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Lehrbuch der GynäkologieOtto Küstner, 4.Auflage 1910 | |
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I. ABSCHNITT. Anatomie, Entwickelung und Störungen der Entwickelung der weiblichen Genitalien.Kapitel III. Die Entwicklungsstörungen des weiblichen Urogenitalsystems. Von Otto Küstner.
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Persistieren von Zuständen, nachdem aus den paarigen Anlagen unpaare Hohlorgane geworden sind (Gruppe IV).
Hier kann es sich um Stehenbleiben auf fötaler oder infantiler Stufe handeln. Beide Zustände gehen insofern insinander über, als ja extrauterin die fötalen Organe bis zur Größe von infantilen wachsen können. Gewöhnlich partizipiert der gesamte Genitaltraktus an der Bildungshemmung, wenn auch nicht immer alle Teile in gleichem Maße; gewöhnlich finden wir auch an anderen Organen ein analoges, wenn auch nicht immer proportionales Zurückbleiben in der Entwickelung, besonders am Gefäß- und Knochensystem. Das sind die Individuen mit mangelhaft enwickeltem weiblichen Typus, dürftige, zarte Mädchen mit kümmerlich entwickelten Mammae, kümmerlich entwickeltem Fettpolster, schmalem, häufig allgemein verengtem Becken, kleinem Herzen, enger Aorta, der Basis, auf welcher sich langdauernde Chlorose ausbildet.
An den Genitalien fällt der magere, dünn behaarte Mons pubis auf, die großen Labien sind so dürftig, daß sie die Gebilde des Vestibulum schlecht bedecken, die Scheide ist eng, faltenlos, die Portio vaginalis klein, zeigt mitunter noch deutlich einen infantilen, blätterigen Bau. Der Uterus ist klein, mißt im Cavum erheblich weniger als 7 cm. Die Cervix ist erheblich länger als das Corpus, oft setzen sich in das Corpus noch die Falten, die Ausläufer der Arbor vitae, fort.
Entsprechend klein und dürftig sind die Ovarien.
Nach Untersuchungen FREUNDs gehört zu den Charakteren früh unterbrochener Entwickelung die den Föten und Neugeborenen eigentümliche Tiefe der DOUGLASschen Tasche. Auch die abnorme Tiefe der Plica vesico-uterina findet sich gelegentlich als Persistenz des embryonalen Zustandes.
Sehr eigentümlich kann die mangelhafte Entwickelung an den Tuben sein. Es ist ein Charakteristikum der embryonalen Tube, daß sie relativ stark gewunden ist (etwa 6-7 Spiraldrehungen). Diese Windungen können mit ihrer embryonalen Engigkeit persistieren und, wie FREUND erwiesen hat, zu weiteren krankhaften Veränderungen die Disposition abgeben.
Das Corpus uteri kann man in verschiedener Stellung antreffen. Nicht selten findet man es retrovertiert-flektiert. Das ist, wie ich nachwies, das Analogon zum mangelhaften Descensus testiculorum beim Manne. Die HUNTERschen Leitbänder haben das Corpus uteri nicht in die normale Anteflexion gezogen; konsequenterweise haben auch die oberen Teile der HUNTERschen Bänder, die Ligg. ovariorum, die Ovarien höher, näher dem Orte ihrer Entwickelung, stehen lassen. Aus dieser geraden, aufgerichteten, embryonalen Stellung kann der Uterus leicht durch die Bauchpresse in Retroversio-flexio gedrängt werden.
Aber auch scharf spitzwinkelig zur Cervix anteflektiert findet man fötale und infantile Uteri. Gerade die spitzwinkelige Anteflexion entspricht einer Gestalt des Uterus, welche man beim Foetus und Kinde recht häufig antrifft.
Die prägnantesten Symptome mangelhafter Entwickelung gehen von den Genitalien aus.
Die Menstruation tritt entweder überhaupt nicht auf, das ist beim Uterus foetalis der Fall, oder läßt, und das gilt für die weniger hochgradigen Entwickelungsstörungen, lange auf sich warten, zeigt sich erst spät und meist sehr spärlich, um gelegentlich auch wieder auf Jahre zu zessieren. Sehr häufig klagen derartige Individuen über dysmenorrhoische Beschwerden, permanente Kreuzschmerzen oder Druckgefühl in der Tiefe des Beckens. Ich habe häufig diese Erscheinungen auf Metritis-Endometritis zurückführen müssen. Wie an allen wenig ausgebildeten, wenig widerstandsfähigen Organen entzündliche Krankheiten sich leichter entwickeln, weniger leicht ausheilen, so ist es auch hier: der Uteruskatarrh ist spontan oder durch Masturbation entstanden, relativ früh werden die Tuben und das Perimetrium in Mitleidenschaft gezogen.
Verheiraten sich derartige Individuen, wie es nicht selten auf mehr oder weniger sachverständigen Rat hin geschieht, so macht sich die mangelhafte Entwickelung in Sterilität geltend. Von Arzt zu Arzt, von Bad zu Bad wandern sie, um ihrem Gatten den gewünschten Kindersegen gewähren zu können. Kommt es, wie beim infantilen Uterus gelegentlich geschieht, zur Gravidität, so besteht in hohem Maße Abortgefahr. Die dürftig entwickelte Decidua gestattet den Chorionzotten, bis in die Muskulatur vorzudringen, Folge davon Blutung oder Kontraktion ohne solche.
Therapeutisch läßt sich wenig tun. Ist Uteruskatarrh vorhanden, so bietet dieser mitunter eine dankbare Handhabe für eine Behandlung. Durch eisenhaltige Bäder, Vaginalduschen mit bloßem oder kohlensäurehaltigem Wasser, Aufenthalt in Gebirgsluft, Mastkuren werden mitunter vorteilhafte Veränderungen wenigstens der Symptome erzielt. Ovariu, Lutein, auch Thyreoidin ist in geeigneten Fällen zu versuchen.
Recht häufig sehe ich Aplasien geringeren Grades. Es handelt sich eigentlich nicht mehr um infantile Genitalien. Doch ist der Uterus Meiner als normal, ebenso sind es die Ovarien, die Scheide ist etwas enger und kürzer. Dabei sind die äußeren Genitalien wohlentwickelt, ebenso sind es der Mons veneris, die Pubes, die Brüste, ebenso der übrige weibliche Habitus. Die Menstruation ist normal, mitunter zessierend, mitunter besteht Dysmenorrhöe. Das einzige Symptom, und darin kommt die relative Aplasie funktioneil zum Ausdruck, besteht in Konzeptionsunfähigkeit, in Sterilität.
Betreffs der Therapie vgl. Kapitel 11 und 26.
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Achtung! Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker. |
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3. 12. 1967 Erste Herztransplantation durch Prof. Christiaan Nethling Barnard, Capetown, Südafrika. Die Operation (am 3. Dezember 1967) wurde in Südafrika durchgeführt, weil sich die US-Behörden zu keiner Genehmigung durchringen konnten. Der Empfänger Louis W. überlebte die Operation einige Tage. |
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