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Meine Wasserkur

Sebastian Kneipp, 49. Auflage 1894

 

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Krankheiten
H-K.
Von Sebastian Kneipp.

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Hypochondrie.


Mit den Hypochondern wie mit den Skrupulanten habe ich stets inniges Mitleid. "Es ist eben ein Hypochonder, ein Skrupulant!" Tausendmal kann man dieses hören. Eine wohlfeile und fade Rede! Und dann lacht man noch dazu und thut dem Armen in liebloser Weise oft recht wehe. Gerade diese Kranken verdienen unser größtes Mitleid und unsere regste Theilnahme. Ich frage mich immer: "War dieser Hypochonder (dasselbe thue ich bei Skrupulanten) einmal ein normaler Mann? Gab es eine Zeit, wo er vernünftig dachte und wacker arbeitete?" Wenn ich nun bejahende Antwort erhalte, dann wäre es doch von meiner Seite unvernünftig, zu glauben, diesem Menschen fehle nichts, er treibe solche Thorsten, solches Selbstund Anderer Matyrium aus reinem Vergnügen. Ich muß mir vielmehr sagen: mit diesem guten Mann muß im Innern, im Körper oder im Geist eine Veränderung vorgegangen sein, d. h. er muß recht krank sein, daher solche Erscheinungen. Und ich fahre also fort: Suche man das, was sich geändert hat, zu heilen, den früheren gesunden Zustand wieder herzustellen; das Hypochonderwesen hört dann von selbst auf. Gerade die tüchtigsten Leute, die sich durch Studium viel abmühen, verfallen oft in diese Art Gemüthskrankheit. Es wird ihnen wie eingeblasen. Im bestgebauten Hause kann plötzlich was ausbrechen.

Nach meiner Ansicht ist bei der Hypochondrie, wie bei jeder Geistes- und Gemüthskrankheit, die Wurzel des Uebels stets im Körper, im kranken Körper zu suchen. Nur bei solcher Auffassung wird man sicher und mit Erfolg heilen. Man suche bei solchen Kranken das Schlaffe zu wecken, das Geschwächte zu stärken, das Unthätige wieder in bessere Bewegung zu bringen; mit einem Worte: man bringe den Blutumlauf in das richtige Geleise, und der Hypochonder wird geheilt sein.

Ich kannte einen Mann von herrlichen Geistesgaben. Viele, viele Jahre lebte er ganz glücklich in seinem Berufe und that mit Leichtigkeit und Begeisterung Arbeit für Zwei. Auf einmal ward er Hypochonder und kam soweit, daß er um seine Berufsarbeiten sich nicht mehr im Mindesten kümmerte, Alles scheute und fürchtete, jede Gesellschaft floh.

Statt der Hilfe, der Theilnahme, der er mehr als jeder Andere bedurfte, hörte er täglich und stündlich das verachtende Urtheil: "Sie sind eben Hypochonder, Ihnen kann man nicht helfen!" Sollte das nicht einen Mann niederdrücken müssen?

Merkwürdig! Der Herr hatte (ich erfuhr es von ihm selbst) schon zwei Wasserheilanstalten besucht, sie verschlimmerten den Zustand. Die Anwendungen waren zu drastisch, zu stark, zu gewaltsam; sie halfen bei diesem halbzerstörten Bau mit, noch mehr einzureissen, nicht auszubauen.

Gerade in diesem Falle hatte ich Gelegenheit, wieder auf's deutlichste zu sehen. wie das Wasser, auf's gelindeste angewendet, die besten und solidesten Erfolge sichert. Daß so ein Uebel nicht in wenigen Tagen gehoben werden kann, ist klar.

Wer die gewöhnlichen Regeln für Gesundheits- und Körperpflege (vernünftige Nahrung, Kleidung, Lüftung, Erholung, Reinlichkeit) befolgt, wird diese fatale Laus nie in den Pelz bekommen. Bei etwaigen Meldungen, gleich im Beginne, kann ihr leicht der Abschied gegeben werden.

Die geeignetsten Wasseranwendungen bestehen in Ganz- und Theilwaschungen, in Bädern (Halbbädern), besonders dem Sitzbade, in kurzen Wickeln, zuletzt in kalten Ganzbädern.

Noch zwei Punkte, die mich drücken, mögen hier mit einem Worte stehen. Es ist ein Unglück unserer Zeit, daß man so viel auf geistige Getränke hält, daß selbst junge Leute sich an starke Weine so leicht gewöhnen. Alle diese scharfen Sachen gießen Oel in's Feuer; Blut und Säfte unserer jetzigen geschwächten Generation können derlei Zeug nicht brauchen. Bleibe man doch nüchtern und einfach, und manches Leiden, das eigentlich erst in der "Neuzeit" und mit dem "Fortschritt" auf die Krankheitsbühne trat, wird allmählig wieder hinter den Coulissen verschwinden.

Als einen weiteren Uebelstand mochte ich es sodann bezeichnen, daß so viele Menschen sich fast ausschließlich von Fleisch nähren wollen, daß die trefflichen Milch- und Mehl-speisen, welche die besten Säfte, das beste Blut ohne alle Schärfen liefern, so sehr verachtet und gemieden werden. Das kann keine guten Folgen haben, ist auch Unnatur. Den Raubthieren allein hat der Schöpfer Magen und Gebiß nur für's Fleisch zugerichtet. Dem Menschen, wegen dessen Alles erschaffen ist, hat er sein Nahrungsgebiet nicht so enge begrenzt. Thoren sind, - zu ihrem eigenen Verderben, - die Solches thun.



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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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30. 4. 1965
Das Titelbild des Life-Magazines zeigt das Bild eines intrauterinen 18 Wochen alten, wie sich allerdings herausstellt, entfernten (mißgebildeten) Embryos.

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