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Lehrbuch der Gynäkologie

Otto Küstner, 4.Auflage 1910

 

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VI. ABSCHNITT.
Mikrobiotische Erkrankungen des weiblichen Urogenitaltraktes.

Kapitel XXV.
Sepsis.
Von Ernst Bumm.

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Die septische Perimetritis und Peritonitis.


In den Bauchfellsack können septische Mikroorganismen von den Genitalien her auf sehr verschiedene Weise gelangen. Direkt importiert werden sie bei Zerreißungen und Durchbohrungen des Uterus oder des hinteren Scheidengewölbes, wie sie sich bei Geburten, beim Versuch der Fruchtabtreibung, bei Sondierungen und Ausschabungen (besonders im Wochenbett) nicht selten ereignen. Gelegentlich einmal findet auch eine direkte Einimpfung mit ungenügend desinfizierten Fingern oder Instrumenten bei Laparotomien statt. Auf den Weg der Infektion des Peritoneums durch die Tuben ist bereits hingewiesen. Ein dritter Weg ist der durch die Lymphgefäße der Uteruswand, in denen die septischen Keime vom Endometrium aus bis zur Serosaoberfläche des Uterus vordringen können. Eine letzte Infektionsmöglichkeit ist endlich gegeben durch infizierte vereiterte Venenthromben im Ligamentum latum. Die Keime wandern in diesem Falle aus dem Venenlumen zunächst in das lockere parametrane Zellgewebe und erreichen von hier aus rasch die naheliegende Serosa.

Handelt es sich um eine örtlich beschränkte Implantation von Bakterien und ist deren Virulenz eine geringe, so kann durch die rasch erfolgende fibrinöse Entzündung der Serosa der Infektionsherd abgekapselt werden, es entwickelt sich eine nur einzelne Abschnitte des Beckenperitoneums betreffende septisch-eiterige Entzündung, oder das Beckenperitoneum wird in seiner ganzen Ausdehnung befallen, der Prozeß geht aber nicht darüber hinaus in die freie Bauchhöhle über. Man spricht im Falle solcher lokaler Entzündungen von Perimetritis, Perisalpingitis, Perioophoritis und eventuell von Pelveoperitonitis. Die lokalisierte septische Entzündung im Beckenperitoneum führt in der Regel zur Eiterbildung, der Eiter kann hier, nachdem die Keime zugrunde gegangen sind, eingedickt und bis auf wenige zurückbleibende Fibrinschwarten resorbiert werden; war die Eiterbildung jedoch eine reichlichere, so erfolgt der Durchbruch des intraperitonealen Abscesses, sei es in die Scheide, die Blase, den Darm, sei es durch die Bauchdecken nach außen.

Infektionen mit hoch virulenten Keimen führen zur allgemeinen septischen Peritonitis. Die Vermehrung und Ausbreitung solcher Keime geht so rasch vor sich, daß die reaktive Entzündung der Serosa, welche die heilsame Abkapselung bewirken soll, zu spät kommt. Von der tiefsten Stelle des Peritonealsackes, dem Douglasschen Raum, bis hinauf zur Oberfläche der Leber findet man überall in dem dünnen, serös-eiterigen Exsudat und in dem fibrinösen Belag, der die gerötete und trüb gewordene Serosa der Bauchorgane bedeckt, die Infektionsträger. In den meisten Fällen sind es Streptokokken. Zuweilen erfolgt der tödliche Ausgang schon nach wenigen Tagen, das Exsudat ist dann hell, serös und enthält neben Fibrinflocken nur wenige Zellen, bei protrahierterem Verlauf wird es durch reichlichere Beimischung von Leukocyten mehr eitrig.

Die Symptome sind im Beginn der Erkrankung bei der lokalisierten Pelveoperitonitis und der allgemeinen Peritonitis dieselben: Unter hohem, mit Frost einsetzendem Fieber entwickelt sich eine rasch zunehmende Schmerzhaftigkeit des Unterleibes, der gespannt und aufgetrieben erscheint. Die Lähmung der Darmabschnitte, welche im Bereich des Infektionsherdes liegen und an der Entzündung mit ihrem Serosaüberzug beteiligt sind, bedingt eine völlige Verhaltung von Stuhl und Gasen, die Zunge ist trocken, es besteht Neigung zu Aufstoßen und Erbrechen, Widerwillen gegen jede Nahrungsaufnahme. Der Puls wird frühzeitig klein und frequent, das Allgemeinbefinden ist schwer ergriffen. Während bei eintretender Abkapselung des Infektionsherdes alle die genannten Erscheinungen sich nach einigen Tagen wieder zurückbilden und allmählich verschwinden, findet bei der Entwicklung einer universellen Peritonitis eine rapide Zunahme statt. Die Schmerzhaftigkeit verbreitet sich vom Becken aufwärts bis zum Zwerchfell und kann so hochgradig werden, daß die geringsten Erschütterungen z.B. beim Sprechen, der geringste Druck z.B. der Bettdecke, den Kranken lästig werden. Entsprechend der Ausbreitung der Entzündung nimmt auch die Darmlähmung zu, der Leib ist in seinem ganzen Umfange trommelartig aufgetrieben, die Zunge ist hart wie Holz, der Durst unstillbar, das Erbrechen schleimig-galliger Massen hört auch bei völliger Enthaltung von Flüssigkeiten nicht mehr auf, es gesellt sich dazu häufiges Aufstoßen, zuweilen auch stundenlanger Singultus. Die Kranken sind schlaflos und von beständiger Unruhe gequält. Bei kleinem, kaum zählbarem Puls fangen die Extremitäten an, kühl zu werden, kalter, klebriger Schweiß bedeckt die Haut und die oberflächliche, jagende Atmung verkündet das Ende. Das Bewußtsein kann bis kurz vor dem Tode ungetrübt bleiben.

Wesentlich anders verläuft jene Art von allgemeiner Bauchfellentzündung, welche nach intraperitonealen Operationen dann zustande kommt, wenn größere, mangelhaft versorgte Wundflächen oder Stümpfe im Peritoneum zurückgelassen werden und das nachsickernde Blut und die Wundsekrete durch die gelegentlich der Operation in die Bauchhöhle gelangten Fäulniskeime zur Zersetzung gebracht werden. Hier handelt es sich um eine reine Vergiftung durch resorbierte Fäulnisstoffe, es können alle Entzündungserscheinungen, wie das Fieber, die Schmerzhaftigkeit, die Auftreibung des Leibes völlig fehlen; nur der von Stunde zu Stunde schlechter werdende Puls, das Erbrechen und die Darmlähmung zeigen die schwere Intoxikation an.

Die Behandlung der Pelveoperitonitis ist nach den Prinzipien zu leiten, die bereits bei Besprechung der Salpingo-Oophoritis septica dargelegt wurden. Narcotica, Eis und ruhige Lage spielen im Beginn der Erkrankung die Hauptrolle, später kommt die Anwendung der Wärme und eventuell die Entleerung der abgekapselten Eiterhöhlen in Frage.

Treten Erscheinungen auf, welche auf ein Fortschreiten der Entzündung im Bauchfell und auf ihre Ausbreitung in die oberen Abschnitte des Peritoneums hinweisen, so kann nur von einer ausgiebigen Drainage und Trockenlegung der entzündeten Bauchfellabschnitte eine Rettung der Kranken erwartet werden. Die Entscheidung, ob ein operativer Eingriff nötig ist, ist in solchen Fällen nicht immer leicht, es ist aber richtiger, bei allen schweren Erkrankungen einen Eingriff in ernste Erwägung zu ziehen und lieber einmal zu früh zu operieren als den günstigen Zeitpunkt zu versäumen. Jede Peritonitis ist zunächst und im Anfang ein lokaler Prozeß und als solcher durch Ableitung der Entzündungsprodukte nach außen der Ausheilung zugänglich. Die Ableitung nach außen ist das beste Mittel, die Ausbreitung der Infektion innerhalb des Bauchfells hintanzuhalten. Man eröffnet das Peritoneum zunächst in der Mitte oberhalb der Schoßfuge, orientiert sich über die Ausbreitung der Entzündung und legt dann auf beiden Seiten oberhalb des POUPARTschen Bandes und eventuell noch höher oben in der Lendengegend und im Douglas Oeffnungen an, durch welche dicke Drainageröhren gezogen werden. Die Ableitung der Sekrete ermöglicht die Ausheilung, der Gedanke, durch Spülungen die Bauchhöhle rein zu waschen und die Keime abzutöten, ist eine Utopie, und dazu eine sehr gefährliche. Es gelingt nicht nur nicht, alles Krankhafte auszuwaschen, sondern die Spülung befördert nur die Ausbreitung der infektiösen Massen im Bauchfellsack, man sieht danach fast stets eine Verschlimmerung des Zustandes. Es soll also nicht gespült, sondern nur ausgiebig drainiert werden!

Wenn man auch nicht erwarten darf, in allen fortgeschrittenen Fällen allgemeiner Peritonitis noch eine Heilung zu erzielen, so sind die Erfolge doch so, daß die niemals schädliche Drainage zur frühzeitigen Ausführung empfohlen werden kann, jedenfalls lassen sich mit Hilfe der Drainage viele Frauen retten, die bei der gebräuchlichen medikamentösen Therapie dem Tode verfallen sind.

Gegen die Darmlähmung wirken subkutane Injektionen von Pilocarpin günstig, nur in hoffnungslosen Fällen wird man zur Linderung der Beschwerden große Morphiumgaben anwenden.



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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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19. 4. 1882
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