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Lehrbuch der Gynäkologie

Otto Küstner, 4.Auflage 1910

 

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V. ABSCHNITT.
Die Krankheiten der Harnröhre und Blase.

Kapitel XXI.
Blasenscheiden- und Blasenuterusfisteln.
Von Otto Küstner.

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Die Colpocleisis


Die Colpocleisis, operative Obliteration der Vagina, ist ein Notbehelf, zu welchem man nur ungern seine Zuflucht nimmt. Die Konsequenzen dieser Operation sind trüber Natur; dennoch unter Umständen günstiger, als die Folgen des die Indikation abgebenden Leidens.

Die Impotentia coeundi ist dasjenige, was von den Kranken, falls sie noch jung und verheiratet sind, zunächst am schmerzlichsten empfunden wird. Jedoch ist dafür bald Trost gefunden. Liegt der künstliche Verschluß der Scheide nicht allzu weit draußen, so bildet sich bald unter den Bemühungen des Ehemannes ein Blindsack aus, welcher dann später mäßigen Ansprüchen genügen kann.

Die schlimmere Konsequenz der Colpocleisis ist die Bildung von Harnsteinkonkrementen. Um die Schleimklümpchen, welche sich im Scheidenrudiment vorfinden oder sich dort bilden, um kleinere oder größere Blutkoagula, welche, wenn die Menstruation nicht zessieren sollte, ebenfalls in den Buchten und Nischen des komplizierten Harnreservoirs sich verlieren, lagern sich Harnsalze ab; diese Konkretionen können dann mit großer Geschwindigkeit lawinenartig wachsen. Ich habe schon wenige Monate nach der Colpocleisis beträchtliche Steine gefunden, und schon nach l,5 Jahren so große, daß behufs Ausräumung die blutige Eröffnung des Harnreservoirs vorgenommen werden mußte.

Andererseits aber kenne ich auch Kranke, welche viele Jahre sich mit der Colpocleisis äußerst wohl befunden haben. Der Steinbildung ist durch periodische Ausspülungen des Harnreservoirs und durch Verabreichen von Mitteln, welche die Azidität des Urins unterhalten, vorzubeugen.

Indiziert ist die Colpocleisis in den Fällen, wo alle oben genannten Methoden, die Fistel zu schließen, im Stiche lassen, unter der Bedingung, daß von der Urethra noch genügend Schließmuskelapparat vorhanden ist.

Je gewandter und geübter ein Operateur ist, um so seltener wird er zu diesem operativen Notbehelf sich veranlaßt sehen. Ja ich möchte fast glauben, daß ihn unsere verbesserte Methodik der Fisteloperation völlig überflüssig macht. Ich habe seit 12 Jahren keine Colpocleisis wegen einer Fistel mehr zu machen brauchen.

Man macht die Operation so, daß man, etwa 1-2 cm hinter der Harnröhrenöffnung beginnend, einen 1 cm hohen oder etwas höheren Ring in der Scheide anfrischt. Der unterste Rand des Ringes liegt etwa in der Höhe der Hymenreste. Dann vereinigt man im wesentlichen in sagittaler Richtung, nur läßt man kurz unterhalb der Harnröhrenöffnung die bis dahin einfache Nahtlinie gabelig auseinandergehen, weil man damit der natürlichen Adaptionsfähigkeit der Gewebe am meisten Rechnung trägt, auf diese Weise die Columna rugarum anterior gewissermaßen umgreift. So vermeidet man die an dieser Stelle sonst leicht zustande kommenden Dehiszenzen der Plastik, mithin das Ausbleiben des Resultats.

Partizipiert an maximaler Fistel auch der größte Teil der Urethra, sind von dieser nur 1-2 cm erhalten, so kann auch die Colpocleisis den unwillkürlichen Urinabgang nicht hindern. Für diese desolaten Fälle bleibt nur übrig, Vulva und Urethra total zu verschließen, nachdem man hart über dem Sphincter ani eine querverlaufende Rectumscheidenfistel gebildet hat; auf diese Weise wird die Willkür der Urinentleerung in den Dienst des Musculus sphincter ani gestellt (Colpocleisis rectalis). Es fehlt nicht an absprechenden Urteilen über die Leistungsfähigkeit dieser Operation. Dennoch schafft sie den schwergeprüften Kranken mitunter ein besseres Los, als ihnen ohne sie beschieden ist. So ist sie, darin stimme ich mit Fritsch überein, unter den genannten Verhältnissen mitunter nicht zu umgehen; eine muskeltätige Urethra ist eben nicht zu konstruieren, wenn sie durch Nekrose zum Wegfall gekommen ist, und so bin auch ich in einer Reihe von Fällen genötigt gewesen, diese Operation zu machen.


Fig.287. Troikart zur infrasymphysären Blasendrainage. Der Troikart wird hart unter dem Lig. arcuatum eingestochen, dann wird das Stilett herausgezogen, die Kanüle liegen gelassen. Sie hält sieh durch die eichelartige Anschwellung von selbst; ihr herausragendes Ende wird mit einem Gummischlauch armiert.




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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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