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Hygiene des Geschlechtslebens

Max von Gruber, Bücherei der Gesundheitspflege Band 13, 5. Auflage, Stuttgart 1912

 

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Kapitel 3: Die Geschlechtsorgane.
Von Professor Dr. Max von Gruber.


3. Kapitel: Die Geschlechtsorgane.



Die Keime werden in besonderen Drüsen gebildet und abgesondert; die Samenkörperchen oder Spermatozoen in den beiden Hoden des Mannes, die Eier in den beiden Eierstöcken der Frau. Diese Keimdrüsen sind die wichtigsten Teile des ganzen Geschlechtsapparates; sie bestimmen den Geschlechtscharakter. Die übrigen Teile sind dazu bestimmt, die beiden Keimstoffe zusammenzubringen; bei der Frau außerdem dazu, dem befruchteten Keime eine Stätte der Entwicklung und des Wachstums zu gewähren und der Ernährung des Neugeborenen zu dienen.

Der männliche Zeugungs- und Begattungsapparat besteht aus den Hoden, den Nebenhoden, den Samenleitern, den Samenblasen (oder Blasendrüsen), der Vorsteherdrüse, den Cowperschen Drüsen und dem Zeugungsgliede. Alle Teile bis auf Vorsteherdrüse und Zeugungsglied sind paarig.

Der weibliche Geschlechtsapparat besteht aus den beiden Eierstöcken, den beiden Eileitern, aus der Gebärmutter, der Scheide, den Bartholinischen Drüsen, den äußeren Geschlechtsteilen und den Brüsten.

Trotz aller Verschiedenheit im Baue und in der Lage - die männlichen Geschlechtsteile liegen zum größten Teile außerhalb der Leibeshöhlen, die weiblichen innerhalb -läßt sich nachweisen, daß beide Geschlechtsapparate aus einer ursprünglich gleichartigen Anlage durch verschiedenartige Entwicklung hervorgehen.

Die Hoden mit den Nebenhoden haben die Gestalt eines von vorne und hinten etwas plattgedrückten Eies. Sie sind beim erwachsenen Manne etwa 5 cm lang, 3 cm breit und 2,5 cm dick, jeder wiegt etwa 16 g. Sie hängen am Samenstrange und sind mit mehreren häutigen Hüllen versehen. Sie stecken im Hodensacke, der durch eine Scheidewand in zwei Hälften, eine rechte und eine linke, geteilt ist. Die Lage der Scheidewand ist außen durch die Naht, die von vorne nach hinten über den Hodensack wegläuft, bezeichnet.

Bei der mikroskopischen Untersuchung läßt sich erkennen, daß der ganze Hoden aus Knäueln von langen Schläuchen besteht, in deren Wänden sich eigentümliche Drüsenzellen, die Samenmutterzellen, befinden, welche die Spermatozoen liefern. Nach ungefährer Schätzung sind diese Drüsenschläuche des Hodens zusammen 500 bis 600 m lang. An einem Ende sind sie blind; das andere findet seine Fortsetzung zunächst im Nebenhoden, dann im Samenleiter.

Der Samenleiter bildet zusammen mit den Blutund Lymphgefäßen und den Nerven des Hodens den Samenstrang, an dem der Hoden hängt und der im sogenannten Leistenkanale die Bauchwand durchsetzt. Im Bauchraume ziehen die Samenleiter um die Harnblase herum zum Blasengrunde, wo sie schließlich in die Harnröhre münden. Die Wand der Samenleiter wird hauptsächlich aus einer dicken Schicht von Ring- und Längsmuskeln gebildet, die sich wurmartig zusammenziehen können.

Dort, wo die Samenleiter in die Harnröhre münden, unter dem Grunde der Harnblase, liegen die zwei Blasendrüsen oder Samenblasen und die Vorsteherdrüse oder Prostata. Alle drei Drüsen sondern Flüssigkeiten ab, die zusammen mit dem Samen entleert werden und dazu dienen, den Spermatozoen ihre Bewegungsfähigkeit und dadurch ihre Befruchtungsfähigkeit zu erhalten. Die Vorsteherdrüse, welche etwa die Größe und die Gestalt erinr Kastanie hat, wird von der Harnröhre, dem Abflußrohre der Harnblase durchbohrt.

An der Harnröhre unterscheidet man drei Abschnitte. Der oberste heißt "Vorsteherteil", weil er von der Vorsteherdrüse umschlossen ist, dann kommt der "häutige Teil", in dessen Wand sich kräftige Ringmuskeln befinden, und endlich der Gliedteil, welcher aus dem Körper herausragt, während die beiden anderen Teile im Körper verborgen sind. Dort, wo der Gliedteil beginnt, münden in die Harnröhre noch die Ausführungsgänge zweier etwa erbsengroßer Drüsen, der Cowperschen Drüsen.

Der Gliedteil der Harnröhre ist dadurch ausgezeichnet, daß er von drei sog. Schwellkörpern umgeben ist. Man unterscheidet zwei Schwellkörper des Gliedes und einen Schwellkörper der Harnröhre. Die drei Schwellkörper zusammen bilden das Begattungsglied oder männliche Glied. Die Schwellkörper des Gliedes liegen nebeneinander an der Ober-(Vorder-)seite des Gliedes, die Harnröhre mit ihrem Schwellkörper verläuft an ihrer Unter(Hinter-)seite in der Längsfurche zwischen ihnen. Die Schwellkörper des Gliedes sind walzenförmige Gebilde, deren inneren Bau man sich ähnlich dem eines Badeschwammes vorstellen mag. Ein Netz- und Fachwerk aus Bindegewebe umschließt zahlreiche Hohlräume. die untereinander und mit den Schlagadern und Blutadern in offener Verbindung stehen und stets mehr oder weniger von Blut durchströmt werden. Ganz ähnlich wie die Schwellkörper des Gliedes ist auch der Schwellkörper der Harnröhre eingerichtet, welcher wie der Mantel eines Mantelrohres die Harnröhre umhüllt. Dieser Schwellkörper hat hinten, wo der häutige Teil der Harnröhre in ihn eintritt, eine Anschwellung, die sog. Zwiebel und geht vorne in die Eichel über, welche über das vordere Ende der Schwellkörper des Gliedes kappenartig übergestülpt ist. Die sog. Zwiebel des Schwellkörpers der Harnröhre und ebenso die hinteren Enden der Schwellkörper des Gliedes sind an der Unterseite von kräftigen Muskeln umschlossen, welche willkürlich bewegt werden können. Auf der Kuppe der Eichel mündet die Harnröhre als Schlitz mit einer rechten und linken Lippe. Der Rand der Eichel ist wulstig verdickt und durch eine tiefe Furche gegen die Schwellkörper des Gliedes abgesetzt.

Jm gewöhnlichen Zustande hängt das Glied schlaff nach abwärts. Wenn sich aber die Schwellkörper stärker mit Blut füllen, dann streckt sich das Glied und richtet sich auf. Es nimmt dabei bedeutend an Größe zu und wird infolge der prallen Füllung der Schwellkörper mit Blut sehr steif und hart. Dabei entblößt sich beim Geschlechtsreifen die Eichel, die für gewöhnlich von der Vorhaut, einer Falte der leicht verschiebbaren Oberhaut des Gliedes, bedeckt ist. Die Vorhaut ist durch das Bändchen an der Unterseite des Gliedes mit der Eichel verwachsen. Zwischen Vorhaut und Eichel sammelt sich das sog. Smegma an, eine käseartig riechende, fettige Masse, welche von Drüsen am Eichelwulst abgesondert wird.

Bei der Frau entsprechen den Hoden die Eierstöcke. Sie haben eine ähnliche Gestalt wie jene, sind aber kleiner. Jeder Eierstock wiegt nur etwa 6g. Sie bestehen aus einem Gerüstwerk, in dem Tausende (zirka 70000) von winzig kleinen Bläschen liegen, die sog. Graafschen Follikel. Jn den Graafschen Follikeln entwickeln sich die Eier, in jedem Follikel eines. Es werden jedoch nur etwa 400 von den vielen Tausenden während des ganzen Lebens reif. Wenn es zur Entwicklung eines Eies kommt, dann schwillt der Graafsche Follikel sehr bedeutend an, bis zu 15 mm Durchmesser. Er rückt zugleich an die Oberfläche des Eierstocks und platzt schließlich, so daß das reife Ei frei wird und in die Bauchhöhle austritt, in welche die Eierstöcke hineinragen. Das Ei wird dann durch eigentümliche Vorrichtung gen in den benachbarten Eileiter (die sog. Muttertrompete), ein enges Rohr mit muskulöser Wand, hineinbefördert und in diesem der Gebärmutter zugeführt. Die Gebärmutter hat etwa die Gestalt einer vorne und hinten etwas abgeplatteten kleinen Birne. Sie ist ein enger Sack mit einer dicken Muskelwand. Man unterscheidet an ihr den Körper - der oberste dickste Teil - den Hals und den Scheidenteil. Sie ist durch Aufhängebänder am Becken befestigt und mit den Eileitern verwachsen, die oben in den Körper der Gebärmutter münden. Unten öffnet sich die Gebärmutter mit dem sog. Muttermunde gegen die Scheide. Während der Schwangerschaft, wo sich das Kind in der Gebärmutter entwickelt, nimmt diese das 20- bis 30 fache ihrer normalen Größe an.

Die Scheide ist ein häutiges Rohr mit einem oberen blinden Ende. Sie ist zur Aufnahme des männlichen Gliedes bei der Begattung bestimmt. In den oberen Teil der Vorderwand der Scheide ragt zapfenartig der Scheidenteil der Gebärmutter herein, an dem sich der Muttermund befindet. Nach unten geht die Scheide in die Schamspalte über, einen Schlitz, der von den inneren kleinen und den äußeren großen Schamlippen gebildet wird. Vorne, wo die kleinen Schamlippen verwachsen sind, befindet sich die sog. Klitoris, ein kleines zapfenartiges Gebilde, das aus einem Schwellkörper, ähnlich denen des Mannes, besteht. Im Grunde der Schamspalte, am vorderen Rande des Einganges der Scheide, mündet die Harnröhre, am hinteren Rande des Scheideneinganges münden die Ausführungsgänge der kleinen Bartholinischen Drüsen. Bei der Jungfrau befindet sich hier meist eine Schleimhautfalte, welche den Scheideeingang teilweise verschließt, das Jungfernhäutchen, das in der Regel unter geringer Blutung beim ersten Beischlafe zerreißt.



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Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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Rückblick
24. 4. 1899
Der Deutsche Bundesrat beschließt, Frauen zu den Staatsprüfungen der Medizin, Zahnmedizin und Pharmazie zuzulassen. Das nötige Studium konnten sie jedoch erst vom Wintersemester 1908/09 an preußischen Universitäten ableisten, da sie erst zu diesem Zeitpunkt voll eingeschriebenes Mitglid werden konnten, so daß sie bis zu diesem Zeitpunkt im Ausland studieren mußten.

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