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Meine Wasserkur

Sebastian Kneipp, 49. Auflage 1894

 

Apotheke-Heilmittel
Heilmittel H bis K
Von Sebastian Kneipp.

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Holunder, schwarzer. (Sambucus nigra L.)



Dem Hause am nächsten stand in den guten alten Zeiten der Hollunderbusch; jetzt ist er vielfach verdrängt und ausgerottet. Es sollte kein Wohnhaus geben, wo er nicht gleichsam als Hausgenosse in der Nähe wäre oder wieder in die Nähe gezogen würde; denn am Hollunderbaum sind wirksam die Blätter, die Blüthen, die Beeren, die Rinde und die Wurzeln.

Zur Frühlingszeit sucht die kräftige Natur manche Stoffe, die sich im Körper den Winter über angesammelt haben, zu entfernen.

Wer kennt nicht diese Zustände, die sogenannten "Frühlingskrankheiten, wie Ausschläge, Abweichen, Kolik und Aehnliches? Wer durch eine Frühlingskur Säfte und Blut reinigen und verlegene Stoffe in leichter und natürlicher Weise ausscheiden will, der nehme 5-8 Blätter des Hollunderbaumes, schneide sie klein, wie man Tabak schneidet, und lasse den Thee etwa zehn Minuten lang sieden. Dann nehme er in der ganzen Kurzeit täglich des Morgens nüchtern eine Tasse solchen Thees, eine Stunde später sein Frühstück.

Dieser einfachste Blutreinigungs-Thee säubert die Maschine des menschlichen Körpers in vortrefflicher Weise und ersetzt armen Leuten die Pillen und Alpenkräuter u. A., die in seinen Schachteln und Schächtelchen heutzutage die Runde mache und oft ganz sonderbare Wirkung thun.

Wie im Frühlinge, so kann diese Kur auch zu jeder anderen Jahreszeit vorgenommen werden. Selbst die gedörrten Blatter liefern guten Thee zur Auflösung und Reinigung.

Wer hat nicht schon von Hollunder-Blüthen zubereitete Küche. (die schwäbischen sogenannten "Küchlein") gegessen? Viele Leute backen dieselben geradezu der Zeit, in welcher der Baum im weißen Frühlingsschmucke prangt, und sagen, diese Blüthenkuchen schützen vor Fieber Ich kenne einen Ort, in den der Schüttelfrost sehr häufig Einzug hält. Dort sieht man im Frühling aus jedem Tisch diese Hollunderblüthen- oder Fieberkuchen. Spitzfindig und kritisch habe ich dieses nie untersucht; die Leutchen mögen ganz ruhig bei ihrem Glauben bleiben; denn solche Kost ist gut und gesund.

Auch die Hollunderblüthe reiniget, daran zweifelt Niemand, und es wäre gut, wenn in jeder Hausapotheke eine Schachtel gedörrter Blüthen aufbewahrt würde. Der Winter ist lang, und es kann Fälle geben, in denen ein derart lösendes und schweißtreibendes Mittelchen überaus treffliche Dienste leistet. Schaden kann solcher Thee niemals bringen.

Bei Organismen, in welche die Wasserfucht Einzug halten sich ansetzen will, treibt die Hollunderwurzel, als Thee zubereitet so kräftig Wasser aus, daß sie kaum von irgend einem andern Medikament übertroffen wird. Dabei ist ihr Wirken ganz schuldlos. Die Beere, welche zur Herbstzeit häufig gekocht und als Brei, als Mus gegessen wird, wurde von den Alten hochgeschätzt als Blutreinigungsmittel. Meine selige Mutter hat alle Jahre 14 Tage bis 3 Wochen lang eine solche Hollunderkur vorgenommen. Dieses war der Hauptgrund, weßhalb unsere Altvordern noch vor 50-60 Jahren mindestens ein paar Hollunderbäume vor's Haus pflanzten. Wie die hohen Herrfchaften heut zu Tage zu der theuren Traubenkur wandern, oft nach fernen Ländern, so gingen unsere Eltern und Großeltern in die Kur zum Hollunderbaum, der sie in nächster Nähe so billig und oft viel besser bediente. Vor mehreren Jahren kam ich in ein österreichisches Alpenland. Da sah ich zu meiner großen Freude auch den Hollunderbaum noch in Ehren. "Ja daran," sagte mir ein alter Bauer, "lassen wir keine Beere zu Grunde gehen." Wie einfach, wie rationell (vernünftig)! Die Vögel selbst, ehe sie ihre Herbstwanderung antreten, suchen noch überall den Hollunderbaum aus, um ihr Blut zu reinigen und ihre Natur zur weiten Wanderung zu Stärken. Wie schade, daß der Mensch alle diese Naturtriebe, "den gesunden Sinn" vor lauter Kunst und Gekünsteltem nicht mehr fühlt und achtet!

Wird die Beere mit Zucker oder besser mit Honig eingekocht, so dient diese Masse zur Winterszeit besonders solchen Leuten vorzüglich, die wenig Bewegung haben, die mehr zu ruhiger, sitzender Lebensweise verurtheilt sind. Ein Löffel voll von solchem Eingekochten in ein Glas Wasser gerührt, gibt den herrlichsten Kühl- und Labetrunk ab, reinigt den Magen, wirkt auf Urinausscheidung und günstig auf die Nieren.

Viele Landleute dörren die Beeren. Verkocht man diese gedörrten Beeren zu Brei, oder siedet man sie ab zu Thee, oder ißt sie dürr, in allen Formen wirken sie sehr gut bei heftigem Abweichen.

Weil man sich an die überaus guten Dienste des Hollunderbaumes, dieses treuen und früher So geachteten Hausfreundes, nicht mehr erinnerte, deßhalb hat man denselben vielfach verworfen. Daß der alte Freund wieder zu neuem Ansehen kommen möchte!




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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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