Verrucae vulgäres.
Tafel 95, Fig. 155.
Verucae vulgares
Die hauptsächlich bei jugendlichen Individuen, seltener im mittleren Lebensalter an Händen und im Gesicht, auch auf dem Kopfe vorkommenden Verrucae vulgäres entstehen meist als flache rundliche oder polygonale Gebilde, die bei fortschreitender Verhornung an der Oberfläche zerklüftet aussehen, eine schmutzig graue Farbe annehmen und schließlich von sehr harter Konsistenz werden können (Fig. 155). Eine strenge Abtrennung der Verrucae planae (juveniles) von den Verrucae durae erscheint uns nicht durchführbar. Die Größe ist im Anfang kaum diejenige einer Linse, jedoch kann bei fortschreitendem Wachstum Erbsen- bis Bohnengröße erreicht werden. Nicht selten findet man um eine ältere Warze herum eine Anzahl jüngerer gruppiert (Aussaat!). Wie geglückte Impfversuche nachgewiesen haben, sind diese Warzen zweifellos infektiösen Ursprungs, haben jedoch eine außerordentlich lange, über Monate sich erstreckende Inkubationszeit. Subjektive Symptome sind nur bei Lokalisation an der Fußsohle, wo das Wachstum nach außen nicht möglich ist, sondern die Warze in der Haut sitzt, beim Sitz am Nagelfalz oder bei Auftreten von Rhagaden vorhanden.
Die
Diagnose der Verrucae vulgäres ist in der Regel sehr einfach, außer bei Sitz an der Hohlhand (siehe Fig. 155), wo bei eventuell vorhandener sekundärer Infektion der Warzen eine gewisse Ähnlichkeit mit Syphiliden vorgetäuscht werden könnte. Lichen planus hat andere Farbe, meist auch andere Lokalisation und juckt. Arsenkeratosen und Ichthyosis zeigen eine diffuse flächenhafte Ausbreitung, Leichenwarzen stets entzündlichen Rand.
Die
Prognose ist durchaus günstig.
Die
Therapie besteht häufig in der inneren Darreichung von Arsen, das nach längerer Anwendung Rückbildung bewirken kann. In den meisten Fällen wird jedoch ein chirurgisches Eingreifen nötig sein: Zerstörung mit Ätzmitteln, Trichloressigsäure, Acid. nitric. fumans (Vorsicht!), Eisessig. Ferner Elektrolyse, Abtragen oder Abkratzen mit dem scharfen Löffel unter Äthylchlorid. Vielfach wird angegeben, daß nach Abtragen der großen Warze im Zentrum die übrigen verschwinden (?). In neuerer Zeit werden sehr prompte Erfolge mit Radiotherapie erzielt, besonders wenn es sich um jüngere, nicht zu stark verhornte Warzen handelt.
Anm. 155. Moulage der Neisserschen Klinik in Breslau (Kröner).