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Meine Wasserkur

Sebastian Kneipp, 49. Auflage 1894

 

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Apotheke-Heilmittel
Heilmittel V bis Z
Von Sebastian Kneipp.

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Wühlhuber I.



Vor 40, 50 Jahren noch war es Mode, zu einer genau bestimmten Zeit Ader zu lassen. zu einem anderen, im Kalender gewissenhaft notirten Termine (ein gewisses Mondviertel) die jährlichen oder halbjährlichen Laxiere einzunehmen. Wie doch die Zeiten und die Ansichten und die Menschen, welche die letzteren bilden, wechseln!

Noch heutzutage lassen sich viele Leute den Glauben nicht nehmen, daß von Zeit zu Zeit der Magen einer gründlichen Musterung und Ausräumung bedürfe.

Man möchte lächeln, wenn es nicht manchmal allen Ernstes zum Weinen wäre. Fürwahr, wenn man normalen, einsacken, gesunden Sinnes ist und zuweilen an die Lebensweise gewisser Menschen, fast fühle ich mich versucht zu sagen ganzer Gesellschaftsklassen denkt und an die Speisen und Getränke, welche sie genießen, dann in der That ist obiger Glaube nicht unbegründet.

Könnte der entsetzlich geplagte und sündhaft überangestrengte (weil überfüllte) Magen einen Laut von sich geben, er würde ausschreien und um Hilfe rufen gegen derlei unvernünftige und frevle Uebelthäter. So aber muß er Alles selbst "verschlucken" und dabei freilich nicht verdorben, sondern elendiglich zu Grunde gerichtet werden. Für's Erste also bin ich für eine vernünftige Lebensweise, für menschenwürdige Behandlung des Arbeiters, der für alle weitere Arbeit die unentbehrlichen Fundamente legt. So allein wird und kann dieser treue und fleißige Arbeiter selbst, der Magen, gesund bleiben.

Sollte unversehens - das kann ja passiren - auch ihm ein Unfall geschehen, so bin ich durchaus gegen alles drastische (zu starke) Lavieren und verwerfe alle heftig wirkenden Laxiermittel, sie mögen heißen, wie Sie wollen.

Unter Laxvieren versteht man doch wohl nichts Anderes, als unbeschadet der Gesundheit und Körperkraft reichlicheren, ergiebigeren Stuhlgang hervorzubringen suchen. Dieses aber kann in ganz anderer, in so einfacher und unschädlicher Weise geschehen, daß die verwendeten unschuldigen Pflanzenmittel den Magen nicht gleichsam als Feind angreifen, sondern als treue Freunde mit dem Freund Arm in Arm gehen, ihn heben und Stützen, zur selbsteigenen Thätigkeit, zur eigenen Kraft, zu den eigenen Mitteln (Magensäften) ihm lediglich ihre Hilfe und Hilfsmittel anbieten und leihen. Recht lange Zeit habe ich unter den verschiedensten Pflanzen diejenigen herausgesucht, die bei der trefflichsten Sonder- oder Einzelwirkung doch nur viribus unitis, mit vereinten Kräften, dem Magen wirksam helfen, d.h. die zur selben Zeit, zu welcher sie ihn durch gründliche Auflösung und Ausleitung alles verdorbenen Inhaltes schwachen müssen, ihn zugleich so stärken, daß er nicht nur keine Stunde die Arbeit einstellt, sondern nicht einmal mit Brummen und Murren arbeitet.

Die Mittelchen und deren Mischung denke ich gefunden zu haben. Die beiden Thee-Arten sollen kein Geheimniß sein. Ich wünsche, daß im Gegentheile recht Viele zu ihrem Nutzen sie gebrauchen und zur Linderung der Leiden Anderer sie bereiten.

Das Kindlein wurde wiederum von fremder Seite, nicht von mir getauft. Ein Herr, dem dieser Thee die Magenuhr wieder auszog und regulierte, benannte ihn "Wühlhuber". Ich hatte an diesem Namen nichts auszusetzen und zu ändern. Seitdem hat er vielen Hunderten wacker beigestanden, und er könnte

Manches erzählen; denn in großen Quantitäten ist er zu wiederholten malen gewandert bis in die Schweiz, bis nach Ungarn.

Die zwei Rezepte für den Wühlhuber sind folgende:

Man nehme zwei Eßlöffel gemahlenen Fenchel, zwei Eßlöffel zerquetschte Wachholderbeeren, einen Eßlöffel Foenum graecum. einen Eßlöffel Aloepulver. Das Ganze werde gut gemischt und in einer Schachtel an trockenem Orte ausbewahrt. Das Mittel wirkt erst nach 12 bis 30 Stunden. Man nimmt den Thee, d.i. eine kleine Tasse desselben, gewöhnlich Abends vor dem Schlafengehen. Zur Tasse genügt ein Kaffeelöffel der Mischung, welche während einer Viertelstunde gesoten, dann abgegossen und kalt oder warm, mit oder ohne Zucker getrunken wird.

Kräftige Naturen können zwei Tage nacheinander eine Tasse Wühlhuber trinken.

Schwächere Patienten thun besser, die eine Tasse aus zwei bis drei Tage zu verteilen, so daß sie jeden Abend vier bis sechs Eßlöffel voll wie Medizin einnehmen. Ohne Beschwerden zu verspüren, werden sie den Suchenden im Inneren forschen, untersuchen, zusammentreiben, "wühlen" hören.

Bei Manchen, die den Thee gebrauchen, wird derselbe absolut keine Resultate zu Tage fördern, obwohl sie im Innern seine emsige Arbeit spüren. Die Polizei sucht, findet aber manchmal keine Diebe. Der Wühlhuber sucht; wo aber nichts zu finden und zu entfernen ist, da läßt er alles Andere in Ruhe und erzeugt so nicht jene großen und beklagenswerten Schwächen, die dem Abführen sonst stets auf dem Fuße folgen.

Wie auf den Stuhlgang, so wirkt dieser Thee auf den Urin. Selbst große Verschleimungen auf der Brust leitet er aus.

Mir kamen Fälle vor, in denen der Wühlhuber nach langwierigen, schwer zu stillenden Diarrhöen den letzten Rest der Unreinigkeiten entfernte, und auf die innere Revolution sofort der tiefste und dauerndste Frieden folgte. Eine kleine Tasse, wahrend des Tages in drei Portionen getrunken, reicht vollkommen aus




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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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