7. Das nasse Hemd.
Diese Anwendung habe ich gewählt, weil sie auch von den einfachsten Menschen mit geringer Fassungskraft nicht leicht mißverstanden werden kann.
Ein gewöhnliches Linnenhemd wird in Nasser getaucht, ordentlich ausgewunden und wie üblich angezogen. Man legt sich in's Nett auf eine ausgebreitete Wolldecke, hüllt sich gut ein oder läßt sich gut einhüllen und mit einem Federbett warm zudecken.
Ich kannte einen Herrn, welchem auch dieses Verfahren noch zu umständlich war. Er stellte sich im Hemde in eine Badewanne und ließ über das Hemd und seinen Körper eine Kanne mit Wasser gießen. Darauf ließ er sich in die Wolldecken hüllen, und er konnte von dieser "ersten und besten aller Anwendungen" nicht genug rühmen, wie sie guten Schlaf bringe, den Humor froh, den Geist geweckt und den Körper frisch mache.
In dem nassen Hemde bleibt man 1, 1,5, längstens 2 Stunden. Bezüglich seiner Wirkung habe ich die Erfahrung gemacht, daß es die Poren öffnet und wie ein gelindes Zugpflaster auszieht, daß es beruhigt, Congestionen und krampfhafte Zustände hebt, gleichmäßige Naturwärme hervorbringt und das Allgemeinbefinden des Körpers hauptsächlich wegen seiner ausgezeichneten Wirkung auf die Haut zu einem sehr guten macht. Mit sehr großem Erfolge habe ich es bei Gemüthsleiden, bei Kindern beim Veitstanz und ähnlichen Erscheinungen, besonders auch bei Hautkrankheiten angewendet. Sollten in letzteren Fällen starke Ausleitungen erzielt, Ausschläge, wie Scharlach u.s.w. hervorgelockt werden, so ließ ich das Hemd in Salzwasser oder in mit Essig vermischtes Wasser tauchen,
|