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Meine Wasserkur

Sebastian Kneipp, 49. Auflage 1894

 

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Krankheiten
T-W.
Von Sebastian Kneipp.

Seite: 7/10Zurück (Vergiftung des Blutes)[ Typhus und seine Folgen | Unterleibsentzündung | Unterleibsverschleimung | Veitstanz | Verbrennungen | Vergiftung des Blutes | Verstopfung | Wassersucht | Wirbelleiden | Würmer ]Weiter (Wassersucht)


Verstopfung.


Gibt es viele Leute, die häufig an Diarrhöeen leiden, so gibt es noch eine weit größere Anzahl von solchen, die mit hartem Stuhlgang geplagt sind, daher zu Mitteln ihre Zuflucht nehmen müssen, welche freilich auf den Stuhlgang wirken, deren Ende aber meist Verderben ist. Kühn kann man sagen: Je länger Jemand solche Mittel gebraucht, umsomehr leidet die ganze Natur. Wer möchte die Unzahl von Mitteln rennen, die zum Laxiren und zur Beförderung des Stuhlganges verwendet werden? Ich kannte einen Bader, der weit und breit den Ruf hatte, die Leute gut auszureinigen. Was that er? Er nahm sehr häufig Gansdr . . ., sott ihn ab, und mit diesem Absud bediente er die geehrten Kunden. Noch Anderes könnte ich auf Verlangen berichten. Mundus vult decipi. Die Welt will einmal betrogen werden! Doch das galt hauptsächlich den "dummen Bauern". Die vornehme Welt wird schon anders behandelt. Unzählige Fläschchen mit verschiedenem Mineralwasser werden da täglich durch den Körper gejagt, und in der That, sie bewirken die reichlichsten Stuhlgänge. Mir brachte einst ein Kranker ein gewaltiges Quanturn Quecksilber, das er eben aus dem Leibstuhle genommen. Es wurde ihm eingegeben, um Stuhlgang zu bewirken. Wie viele Morrisonspillen wurden seiner Zeit verschluckt, und wie viele Menschen haben viel zu früh ihr Grab gefunden! Kaum wird an irgend einer Krankheit so mannigfaltig und so unglücklich operirt und probirt, als wenn es sich um harten Stuhlgang handelt. Und meistens ist die Folge, daß, je mehr und je länger man anwendet (und zuletzt erfolgt kein Stuhlgang mehr ohne Abführmittel), die Noth stets um so größer wird. So klagte mir auch einmal ein von der Medizin gänzlich verlassener Mann, daß nicht ein Tag vorübergehen dürfe, wo er nicht ein Klistier oder sonst drastische Mittel nehmen müsse, um den notdürftigsten Stuhlgang zu haben. So weit haben ihn diese leidigen Hilfsmittel (?) gebracht, und der Mann zahlte noch lange nicht 40 Jahre.

Es ist ein großer Fortschritt der Medizin unserer Zeit, daß sie all' die gewaltsamen Mittel verpöne, und viele Aerzte - man muß es zu ihrem Ruhme sagen - haben hunderte von sogenannten Geheimmitteln chemisch zerlegt und allen Vernünftigen den Betrug aufgedeckt. Dennoch schleicht das Gespenst der Geheimmittelei noch in tausend Familien ein und richtet Schaden an.

Wem es an Stuhlgang fehlt, dem fehlt es meistens im ganzen Organismus, nicht bloß im Magen oder in einem anderen besonderen Körpertheil, und ich lebe der festen Ueberzeugung, die eine große Anzahl von Fällen mir stets bestätigte, daß wieder das Wasser das allersicherste und das unschädlichste Heilmittel ist, das aus Gottes Erde gesunden werden kann. Es hilft. indem man es nach innen anwendet und von außen wirken läßt.

Eine der ersten Fragen, die der Arzt an den Kranken stellt. lautet: Wie ist's mit dem Stuhlgang bestellt? Ist der Stuhlgang geregelt , so hat man das erste Zeichen der Gesundheit; ist der Stuhlgang ungeregelt, so ist's ein Zeichen einer beginnenden Krankheit, und wird einem ungeregelten Stuhlgang nicht abgeholfen, so geht man früher oder später einer schweren Krankheit entgegen, vielleicht dem frühen Tode.

Wenn es im Sommer lange nicht mehr regnet, wird die Erde trocken und spröde. Wenn im Körper die notwendige Feuchttigkeit , Flüssigkeit nicht ordnungsgemäß verarbeitet ist und sich irgendwo Hitzen bilden, so tritt auch im Körper gleichsam Trockenheit ein und deren unausbleibliche Folgen.

Vor vielen Jahren schon nahm man zur Hebung dieses Uebels seine Zuflucht zur Wasserkur, zum Wassertrinken. Ich selbst habe Leute gekannt, die täglich 3, ja 4-6 Maß Wasser tranken. War das gut? Es war des Guten zu viel, und der größere Theil der sich brüstenden "Wasserhelden" hat sich mehr geschadet als genützt. Der Körper hielt diese unvernünftige Wassertortur nicht lange aus. Mein Grundsatz ist: Wer am gelindesten mit Wasser einwirkt, kurirt am sichersten und besten.

Wer an hartem Stuhlgang leidet, nehme Morgens vom Frühstück an bis Mittag jede halbe Stunde einen Löffel Wasser. Er wird bessere Wirkungen erzielen mit diesem kleinen Quantum, als wenn er einen halben Schoppen oder noch mehr auf einmal trinkt. Am Nachmittag kann der Patient ebenfalls jede halbe Stunde oder jede Stunde einen Löffel voll Wasser nehmen. Das stetige, wenn auch sparsame Ausgießen wirkt kühlend und mehrt die Säfte. Nebenher kann der Leidende Wasser trinken, wenn's ihn dürstet.

Statt des Wassers dienen auch eine größere Anzahl von Theen, die aus leicht zu findenden Pflanzen gewonnen werden. Wer kennt nicht die Dornschlehblüthe? Ihr Thee wirkt trefflich. Thee von Hollunderblüthen wirkt kühlend, lösend und benimmt die innere Hitze; wenn 3-4 Körnchen Aloe daran gemischt. ist er ein reinigendes, kühlendes, auflösendes und ablegendes Arzneimittel; 6-8 Hollunderblätter, grün zur Frühlings- und Sommerszeit gepflückt und als Thee gesotten, sind ebenfalls kühlend. Man trinke Morgens eine halbe Tasse und Abends eine halbe Tasse. Keine Hausapotheke sollte diese schuldlosen Arzneipflänzchen verwerfen, zumal sie der liebe Herrgott, der oberste Doktor und Apotheker, uns allen umsonst wachsen läßt.

Zur Anwendung des Wassers nach innen kommen nun die äußeren Anwendungen. Der Patient wasche beim Aufstehen oder Schlafengehen kräftig den Unterleib mit einer Hand voll Wasser. Das Mittel ist höchst einfach und wirkt doch recht gut, bei Manchen (schwächeren Naturen) genügend.

Wem diese Anwendung zu leicht ist, dem gieße man von Zeit zu Zeit frisches, kaltes Wasser auf die Kniee, ein bis drei Minuten lang (Knieguß), eine vorzügliche Anwendung, um Stuhlgang zu erzeugen.

Ist dieses nicht ausreichend und große Hitze im Innern vorhanden, so lege sich der Patient in der Woche ein paarmal auf einen Unteraufschläger, auch der Oberaufschläger thut gute Wirkung. Dergleichen wirkt kräftig ein kaltes Sitzbad, in der Woche zwei bis dreimal zu nehmen. Ein kaltes Vollbad , wenn es ganz kurz genommen wird, ist auch nicht zu verschmähen.

All' die genannten Anwendungen werden den trägen, schlaffen Organismus wecken, beleben, in neue Tätigkeit bringen, starken. Die Rädchen sind neu geölt, die ganze Maschine läuft wieder gut, und der ergiebige Stuhlgang wird sicherlich nicht ausbleiben.

Nichts geht über die unschädlichen und sicheren Wassermittel, und was ist leichter, als Wasser zu trinken, sich mit Wasser zu waschen?

An dieser Stelle sei noch ein Wort über die Brechmittel gesagt. Widernatürlich schon kommt mir das drastische Abführen mit Mineralien und Giften vor, seien es nun Pulver oder Pillen oder Anderes. Noch weit widernatürlicher aber ist Alles, was zum Erbrechen reizen soll, oftmals leider wiederum Gifte. Erbärmlich ist's, einen so mißhandelten und gemarterten Menschen leiden zu sehen. Mir will dabei jedesmal das Blut, vielmehr die Galle in den Kopf schießen. Man wird bemerkt haben, daß ich die so bekannten und allgemein benutzten Abführmittel, wie Rhabarber, Sennesblätter, Bittersalz, Glaubersalz u.s.w., oben nicht aufgeführt habe. Und der Grunde Diese an sich unschädlichen Mittel sind nur dennoch viel zu stark; es kann ja noch auf gelindere Art geholfen werden.

Auf eine Mücke oder einen Floh macht Niemand Jagd mit der Flinte. Um so mehr verwerfe ich ganz entschieden die unausstehlichen Brechmittel, heißen sie nun Brechwasser oder Brechweinstein, führen sie was immer für Titel. Will einmal Alles oben hinaus, - es gibt ja solche Fälle, - so mache es am Ende wie jener Bauer, der, als er großen Brechreiz spürte, in kurzem Verfahren den Finger in den Hals steckte und so dem Reize gründlich abhalf. Stets wirke man auch beim heftigsten Brechreiz nur auf geregelten Stuhlgang. Mein stärkstes Mittel zu diesem Zwecke ist der Wühlhuber. Dieser Thee hat das Merkwürdige, daß er, wie er einerseits reichlichen Stuhlgang bewirkt, andererseits selbst Diarrhöen stillt (man probire es mit einer halben Tasse). Er sucht die kranken, verlegenen Stoffe im Körper auf und leitet sie aus. Sind keine mehr vorhanden, sind alle ausgeschieden, so hört seine Wirksamkeit von selber auf. Daher die Doppelwirkung. Charlatanerie - mag Mancher naserümpfend sagen! Ob er's sage oder nicht, das ist mir einerlei. Die Thatsache bleibt sets bestehen. Gerade deßhalb sind alle scharfen Laxir Mittel so schwächend, so arg und so schädlich in ihren Folgen, weil nicht kranke Stoffe allein hinausgejagt werden, sondern Alles ohne Untere schied. Die Treibjagd beginnt und endet mit der Niederlage auch der edelsten, zur Fortpflanzung der Kräfte notwendigen Säfte. Wer hat dieses nicht selbst schon empfunden? Daher die große Schwäche. die schnelle und riesige Abnahme der Kräfte nach solchen Kuren. Wie thöricht, wie folgenschwer! Sapienti sat! Schaden macht klug oder sollte wenigstens klug machen.



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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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7. 5. 1939
Geburtstag von Sidney Altman, einem kanadischen Molekularbiologen, der zusammen mit Thomas Cech 1989 den Chemie-Nobelpreis für die Entdeckung der RNA (RNS) und ihrer Funktion erhielt.

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