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Lehrbuch der Gynäkologie

Otto Küstner, 4.Auflage 1910

 

I. ABSCHNITT.
Anatomie, Entwickelung und Störungen der Entwickelung der weiblichen Genitalien.

Kapitel III.
Die Entwicklungsstörungen des weiblichen Urogenitalsystems.
Von Otto Küstner.

Seite: 1/5[ Mißbildungen | paarige Anlagen | Scheide allein | Hohlorgane | Blase, Urethra, Äußeres ]Weiter (paarige Anlagen)

I. Die Mißbildungen der inneren weiblichen Genitalien.


Wie in Kapitel II erörtert, sind Tuben, Uterus und Vagina als zwei gesonderte, und zwar solide Stränge angelegt. Treten Störungen in der Entwickelung auf, so bedeutet das, daß Teile, welche normaliter später miteinander verschmelzen sollen, getrennt, oder Teile, welche später hohl werden sollen, solide bleiben. Je nachdem sich diese beiden in das extrauterine Leben hinübergenommenen Typen der Entwickelungshemmung auf den ganzen Genitaltraktus oder nur auf einzelne Teile desselben erstrecken, handelt es sich um schwere oder leichtere Formen der Monstrosität. Die Zahl der möglichen Kombinationen ist a priori natürlich unendlich groß, recht groß auch die der beobachteten.

Wenn dieser Schlüssel für die Auffassung der Mißbildungen recht einfach erscheint, so darf nicht übersehen werden, daß uns in den meisten Fällen verborgen bleibt, warum das Getrennt- oder Solidebleiben der Anlagen erfolgt. Auch darf nicht jede Atresie, welche man als kongenital anzusprechen die Berechtigung zu haben glaubt, ohne weiteres als Bildungshemmung aufgefaßt werden. Die Möglichkeit epithelialer Verklebung an den bereits hohl gewordenen Anlagen besteht für einige Formen der Atresie.

Mit den Mißbildungen des MÜLLERSchen Fadens können in gleichem Verhältnis solche der Keimdrüsen einhergehen. Die Ovarien können, je nachdem die Entwickelungshemmung doppelseitig oder einseitig ist, auf beiden oder nur auf der einen Seite fehlen.

Oder ein der Keimdrüse entsprechender Körper ist zwar vorhanden, entbehrt aber der spezifischen Elemente, der Primärfollikel, so daß es trotzdem nicht zu einer Keimbereitung, Eibildung kommen kann. Doch können auch selbst bei hochgradigen Formen der Entwickelungshemmung der MÜLLERschen Fäden die Ovarien zur vollen Funktionsfähigkeit ausgebildet sein.

Natürlich erfolgt die einzig logische und korrekte Klassifizierung der Mißbildungen nach entwickelungsgeschichtlichen Gesichtspunkten. Das ist von NAGEL und v. WINCKEL konsequent durchgeführt worden.

Nach NAGEL unterscheidet man 4 Gruppen.

I. Vor Bildung des Geschlechtsstranges.

II. Nach Bildung des Geschlechtsstranges, und zwar sehr bald nachher.

III. Später, während des allmählichen Fortschreitens der Verschmelzung der beiden MÜLLERschen Gänge innerhalb des Geschlechtsstranges (und der Plicae urogenitales).

IV. Erst nach vollendetem Aufbau von Uterus und Vagina.

Das heißt also:

I umfaßt die schwersten Mißbildungen der Genitalanlagen; d. i. das, was aus den MüLLERschen Gängen entstellt, bleibt vollständig getrennt.

Bei II erstreckt sich die Trennung zum mindesten noch auf den Uterus, oft auch noch auf die Scheide oder einen Teil derselben.

Bei III erstreckt sich die Trennung nur noch auf das Corpus, die Cervix ist bereits einfach.

IV. Aus den paarigen Anlagen sind die unpaaren Organe geworden, sind aber auf fötaler oder infantiler Entwickelungsstufe stehen geblieben. Es entfallen unter die Gruppen:

I.
  1. Vollständiger Mangel
  2. Uterus didelphys.
II.
  1. Uterus duplex bicornis cum vagina duplici
  2. Uterus duplex mit einfacher oder doppelter Vagina
  3. Uterus subseptus umforis
  4. Uterus biforis supra simplex
  5. Uterus subseptus unicorporeus
III.
  1. Uterus bicornis unicollis
  2. Uterus arcuatus
  3. Uterus subseptus unicollis
IV.
  1. Uterus foetalis
  2. Uterus infantilis
Unterabteilungen der Gruppen II und III kommen durch Verkümmerungen der einen oder beider Hälften zustande. Die Verkümmerung kann im erstgedachten Falle so hochgradig sein, daß die betreffende Hälfte nicht auffindbar ist. Das gibt die Formen von einhörniger Gebärmutter (agenetische oder aplastische einseitige Defektbildung). Betrifft die Verkümmerung bis zur Atresie beide Hälften, so unterscheidet sich die der Gruppe III von der der Gruppe II entfallenden Formen nur dadurch, daß hier die inneren Genitalien etwa normale Gestalt haben, jedoch nur aus soliden, bindegewebigen Körpern bestehen (häufigste Form der rudimentären Geschlechtsorgane).

Beim Uterus didelphys, wie auch bei den weniger ausgesprochenen Duplizitäten, den Formen des bicornis, findet sich stets eine sagittal von der vorderen ßectumwand bis zur hinteren Blasenwand, zwischen den Hälften der Genitalduplizität hindurch laufende Peritonealfalte (Ligamentum rectovesicale). Diese kann als Ausdruck des Hindernisses, welches während des fötalen Lebens die getrennten Genitalhälften sich nicht vereinigen ließ, aufgefaßt werden. Dasselbe gilt für die bei den Duplizitäten meist anzutreffende auffallende Kürze der Ligamenta lata.

Auch auf dem Gebiete des weiblichen Genitaltraktus bedeutet vielfach das, was beim Menschen Bildungshemmung ist, bei dieser oder jener Tierspecies das Normale. Man lese die Figurenerklärungen folgender schematischen Skizzen (Fig. 22-29).




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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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