Vaccinia.
Tafel 66.
Vaccinia generalisata.
Bei geimpften Kindern kann durch Kratzen eine Übertragung des Virus von den Impfpusteln auf deren Umgebung oder andere Körperstellen, besonders Gesicht und Genitalien (Fig. 108, 109), stattfinden, wo sich dann sekundäre Vaccinepusteln entwickeln. Besteht dabei eine juckende Hauterkrankung, Ekzem, Scabies oder Prurigo, so kann es zu einer unter heftigen Allgemeinerscheinungen verlaufenden Aussaat der Vaccineeffloreszenzen über den ganzen Körper kommen, die in der Regel erst 2 - 3 Wochen nach der Impfung schubweise erfolgt und vielfach als Allgemeininfektion mit Vaccine aufgefaßt wird. Die Erkrankung verläuft fast immer günstig, hinterläßt jedoch störende Narben und kann bei Lokalisation auf der Cornea zu Trübungen, ja zum Verlust des Augenlichtes führen. Die Übertragung des Vaccinevirus kann auch auf nicht geimpfte, an juckenden Hautkrankheiten leidende Kinder von einem anderen frisch vaccinierten Individuum aus erfolgen.
Vaccinia generalisata.
Die
Diagnose ist aus den typischen Effloreszenzen und dem Nachweis der vorangegangenen Impfung (eventuell eines der Angehörigen) ohne Schwierigkeit zu stellen.
Die
Prognose ist im allgemeinen günstig.
Sehr wichtig ist die
Prophylaxe: Kinder, welche an juckenden Hauterkrankungen leiden, dürfen vor Heilung des Hautleidens nicht geimpft werden. Alle Impfpusteln müssen mit einem Schutzverband versehen werden.
Therapie: Bei frischer Vaccinia sollte ein Versuch mit der Anwendung des Finsenschen Verfahrens, Ausschluß der chemisch wirksamen Lichtstrahlen, gemacht werden. Sind die Pusteln bereits voll entwickelt, so empfehlen sich feuchte Verbände mit Liq. Alumin. acet., Borsäure oder Resorzin 1 %, Einpinseln mit reinem Ichthyol sowie Anwendung von Ichthyolsalben.
Anm. 108. Moulage aus der k. k. Impfstoffgewinnungsanstalt in Wien (Dr. Henning).
Anm. 109. Moulage der Klinik Finger in Wien (Dr. Henning).