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Neue Heilwissenschaft

Louis Kuhne, Leipzig 1896

 

Die Behandlung des Kindes in den ersten Monaten. Kinderaufziehung.
Von Louis Kuhne.


Die Behandlung des Kindes in den ersten Monaten. Kinderaufziehung.


Wer aufmerksamen Auges die Vorgänge in der Natur beobachtet, der wird, wenn er die Beziehungen zwischen Mutter und Kind ins Auge fasst, sofort erkennen müssen, dass ein enger Zusammenhang beider auf längere Dauer zu bestehen hat, denn die Verbindung des jungen Geschöpfes zur Mutter ist für das erste Lebensjahr eine innige, eine unmittelbare, wird gebieterisch schon allein durch die Wärme bedingt. Es ist ein grosser Fehler, das Kind frühzeitig aus der Nähe der Mutter zu entfernen und ihm die Wohlthat der Wärme zu entziehen. Gerade dieser ausserordentlich wichtige Faktor zum Wohlbefinden des Säuglings wird leider nur zu häufig von den Müttern ausser acht gelassen.

Einst wurde ich in eine Familie gerufen, in welcher der jüngste Sprössling, ein Kind von drei Wochen, durchaus nicht mehr ruhig in seiner Wiege liegen wollte. Er machte der Mutter deshalb sehr viel Sorgen, umsomehr, als ihm auch eine ordentliche Verdauung fehlte. Natürliche Mutterwärme und drei ableitende Rumpfbäder täglich verhalfen dem Kinde zur Ruhe und versetzten es in einen durchaus normalen Zustand.

Kinderaufziehung. Unsere heutige Zeit sieht nur noch wenig stillende Mütter. Die Folgen davon sind, schwach entwickelte Kinder. Wenn daher die natürliche Nahrung durch die Mutterbrust fehlt, wird zum Ersatz dafür zur Amme gegriffen. Aber nicht immer bietet diese eine sichere Gewähr für ein gesundes Aufziehen des Kindes, da in ihr selbst noch verborgene, schleichende Krankheiten ruhen können, welche trotz sorgfältigster Prüfung nicht entdeckt werden können. Allerdings bietet meine Gesichtsausdruckskunde einen Anhalt zur Beurteilung etwaiger aus dem Ammendienst erwachsenden Gefahren, immerhin lässt auch die durch die Amme gereichte Nahrung noch keinen Vergleich mit der allerbesten und allernatürlichsten der Mutter zu. Meist wendet man jetzt Aushilfsmittel an. Sie sind aber fast immer unzweckmässig hergestellt, wenn nicht gar unpassend gewählt. Wer Kuhmilch giebt, verabreiche dieselbe ungekocht, nur angewärmt, denn gekochte Milch ist viel schwerer verdaulich als ungekochte. Das Töten von schädlichen Organismen spielt hierbei gar keine Rolle. Der Beweis dafür ist sehr leicht zu erbringen. Unsere Verdauung stellt sich nur als ein Gärungprozess dar, der die Umwandlung der Speisen im menschlichen Körper vollzieht. Irgend eine Beeinflussung des Vorganges durch neue schädliche Stoffe vermindert die Gärungstähigkeit und lässt die Verdauung stocken.

Die nahrhaftesten Speisen sind natürlich die am leichtesten verdaulichen. Solange die Verdauung in Ordnung ist, besitzt unser Blut und unser Verdauungssaft im Zusammenwirken mit der Gärung die Kraft, alles Schädliche sofort zu vernichten und wieder aus dem Körper zu entfernen. Während ungekochte Milch sich ausserordentlich leicht den Verdauungsvorgängen anpasst, bleibt die gekochte Milch länger in den Verdauungswegen zurück und ruft infolgedessen viel intensivere Gärungserscheinungen hervor, als dies bei der Zuführung einer normalen Nahrung der Fall ist.

Es erklärt sich daraus auch auf das unzweifelhafteste' das Auftreten so vieler Krankheiten in der Kinderwelt und die gesteigerte Sterblichkeit in derselben. Künstliche Kindernährmittel, Extrakte, tragen nur dazu bei, die krankhaften Verdauungsstörungen der Kinder noch zu vermehren. Sie treiben den Leib des Kindes auf, stören die Verdauung und erzeugen grosse Unruhe. Die nach dem Soxleth'schen Verfahren gekochte Milch, dann die neuerdings durch die Behörde vielfach für Kinder empfohlene sterilisierte Dauermilch, anscheinend zur Vernichtung aller Bazillen "entkeimt", sind ebenso schädlich, unzweckmässig und lebensgefährlich für Kinder, wie die am eigenen Herde abgekochte Milch. Denn gerade das, was die Gelehrten in der Milch durch das Abkochen töten wollen, ist das, was dieselbe leichter verdaulich macht. Sobald die Milch in den Verdauungskanal gelangt, soll sie in Zersetzung übergehen. Freilich sieht man in der Natur nirgends, dass die Milch, bevor sie das Kind saugt, noch die Luft berührt. Aus der Brust der Mutter soll die Milch, die weiter nichts als ein Ernährungssaft ist, unmittelbar in den Körper des Kindes übergehen, ohne die Luft zu berühren. Denn sobald das letztere geschieht, beginnt auch eine Veränderung, die schon auf die Verdauung des Kindes nachteilig wirkt. Wird aber die Milch möglichst frisch verwandt, so ist die Veränderung noch nicht bedeutend. Immerhin ist aber mit einer gewissen Vorsicht zu verfahren, da auch die Kuh durchaus nicht frei ist von jenen Fremdstoffen, die den menschlichen Organismus zu belasten pflegen. Es ist beispielsweise eine arge Täuschung, wenn man annimmt, dass eine fette, dicke, runde Kuh, die Sommer und Winter im Stalle zugebracht, hat, nun auch der beste Milchproduzent sein müsse. Im Gegenteil, hier zeigt sich eine vollständig krankhafte Aufschwemmung der Tierleiber, welche naturgemäss ihren ungünstigen Einfluss auf die Milch äussern muss. So wird die Welt überhaupt verurteilt sein, immer ein mit Krankheitsstoffen geschwängertes Produkt zu gemessen, denn Milch von gesunden Kühen giebt es in unseren hochkultivierten Ländern nicht. Als Ersatz für die schwer verdauliche Kuhmilch ist unstreitig Haferschleim zu wählen; ungesalzen, ohne Fett und Zucker, nur in Wasser gekocht aus grober, guter, nicht bitterer, ungedarrter Hafergrütze hergestellt, fein durchgeschlagen. Die Hafergrütze kommt ihrer besseren Haltbarkeit wegen überall präpariert, d. h. etwas gedarrt in den Handel. Sie verliert aber durch diese Manipulation an ihrer leichten Verdaulichkeit und eignet sich daher in diesem Zustande nicht mehr zur Kinderernährung. Das Produkt, welches ich zu diesem Zwecke im Auge habe, ist eine völlig ungedörrte Hafergrütze. Wer eine solche nicht erlangen kann, kaufe sich enthülste Haferkerne und koche aus diesen den Haferschleim. Wo auch diese nicht zu haben sind, nehme man ganzen Hafer, quetsche ihn in einem Mörser, oder schrote ihn auf der Schrotmühle (siehe Inserat), um dann daraus den gewürzten Haferschleim zu kochen. Dieses letztere Produkt ist neben seiner grössten Einfachheit auch das für die Kinder vorteilhafteste, nur hat es seine Schwierigkeiten, den Hafer zu schroten. Man darf sich die Mühe indessen nicht verdriessen lassen, denn mit einigem Nachhelfen gelingt dies schon. Ausführlich habe ich mich über dies Thema, sowie über Kindererziehung überhaupt, in meiner schon einmal erwähnten kleinen Schrift "Kindererziehung" (siehe Seite 396) ausgesprochen.

Es ist eine bedauerliche Thatsache, dass die Not, welche Eltern mit der Erziehung ihrer Kinder haben, oft recht gross ist. Da wollen die Knaben nicht lernen, haben stets die Gedanken auf andere Dinge gerichtet, sind ungezogen, zornig, leicht erregbar, unverträglich, wiewohl sich Eltern und Lehrer die erdenklichste Mühe geben, etwas Vernünftiges aus ihnen zu machen. Eltern und Lehrern erscheint es rätselhaft, wie die Erziehung eine so schwierige sein kann. Man sucht nach Gründen, findet solche nicht und tröstet sich schliesslich mit dem heutigen Zeitgeist, ohne zu ahnen, dass in allen diesen Fällen ganz bestimmte Ursachen zu Grunde liegen. Denn nur überall da, wo eine Belastung des jugendlichen Körpers mit Fremdstoffen vorhanden ist, werden die natürlichen Funktionen des Gehirns und des ganzen Körpers unnatürlich beeinflusst und verändert. Wird dagegen diese Belastung gehoben, so tritt ein völlig veränderter, natürlicher Zustand wieder ein. Ich habe es in meiner Praxis nicht selten erlebt, wie Kinder, welche anscheinend gar nicht erziehungsfähig waren, durch meine Kur die artigsten, ruhigsten und angenehmsten Wesen wurden. Ja, ich habe es oft genug beobachtet, wie Knaben, welche durchaus nichts lernen konnten, welche Stünden lang über der kleinsten Arbeit sassen, ohne sie fertigzustellen, durch Herausschaffen der Fremdstoffe aus ihrem Körper völlig verändert wurden. Sie lernten und begriffen wieder rasch, waren nicht mehr so schlaff wie früher und wurden wieder die Freude ihrer Eltern. Wer da weiss, welche Freude es gewährt, gesunde Kinder aufzuziehen und wie geringe Sorgen und Mühe das erheischt, der wird gewisslich nicht unterlassen, den Seinigen alle Vorbedingungen für dieses Glück zu schaffen. Es sollte geradezu allen Eltern heilige Pflicht sein, sich meine neue Heilweise und vor allen Dingen meine Diagnose, die Gesichtsausdruckskunde, zu eigen zu machen, vermöge welcher sie im stande sind, jede Belastung der Kinder mit Fremdstoffen sofort und mit untrüglicher Genauigkeit zu erkennen.

Es sei nun an dieser Stelle noch eines Punktes gedacht, der zu wichtig ist, als dass ich ihn aus irgend welchen Rücksichten übergehen könnte. Das ist der sich stets steigernde Geschlechtstrieb der Jugend und dessen unnatürliche Befriedigung, die Onanie. In der That, traurig ist es, dass man die Ursache dieser Jugendsünde bis jetzt nicht erkannt hat, sondern im Gegenteil mit einer ängstlichen Prüderei über alles, was damit zusammenhängt, hinweggeht. Damit wird das Übel aber nicht aus der Welt geschafft. Wer die Fehler der Menschheit bessern will, muss offen über dieselben sprechen. Auf dem Lande, wo Natur und Praxis noch Hand in Hand gehen, weiss man, wie ich auch auf Seite 387 ausführte, schon lange, dass da, wo sich bei Tieren ein gesteigerter Geschlechtstrieb zeigt, ein krankhafter Zustand vorliegt. Auch der Mensch ist genau denselben Naturgesetzen unterworfen, mögen auch viele glauben, dass er eine Ausnahmestellung in der Natur einnehme und deshalb für ihn auch besondere Naturgesetze gelten. In gleicher Weise wie bei den Tieren ein krankhafter Zustand, d. h. die Belastung des Körpers mit Fremdstoffen, erwiesenermaassen einen unnatürlich gesteigerten Geschlechtsdrang hervorruft, so ist das auch bei den Menschen der Fall. Der Drang oder Hang zur Onanie ist nichts weiter als ein sicheres Anzeichen dafür, dass Fremdstoffe, die Geschlechtsorgane bedrängend, in dem betreffenden Körper sein müssen. Werden diese Fremdstoffe nach und nach aus dem Körper herausgeschafft, so lässt auch der unnatürliche Hang ganz von selber nach. Alle Prügelstrafen, die Eltern oft ihren Kindern für das Spielen an den Geschlechtsteilen zukommen lassen, erweisen sich als nutzlos. Nur die Beseitigung der Ursache, das Herausschaffen der Fremdstoffe, kann jenen fortwährenden Reiz aufheben. Vermag man es durch Stärkung des Willens bei den Kindern auch dahin zu bringen, dass sie diesem Laster entsagen, der Drang dazu bleibt doch in ihnen und schwindet nicht früher, als bis die Entstehungsursache geschwunden ist. Meine langjährigen Erfahrungen mit Onanisten haben mich unbedingt zu der Überzeugung kommen lassen, dass es neben reizloser Diät und naturgemässer Lebensweise kein geeigneteres Mittel zur Beseitigung jenes Lasters giebt, als meine ableitenden Bäder. So sind diese in der That ein ganz vortreffliches Mittel zur Herbeiführung einer besseren Sittlichkeit unserer Jugend.



Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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28. 3. 1799
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