Die Ureterfistel
Während die Blasen- Uterus- und Scheidenfisteln häufig durch Drucknekrose entstehen, so verdanken die Ureter-Scheidenfisteln und Ureter-Cervixfisteln ihren Ursprung gelegentlich ebenfalls einer solchen, häufiger jedoch einer instrumenteilen Verletzung, dem scherenförmigen Perforatorium oder dem schneidenden Rande des Löffels einer schlecht liegenden Geburtszange. Besonders aber gefährden gynäkologische Operationen, die vaginale, aber auch die abdominale Exstirpation des Uterus den Ureter an der Stelle, welche zwischen seiner Kreuzung mit der Arteria uterina und seiner Einmündung in die Blase liegt. Unterbindung und Anschneiden begegnete uns, die wir die Akiurgie der erweiterten abdominalen Operation beim Uteruskrebs entwickelten und ausbildeten, gelegentlich in Fällen, wo wir sie jetzt sicher vermeiden, oder wo wir die Resektion des Ureters absichtlich ausführen und von der Einpflanzung seines renalen Stumpfes in die Blase folgen lassen.
Der Ureter kann nur seitlich verletzt (seltener), kann aber auch in der ganzen Kontinuität getrennt sein.
Die Störung des fortwährenden Urinabflusses wird von der Kranken schwer empfunden. Häufig führt die Ureterfistel zu aszendierender Pyelitis und Pyelonephritis, also zu einem lebenbedrohenden Leiden. Selten kommt es, und zwar ist das nur bei partieller Läsion des Ureters der Fall, zur Spontanheilung. In manchen Fällen versiegte allmählich nach langer Zeit der unwillkürliche Urinabfluß, weil die sekundär erkrankte Niere ihre Funktion einstellte, verödete. Das ist auch nach unabsichtlichen und übersehenen Unterbindungen des Ureters bei Gelegenheit von gynäkologischen Operationen beobachtet worden.
Für die Diagnose dient als Avertissement das charakteristische Symptom, daß die Kranke über unwillkürlichen Urinabgang klagt, dabei aber auch reichlich willkürlich Urin aus der Blase entleert. Der Fistelureter entleert seinen Urin in die Scheide, der gesunde in die Blase.
Bei der Spekulumuntersuchung der Scheide findet man die Fistel in einer Nische im Scheidengewölbe. Die Sondierung des Ureters gelingt mitunter von hier aus. Gesichert wird die Diagnose durch die Cystoskopie. Dabei sieht man den Urin aus dem gesunden Ureter in die Blase sich entleeren, wogegen die Oeffnung des verletzten „tot liegt".
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