttägiger Behandlung noch Gehirnaffektionen dazu, die Kranke phantasierte unaufhörlich, so dass nach Ausspruch jener Autoritäten das Schlimmste zu befürchten war. In diesem trostlosen Zustand fand ich auch in der That jene Patientin vor, als ich auf telegraphisches Ersuchen sofort nach D. reiste. Die erste Aufgabe musste sein, das latente, chronisch gewordene Fieber zu heben. Dies ging sehr schnell von statten. Es genügten schon einige Reibesitzbäder von je einer Stunde, jene Hitze im Unterleibe zu dämpfen und die Patientin zum Bewusstsein zurückzurufen. War auch der Körper in diesen wenigen Stunden noch nicht frei von den das Fieber bedingenden Krankheitsstoffen, so war doch Frau F. jeder Gefahr entrückt. Sie setzte nachher die Bäder und meine diätetischen Verordnungen noch einige Zeit fort und befindet sich bis heute ausserordentlich wohl, wie ich von den hier in Leipzig wohnenden Verwandten des öfteren zu hören Gelegenheit hatte.




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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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28. 3. 1882
Der Hamburger Apotheker Carl Paul Beiersdorf erhält Reichspatent Nr. 20057 für seine Patentschrift für die -Herstellung gestrichener Pflaster-. Der Grundstein eines Weltunternehmens.

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