Augentrost. (Euphrasia officinalis L.)
Zum Lohn und aus Dankbarkeit für treue Dienste haben unsere Voreltern diesem kleinen Kräutchen den schönen Namen "Augentrost" gegeben. Wenn oft kein Mittel mehr helfen wollte, spendete dieses Blümchen den Augen den letzten Trost. Ich habe dasselbe schon recht häufig gerathen und mit guten Erfolgen.
Wenn die Oehmd- (Grummet-) Ernte zur Hälfte reif ist, im August etwa, findest Du dieses Heilkräutlein fast aus jeder Wiesen Oft wächst es so zahlreich, das eigentliche Futter verdrängend, daß die Bauersleute ihm gram werden.
Sowohl die getrockneten als die zerriebenen Blätter kommen als Thee und als Pulver zur Anwendung. Mit dem Thee wäscht man täglich zwei- bis dreimal die Augen gut aus, oder man taucht in denselben kleine Fleckchen, die man über Nacht auf's Auge legt und mit einer Binde befestigt. Das Auge wird so gereinigt, geklärt, die Sehkraft gestärkt.
Nach meiner Praxis lasse ich zu gleicher Zeit die Patienten das Pulver nach innen anwenden, und zwar täglich eine Messerspitze in einem Löffel Suppe oder Wasser. Damit ist die Heilkraft des Kräutchens nicht erschöpft. Auch Magentrost könnte man es nennen. Wegen seiner angeborenen Bitterkeit gilt sein Thee als Magenbitter zu regerer Verdauung und zur Verbesserung der Magensäfte. Probire es einmal, lieber Leser; das Kräutchen wird auch bei dir mit seinem Trost nicht kargen!
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