Fieber
Unter normalen Verhältnissen verläuft die Menstruation ohne Temperatursteigerung. Wenn auch eine Erhöhung um wenige Zehntel im Beginn vorkommen kann, so hält sich doch auch diese absolut in den Grenzen des Normalen, erreicht nie 38° C.
Anders ist es, wenn sich im Bereiche des Genitalapparates ein entzündlicher Prozeß abspielt. Solange dieser noch akut ist und mit einer ständigen Fiebersteigerung einhergeht, beobachtet man zur Zeit der Menstruation meist Steigerung des Fiebers. Ist der Prozeß bereits so weit abgelaufen, daß er sich auf der Temperaturkurve nicht mehr kenntlich macht, so kann man doch noch zurzeit der Menstruation Fieber beobachten.
Da durch jede menstruelle Kongestion die Resorptionsbedingungen begünstigt werden, so findet um diese Zeit Resorption von Sekretdepots aus statt, welche in der intermenstruellen Zeit bereits außerhalb des regeren vaskulären Verkehrs gegenüber dem Gesamtorganismus standen. Dieses Verhalten der Körpertemperatur, der Unterschied zwischen Menstruation und intermenstrueller Zeit ist ein wichtiges Symptom zur Beurteilung des Stadiums, in welchem sich para-, perimetrische, oophoritische und salpingitische Prozesse befinden.
Erst lange Zeit nach dem akuten Ablaufe solcher Entzündungen, erst wenn absolut kein fiebererregendes Material von ihnen mehr zurückgeblieben ist, erst wenn an ihrer Stelle sich nur Narbe und Schwiele befindet, eventuell deponiertes Sekret steril und toxinfrei ist, erst dann finden wir auch zur Zeit der Regel wieder die normale Apyrexie.
Lenhartz und Scheidemantel beobachteten prämenstruelle Temperatursteigerungen bei Pyelitis, welche bereits in das afebrile Stadium getreten war.
Kraus beobachtete bei Tuberkulosen Temperatursteigerungen bis zu 1° kurz vor der Periode, ohne daß die Genitalien Sitz von Erkrankung waren. Er mißt dieser Erscheinung diagnostische Bedeutung bei.
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