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Meine Wasserkur

Sebastian Kneipp, 49. Auflage 1894

 

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Krankheiten
F-G.
Von Sebastian Kneipp.

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Flechten.


Viele Tausende von Menschen werden von Flechten gequält, ob sie es eingestehen oder nicht. Diese überaus lästigen Schmarotzer und Vampyre verkriechen sich sehr gerne unter die Haare, auf den Rücken, die Brust u.s.w. Sie scheuen aber auch das Tageslicht nicht und hängen sich wie Blutegel an die Arme, die Füße, besonders gern zwischen die Finger fest. Diese Ausschläge können ein Erbtheil sein, aber auch die Folgen schlechter Kost und schlechter Getränke, welche die Säfte ruiniren, nicht weniger die Folgen ungeordneter Lebensweise.

Sehr bedenklich und gefährlich ist's, diesen unsauberen Saft mit scharfen Mitteln, seien dieselben zum Waschen oder Einreiben (grüne Seife u.s.w.) oder zum Einnehmen (Duecksilber, Arsenik u. A.), anzugreifen. Gar leicht können die Flechten verdrängt werden; aber bei zurückgedrängten Flechten sind die letzten Dinge viel ärger als die ersten, ganz abgesehen von den Zerstörungen, welche scharfe, ätzende Mittel an und in der Haut anrichten. Als Regeln für die Heilung stelle ich folgende auf: Aeußerlich darf gar nichts angewendet werden als lauwarmes Wasser, um den Schmutz wegzuwaschen. Alles Übrige ist vom und zum Uebel.

Speise und Trank für solche Kranke seien leicht verdaulich, einfach, nicht wählerisch, aber so, daß sie gute Säfte abgeben und die vorhandenen verbessern. Alles Saure, scharf Gesalzene und Gewürzte, alle geistigen Getränke werden so viel wie möglich vermieden. Es sind wahrlich der Schärfen genug im Blute. Die eigentliche Wasserbehandlung sei folgende: Man lasse den Kranken am ersten Tage einen Kopfdampf nehmen und den spanischen Mantel anzielten, am zweiten Tage den Fußdampf und einen Unterwickel, am dritten Tage früh neuerdings den spanischen Mantel, Nachmittags den kurzen Wickel. Am vierten Tage sei Ruhetag! Den fünften Tag hüte er das Bett und wasche nach je zwei Stunden den ganzen Körper schnell kalt ab! Im Verhinderungsfalle soll er außer Bett die Waschung Morgens, Mittags und Abends vornehmen und sich darauf Bewegung machen oder an eine Handarbeit schreiten. Die Anwendungen lassen in dem Grade und in der Zahl nach, als die Flechtenbildung, d. i. das Ausschwitzen und Ausströmen der unreinen Säfte von innen nach außen aufhört und die Neubildung der Haut fortschreitet.

Noch eine Bemerkung finde hier ihre Stelle Die Unterscheidung der Flechten in nasse und trockene hat aus deren Behandlung, beziehungsweise aus das Heilverfahren keinen Einfluß. Ich denke mir: beide Bezeichnungen werden ein und dasselbe Ding ausdrücken. Die trockenen Flechten sind jene, die weniger stark fließen, so daß die Flüssigkeit auf der Oberfläche der Haut sofort als Kruste vertrocknet. Die nassen Flechten sind die stark fließenden; deßhalb lästiger, gefährlicher und schwerer zu heilen.

Die Folgen von zurückgedrängten Flechten (überhaupt kranker, giftiger Säste) sind unberechenbar. Schwere Krankheiten, die nächsten Folgen, bereiten ein langsames Siechthum vor, das den Tod bringt oder, was noch schlimmer ist, sehr oft, wie die Erfahrung zeigt, zum Wahnsinn führt.

Ein Theologe hatte eine wie mit dem Zirkel gezogene runde Platte an der linken Wange. Die Platte bestand aus einer Kruste, welche gleich dem Deckel das rohe Fleisch zudeckte und sich öfters in einer Stunde öffnete, nur um zwei bis drei Tropfen Eiter ausfließen zu lassen. Das Gesicht des Herrn war voll; am Kopfe konnte man mehrere kleine Pusteln wahrnehmen. Der Patient hatte mehrere Aerzte befragt und Vermiedenes angewendet, aber ohne Erfolg.

Meine Frage, ob er sich vielleicht verwundet habe, verneinte er; die Sache sei von selbst gekommen. Jetzt schien Alles klar zu sein. Die blasse, kranke Gesichtsfarbe, noch mehr der Massenausfluß von Unrath benahmen den letzten Zweifel. Der Giftstoff kam aus dem Körper.

Noch vor 20-25 Jahren machten sich viele Menschen künstlich sogenannte Fontanellen, d. h. sie gruben sich an einem Arme oder an einem Fuße eine Quelle, richtiger Kloake (einen wunden Fleck, den sie nie zuheilen ließen), in welche der Körper allen Abschaum, alle schlechten Säfte abführte, weßhalb die Stelle auch immer eiterte. In unserem Falle hat die kräftige Natur sich selbst eine solche Oeffnung gebohrt und mit dem passenden Deckel versehen.

Vierzehn Tage hindurch mußte der Kranke jeden zweiten Tag einen Kopfdampf nehmen, ebenso oft einen Fußdampf. Sodann kamen der kurze Wickel und der spanifche Mantel zur Anwendung, so daß auf jeden Tag zwei, oft drei Anwendungen fielen. Thee von Salbei, Wermuth und Minzen half innerlich zu rascherem Erfolge mit. Unter der Kruste bildete sich schon bald ein zartes Häutchen, das sicherste Zeichen der vollendeten Auflösung und Ausleitung, d. i. der Heilung. Nach drei Wochen konnte man kaum mehr unterscheiden, auf welcher Wange die Kruste gesessen hatte.

Ein Mädchen, 25 Jahre alt, erzählt: "Ich habe am ganzen Kopfe einen starken Ausschlag, viele kleine Geschwüre unter den Haaren; meine Ohren sind voll großer Schuppen, und wenn sie von Zeit zu Zeit wegfallen, dann hat das Ohr keine Haut mehr.

Kopfweh habe ich von Zeit zu Zeit stark, manchmal gar nicht. Die Augen brennen wie Feuer, und meistens läuft schmieriges Wasser heraus. Durch die Nase kann ich schon längere Zeit gar nicht mehr athmen. An meinem ganzen Körper habe ich ein so heftiges Beißen und Brennen, daß es mich im Schlafe oft aufweckt.

Anwendung: 1) In der Woche zwei warme Bäder von gesottenem Haberstroh, 30 Grad, mit zweimaligem Wechsel; zuerst fünfzehn Minuten in's warme Bad, dann eine Minute in's kalte oder doch ganz mit kaltem Wasser waschen. 2) In der Woche zwei Kopfdämpfe, 20 bis 25 Minuten. 3) Zweimal in der Woche ganz waschen. 4) Täglich zweimal jedesmal 25 Wermuthtropfen in acht bis zehn Löffel voll Wasser einnehmen.

In vier Wochen waren die Flechten und die ungesunden Stoffe im ganzen Körper so ziemlich beseitigt, und zur weiteren Ausscheidung und Kräftigung reichte aus, noch vierzehn Tage lang dieselben Anwendungen halb so oft vorzunehmen. (Siehe Kopfflechten.)

Ein ziemlich gut beleibter Gewerbsmann, circa 40 jahre alt, erzählt:
"Ich habe an den Vorderarmen und Händen, die Finger ausgenommen, seit zwei Jahren starke Flechten, auch an den Schenkein, sowie Flecken aus Rücken und Brust und kann deßhalb oft Nächte hindurch höchstens ein bis zwei Stunden schlafen. Sonst habe ich guten Appetit und Kraft."

Die Anwendungen sind folgende: 1) In jeder Nacht ganz waschen. 2) In der Woche zwei warme Bäder von Haberstrohabsud, eine halbe Stunde lang, 28 R., nach je vierzehn Minuten ganz waschen und auch am Schluß des Bades. 3) Jeden Tag ein Oberguß und unmittelbar darauf ein Knieguß; dazu täglich zwei Messerspitzen voll weißes Pulver.

Nach vier Wochen kam der Mann vollkommen gesund zurück; um aber vorzubeugen, daß das Uebel nicht mit der Zeit wiederkehren würde, mußte derselbe in jeder Woche sich zweimal in der Nacht ganz waschen und in jedem Monat ein oben genanntes Bad nehmen. Da.zu erklärte er: "Wenn diese Anwendungen auch nicht notwendig sind, so werde ich sie doch vornehmen, um bei meiner dadurch gewonnenen Kraft und Frische zu bleiben."



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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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Rückblick
6. 5. 1953
Erstmalige Operation unter extrakorporaler Zirkulation (HLM). Der amerikanische Chirurg Gibbon verschloss in einer 45minütigen Operation einen Vorhofseptumdefekt bei einer 18jährigen Patienten.

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