dd) Gemischte Bäder
nenne ich jene, bei denen, wenn gerade das nothwendige Quantum irgend einer dieser Heilpflanzen abgeht, die Absude von mehreren zusammengegeben werden in ein Bad. Am häufigsten habe ich so gemischt die Absude von Heublumen und Haberstroh, indem schon die Pflanzen zusammen gekocht wurden. Das Haberstrohbad wird auf diese Weise auch wohlriechender.
Bäder wären schon gut, sagt mir Einer, das weiß ich; aber die Sache kommt zu theuer und ist viel zu umständlich.
Mit Recht könnte mir derjenige meiner Leser diesen Einwand erheben, welchen ich nach Reichenhall, nach Karlsbad oder sonst einem Bade schicken, oder welchem ich etwa verordnen wollte, er solle die kleinen, schwarzen, sorgfältigst verpfropften, theuren Fichten-nadelextrakt-Flaschchen kaufen und in jedes Bad die Hälfte oder ein Dritttheil des Inhaltes gießen.
So aber hat Niemand auch nur den geringsten Grund zur Klage, zur Entschuldigung, zu einem Einwände. Der Aermste selbst kann sämmtliche Bäder mit Leichtigkeit bereiten, und er hat in jedem Falle den reinsten Extrakt, wie er ihn ächter und unverfälschter an keinem Orte bekommen kann.
Gerade für ärmere und unbemittelte Leute habe ich solche Bäder lange Zeit gesucht, damit auch sie der Wohlthat des Bades, das auf die Gesundheit vielfach so großen Einfluß übt, nicht ganz verlustig gehen müssen.
Der Reisen bedarf es dazu nicht, höchstens eines Ganges auf den Heu- oder Stroh-Speicher oder in den nahen Wald. Kosten thun die Bäder auch nur ein paar Schritte oder ein gutes Wort. Heublumen und ein Büschel Haberstroh schenkt jeder Bauer jedem Armen; keine Tanne versagt ihm ihre Zapfen und ihr grünes Reisig. Eine hölzerne Stande (Zuber, Schaff) hat doch ein Jeder unter dem Hausrathe; im Nothfalle borgt sie der Nachbar gerne.
Dieses genüge bezüglich des Kostenpunktes.
Was die Mühe, die Umständlichkeit angeht, so stelle ich einzig die Frage: ist es für dich, für deine Angehörigen weniger umständlich, wenn du wochenlang auf's Krankenlager geworfen wirst.
Oder wenn der verwahrloste, über Gebühr geschwächte und nie erfrischte, niemals neu aufgerichtete Körper langsam dahinsiecht?
Von Mühe und Arbeit kann da gar nicht die Rede sein; ich müßte es Bequemlichkeit und Trägheit nennen, wem immer es zu viel wäre, meinen allergeringsten Anforderungen zu entsprechen. Wer solche Gesinnung hegen würde, verdiente in der That gar kein solches Bad.
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