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Meine Wasserkur

Sebastian Kneipp, 49. Auflage 1894

 

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Krankheiten
H-K.
Von Sebastian Kneipp.

Seite: 1/21[ Hämorrhoiden | Halsbräune | Halsleiden | Harnbeschwerden | Heiserkeit | Herzleiden | Hexenschuß | Hüftnerven-Entzündung (Ischias) | Hypochondrie | Vom Impfen | Katarrh | Knieschwulst | Knochengeschwüre | Kolik | Kopfflechten | Kopfleiden (eigener Art) | Kopfleiden | Kopfleiden, nervöses | Krämpfe | Krätze | Krebs ]Weiter (Halsbräune)

Hämorrhoiden.


Die Hämorrhoiden (Goldadern nennen sie die gewöhnlichen Leute) können theils mit zum Erbtheil der Eltern gehören, theils in Folge der Lebensweise entstehen. Stubensitzer, Aktenmenschen, Studirte, Feinschmecker u.s.w. werden viel von dieser Blindschleiche geplagt. Der Landmann, der jahraus jahrein Kartoffel und einfache Mehlkost ißt und das Fleisch nur an den Sonn- und höheren Festtagen sieht, bei dem an Stelle des Bieres und starker Weine die Milch und der Apostelwein (Wasser) tritt, der täglich draußen und daheim schwere Arbeit thut, kennt diese Blutsauger oft kaum dem Namen nach.

Diese Hämorrhoiden sind ein lästiges, ein überaus lästiges, wenn auch im Beginne und oft Jahre, ja das ganze Leben hindurch ungefährliches Uebel. Schon das Jucken und Brennen ist recht unangenehm, manchmal sehr peinlich, peinlicher noch die drückende Einwirkung auf das Gemüth; sie machen mißmutig, launenhaft, gereizt. Es gibt Fälle, in denen sie das Leben schrecklich verbittern und die Gereiztheit bis zum Wahnsinn steigern.

Daraus schon wird klar, daß Gleichgiltigkeit und Mißachtung dieses Leidens schlecht am Platze ist. Man soll sorgen, daß sich das Uebel nicht zu stark vermehrt, daß es mit der Zeit nicht einen bösartigen Charakter annimmt.

Doch was sind denn eigentlich Hämorrhoiden, wie entstehen sie? Sicherlich hat jeder Leser schon einen Truthahn gesehen, auch die häutigen Säcke, die ihm vorn am Halse hängen, bisweilen wie leere Taschen ohne jeden Inhalt. Wenn aber so ein Welscher zornig wird, dann füllen sich diese Säcke mit Blut, und die Taschen werden wie rothe Kugeln. Solche Kugeln, blutoder schleimgefüllte Taschen sind die Hämorrhoiden, mögen sie im oder am Körper auftreten, wo sie wollen, blinde oder sehende (fließende, blutende) Hämorrhoiden sein.

Die Adern sind elastische, dehnbare Röhren. Je mehr das Blut ungeregelt an eine Stelle dringt, desto mehr dehnen sich die Adern aus, am meisten da, wo das Blut sich sammelt, staut, gleichsam kleine Blutteiche bildet. Es entstehen kleine Knoten wie Warzen an der Hand oder im Gesicht, und diese Knoten sind mit Blut gefüllt. Treten dieselben innerhalb des Körpers im Mastdarm u.s.w. auf, so heißen sie die blinden Hämorrhoiden; dagegen nennt man sie die sehenden, wenn die Knoten außerhalb am After erscheinen.

Von Zeit zu Zeit brechen solche Knoten auf, und ihr Inhalt ist brauner Schleim, häufig jedoch reines Blut. Beim Ausbrechen der Knoten wird dem Leidenden leichter und wohler; gefüllt und in großer Zahl bereiten sie ihm viel Leid und manche Schwierigkeiten. Nicht bloß am After und im Mastdarm bilden sich diese Aderauswüchse. Bei großer Entartung kommen sie selbst im Innern des Körpers an den Blutgefäßen vor. Wie die Plünderer sich den regulären Truppen anschließen, so verfolgen diese Blutsauger die Adern, besonders die Hauptadern.

Je zahlreicher die Knoten auftreten, und je öfter sie aufbrechen, um so schadhafter müssen die von ihnen besetzten Theile werden. Daher kommt es nicht selten vor, daß an den betreffenden Stellen bösartige, unheilbare Geschwüre entstehen, wie Mastdarm-Krebs, -Fisteln, -Geschwüre u.s.w.

Ueberaus peinliche Mehrung des Leidens können die sogenannten Madenwürmer bringen, kleine Würmchen im Innern des Mastdarmes. Wie die Zacken in die Haut, so bohren sich diese in den Mastdarm ein. Bei großer Anzahl zerfressen sie den Mastdarm, und die Folgen davon sind leicht bösartige Geschwüre.

Die Behandlung der Hämorrhoiden mit Wasser ist leicht und erzielt in den meisten Fällen sicheren Erfolg. Die Zahl derer, denen so Hilfe ward, kann ich als sehr groß bezeichnen und beifügen, daß alle Fälle glücklich verliefen.

Greifen wir zuerst die Madenwürmer an, diese Afterblutegelchen, wenn solche vorhanden sind. Sie verrathen sich meist durch ein Zwicken, Beissen, Nagen, Krabbeln in der Aftergegend (obgleich ein solches auch jedesmal die Neufüllung der Knoten begleitet). Man nehme ein, zwei oder drei kalte Klystiere schnell nach einander und lasse dieselben gleich wieder abgehen. Kommt das kalte Wasser in den Mastdarm, so hängen sich die Madenwürmer vom After gleichsam aus, wie der Blutegel von der Blutstelle, wenn ich selbe mit Salz bestreue. Geht das Klystier gleich wieder ab, so schwemmt es die losgelösten Peiniger mit hinaus. Wiederholt man dieses zwei- bis dreimal, so gehen (das ganze Verfahren kann wöchentlich zwei- bis dreimal stattfinden) recht viele, zuweilen alle ab.

Haben wir es mit Hämorrhoidalknoten allein zu thun, so merke man sich Folgendes: Von Stellen, wo zu viel Blut hinströmt, muß dasselbe abgeleitet werden; Gfsäße, die zu sehr ausgedehnt wurden und eben deßhalb zu weit auseinandergehen , sind zu verengen, Uneinigkeiten und verlegene Waare auszuscheiden.

Für alle diese Zustände dient folgende Anwendung gut: Man bereite sich im Bette einen Unterausschläger, d.i. in unserem Falle ein recht dickes, vielfach zusammengelegtes, in's kälteste Wasser getauchtes Linnen, so lang, daß es den ganzen Rücken bedeckt und am untern Ende bis über den Aster hinausreicht, so breit, daß es den Rücken deckt. Daraus lege man sich drei Viertelstunden lang und wiederhole die Anwendung wöchentlich drei- bis viermal. Sollte das Tuch vor den verflossenen drei Viertelstunden warm sein, so werde es entfernt und besser nochmals eingetaucht.

Als fernere Anwendung thut es sehr gute Dienste, wenn solche Leidende in der Woche drei- bis viermal ein Sitzbad nehmen, kalt und kurz. Man kann dasselbe an einem halben Tage oder auch Nachts vom Bette aus zwei- bis dreimal wiederholen, nie länger als ein bis zwei Minuten. Auch diese Anwendung wirkt wie die obige zugleich aus die vorhandenen Hämorrhoiden und deren Entstehungsursachen im Unterleibe.

Wer bei vorhandenen Hämorrhoiden in jedem Vierteljähr innerhalb ein bis zwei Wochen eine der beschriebenen Kuren durchmacht, darf sicher sein, daß das Uebel ohne alle erheblichen Folgen bleibt und, wenn es nicht ganz verschwinden sollte, gewiß nie zu lästig wird. Wem Solches zu anstrengend erscheint und zu schwer, dem weiß ich in Gottes Namen keinen Rath.

Bezüglich der Nahrung mache ich nur auf einen Punkt aufmerksam, der nach meinem Dafürhalten nicht genug gewürdigt wird. Viele der Hämorrhoidarier haben angefangen, statt des modernen Hausbrodes Kleienbrod zu essen, und sie behaupten, seit dieser Zeit verspüren sie von dem Leiden durchaus keine erhebliche Belästigung mehr, wenn dasselbe auch nicht vollständig gehoben sei. Dieses Kleienbrod möchte ich sehr empfehlen, es sollte eine Zukunft haben. Nicht bloß bei Einzelnen, allgemeine Verbreitung sollte es finden (auch aus anderen Gründen) als gesundes, kräftiges Nahrungsmittel. Aber wohl gemerkt, nur das ächte Kleienbrod, nicht das verfälschte oder nachgeäffte! Die strafbare Verfälschungssucht hat sich leider auch schon dieses Artikels bemächtigt. In einer Großstadt des Auslandes fand ich einst Kleienbrod (dasselbe ist bekanntlich sehr schwer) so leicht wie anderes Brod. Ich durchschnitt den Wecken. Inwendig war es Brod wie anderes Brod; nur über die Rinde her hatte der kluge Bäcker die Kleie gestreut, wie man sonst Kümmel oder Anis streut. Ich fügte meiner Apotheke zum Schlusse das Rezept für Kleienbrodbereitung bei; s. oben S. 159.



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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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Rückblick
26. 4. 1829
Geburtsdatum des Chirurgen Christian A.T.B. Billroth, der sich mit den von ihm entwickelten Magenoperationen verewigte (Billroth-I- und -II-Operation). Außerdem entwickelte der operative Techniken zur Kehlkopfentfernung und transvaginalen Uterusentfernung (Hysterektomie).

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