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Meine Wasserkur

Sebastian Kneipp, 49. Auflage 1894

 

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Krankheiten
H-K.
Von Sebastian Kneipp.

Seite: 4/21Zurück (Halsleiden)[ Hämorrhoiden | Halsbräune | Halsleiden | Harnbeschwerden | Heiserkeit | Herzleiden | Hexenschuß | Hüftnerven-Entzündung (Ischias) | Hypochondrie | Vom Impfen | Katarrh | Knieschwulst | Knochengeschwüre | Kolik | Kopfflechten | Kopfleiden (eigener Art) | Kopfleiden | Kopfleiden, nervöses | Krämpfe | Krätze | Krebs ]Weiter (Heiserkeit)


Harnbeschwerden.


Eiligst wurde ich einst zu einem 70jährigen Zimmermann gerufen, um ihn möglichst schnell für die Ewigkeit vorzubereiten. Er habe, hieß es, entsetzliche Schmerzen, er könne nicht mehr Wasser machen. Bald stand ich im Hause des Kranken. Allein als Seelforger konnte ich nichts machen; denn der Mann lief in seinem Zimmer umher und schrie vor Schmerzen; keinen Augenblick konnte er ruhig bleiben. Mit ihm jammerte und weinte seine Frau, die rathlos dasaß. Ich gab ihr an, eiligst strudelndes Wasser zu machen und zugleich einen Leibstuhl herzurichten. In den Topf solle sie eine Handvoll Zinnkraut bringen. Ich bemerke, daß der Arzt zwei Stunden weit entfernt wohnte, und gewiß hätte derselbe den Mann nicht mehr unter den Lebenden getroffen. Das Wasser sprudelte, die Frau goß es in den Topf über das Zinnkraut. Der Kranke ging auf den Stuhl und ließ den heißen Zinnkrantdampf die schmerzenden Stellen beräuchern. So solle er, befahl ich, 20-30 Minuten sitzen bleiben und darauf in's Bett gehen. In einer Stunde, fügte ich bei, werde ich wieder kommen und ihn zum Sterben vorbereiten. Nach einer Stunde kam ich, fand den Mann aber ganz ruhig im Bette in großem Schweiße. Freudigst erzählte er mir, es seien schon zwei Liter Wasser abgegangen, und er fühle nicht mehr die geringster Schmerzen. Die Vorbereitung zum Sterben konnte unterbleiben. Tags darauf nahm der Mann nochmals so einen Dampf zwanzig Minuten lang; am dritten Tag hielt er Rasttag, und am vierten ging er wieder an sein gewohntes Handwerk.

Der Mann hatte sich erkältet und so das Uebel sich zugezogen. Unglaublich ist es, was so ein einfaches Kräutlein, schnell und richtig angewendet, in den bittersten Leidensstunden an
Hilfe bringt.

Ein Bauer bekam ein ähnliches Leid en. Beim größtem Drang und unter namenlosen Schmerzen wurde ihm vom Arzte mit dem Katheter Wasser abgezogen. Der Katheter brach, und zu. dem alten Leiden kam ein neues, fast noch furchtbareres. Es war ein Martyrium, bis endlich das abgebrochene Stück aus dem Leibe war herausgebracht worden. Eine schreckliche Entzündung bildete sich, so daß an einen Katheter nicht mehr zu denken war. Der Arzt suchte durch ein Instrument in die Blase einzudringen. Doch der zweimalige Stich mißlang, und der Arzt ordnete an, der Kranke solle schleunigst auf den Tod vorbereitet werden, Rettung sei keine mehr möglich. Der betreffende Priester kam bald. Zufällig hatte dieser von dem Mittel gehört, mit dem ich den ersten Fall geheilt. Rasch wurde es auch hier angewendet, und die Wirkung blieb nicht aus. Die Blase entleerte sich, alle Entzündung hob sich, und der Kranke wurde vollständig gesund. Täglich nahm er zwei solcher Dämpfe.

Noch kann empfohlen werden, neben der äußerlichen Anwendung aus Zinnkraut einen Thee zu machen und diesen Thee (täglich eine Tasse auf zwei bis drei Portionen vertheilt) zu trinken.

Ein armer Taglöhn er hatte mehrere Wochen hindurch große Beschwerden der angegebenen Art. Das Uebel steigerte sich von Tag zu Tag. Er wendete Zinnkraut-Dämpfe an; doch sie wollten dieses mal so gute Wirkung nicht hervorbringen. Die Dämpfe allein waren zu schwach, ihre Wirkung mußte durch eine weitere Anwendung verstärkt werden. So wurde Zinnkraut ausgesotten, ein vierfach zusammen gelegtes Linnen in den heißen Absud getaucht, dieses etwas ausgewunden und so aus die leidende Stelle gelegt. Täglich ein Zinnkrautdampf und täglich eine solche Auflage während zwei Stunden, das genügte. In wenigen Tagen war das Uebel geheilt. Erkältung, wie beim ersten Fall, war auch hier die Ursache des Leidens, wenn auch nicht die einzige Ursache; Nebenumstände traten hinzu. Der freigewordene Urin ließ erkennen, daß viel "Krankes" im Innern gelöst wurde.

Bei einem ähnlichen Falle habe ich statt des Zinnkrautes warmes Wasser, mit Essig gemischt, angewendet. Die also genetzten und übergelegten Tücher thaten dieselbe gute Wirkung.

Eine Hausmutter lag schon neunzehn Wochen zu Bette und gebrauchte immer ärztliche Hilfe. Die Aerzte erklärten das Uebel als Blasenkrebs. Die Schmerzen waren oft so groß, daß die Nachbarn die arme Frau schreien hörten. An ein Auskommen wurde längst nicht mehr gedacht. Ich rieth dem armen Weibe, es solle Zinnkraut sieden, ein Tuch in den Absud tauchen, in das etwas ausgewundene Tuch das ausgekochte Zinnkraut selbst legen, einbinden und so vorne auf die schmerzhafte Stelle legen oder binden. Nach der ersten Anwendung fühlte die Kranke Linderung Sie that so fünf Tage lang, drei- bis viermal täglich, jedes mal gut gemessene zwei Stunden. Dreimal täglich nahm die Frau auch innerlich Zinnkrautthee. Am fünften Tage ging ein Salzstein ab unter unsäglichen Schmerzen. An dem ausgeschiedenen Steine konnte man recht deutlich sehen, daß sich Theile davon abgelöst hatten. Das Uebel war gründlich kurirt, der fatale Krebs mitsammt den Scheeren richtig gefangen.

Ein 64 Jahre zahlender Mann, sonst kräftig und gesund, konnte nicht mehr das Wasser lassen. Er ließ den Arzt rufen. Dieser gebrauchte den Katheter und erklärte, daß es für dieses Uebel keine Medizin mehr gebe. In der That mußte er alle 24 Stunden zu der unliebsamen Operation geholt werden. Nach vier Tagen stellte sich im ganzen Körper des Mannes große Fieberhitze ein, und was ganz fatal war, er sollte nichts trinken. Zwei Uebel galten so den armen Körper. Der Arzt hatte wenig, fast keine Hoffnung mehr. Ich wurde befragt und gab den Rath, der Kranke solle mit dem Rücken auf ein mehrfach zusammengelegtes, in warmes Wasser getauchtes Linnen sich legen, drei Viertelstunden lang, dasselbe Tuch sodann neu eingetaucht dem Unterleibe appliziren (Unter- und Oberaufschläger) in der Dauer einer Stunde. Schon nach der ersten Anwendung gingen 1,5 Liter Wasser ab. Dieselbe wurde im Anfange taglich zweimal, nach einiger Zeit nur einmal erneuert. Nach innen nahm der Patient täglich in drei Portionen oder Absätzen eine Tasse Thee von Zinnkraut, Wachholderbeeren oder Attichwurzeln (fünf Minuten in Wasser gesotten). Rosmarin, in Wein angesetzt, selbst Wachholderbeeren allein, in Wasser gesotten und als Thee getrunken, hätten gleichfalls gute Dienste gethan. Das erste Uebel mit seinen Schmerzen ließ nach, auch die Hitze verschwand gänzlich. Der Mann fühlt sich seit dieser Kur gesünder als früher.

Ein Bauer, ungefähr 42 Jahre alt, erzählt:
"Ich bin seit vier Jahren leidend, und mein Leiden steigert sich von Monat zu Monat; ich habe Beschwerden beim Wassermachen. Ueber eine halbe Stunde auszuhalten ist mir unmöglich, und wenn es langer andauert, so steigert sich das Leiden derart, daß ich heftige Krämpfe bekomme, und erst wenn diese Krämpfe ausgetobt, geht nur wenig Wasser ab. Ich habe schon viele Aerzte gehabt. geholfen hat gar nichts; habe 80 Flaschen Mineralwasser getrunken auf Empfehlung eines Münchener Arztes; ein klein wenig half es. aber das Uebel ist nicht im geringsten gehoben. Ich muß jede halbe Stunde die Nacht hindurch aufstehen, und dann geht ein wenig Wasser ab, und geschieht dieß nicht, so mache ich das Leiden immer noch bitterer. Ich bin sonst ganz gesund, habe, wie jedermann sagt, ein gutes Aussehen, trinke selten Bier; es wird darauf nur noch schlimmer, und ich war nie besonders daran gewöhnt. Was ist zu thun?"

Anwendung: 1) In der Woche zwei warme Bäder von gesottenem Haberstroh, 30-32 R zehn Minuten in's warme, dann eine halbe Minute in's kalte, dann wieder zehn Minuten in's ^ warme Bad, so dreimal. 2) Die übrigen Tage, an jedem Tag ein kurzer Wickel von unter den Armen bis an die Kniee, ebenfalls in Haberstrohwasser getaucht, wenn's geht, eine Stunde lang; so 12-14 Tage fortmachen. 3) Täglich drei kleine Tassen Thee trinken von Zinnkraut und Wachholderbeeren, zehn Minuten lang gesotten.

Ein Knecht bekam große Beschwerden im Uriniren. Es ging nur wenig und langsam Harn ab und unter heftigen Schmerzen.

Der Arzt erklärte, nicht anders helfen zu können als durch Entleerung mit Katheter einige Zeit hindurch jeden zweiten Tag. Das Uebel nahm indeß immer mehr zu, die Schmerzen steigerten sich.

Der Knecht nahm nun täglich zweimal je 25-30 Tropfen von Wachholder- und Hagebutten-Geist in einem Weinglas voll Wasser. Schon in einem halben Tage merkte er Besserung, nach zehn Tagen war das Uebel ziemlich gehoben. Zur Abwechslung nahm er noch weiter den einen Tag Wermuthtropfen statt der obigen und wurde so in kurzer Zeit befreit.

Recht empfehlenswerth ist für solche Zustände, für Blasenleiden, überhaupt für Gries, einen Absud zu trinken von Blättern des schwarzen Johannisbeerstrauches. - Solcher Thee hat selbst in ganz schwierigen Fallen schon vorzügliche Dienste gethan.



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Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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30. 4. 1876
Der 32jährige Robert Koch beginnt seine Zusammenarbeit mit F. Cohn, in diesem Jahr schrieb er auch schon seine erste Veröffentlichung zum Milzbranderreger.

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