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Meine Wasserkur

Sebastian Kneipp, 49. Auflage 1894

 

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Krankheiten
A.
Von Sebastian Kneipp.

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Augen (-Katarrh).


Ein berühmter Militär- Arzt sagte mir vor ca. 35 Jahren. Der Katarrh ist ein Uebel, aus dem sich alle möglichen Krankheiten entwickeln können, wie Schleimfieber, Nervenfieber, Typhus, Ruhr, Abzehrung, Schwindsucht u.s.w. Darum härte man seine Natur gut ab, damit man bei all' den unzähligen Anlässen und Gelegenheiten, die ganz dazu angethan sind, Einem einen Katarrh anzuhängen, gesichert und gefeit sei. - Hat man einen Katarrh, so soll man nicht eher ruhen, bis er vollständig ausgeheilt ist.

Bedeutet gänzliche Erblindung soviel als Elend, so sind die verschiedenen Augenleiden immer Führer zum Elend. Die Augen gleichen kostbaren Perlen in der Schädelschale. Aber es sind ihrer nur zwei. Ein unersetzlicher Verlust ist's schon, wenn eines verloren geht. Sei darum wohl auf der Hut und hüte beide gut! Augenleiden kommen häufig schon bei kleinen Kindern vor, die wenige Wochen alt sind, bei Schulkindern noch häufiger. Wir können sagen, in jedem Alter und Geschlecht trifft man Augenleidende genug.

Meistens stammt das Leiden aus dem Körper. Bei gesunden Menschen werden alle überzähligen Flüssigkeiten im Körper durch die Transspiration (Ausdünstung), durch das Athmen und anderes ausgeschieden. Wunderbar ist das Arbeiten dieser wunderbarsten aller Maschinen. Anders kommt es, wenn der Mensch krank wird. Die Flüssigkeiten, welche der schwache Körper nicht mehr ausscheiden kann, sammeln sich an im Leibe, im Kopfe u.s.w. Was im Kopfe sich ansammelt, wählt so gerne den Ausgang durch die Augen. Die austretenden Flüssigkeiten sind scharf und ätzend, das Auge dagegen und alle Theile, die es bilden, überaus zart. Daher erklärt sich das heftige Brennen, welches der Ausgang der Flüssigkeit regelmäßig erzeugt. Das Brennen ist zugleich ein Zeichen, daß das Auge und die Gefäße im Auge von der scharfen Jauche angerissen werden. Wird ihr Austreten gehindert, so entzünden sich die Augen; sie werden oft blutroth und das schmerzhafte und geschwächte Auge kann keine Helle, kein Licht mehr ertragen. Heilung ist nur möglich, wenn die Flüssigkeit so schnell als möglich ausgeleitet wird. Das Auge an und für sich und alle seine Theile sind gesund, die Jauche allein und seine ätzenden Stoffe machen es krank.

Die einen Augenleidenden sehen schon fast nicht mehr oder nur wie durch einen Schleier oder Nebel; andere glauben, es schwirren Mücken und Fliegen vor den Augen; andere sehen Feuerbündel, wieder andere Anderes. Alle diese Uebel quellen aus derselben Giftquelle, sind Blüthen derselben Giftpflanze, rühren von demselben Giftstoffe her. Entferne diesen Giftstoff, stärke das verwundete Auge, und es ist geheilt ! Ein Beispiel möge das Gesagte klar machen.

Das kleine Mädchen Antonia, 5 Jahre alt, sieht recht blaß aus. Das Gesicht ist aufgedunsen, das ganze Aussehen krankhaft. Das Kind hat entzündete Augen und kann die Helle nicht mehr ertragen. Auch der Appetit ist nicht gut; in der Nacht schläft es nicht, es weint nur viel. Was thun? Das Kind soll täglich in ein Handtuch eingewickelt werden von unter den Armen an. Das Tuch werde zuvor in lauwarmes Wasser eingetaucht, in dem Haberstroh gesotten wurde. Das nasse wird mit einem trockenen gut umwunden. Wenn das Einwickeln zu einer Zeit geschieht, in der das Kind sonst zu schlafen pflegt, wird es bald einschlafen. Schläft es, so lasse man es ruhig bis zum Selbstaufwachen in der Umhüllung ruhen. Schläft es nicht ein, oder wacht es bald wieder auf, so soll es eine Stunde lang die Einfetschung tragen. Dieses Verfahren dauert eine Woche lang. In der zweiten Woche bereite man dem Kinde ein warmes Bad mit Absud von Haberstroh (ca. 24-26R), in dem es 15-20 Minuten bleibt. In der letzten Minute werde es mittelst einer kleinen Gießkanne mit gewöhnlichem, nicht zu kaltem Wasser schnell übergossen und sofort angezogen. Auch bei Kindern ist diese erfrischende Uebergießung nach einem warmen Bade höchst wichtig. Die kranken Stoffe werden durch das warme Bad ausgelöst und ausgeleitet; durch den kalten Guß tritt Stärkung und Schließung der Poren ein. Das Kind wird das erste mal jammern und weinen, wie Kinder thun; hat es aber die Sache einige male durchgemacht, so wird ihm unter Ermutigungen der Mutter das Besteigen der Wanne später ein Leichtes sein. Jeden zweiten oder dritten Tag werde das Bad wiederholt. Das Kind wird sich bald frischer, kräftiger, gesunder fühlen; auch das Auge wird reiner werden. Wünscht die sorgende Mutter noch ein Mittel direkt für das Auge, so nehme sie ein Stückchen Alaun, so groß wie vier Gerstenkörner, löse ihn in einem halben Schoppen Wasser auf und wasche täglich drei- bis viermal die Augen der Kleinen. Alles wird recht werden. Auch nach Entfernnng des Uebels versäume die Mutter es nicht, in der einen Woche das genesene Kind wenigstens einmal nach obiger Art zu waschen, in der anderen demselben so ein Bad zu richten.

Ist der kleine Patient nicht fünf Jahre, sondern erst fünf Wochen alt, so darf die besorgte Mutter nicht erschrecken, wenn ich denselben Wickel und dasselbe Bad auch diesem Kleinsten anempfehle.

Der kleine Anton mit vier Jahren ist skrophulös, hat Ausschlag am Kopfe, in den Haaren; auch um den Mund herum ist es nicht rein, die Augen sind entzündet. Die Mutter hat immer gemeint, das Kind sterbe; indessen es leidet, stirbt aber nicht. Die Mutter soll dem Kinde täglich vor dem Schlafengehen ein Hemdchen anziehen, das in Wasser, mit etwas Salz gemischt, eingetaucht wurde. Hernach soll sie das Kind schlafen legen und mit einer Decke gut umhüllen. Thut die Mutter dieses in der ersten Woche alle Tage, in der zweiten Woche jeden zweiten, in der dritten jeden dritten, in der vierten jeden vierten Tag, und gibt sie dem kleinen Anton noch täglich an die Kost oder in das Getränk eine kleine Messerspitze Kreidemehl , so wird der Bube gesund werden, und die Mutter wird sich ihres gesunden Kleinen freuen.

Bertha geht in die Schule, sieht aber recht leidend aus, hat fast jede Woche oder doch recht oft "böse Augen", so daß sie nicht lesen kann. Die Augen sind ganz roth und brennen heftig. Die Mutter soll dem Kinde innerhalb zehn Tagen sechsmal ein nasses Hemd anziehen, und reicht dieses Mittel nicht aus, so soll sie dem Kinde noch Bäder bereiten mit ungefähr 24R und zugegossenem Absud von Fichtenreisern, stets abschließend mit raschem kaltem Abguß. Nebenher kann als Augenwasser dienen das Aloe-Wasser (eine Messerspitze Aloe wird in ein Medizinglas gebracht und mit heißem Wasser ausgegossen), womit täglich dreimal die Augen ausgewaschen werden. Letzteres heilt das entzündete Auge und stärkt es.

Wilhelm, ein Knabe von neun Jahren, hatte Augenleiden. Er konnte nicht mehr lesen, kaum mehr ordentlich die Menschen unterscheiden; der Kleine war mehr als halb blind. Gegen 400 Mark hatten die Eltern schon für diese Augen verwendet. Nichts wollte helfen, nicht Doktor, nicht Apotheker. So verkümmert die Augen waren, so verkümmert war auch das ganze Kind: die Hände und Füße stets kalt, der Magen ohne Appetit, der Körper abgemagert, die ganze Gestalt traurig und gedrückt. Im Elende steckten nicht nur die Augen, im Elende steckte das ganze Menschlein. Blaue Brille und Führer bestätigten dieses auch nach außen hin.

In vier Monaten war Wilhelm völlig gesund am Körper sowohl wie an und in den Augen. Der Kleine mußte in der Woche zwei warme Bäder nehmen. Viermal wöchentlich ließ ich ihn ein Hemd anziehen, das in kaltes, mit etwas Salz gemischtes Wasser getaucht war. In der Umhüllung blieb er 1-1,5 Stunden lang. Dazu hieß ich den Kleinen recht fleißig im nassen Grase oder bei Regen barfuß gehen. Nach Verlauf der ersten vier Wochen nahm Wilhelm in jeder weiteren Woche drei bis vier Bäder, nur mit 15 Grad und nie länger als eine Minute mit stets folgender Bewegung. Auch dieses währte einige Wochen. Dazu wusch der Knabe täglich zweimal seine Augen mit Alaunwasser (eine Messerspitze Alaun zu einem halben Schoppen Wasser). Gleichen Schritt mit dem gesundwerdenden. neu auflebenden Körper hielten die wieder erwachenden Augen. Sie öffneten sich endlich ganz und leuchteten und strahlten zuletzt im gesunden und frischen Gesichte des Knaben, als wenn ihnen nie auch nur das Geringste gefehlt hätte.

Christine, 24 Jahre alt, sieht aus wie die Blüthe des Lebens, hat aber immer mit Augenleiden zu thun. Sie hat zu viel Blut im Kopfe, zu wenig Blut in den Füßen, deßhalb auch stets kalte Füße.

Patientin nimmt jeden zweiten Tag ein lauwarmes Fußbad mit Asche und Salz untermischt. Dieses zieht ihr das Blut vom Kopfe nach unten. Dreimal in der Woche geht sie bis unter die Arme in's kalte Wasser (Halbbad), eine halbe Minute lang. Bei der Arbeit ist sie viel barfuß. Der Blutandrang zum Kopfe nimmt ab, hört allmählig ganz auf, und das Augenleiden verschwindet.



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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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