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Lehrbuch der Gynäkologie

Otto Küstner, 4.Auflage 1910

 

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VI. ABSCHNITT.
Mikrobiotische Erkrankungen des weiblichen Urogenitaltraktes.

Kapitel XXV.
Sepsis.
Von Ernst Bumm.

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Die septische Parametritis.


Nehmen die Keime von einer infizierten Wunde der Cervix oder des Endometriums aus ihren Weg in die Lymphgefäße, so gelangen sie mit diesen zunächst in das lockere Zellgewebe des Ligamentum latum und rufen hier eine phlegmonöse Entzündung hervor, welche als Parametritis, und wenn sie sich weiter verbreitet, als Beckenzellgewebsphlegmone bezeichnet wird. Die Ausbreitung des infektiösen Prozesses folgt den anatomischen Bahnen, wie sie durch den Zusammenhang der einzelnen Bindegewebsstrata im Becken gegeben und in Fig. 313 halbschematisch dargestellt sind. So sieht man vom Parametrium aus die Infiltration nach vorn in das Zellgewebe zwischen Blase und Cervix oder nach hinten den DOUGLAsschen Falten entlang, in die Bindegewebsumhüllung des Rectum oder aufwärts in das retroperitoneale Zellgewebe wandern. Noch häufiger ist die Verbreitung der Entzündung gegen die seitliche Beckenwand und von hier aus nach oben in das subperitoneale Zellgewebe der vorderen Bauchwand, wo die brettharte Infiltration bis zum Nabel in die Höhe steigen kann.

Die histologischen Vorgänge bei der septischen Infektion des Beckenzellgewebes sind dieselben, wie man sie bei jeder Phlegmone an beliebigen Stellen des Körpers beobachtet. Die Mikroorganismen dringen in Schwärmen oder Zügen innerhalb der feinsten Lymphwege vor und befallen auf diese Weise in kurzer Zeit große Bindegewebsstrecken. Wie überall, so reagiert der Organismus auch hier auf die Infektion durch eine reichliche Ansammlung von Leukocyten im Umkreis der infizierten Gewebspartien. Der weitere Verlauf ist verschieden je nach der Art der Einwirkung der Infektionsträger auf die Gewebe. Bewirken die Mikroben ein Absterben des befallenen Zellgewebes, so werden die nekrotischen Herde von einem dichten Leukocytenwall umgeben, allmählich eingeschmolzen und durch Einwanderung weißer Blutzöllen in Eiterherde verwandelt, welche zu großen Abscessen konfluieren. Bei der Entleerung derselben sieht man gewöhnlich noch viele abgestorbene Gewebsfetzen im Eiter flottieren.


Fig.313. Halbschematische Darstellung des Beckenbindegewebes (blau) auf einem Horizontalschnitt durch das Becken in der Höhe des 4. Kreuzbeinwirbels.

Ueben die infizierenden Mikroben, wie z.B. die Streptokokken des Erysipels, keine pyogene Wirkung aus, so ist mit der Hyperämie, serösen Durchtränkung und Rundzelleninfiltration der Infektionsprozeß abgeschlossen, die Bakterien gehen zugrunde, und die entzündliche Infiltration kann ohne Eiterung durch einfache Resorption des Exsudates rückgängig werden. Beides, die Vereiterung sowohl wie die einfache Resorption, wird bei der Parametritis beobachtet. Die Krankheit setzt in der Regel ganz akut mit hohem Fieber und deshalb unter einem Frost ein, das erste örtliche Symptom sind Schmerzen auf der befallenen Seite oder, wenn die Infektion doppelseitig auftritt, zu beiden Seiten des Uterus. Unter anhaltendem hohen Fieber bildet sich eine Infiltration des Beckenzellgewebes aus, die an den Kanten des Uterus beginnt und sich seitlich ins Parametrium, bei weitergehendem Prozeß auch nach vorn oder hinten und nach oben verbreitet. Die Infiltration ist anfänglich ödematös oder teigigweich und gegen die Umgebung nicht deutlich abgegrenzt, erst allmählich wird das Exsudat massiger, härter und dann auch gut umschrieben. Kommt es zu eiteriger Einschmelzung der befallenen Bezirke, so nimmt der Gang der Temperatur den Charakter des Eiterfiebers mit starken morgendlichen Remissionen an, man fühlt in dem Exsudat erweichende, zuletzt fluktuierende Stellen, die schließlich durchbrechen. Mit der Entleerung des Abscesses fällt das Fieber ab.


Fig.314. Schematische Darstellung des Sitzes eines parametranen Exsudates (links) und eines Adnextumors (rechts). Ansicht von vorn.

Gewöhnlich senkt sich der Eiter der Schwere nach in das periproktale Bindegewebe und bricht in den Mastdarm durch, er kann sich aber auch in die Scheide, in die Blase, an der vorderen Bauchwand oberhalb des POUPARTschen Bandes, am Oberschenkel unterhalb desselben oder in der Lendengegend zu den Seiten der Wirbelsäule durch die Haut nach außen entleeren. Nicht immer ist mit dem Durchbrach des Abscesses eine definitive Ausheilung der Eiterhöhle verbunden, es kann zu neuer Retention des Sekretes, abermaliger Senkung des Eiters, wiederholten Eistelbildungen kommen und sich die chronisch gewordene Beckenzellgewebseiterung unter Bildung komplizierter Höhlen und Gänge monatelang hinziehen.

Viel günstiger verlaufen jene Fälle, in welchen die Vereiterung des Exsudates ausbleibt. Ist hier durch die reaktive Entzündung ein Stillstand im Fortschritt der Infektion bewirkt, so fällt das Fieber definitiv ab, und die Resorption erfolgt ohne Zwischenfälle.

Die Diagnose der infektiösen Parametritis ergibt sich aus dem Nachweis eines entzündlichen Exsudates im Beckenbindegewebe zu den Seiten des Uterus, welches nach vorausgegangener Verletzung - gewöhnlich handelt es sich um ein Geburtstrauma - unter Fieber entsteht und sich in der beschriebenen Weise ausbreitet. Verwechselungen sind möglich mit Hämatomen des Lig. lat. und Adnextumoren. Besonders die letzteren sind früher sehr häufig als Parametritis aufgefaßt worden und werden es noch heute, obwohl die Unterscheidung nicht schwierig ist: Adnextumoren lassen das Beckenbindegewebe frei, sitzen hinter dem Uterus und höher als das parametrane Exsudat, welches das Scheidengewölbe herabdrängt, bis dicht an die Kanten des Uterus heranreicht, ihn fixiert und bei doppelseitiger Erkrankung förmlich einkeilt (Fig. 314). Adnextumoren sind eine sehr häufige Erkrankungsform der weiblichen Genitalien, die Parametritis ist eine verhältnismäßig seltene Krankheit. Etwaige Zweifel darüber, ob der parametrane Tumor Eiter oder Blut enthält, lassen sich sehr einfach durch eine Punktion mit der PRAVAZschen Spritze lösen.

Die Behandlung der Parametritis beschränkt sich im Beginn auf die Anordnung ruhiger Rückenlage, die Applikation von Eis auf den Leib und die Verabreichung narkotischer Mittel. Nach Ablauf des akuten Stadiums sucht man die Resorption durch die Anwendung warmer Sool- und Moorbäder, heißer Duschen usw. zu beschleunigen. Die letzten Reste des Exsudates lassen sich gewöhnlich sehr rasch durch Massage verteilen. Ist es zu eitriger Einschmelzung des Exsudates gekommen, so werden die Abscesse dort eröffnet, wo sie sich der Oberfläche am meisten nähern. Liegt diese Stelle, wie gewöhnlich, in der Leistengegend oberhalb des POUPARTschen Bandes, so empfiehlt es sich zur besseren Ableitung des Eiters und Vermeidung von Eitersenkungen, ein Drainrohr nach der Scheide hin durchzuziehen.



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Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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20. 4. 1945
Johannes Sobotta (1869-1945) bekannt geworden durch seine anatomischen Zeichnungen stirbt 76-jährig.

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