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Meine Wasserkur

Sebastian Kneipp, 49. Auflage 1894

 

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Wasser-Anwendungen
Wickelung
Von Sebastian Kneipp.

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5. Der Unterwickel


führt seinen Namen aus dem Grunde, weil er hauptsächlich gegen Gebrechen des Unterleibes und der Füße gerichtet und deßhalb der speziell dem Unterleibe zugedachte Wickel ist. Er beginnt unter den Armen und reicht hinunter bis über die Fußspitzen. Der oberste Theil des Oberkörpers, die Schultern mit den Armen, die frei bleiben, sind unberührt und müssen, wenn der Behandelte zu Bette liegt, gut mit dem Hemde, besser noch mit wärmerer Bekleidung bedeckt werden, daß von oben her nicht etwa Luft eindringe. Der Unterwickel wird also bereitet und genommen: Auf das die Matratze oder den Strohsack bedeckende Leintuch wird der Lange nach eine möglichst breite Wolldecke ausgebreitet. Das zum Wickel bestimmte Linnen soll so groß sein, daß es zum Mindesten zweimal, in manchen Fällen 3 — 4 mal um den Körper und bis über die Fußspitzen hinaus reicht (2—3—4fache "Fätschung"). Man nimmt es am besten doppelt gefaltet, taucht es in kaltes Wasser, windet es aus, so daß es nicht mehr triefet, und legt es in Form eines Rechteckes
auf den bereit liegenden Wollteppich in's Bett. Auf der nassen Unterlage nun nimmt man Platz, schlägt sie rechts und links ein, aber so, daß Naß über Naß geht und keine Stelle des Unterleibes unbedeckt bleibt. Darüber wird die unter dem nassen Linnen gebreitete Wolldecke als schützende und luftabschließende Hülle zusammengezogen und das Ganze mit dem Federbett sorgfältig zugedeckt. Die Füße werden meistens noch eine Extrazudecke erfordern. (s. Abbildung.)

Anwendung des Unterwickel


Die Sache ist nicht so verwickelt, wie es beim Lesen erscheinen könnte. Der ganze Hergang kann dadurch erleichtert werden, daß der Behandelte außer Bett, vielleicht mit Badehosen bekleidet, den nassen Wickel vorschriftsmäßig um sich hüllt und sich derart eingehüllt auf die ausgebreitete Wolldecke legt. Jetzt kann ihm, damit Alles rasch, ohne Verzug geschieht, daß er möglichst geringe Zeit der Luft ausgesetzt ist, leicht Jemand behilflich sein, d. i. den nass«, Wickel etwas glätten, zurecht legen, die Ränder anschließend machen, besser über einander legen, den Patienten endlich sorglich zudecken.

Freilich ist die Sache stets etwas umständlich, doch, wie mir scheinen will, einfacher und leichter als ein Umwickeln mit eigens dazu bereiteten Binden, welche ich bei größeren und den grüßten Wickeln nie verwende.

Bei einiger Praxis ergibt sich ein Vortheil nach dem andern. Ich kenne Viele, die ohne Mühe und in kürzester Zeit (das ist eine Hauptsache) sämmtliche größeren Wickel sich selbst allein zu bereiten und umzulegen wissen.

Hier schon möge eine Bemerkung Platz finden, die Manchen, das beim Lesen empfundene Schauern oder Kaltüberrieseln nehmen wird.

Wer die Furcht vor dem kalten Wasser nicht überwinden kann, wer wenig Naturwärme, zartere Nerven u.s.w. hat, tauche den Wickel ganz ruhig in heißes Wasser ein.

Schwächlichen, gebrechlichen, blutarmen, namentlich älteren Leuten mache ich diese Eintauchung nicht gerade zur strengen Vorschrift, gebe ihr aber stets den Vorzug,

Die Anwendung des Unterwickels dauert 1 1/2, manchmal 2 Stunden, Das anfängliche Kältegefühl wird bald einer angenehmen Wärme weichen.

Einfache, arme Land- und Bauersleute können diese ganze Geschichte viel einfacher haben. Sie suchen sich einen alten, ziemlich abgenützten, deßhalb weniger steifen Getreidesack aus, tauchen denselben in's Wasser, winden ihn ordentlich aus und schlüpfen dann bis unter die Arme in den Sack, gleich als wenn sie die Hosen anziehen würden. In dieser altmodischen Tracht legen sie sich auf die ausgebreitete Wolldecke in's Bett und wickeln sich in diese und das Federbett tüchtig ein. Hunderte haben diese Art von "Sackjucken" probirt. Schäme dich nicht, der Sack wird auch dir recht wohl bekommen!

Die Wirkung des Unter Wickels, welcher stets mit anderen Anwendungen verbunden wird, ist verschieden: wärmend, auflösend und ausleitend. Er übt diese Wirkung, wie bereits gesagt wurde, vornehmlich aus auf den Unterleib. Bei Fußgeschwülsten, rheumatischen und gichtischen Zuständen, bei Nierenleiden, Blähungen, Krämpfen u.s.w. wird er regelmäßig zur Mithilfe beigezogen werden.

Anstatt des einfachen kalten oder warmen Wassers verwende ich sehr häufig zum Eintauchen die Absude von Heublumen, saurem Heu, Haberstroh, Fichtenreisern. Das saure Heu gilt als Ersatzmittel für Heublumen; beide dienen bei Harnbeschwerden und in untergeordneter Weise bei Gries- und Steinleiden.

Absud von Haberstroh hat sich jederzeit bewährt bei der Gicht, bei Gries- und Steinleiden, Absud von Fichtenreisern bei schwächlichen Naturen zur Ausleitung von Gasen und zur Beseitigung der verschiedensten krampfhaften Zustände im Unterleib.



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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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26. 4. 1829
Geburtsdatum des Chirurgen Christian A.T.B. Billroth, der sich mit den von ihm entwickelten Magenoperationen verewigte (Billroth-I- und -II-Operation). Außerdem entwickelte der operative Techniken zur Kehlkopfentfernung und transvaginalen Uterusentfernung (Hysterektomie).

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