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Meine Wasserkur

Sebastian Kneipp, 49. Auflage 1894

 

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Krankheiten
T-W.
Von Sebastian Kneipp.

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Verbrennungen.


Ein Bauernhaus brannte nieder. Der Bauer fiel bei der Rettungsarbeit in's Feuer und verbrannte sich Gesicht und Hände derart, daß er Jedermann unkenntlich wurde. Der Arzt überlegte die Brandstellen, auch den total verwüsteten Haarboden mit mehreren Pflastern. Von den Fingern und dem halben Arm hingen Haut und Fleisch in Fetzen herunter. In halber Verzweiflung und in rasenden Schmerzen flehte der Unglückliche um den Tod, daß er doch erlöst würde. Der Arzt erklärte eine Heilung für ein Ding der Unmöglichkeit.

Der Zustand wollte, daß der zuständige Pfarrer gerade verreist war. Für ihn übte ich während dreier Tage die Pastoration in der Gemeinde aus, und dieses führte mich zu dem verunglückten Manne. Ich konnte den Jammer nicht ertragen, sann hin und her, das überaus traurige Schicksal zu erleichtern und dem jungen Verunglückten wenigstens insoweit zu helfen, daß er ruhiger sterben könne. Ich ließ all' die kleinen, steif angepappten Pflästerchen entfernen, rührte rasch mit einer Feder aus rohem Eiweiß, Leinöl und saurem Rahm einen Brei an und trug, um den Zutritt der äußeren Luft abzuschließen, diese Salbe möglichst dicht auf die leidenden Stellen auf. Darüber legte ich abgenutzte, leinene, deßhalb recht weiche, nasse Lappen und als Zudecke obendrauf, ebenfalls gut aufliegend und anschließend, ein trockenes Tuch. Nach je zwei Stunden wurde das trockene Tuch sachte weggehoben, mit einem Schwamme das nasse Tuch von Neuem schonend, aber kräftig angefeuchtet, um das Trocknen und überaus wehethuende Ankleben zu verhindern. Morgens und Abends mußte stets auch der feuchte Lappen entfernt und so schnell wie möglich zum alten Brei neuer ausgetragen werden. Kaum glaublich ist es, in welch' kurzer Zeit der Verunglückte wieder hergestellt wurde. Die erste Anwendung schon bot mir viel Trost und ließ den Hoffnungsstern von ferne leuchten; doch behielt ich's für mich. Nach einer Viertelstunde nämlich legten sich schon in etwas die fürchterlichen Schmerzen, und die drohenden Krämpfe, welche jenes bekannte unheimliche Zucken am ganzen Körper als bevorstehend ankündigte, wurden abgewendet.

Nach innen ließ ich täglich zweimal einen Löffel kühlendes Baumöl geben. Salatöl hätte dieselben Dienste gethan. Unter der luftdict abschließenden Decke bildete sich merkwürdig schnell eine frische Haut. Die streng gehandhabte Reinlichkeit - nach den ersten Leidenstagen schon wurde täglich ein paar mal mit lauem Wasser aller Eiter sorgfältig entfernt - half mitarbeiten. In 14 Tagen war der Bauer fast hergestellt. Der Arzt selbst erklärte, er halte die Heilung fast für ein Wunder. Nie hatte er an die Möglichkeit geglaubt, derlei gewaltige Brandschäden zu heilen.

Einem Dienstboten wurde von einer Camphinflamme die eine Hälfte des Oberkörpers, wie mit dem Zirkel abgemessen, so entsetzlich verbrannt, daß ein Arm, die halbe Brust und eine Seite des Kopfes nur mehr schwarze, mit gelben und rothen untermischte Brandflecken zeigten und die Haut überall weggestreift werden konnte. Der Anblick war schrecklich, und der Unglückliche litt verzweiflungsvolle Schmerzen. Genau das Verfahren wie oben rettete ihn und schenkte ihn in 4 Wochen seinem Berufe und Hausherrn wieder.
Abschluß der äußeren Luft, Feuchterhalten der aufgelegten Tücher, neues Auflegen der kühlenden Masse, große Reinlichkeit sind die Haupterfordernisse und Hauptbedingnisse zu sicherer und schneller Heilung von Brandwunden.

Als Hausmittelchen bei kleineren Brandwunden (für Köche und Köchinen ist dieses besonders wichtig) gelten in erster Linie Sauerkraut und Krautwasser. Ersteres wird frisch von der Krautstande weg auf die verbrannte Stelle gelegt und überbunden. In letzteres tauche man drei- bis viermal im Tage den überlegten Lappen und binde denselben gut zu. Sollte reines Krautwasser zu scharf sein (zu stark beißen, brennen), so verdünne man es mit gewöhnlichem Wasser. Manche geben Kartoffeln, die gerieben ausgebunden werden, manche dem Lein- oder anderem Oel, das einmal aufgetragen und mit Wollwatte luftdicht abgeschlossen wird, den Vorzug. Alle diese Mittelchen sind gut.

Eine beim Kochen beschädigte Person hatte das Unglück, mit siedendem Wasser und durch das von unten auflodernde Feuer die Hand und den Arm bis zum Ellenbogen sich zu verbrennen. Aerztliche Hilfe war als bald zur Stelle, aber trotz der sorgfältigsten Behandlung konnte nach vielen Wochen die Wunde nicht geheilt werden. Nun griff die Person zu den von mir angegebenen Mitteln, welche schon fast nach einem Tage die Schmerzen stillten und die Heilung einleiteten und allmählig herbei führten.

Die Anwendungen waren: 1) Die ganze Brandwunde wurde mit Eierklar (Eiweiß) und Oel so dick wie möglich aufgetragen und mit einem feuchten Lappen überbunden; die ersten Tage zweimal frisch wiederholt. 2) Alle Verbrandung, Säfte und Unrath wurden durch angeschwellte Heublumen ausgeleitet und aufgelaugt. Es bildeten sich bei der Heilung mehrere Geschwüre; um diese auszuleiten, wurde gekochtes foenum graecum angewendet. Mit diesen Mitteln im Wechsel wurde die Hand, die man für verloren hielt, wieder in den rechten Zustand gebracht.



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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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Rückblick
7. 5. 1967
Der argentinische Chirurg René Favaloro führt die erste ACVB-Operation (Arterio-koronarer Venen-Bypass) durch. Die dabei verwendete Vene entstammte dem Bein des Operierten. 2000 begann Favaloro Selbstmord durch einen Herzschuss.

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