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Lehrbuch der Gynäkologie

Otto Küstner, 4.Auflage 1910

 

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IV. ABSCHNITT.
Die Krankheiten der Tuben, Ovarien und benachbarten Gewebsabschnitte.

Kapitel XX.
Krankheiten des Peritoneums.
Von Bernhard Kroenig.

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Ileus bei adhäsiver Peritonitis


Der Mechanismus, welcher bei dem durch peritoneale Adhärenzen bedingten Ileus in Frage kommt, ist entweder die Abknickung des Darmrohres oder die innere Einklemmung. Im ersteren Falle ist das Darmrohr an der adhärenten Stelle in so spitzem Winkel umgebogen, daß die Gas- und Kotpassage unmöglich ist; im anderen Falle ist durch eine Adhäsion des Intestinums oder eines anderen Organabschnittes im Bereiche des Peritoneums oder des Netzes oder der Bauchwand eine Pforte gebildet, durch welche eine Dünndarmschlinge hindurchschlüpft und aus der Kontinuität des gesamten Darmrohres ausgeschaltet wird. Dieser Mechanismus gleicht völlig dem bei eingeklemmten Hernien.

Diejenige mechanische Ursache, welche außer den zwei genannten bei Ileus sonst noch häufig in Wirksamkeit tritt, die Achsendrehung des Mesenteriums (besonders des S Romanum und des unteren Abschnittes des Colon), kommt unabhängig von primären Adhärenzen zustande. Die Disposition wird hier meist durch ein besonders langes Mesenterium resp. Mesocolon (v. Wahl, V, Zoege-Manteuffel, Küttner) gegeben, wie es bei Menschen mit ausschließlich vegetabilischer Kost (bei ländlichen Bewohnern Rußlands, bei den Esten) besonders häufig angetroffen wird. Für das Zustandekommen dieses Mechanismus ist eine, und zwar bedeutende Mobilität des betreffenden Darmabschnittes Conditio sine qua non.

Ferner fallen außerhalb des Rahmens dieses Kapitels diejenigen Formen des Ileus, welche Folge der Invagination sind, endlich diejenigen, für welche die genetische Auffassung einer reinen Darmlähmung (Stumpf) gewonnen wurde (Embolie und Thrombose der Mesenterialgefäße(Deckakt)), wozu ich bemerken möchte, daß derartige Fälle in ihrer differentialdiagnostischen Bedeutung gegenüber der Sepsis einer ganz besonderen Würdigung bedürftig sind.

Bei den Formen der Kanalisationsstörungen des Darmes, welche die Folge von peritonealen Adhärenzen sind, stellt sich als notwendige Konsequenz die Darmlähmung ein, mehr weniger plötzlich und in ausgesprochener Weise bei der inneren Inkarzeration. Hier ist sie vorwiegend das Resultat der Zirkulationsstörung in der abgeklemmten Schlinge, hier kommt es bald zu venöser Stase, schließlich zu umfänglicher Nekrose im Bereiche des abgeklemmten Darmabschnitts.

Handelt es sich nur um Abknickung, so betrifft die Darmlähmung nur den zuführenden Schenkel des Darmstückes, und zwar als Folge der Kot- und Gasstase; dasselbe ätiologische Moment trifft auch außerdem für den abführenden Schenkel bei innerer Inkarzeration zu.

In beiden Fällen ist die Darmlähmung der die terminalen Erscheinungen vermittelnde Faktor. Mangelhafte Funktion, Durchlässigkeit der Darmwand für Darmmikroben und Toxine, Peritonitis, Sepsis.

Da in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle die peritonealen Adhäsionen Folgen von Operationen im Peritonealraum sind, so entwickeln sich die Symptome des Ileus meist im Anschluß an solche. Meist sind die Operierten noch nicht aus der Behandlung entlassen. In manchen Fällen war die Konvaleszenz nicht völlig ungestört verlaufen. Fieberexacerbationen, wenn auch oft nur unbedeutenden Charakters, hatten die Beteiligung von Keimwirkung gekennzeichnet. Häufig aber auch wies die Konvaleszenzkurve nicht die geringsten Spitzen auf, sie entsprach einem Verlaufe, wie er bei ungestörter Genesung beobachtet wird. Der Abgang von Flatus war entweder bereits ungestört von statten gegangen oder hatte sich von Anfang an schon etwas verspätet, kam nach einiger Zeit wieder vollständig ins Stocken. Ohne daß überhaupt oder jetzt von neuem peritonitische Erscheinungen mit Fiebersteigerungen auftraten, sistiert dann der Abgang von Flatus völlig. Ebenso kann es sich mit der Defäkation verhalten, schließlich enthält die Ampulla recti k
eine Spur von Faeces oder nur wenige, kaum fäkulent gefärbte Bröckel. Die Kranken beginnen, die gestörte Kanalisation des Darmes als unbequeme Völle im Leibe zu verspüren; es beginnt ein lästiges Aufstoßen; Ingesta fangen an erbrochen zu werden. Das Abdomen wird aufgetrieben, bei mageren Bauchdecken projiziert sich die geblähte aufsteigende Schlinge mehr oder weniger deutlich. Doch kann eine geschärfte Beobachtung auch durch fette Bauchdecken hindurch erkennen, daß es sich zunächst durchaus nicht um allgemeinen Meteorismus, sondern nur um die Auftreibung eines größeren oder geringeren Abschnittes des Darmtraktus handelt. Dabei beginnt der Puls an Frequenz zuzunehmen, er wird kleiner, seine Welle niedriger. Die Atmung wird frequenter; die Gesichtsfarbe wird livid, die Augen fallen ein, der Gesichtsausdruck gewinnt einen ängstlichen Charakter.

Von diesem wie von jedem früheren Stadium aus kann noch durch einen glücklichen Zufall das mechanische Hindernis in der gestörten Darmkanalisation gehoben werden, sei es daß die ausschlaggebende Adhäsion, weil wenig fest und wenig umfänglich, gesprengt oder daß sie genügend gedehnt wird; dann entleeren sich Darmgase, später fäkulenter Darminhalt. Jedoch kann im allgemeinen auf ein derartiges glückliches Ereignis ohne therapeutische Intervention nicht gerechnet werden; man muß also die Prognose bei eintretenden Erscheinungen von Ileus als äußerst dubia ad malam vergens bezeichnen.


Fig.261. Hohlsondenartiger Brennhaken zum Gebrauch beim Durchbrennen von Adhäsionen in der Tiefe des Abdomen nach KÜSTNER. 3/4 mit. Gr.

Die Diagnose ist bei ausgesprochenem Symptomenkomplex nicht schwer; die Würdigung dieses genügt völlig. Der Indikannachweis im Urin ist nicht, wie man früher glaubte, verwertbar. Schwierigkeiten können nur insoweit bestehen, als gerade bei postoperativen Kanalisationsstörungen der Ausschluß gegenüber einem noch floriden peritonitischen Prozeß erbracht werden muß. Trat der Ileus Wochen nach sonst ungestörter Konvaleszenz auf, so ist die Adhäsionsbildung das einzige Pathologische und Korrekturbedürftige. Anders, wenn der Verlauf fieberhaft war, mehr oder weniger ausgesprochene Erscheinungen von Peritonitis, Temperatursteigerungen, Empfindlichkeit des Abdomens von Hause aus bestanden; dann ist die Darmlähmung zum mindesten als Teilerscheinung des peritonitischen Prozesses aufzufassen, wenn ja auch die peritoneale Verlötung einen oft beträchtlichen Anteil an der Kanalisationsstörung hat.


Fig.262. Oberes Ende des Küstnerschen Faquelin - Apparates zum aseptischen Gebrauch des Glüheisens. Der Paquelin wird mit der sterilisierten Zange gefaßt und ruht, während er nicht gebraucht wird auf einer Gabel, wie die Figur zeigt, welche sich winklig abgebogen und verschieden hoch stellbar an einem feststehenden Stativ befindet. 1/3 nat. Gr.





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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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6. 5. 1777
Gottlieb Wolstein wird erster Direktor der weltweit ersten öffentlichen Veterinärmedizinischen Universität, dem Kayserlich-Königlichen Thierspital in Wien.

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