Gangraena diabetica.
Tafel 19, Fig. 28.
Gangraena diabetica
Von den bei Diabetes vorkommenden Hauterkrankungen, die teils auf Störungen des Stoffwechsels zurückzuführen sind, wie Ekzeme, Urticaria, Purpura, teils auf Reizungen durch den zuckerhaltigen Urin, vielfach im Zusammenhang mit sekundären Infektionen beruhen, - Pruritus vulvae, Impetigo, Furunkulose -, ist die wichtigste die Gangraena diabetica, bei deren Entstehung wohl hauptsächlich die durch die gestörte Ernährung verminderte Widerstandsfähigkeit der Gewebe gegenüber Infektionen in Betracht kommt.
Oft im Anschluß an Kratzeffekte und sonstige unbedeutende Verletzungen kommt es meistens an den unteren Extremitäten, besonders an den Zehen unter livider Verfärbung und Blasenbildung zu vereinzelten oder multiplen, tiefgehenden gangränösen Geschwüren, die große Tendenz zu rapidem Fortschreiten nach oben zeigen, wobei nicht selten der Exitus unter den Erscheinungen allgemeiner Sepsis eintritt; gelegentlich breitet sich die Gangrän unter der Bildung serpiginös aufschießender Blasen aus, während in anderen Fällen der Prozeß ähnlich dem Malum perforans lokalisiert bleibt.
Die
Diagnose wird, abgesehen von der zu grunde liegenden Allgemeinerkrankung, hauptsächlich aus dem Beginn der Erkrankung an jeder beliebigen Stelle des Fußes oder der Zehen zu stellen sein, während die ähnliche senile Gangrän stets am, Ende der Zehen auftritt.
Die
Prognose hängt zum Teil von der Schwere des Diabetes ab; hoher Zuckergehalt und Acetonurie geben eine wenig günstige Prognose. Bei oberflächlicher und umschriebener Gangrän kann Heilung eintreten; rascheres Fortschreiten, besonders auf den Unterschenkel führt meist zum Exitus.
Therapie. In erster Reihe ist der Prophylaxe große Aufmerksamkeit zu schenken. Bei Diabetikern müssen Hauterkrankungen, wie Ekzeme stets sorgfältig behandelt und Verletzungen der Epidermis nach Möglichkeit vermieden werden. Selbstverständlich muß das Grundübel durch Diät etc. bekämpft werden. Beim Beginn einer Gangrän sind antiseptische Lösungen, besonders Carbolsäure nur mit größter Vorsicht anzuwenden. Die besten Erfolge gibt ein möglichst frühzeitiges chirurgisches Eingreifen.
Anm. 28. Moulage der Neisserschen Klinik in Breslau (Kröner).