Lichen simplex chronicus Vidal.
Tafel 57, Fig. 93.
Lichen simplex chronicus (Vidal).
Am Nacken, den inneren Oberschenkelflächen, Knie- und Ellenbeugen sowie in der Crena ani, seltener an den seitlichen Flächen des Abdomens lokalisiert sich die als
Lichen simplex chronicus Vidal (Neurodermitis Brocq, Dermatitis lichenoides pruriens) bezeichnete chronische Hautaffektion, die von den eigentlichen Lichenformen zu trennen ist. An Stellen, die zunächst wenig oder gar keine Veränderung zeigen, tritt heftiges Jucken auf, so daß die Patienten zum Kratzen genötigt sind und dadurch schließlich ein Krankheitsbild hervorrufen, welches auf dem Höhepunkt einen zentralen lichenifizierten grauen bis graubraunen inneren Teil mit einer umgebenden helleren Zone aufweist, in der sich mehr oder minder zahlreiche kleine, wenig schuppende, meist zerkratzte lichenartige Knötchen vorfinden. Das Leiden ist ungemein chronisch und findet sich häufiger bei Frauen als bei Männern. Die
Diagnose vollentwickelter Fälle ist meist ohne Schwierigkeit aus der Lokalisation, dem chronischen Verlauf und dem Fehlen hochgradiger entzündlicher Erscheinungen und typischer Lichenknötchen zu stellen. In zweifelhaften Fällen entscheidet der Erfolg, resp. die Erfolglosigkeit der Arsenbehandlung. Die
Therapie des quälenden Leidens wird am besten in der Anwendung von Teer- oder Chrysarobinsalben bestehen. Der Juckreiz wird durch Auflegen eines gut klebenden Salizylseifenpflasters oder durch Zinkleimverband beseitigt; auch Skarifikationen sind, besonders bei stark infiltrierten Plaques, von Erfolg begleitet. Die Allgemeinbehandlung mit Arsen ist dabei wirkungslos, dagegen nützt Röntgenbehandlung in vielen Fällen.
Anm. 93. Moulage der Neisserschen Klinik in Breslau (Kröner).