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Neue Heilwissenschaft

Louis Kuhne, Leipzig 1896

 

Wie erreicht man leichte und glückliche Geburten?
Von Louis Kuhne.


Wie erreicht man leichte und glückliche Geburten?


In dem lebendigen, von ewigen, unumstößlichen Gesetzen geregelten Kreislauf der Natur, in dem Werden und Wachsen der organischen Welt sind auch die Bedingungen genau vorgezeichnet, unter welchen sich der Aufbau der einzelnen Geschöpfe vollzieht. Alles geschieht hier nach einem bestimmten System: Empfängnis, Schwangerschaft und Geburt. Wäre der Mensch derselbe reine geblieben, wie er uns als Urtypus erscheint, so fände sich auch bei ihm nirgends ein Anhalt zur Entwickelung und Vererbung der seinen Organismus heimsuchenden Leiden. So aber hat er längst mit der Natur gebrochen und ist auf Bahnen gekommen, die bei auftretenden Krankheiten einen künstlichen Eingriff in den Organismus erheischen.

Halten wir einmal in der Natur Rundschau, unter welchen Bedingungen und mit welchen Schwierigkeiten die jenigen Tiere, welche nicht durch den Einfluss der Menschen behindert, also keine Haustiere sind, ihre Jungen zur Welt bringen.

Beobachten wir das Reh, eine Häsin, eine Katze oder irgend welche anderen in der freien Natur lebenden Tiere, so werden wir überall finden, dass dieselben bei ihren Geburten niemals einer Mithilfe bedürfen, und dass diese selbst nie schwer und schmerzhaft sind oder länger als nötig dauern. Nirgends bemerken wir, dass solche Tiere schon vor der Geburt irgend welche Furcht oder Unruhe bekundeten. Im Gegenteil, nur zu oft lehrt uns die tägliche Erfahrung, wie dieser bei den Menschen oft so schwierige Akt in der Tierwelt ohne alle Mühe leicht und schnell vollzogen wird, ohne irgendwelche Störungen in der Funktionsfähigkeit der Tiere herbeizuführen. Habe ich doch wiederholt Gelegenheit gehabt mich von der Richtigkeit dieser Thatsache zu überzeugen!

Nicht selten beobachtete ich solche Tiere und fand, dass dieselben unmittelbar nach vollzogenem Geburtsakt in ihre gewohnte Lebensweise zurückkehrten, als ob nichts geschehen wäre, indem sie gleichzeitig alle erdenkliche Sorge um ihre Nachkommenschaft an den Tag legten. Niemals habe ich bemerkt, dass die Natur in der gesunden Tierwelt andere Erscheinungen vor Augen führte. Ich kann mich eines Falles entsinnen, bei dem eine Häsin, die bereits zwei Junge zur Welt gebracht hatte und in ihrem Geburtsgeschäft vom Jäger gestört wurde, trotzdem so rasch davon lief, als ob sie sich in normalem körperlichen Zustande befände. Die Häsin wurde geschossen, und nachdem sie genauer in Augenschein genommen worden war, stellte sich heraus, dass sie bei der Geburtsthätigkeit gestört worden war. Der Jäger öffnete sofort ihren Leib und fand darin ein noch lebendes Junges vor, während die anderen zwei vorher geborenen nach einigem Suchen ebenfalls gefunden wurden.

Bei den Menschen freilich gehören heute leichte Geburten zur grössten Seltenheit und Ausnahme, und wenn schwere, langwierige, unglückliche Geburten und namentlich Fehlgeburten aller Art, verbunden mit allen erdenklichen Nebenleiden während der Schwangerschaft an der Tagesordnung sind, so muss diese Erscheinung doch sehr zum Nachdenken anregen. Eine Geburt ohne Hebamme ist kaum noch denkbar; der Geburtsakt selbst aber ist viel häufiger Kunst- als Naturakt. Dabei bedarf jede Frau nach vollzogener Geburt, um alle nachteiligen Folgen zu vermeiden, längere oder kürzere Zeit der ungestörtesten Bettruhe.

Alle diese Abweichungen von einem unerschütterlich feststehenden Naturgesetze müssen selbstverständlich einen tiefliegenden Grund haben, sie müssen aus Vorgängen entstehen, welche diesen Gesetzen geradezu zuwiderlaufen. Die Natur ruft solche Störungen nie hervor, ihr Wirken ist unwandelbar. Der Mensch allein greift mit eigenmächtigem Wirken in den festgeregelten, natürlichen Organismus ein und rüttelt, in Verkennung seiner Aufgaben, an den Grundgesetzen der Natur. Nicht die Natur und ihre Gesetze sind es also, welche etwa der Menschheit gegenüber unvollkommen geworden sind, — nein, die Menschheit selbst neigt immer mehr der Unvollkommenheit zu. Im ganzen Weltenraume giebt es nichts, was nicht ein und denselben Naturgesetzen unterläge. So haben auch dieselben Naturgesetze für unsere Erde Geltung; sie haben nicht minder einen schwerwiegenden Einfluss auf die verschiedenartigen Krankheitserscheinungen.

So darf es nicht Wunder nehmen, dass die Missachtung der Naturgesetze sich an dem Menschengeschlechte immer mehr rächt und es dem Abgrunde körperlicher Zerrüttung immer näher bringt. Erst mit dem Abweichen von der Natur wurde die Menschheit allmählich krank, das heisst, sie sah sich mit Fremdstoffen belastet. Bald fühlte sie, in welch unangenehmer Weise sich diese Übertretung der Naturgesetze gerade bei der Fortpflanzung störend bemerkbar machte. So allein ging das Paradies verloren, jenes irdische Glück, das sich einzig in dem Gefühle völliger Gesundheit offenbart, das aber nur da möglich ist, wo die Menschheit im engsten Zusammenhang mit der Natur lebt und ihre Gesetze streng befolgt.

Fassen wir nun das Vorstehende in den folgenden leitenden Grundsatz zusammen: "Völlig gesunde Mütter werden auch stets leichte Schwangerschaften, glückliche Geburten und gesunde Kinder haben." Allerdings ist das Wort "gesund" in dem früher dargelegten Sinne gemeint, nämlich als das völlige Freisein von Krankheitsstoffen. Jetzt spricht man sogar bei stark belasteten Menschen von strotzender Gesundheit. Erst bei Kenntnis meiner Gesichtsausdruckskunde ist eine zuverlässige Beurteilung des Gesundheits-Zustandes möglich.

Das Kind wird aber nur völlig gesund sein, wenn auch der Vater frei von jeder Belastung ist. Die Natur ist jedoch stets bestrebt, jeden Fötus, also den Kern jedes im Mutterleibe sich entwickelnden Lebewesens aus den besten Bestandteilen der betreffenden Eltern zu bilden. Eine direkte Vererbung der Krankheitskeime besteht in vielen Fällen nur darin, dass die beim Vater oder bei der Mutter während der Zeugung krank oder belastet gewesenen Organe beim Kinde nur schwächer ausgebildet oder veranlagt, also den gesunden Organen nicht proportioniert entwickelt zur Welt kommen. Entsteht nun im Kinde, wie das heute durch das Impfen und bei dem Genüsse abgekochter Kuhmilch unvermeidlich ist, eine Belastung mit Fremdstoffen, so müssen, da solche stets das Bestreben haben, sich dort niederzulassen und dahin ihren Weg zu nehmen, wo ihnen der geringste Widerstand entgegengebracht wird, gerade die im Körper verhältnismässig schwächer veranlagten Organe der Ablagerungsplatz der Fremdstoffe werden. Es entsteht folgerichtig bei dem Kinde wieder dieselbe Krankheit, wie bei den Eltern, wenn wir auch im stande sind, gerade beim Kinde durch naturgemässe Behandlung und sorgfältige Beobachtung der Naturgesetze jede Belastung mit Fremdstoffen fern zu halten und so etwa schwächer beanlagte oder leicht zur Belastung neigende Organe allmählich wieder zu kräftigen und gesund zu erhalten. Auf diese Weise wird es möglich, nach Generationen wieder ein gesünderes und kräftigeres Geschlecht zu schaffen.

Vielfach beobachteten wir, dass, wo die Eltern bereits stark belastet waren, auch die Kinder stark belastet zur Welt kamen, wiewohl sie aus den besten Bestandteilen hervorgegangen, welche den Eltern zur Verfügung standen. "An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen", kann man hier mit völliger Berechtigung sagen. Die den Kindern auferlegte unnatürliche Lebensweise hat es nun dahin gebracht, dass das Menschengeschlecht von Generation zu Generation kränker geworden ist.

Aber noch andere Umstände sind es, welche heute arge Schädigungen an unserer Gesundheit herbeiführen müssen.

Nirgends in der Natur finden wir, dass Tiere durch die Geburtsthätigkeit schwächer, hässlicher oder geradezu umgeformt würden. Wie sieht es in dieser Beziehung bei uns Menschen aus ? Wenig erfreulich. Fast durchgängig beginnen die Frauen schon nach den ersten Niederkunften zu altern. Nach jeder Niederkunft werden sie immer unschöner, obgleich sonst ganz gesunde "Verhältnisse in Bezug auf Lebensgewohnheiten und Lebensweise vorliegen. Das Beispiel der noch im vorgerückten Alter begehrenswert erschienenen Penelope hat längst keine Wiederholung mehr gefunden.

Hier möge gleich auf eine Ursache dieser Erscheinung hingewiesen sein. Nirgends in der Natur, ausser bei dem bevorzugten Menschengeschlechte, beobachteten wir, dass nach stattgefundener Empfängnis sich ein weibliches Wesen noch weiterer Begattung aussetzte, sie verweigert dieselbe vielmehr auf das entschiedenste. Dies entspricht dem Naturgesetz. Der Begattungsakt ist nur zum Zwecke der Empfängnis, niemals aber zum Vergnügen da. Findet doch während desselben eine vermehrte Blutzufuhr nach den Geschlechtsteilen statt, welche, wenn das weibliche Wesen bereits schwanger ist, stets eine nachteilige Wirkung auf die in der Entwicklung befindliche Frucht ausübt. Ganz besonders aber fällt diese nachteilige Wirkung auf die betreffende Mutter selber zurück, zumal die Natur stets bestrebt ist, im Mutterleibe alles Nachteilige von der Frucht fern zu halten. Die Missachtung dieses natürlichen Gesetzes äussert sich bei den Frauen in dem schnellen Verbrauche der Lebenskräfte und in vielen lästigen, heute nach Hunderten zählenden Frauenkrankheiten.

So sind denn auch als direkte Folgen des Verstosses gegen das erwähnte Naturgesetz jene leidigen Begleiter der Schwangerschaft erklärlich, wie sie in Erbrechen, Übelkeiten, Zahnweh, Wechsel der Gesichtsfarbe, in vorhergehenden mit Hitze wechselnden Kälteschauern, Neigung zu Trübsinn und zum Weinen, in leichter Reizbarkeit der Nerven, Widerwillen gegen gewohnte Genüsse und oft rätselhaftem Appetit zu Tage treten. Manchmal freilich sind sie auch auf erbliche Belastung zurückzuführen.

Unsägliches Elend wird durch Übertretung dieses Naturgesetzes unter die Menschheit gebracht. Wird doch dadurch nicht nur die Gesundheit der Frau und des Kindes zerrüttet, sondern es wird auch das seelische und leibliche Verhältnis zwischen Mann und Frau in jeder Weise getrübt. Der noch gesunde Instinkt jeden Weibes verbietet diesem, wie die Erfahrung hinreichend gelehrt hat, jede weitere Begattung nach stattgehabter Empfängnis. Es sind sowohl unsere heutigen Gewohnheiten und Gebräuche, als auch der mit zunehmender Belastung des Menschengeschlechts mit Fremdstoffen sich stetig krankhaft steigernde, aber unnormale Geschlechtstrieb der Männer, welche diese Naturwidrigkeit zeitigen.

Eine alte, namentlich den Landwirten allgemein bekannte Thatsache ist es, dass bei Rindviehherden ein unnatürlich gesteigerter Geschlechtstrieb ein sicheres Anzeichen für eingetretene Krankheit der Rinder ist. Aber auch für den Menschen hat jenes Gesetz volle Giltigkeit. Wer nur seine Augen aufmachen will, kann sich davon täglich überzeugen. So erinnere ich nur an die geschlechtliche Überreiztheit der Schwindsüchtigen.

Bei gesunden Männern ist der Geschlechtstrieb völlig verschieden von dem, wie er jetzt allgemein geworden ist. Frei von allen und jeden erotischen Nebengedanken, frei von allem unnatürlichen Drange ist der Trieb auch beim Manne nur zur Erhaltung der Art da. Niemals darf er ein Bedürfnis werden, unter dessen zeitweiliger Nichtbefriedigung das Individuum Qualen der Entbehrung zu leiden hat. Freilich vermag nur derjenige diesen Zustand richtig zu beurteilen, der gesund ist und sich seinen Körper durch reizlose Nahrung und naturgemässe Lebensweise rein hält. Der beste Beurteiler wird aber der sein, der beide Stadien kennt. Wer also nicht haben will, dass sein "Wille im Widerspruch mit demjenigen der Natur steht, wer ferner seinen Körper derart reguliert sehen möchte, dass dessen unnatürliche Begierde auf das richtige Maass zurückgebracht werde, damit ihm das zur Wohlthat wird, was unter anderen Umständen als der gewaltsamste Zwang erscheint, der kehre zur Natur zurück. Wenn er die von mir aufgestellten Regeln zum Gesundwerden, also zur Entlastung seines Körpers von den ihn belastenden Fremdstoffen sich zu eigen macht und befolgt, so wird er, vorausgesetzt, dass sein Körper eben noch nicht zu weit herunter ist, das erreichen, was er beabsichtigt, was ihn zufrieden und glücklich macht.

Halten wir einmal Rundschau, welche verschiedenartigen unnatürlichen Geburten heute überall vorkommen. Wie viel hören wir zunächst von Fehl- und Frühgeburten. Hier haben wir eine Steissgeburt, dort kommt ein Kind in der Seitenlage nach dem Ausgangswege. Dann finden wir. wieder Kinder mit unnatürlich grossen Köpfen und dabei so enge Geburtswege bei der Mutter, dass eine Geburt ohne künstliche Eingriffe nicht möglich ist. Bei anderen Müttern, beobachten wir viel zu geringe Wehenthätigkeit u. s. w. Kurzum lauter unnatürliche Vorkommnisse, welche nur durch die verschiedene Belastung der Mutter mit Fremdstoffen oder auch durch die bereits vorhandene Belastung des Kindes ihre Erklärung finden.

Eine falsche Lage des Kindes im Mutterleibe wird stets nur durch die verschiedenartige Belastung der Mutter hervorgerufen. Es wird das Kind durch die Ablagerungen einfach von seiner richtigen Lage verdrängt und verschoben. Wo die Geburtswege der Frau durch Ansammlung von Fremdstoffen verengt sind, da findet in jedem Falle eine erschwerte Geburt statt. Das Kind selber kann, sofern die Eltern stark belastet waren, ebenfalls bereits so stark belastet sein, dass es viel zu gross in seinen Dimensionen, namentlich mit einem zu grossen Kopf geboren, wird. Diese Erscheinung muss ebenfalls, insonderheit, wenn die Geburtswege verengt sind zu einer schweren Geburt führen. Eine Belastung der Geburtswege ist nun so zu denken, dass alle dabei in Betracht kommenden Muskeln, Sehnen und Bänder derart mit Fremdstoffen durchsetzt sind, dass sie dadurch verschwollen erscheinen und an ihrer Elastizität und Nachgiebigkeit, Ausdehnungs- und Zusammenziehungsfähigkeit eine erhebliche Einbusse erleiden. Ihre völlige Gesundheit in unserem Sinne ist aber unbedingt zu jeder leichten Geburt das erste Erfordernis.

Jeder belastete Muskel leidet an seiner Funktionsfähigkeit in ganz erheblichem Maasse und verursacht grosse Schmerzen, wenn er, wie dies bei der Wehenthätigkeit der Fall ist, krampfhaft und mehr als seine Belastung zulässt, zusammengezogen und in Anspruch genommen wird. Wir sehen, die grossen Schmerzen bei den Geburten rühren immer von einer Belastung mit Fremdstoffen oder von einer Krankheit in unserem Sinne her. Dieselbe Ursache hat das Angewachsensein der Nachgeburt, bei welcher es sich niemals um ein wirkliches Angewachsensein, sondern nur um eine trankhafte Verbindung durch Fremdstoffe handelt.

Kann es nun noch Wunder nehmen, dass alle belasteten Frauen eine so grosse Angst vor dem Geburtsakte haben? Diese Angst ist keineswegs eine natürlich begründete , sondern einzig und allein aus der Belastung folgende. Eine wirklich gesunde Frau kennt solche beklemmenden Gefühle nicht. Dies Angstgefühl ist die Stimme unseres Instinkts, die, wenn auch vielfach unterdrückt, dennoch bei so eingreifenden Vorgängen wie Geburten es sind, uns deutlich verrät, dass wir mit dem uns von der Natur anvertrauten Gute unseres Leibes und dessen Gesundheit nicht recht geschaltet und gewaltet haben. Aber wer vermag heute noch diese Stimme richtig zu deuten? Wer mir auf das Gesagte einwenden will, dass es zweifellos doch viele Fälle geben werde, wo bei Geburten operative Hilfe notwendig sei, dem möchte ich an dieser Stelle mit folgendem beachtenswerten Falle dienen.

Eine Frau von 36 Jahren, welche ihr zweites Kind zur Welt bringen wollte, hatte bereits 2 Tage und 2 Nächte vergeblich unter starken Wehen zugebracht, ohne dass sich das Kind in ihrem Leibe rührte. Die Hebamme war der Ansicht, dass ärztliche Hilfe hinzugezogen werden müsse, ohne welche die Geburt nicht möglich sei. Ein sehr geschickter und als Geburtshelfer berühmter Arzt wurde herbeigeholt. Vier Stunden lang arbeitete dieser mit allen möglichen Instrumenten. Schliesslich sprach er sich dahin aus, dass es bei der verkehrten Lage des Kindes ganz unmöglich sei, dasselbe ohne Gefahr für das Leben der Mutter heraus zu bekommen. Die arme Frau wollte, wie sie sagte, lieber sterben, als noch länger die Qualen dieser ärztlichen Hilfe ertragen. Ohne zum Ziele zu kommen, ging der Arzt wieder von dannen und erklärte, dass die Frau sterben müsse, weil das Kind nicht fortzubringen sei. Die Natur hatte es aber anders beschlossen als jener Arzt. Nach 24stündiger, fortgesetzter Wehenthätigkeit kam das Kind ohne Arzt, nur mit Hilfe der Hebamme zur Welt. Wer hatte hier wohl mehr geschafft, der berühmte Arzt oder — die einfache Natur? Der naturwidrige ärztliche Eingriff blieb aber nicht ohne nachteilige Folgen, denn die Frau blieb infolgedessen nach stattgefundener Geburt noch neun Wochen lang lebensgefährlich und bettlägerig krank. War sie doch durch jene instrumentalen Eingriffe fast gelähmt worden, und nur ihre kräftige Natur half ihr schliesslich wieder auf die Beine.

Bei der allgemeinen chronischen Entartung der Menschen können nun, das gebe ich gern zu, Geburtszustände und Komplikationen eintreten, vor deren Lösung Arzt und Geburtshelfer ratlos stehen. Ich bin auf Grund meiner Erfahrungen der Meinung, dass es in allen solchen Fällen das Ratsamste ist, den Vorgang ruhig der Natur zu überlassen. Besser als diese schafft niemand. Zur Unterstützung erschlaffter Wehenthätigkeit ist mir aber kein besseres Anregungsmittel bekannt als die Reibesitzbäder. Durch eine voreilige Vornahme von Operationen bei Geburten sind schon tausende von Frauen ins Grab befördert worden. Ich bin in allen Fällen gegen jeden operativen Eingriff bei der Geburt. Da, wo die betreffende Frau wirklich zu der Geburt nicht befähigt sein sollte, ist es, wenn ja dieser Fall eintritt, für die Gebärenwollende auch zweifellos besser, wenn das Kind nicht geboren wird. Auch für solche Fälle sorgt Mutter Natur in der ungefährlichsten Weise. Die ausgetrocknete Frucht stirbt ab und trocknet im Laufe der Zeit fest und immer fester zusammen, so dass schliesslich der Leib annähernd auf seine ursprünglichen normalen Formen zurück geht. Ähnliche Fälle kommen bei Rindern und Schafen nicht selten vor, ich habe aber dabei niemals irgend einen Nachteil für die Tiere selber herausgefunden. Die Natur schafft wie überall so auch in diesen Fällen am ungefährlichsten, am normalsten und verhütet durch ihr Schaffen auf natürliche Weise auch die Möglichkeit zu weiteren Schwangerschaften. Wie froh wäre manche geplagte Mutter, und wie viel Elend bliebe manchen Familien erspart, wenn an Stelle der operationswütigen Geburtshelfer allein die allsorgende Mutter Natur am Lager der Gebärenden stände.

Es bleibt immer die eigene Schuld der Frau, wenn sie in Zustände gerät, bei welchen eine Geburt ohne die Eingriffe von Instrumenten undenkbar erscheint. Sie hat, da sie die eingetretene Schwangerschaft sehr bald merkt, rechtzeitig und lange genug die Mittel an der Hand, eine glückliche Geburt vorzubereiten. Freilich muss sie auch das Dargebotene zu benutzen verstehen und zur geeigneten Zeit ausgiebigen Gebrauch davon machen. Wer meine Methode kennt, der weiss, was er zu thun hat, um leichte Geburten zu erzielen. Auch in den letzten Jahren sind mir wieder eine Reihe neuer Fälle bekannt geworden, welche die Richtigkeit meiner Lehren deutlich bestätigten. Haben doch die Reibesitzbäder neben meinen Diätvorschriften ihre heilsame Wirkung in jenen Fällen niemals verfehlt! Überall sind überraschend leichte Geburten eingetreten, wo meine Kur noch rechtzeitig angewendet wurde.

Aus den mir gewordenen wärmsten Danksagungen tritt zugleich überall die rückhaltslose Bestätigung der Wirksamkeit jener Reibesitzbäder hervor. Nach alledem muss es wohl einleuchten, dass es viel leichter ist, zur rechten Zeit einer schwierigen Geburt" vorzubeugen, als in dem Geburtsmomente Hilfe zu bringen. Nur zu deutlich, nur zu ernst redet die sich von Jahr zu Jahr steigende Zunahme der künstlichen Geburtshilfe und die hierbei eintretende häufige Anwendung von Geburtsinstrumenten von einer bedenklichen Ausbreitung, von einem stetigen Anwachsen des in der Menschheit vorhandenen chronischen Krankheitszustandes, mit dem die operative Heilwissenschaft gleichen Schritt zu halten gezwungen ist.

Wer also glückliche Geburten und gesunde Kinder zu erzielen beabsichtigt, der sorge vor allen Dingen dafür, dass sein eigener Körper in der Zeit der Zeugung von Fremdstoffen frei, also gesund ist. Ein gesunder Körper kann aber nur durch Herausschaffen der Fremdstoffe und Vermeidung neuer Belastung herbeigeführt werden.

Ich kann auch diesen Abschnitt nicht schliessen, ohne die eben gemachten Ausführungen durch einige lebendige Beispiele erläutert zu haben. Mögen sie den Beweis erbringen für die Richtigkeit meiner Behauptungen.

Es handelt sich zunächst um eine Frau, welche wegen Gelenkrheumatismus schon seit einiger Zeit an in meiner Behandlung war. Ziemlich stark mit Fremdstoffen belastet, namentlich im Unterleibe, hatte sie bereits fünf Kinder unter den allerschwierigsten Umständen geboren. Hatten doch die Geburten stets zwei bis drei Tage lang gedauert und bei ungenügender Wehenthätigkeit unter den grössten Schmerzen stattgefunden. Sie waren nie ohne Zange möglich gewesen. Während ihrer sechsten Schwangerschaft hatte diese Frau nun genau meine Kurvorschriften befolgt und täglich zwei bis drei Reibesitzbäder gebraucht. Der Erfolg war der, dass die sechste Geburt, welche sonst sicherlich die schwerste geworden wäre, die leichteste wurde. Die Geburtsthätigkeit selber dauerte kaum eine Stunde, die Wehen traten vom ersten Einsetzen an in richtiger Folge fast schmerzlos auf.

Dieser Erfolg war jener Frau in der That unbegreiflich. Als ich ihr vor der Geburt sagte, dass ich diesen Ausgang erhoffte, meinte sie misstrauisch, schmerzlose Geburten würde ich nicht erfinden. Hinterher bedauerte sie sehr, bereits so alt zu sein, dass sie schwerlich noch auf eine neue Schwangerschaft werde rechnen können. Heute, wo sie ein Mittel wüsste, schmerzlos und leicht zu gebären, würde sie gern noch mehr Kindern das Leben schenken. Auch sei sie sehr verwundert, diesmal das Kind selber stillen zu können, welches Glück sie früher niemals hatte geniessen können.

Und das alles hatte seine natürliche Ursache darin, dass die Frau seit ihrer Bekanntschaft mit meiner Methode streng naturgemäss lebte und meine Bäder gebrauchte. Ihr vorher stark belasteter Körper wurde dadurch ziemlich frei von den ihn beschwerenden Fremdstoffen; eine vermehrte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit offenbarte sich.

In einem anderen Falle begann eine Frau Z. von hier, meinen Rat einholend, während ihrer Schwangerschaft meine Kur und hatte nach siebenmonatlicher Befolgung derselben eine ebenfalls fast schmerzlose Geburt in Dauer einer halben Stunde ohne Beisein einer Hebamme.

Ein drittes Beispiel, in Form eines Originalschreibens, das mir Frau Louise B., hier, im September 1890 aus Dankbarkeit übersandte, möge nur noch Erwähnung finden.

"Ich bin jetzt 28 Jahre alt und war bereits seit meinem 15. Lebensjahre schwer blasen- und nierenleidend. Zuerst hatte ich acht Wochen lang im T.'schen Institut hier zugebracht und hatte nur das erreicht, dass mein Blasenkatarrh nach dieser Zeit geradezu unerträglich geworden war, so dass ich nur noch liegen, aber nicht mehr stehen und gehen konnte, weil mich die fürchterlichsten Schmerzen quälten."

"Dieser Zustand währte vier Wochen, worauf ich in die Klinik in der L-Strasse ging, wo ich nach längerer Zeit vorübergehende Linderung meines schmerzhaften Leidens erreichte. Da man indessen mein Leiden bis jetzt niemals an seiner Wurzel gefasst hatte, so kehrte dasselbe im Laufe eines Jahres mit erneuter Heftigkeit zurück. Ich befand mich dazumal in Chemnitz und musste in das dortige Krankenhaus, woselbst ich über drei Monate lang auf alle mögliche Weise mit Salicyl und Höllenstein, Umschlägen und Elektrisieren völlig erfolglos behandelt wurde, sodass ich, im April 1880 nach Leipzig übergesiedelt, sofort wieder ins dortige Krankenhaus musste, woselbst ich auf Gebärmutterleiden vier Wochen lang ebenfalls erfolglos behandelt wurde, dass ich vor Schmerzen oft kaum vermochte, den Weg vom Krankenhaus bis nach meiner Wohnung zu gehen."

"Ich verliess das Krankenhaus, weil ich dort keine Besserung sah und suchte vier Jahre lang in der Behandlung des Dr. M. hier Hilfe, der ebenfalls auf Blasenkatarrh und Gebärmutterentzündung kurierte und mich drei Jahre hintereinander nach Franzensbad schickte, woselbst ich Moor-und Stahlbäder nahm und Brunnen trank. Jedoch alles war ohne dauernden Erfolg. Bei meinem letzten Aufenthalte in Franzensbad wurde ich sogar vom dortigen Sanitätsrat nach hier zurückgesandt, weil eine Operation nach seiner Meinung durchaus notwendig sei. Von Dr. L. hier wurde ich operiert und weiterhin behandelt, sodass mein Zustand vorübergehend erträglich wurde. Ich fühlte allerdings noch mein altes Leiden und nahm deutlich wahr, wie dasselbe durch die operative Behandlung nur unterdrückt, keineswegs aber mit seiner Wurzel aus meinem Körper herausgeschafft war. Von Zeit zu Zeit war ich genötigt, mir Linderung durch Umschläge und anderes zu verschaffen, musste aber endlich doch wieder in ärztliche Behandlung treten. Ich ging zu Dr. Z. hier. Trotz einjähriger Kur fand ich keine Besserung. Schliesslich erklärte mir Dr. Z., ich hätte Wanderniere, es wäre nichts mehr zu machen, schickte mich aber auf alle Fälle doch noch zu Professor Dr. Sch. hier. Derselbe untersuchte mich acht Tage hintereinander, sagte aber am Ende ebenfalls, dass mir nicht mehr zu helfen sei und schickte mich fort."

"So kam ich ohne jede Hoffnung im Juli vor zwei Jahren in Ihre Behandlung hier. Bereits nach den ersten Tagen dieser Behandlung erreichte ich Befreiung von meinen unerträglichen Schmerzen, und nach vier Wochen Kur war ich wieder arbeitsfähig, und ich habe mich auch bis heute durch diese Methode gesund und leistungsfähig erhalten."

"Ich fühlte mich bereits während des ersten Jahres dieser Kur körperlich so gekräftigt und erfrischt, dass ich mich verheiratete, trotzdem mir von allen Seiten abgeredet wurde und Ärzte mir keine glückliche Geburt prophezeiten. Ihre Ratschläge und meine eigenen Erfahrungen belehrten mich indessen eines besseren, und es ist alles genau so eingetroffen, wie Sie es mir vorhergesagt haben. Ich heiratete, befolgte während meiner Schwangerschaft gewissenhaft Ihre Vorschriften und hatte zur Verwunderung vieler eine ganz erstaunlich leichte und glückliche Geburt ohne Hebamme.' Alles das verdanke ich Ihrer einfachen Heilmethode."

Leipzig.
Frau Louise B.



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Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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29. 3. 2003
Der Erstbeschreiber des SARS, der 46-jährige italienische Arzt Carlo Urbani starb an derselben. Das Schwere Akute Respiratorische Syndrom wurde erstmalig im Februar 2003 beobachtet.

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