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Hygiene des GeschlechtslebensMax von Gruber, Bücherei der Gesundheitspflege Band 13, 5. Auflage, Stuttgart 1912 | |
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Einleitung Von Professor Dr. Max von Gruber.
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Einleitung
Mit einem lebhaften Gefühle von Bangigkeit habe ich diese kleine Schrift veröffentlicht. Ich habe in ihr die heikelsten Dinge rückhaltlos besprochen. Ich mußte es tun, wenn der Leser volle Einsicht in das Geschlechtsleben erhalten sollte. Diese aber wollte ich gewähren, weil ich überzeugt bin, daß diese Einsicht zur rechten Zeit empfangen und vernünftig gebracht, den besten Schutz gegen die furchtbaren Gefahren bietet, die dem einzelnen wie der Gesamtheit dem Geschlechtsleben drohen "Vernunft und Wissenschaft des Menschen allerhöchste Kraft" gilt hier wie überall!
Aber das scharfgeschliffene Schwert wird in der unrechten Hand, unvorsichtig gebraucht dem, den schützen sollte, zur Gefahr, was Arznei sein sollte wird zum Gift.
Ich bitte daher den Leser dieses Schriftchens, es sorgfältig zu bewahren, damit es nicht Unberufenen in die Hände falle! Und den Knaben, dem es trotzdem in die Hände kommt, bitte ich, wenn sein Ohr bis dahin von unreinen Reden verschont geblieben ist und wenn er bis dahin noch den Regungen des Geschlechtstriebes verspürt hat, so selbst zu beweisen, daß ein Mann in ihm steckt, seine Neugierde zu unterdrücken und es ungelesen wegzulegen. Möge er sich glücklich schätzen, solange er von diesem Triebe noch nicht beunruhigt wird, der ihn zum bloßen Werkzeug zur Erhaltung der Gattung machen will, und nur allzufrüh eines der schlimmsten Hindernisse bilden wird, das zu überwinden er alle Kraft wird aufbieten müssen, wenn er seine persönlichen Fähigkeiten zur vollen Ausbildung bringen, als In-dividuum etwas Tüchtiges werden und leisten will. Möge er sich hüten, den noch Schlummernden vorzeitig selbst zu wecken .
Als Leser habe ich mir vor allen den zum Manne reifenden Jüngling gedacht. Aber auch ihm gegenüber muß es meine erste Sorge sein, seinen Geist richtig zu stimmen, damit er das, was er hören soll, mit Ernst und reinem Willen aufnehme.
Die wichtigste Aufgabe der Söhne ist, gesunde Enkel zu erzeugen. So betrachtet, ist das Geschlechtsleben kein Gegenstand schamloser Leichtfertigkeit, als der es leider behandelt zu werden pflegt.
So mannigfaltig die Empfindungen sind, die das Nach-denken und die Besprechung geschlechtlicher Dinge in uns erwecken, eine müßte bei richtiger Betrachtung die stärkste sein: die Empfindung der Ehrfurcht. Denn, was gibt es Ehrwürdigeres auf Erden als den Drang der Geschlechter nach Vereinigung, der auch unsere Eltern zusammengeführt hat, als den geheimnisvollen Vorgang des Zusammentrittes der Zeugungsstoffe, aus dem wir selbst hervorgegangen sind und durch den wir wieder Erzeuger unserer Nachkommen werden ? Was gibt es Ehrwürdigeres als diesen unversieglichen Quell jungen Lebens, der im Wechsel vergänglicher Generationen die Gattung unsterblich erhält ?
Wahrlich, nicht um unsere Lust handelt es sich, wenn die Natur den Geschlechtstrieb in uns zu erwecken beginnt, lange bevor wir selbst unsere volle körperliche und geistige Ausbildung erlangt haben. Das Individuum ist ihr nur das Werkzeug zur Erhaltung der Gattung. Sicherstellung neuer Befruchtungen, neuer Zeugungen ist das Ziel des ganzen Geschlechtslebens.
Die Vorgänge, durch welche aus der befruchteten Eizelle das junge Tier hervorgeht, sind unfaßbar verwickelt. Der Wissenschaft ist es aber im Laufe der letzten Jahrzehnte gelungen, den Vorgang der Befruchtung selbst wenigstens im wesentlichen aufzuklären. Wir beginnen unsere Aufgabe am würdigsten, wenn wir uns diese Erkenntnisse zu eigen machen. Der ganze ungeheure Ernst des Geschlechtslebens und der Zeugung wird uns zum Bewußtsein kommen, wenn wir sehen, wie eng das Kind bis in jede einzelne seiner Myriaden von Zellen hinein mit dem Leibe seiner Eltern und Vorahnen verknüpft ist, in wie hohem Grade daher sein ganzes Sein von ihrer Eigenart, Tüchtigkeit, Kraft und Gesundheit abhängig ist. Neue Pflichten erwachsen uns aus dieser Einsicht: die Pflicht, in unserer Lebensführung alles zu vermeiden, was den von uns abgesonderten Keimstoffen schädlich werden kann, und die Pflicht, keine Kinder zu erzeugen, die voraussichtlich krank sein werden.
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Achtung! Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker. |
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13. 10. 1821 Rudolf Virchow (1821–1902) wird als Sohn eines Metzgers geboren. Mit 26 Jahren habilitiert er und tritt eine Professur in Würzburg an. Er gilt aufgrund seiner Arbeit als Pathologe als Mitbegründer der modernen Physiologie. |
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