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Meine Wasserkur

Sebastian Kneipp, 49. Auflage 1894

 

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Krankheiten
T-W.
Von Sebastian Kneipp.

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Wassersucht.


Wenn der Regen längere Zeit anhält und die Sonne wenig scheint, wird aus manchem Grunde das Wasser nicht in die Tiefe sickern auch von der Sonne nicht aufgesogen werden. Es entstehen so kleine Pfützen von stehendem Wasser, das später absteht, sauer und faul wird und nicht am besten einwirkt auf die Pflanzen, die in seiner Umgebung gedeihen sollen.

So ungefähr geht es in einem menschlichen Körper zu zur Zeit, da sich die Wassersucht ansetzt, die hauptsächlich in solchen Organismen sich entwickeln kann, in denen Blut und Säfte zu wässerig sind, die kein normales, lebenskräftiges Blut mehr besitzen. Vom Blute zehren alle Organe und Bestandteile des Körpers; es ist der Kraft- und Lebensquell, aus dem jedes das für seinen Zweck Brauchbare schöpft. Aus dem Moraste, aus ungesunden Pfützen, aus krankem Blute aber kann nichts Kraft und Leben Gebendes geholt werden; daher das schlaffe Fleisch, die welken Gefäße, daher die Anstauungen - lauter Vorboten der Wassersucht!

Schon im Aeußern sieht man es solchen Menschen an: junge Leute erscheinen plötzlich alt (der oder die, hört man sagen, hat rasch gealtert), die Gesichtsfarbe steht ab, die Muskeln und Nerven hängen wie gesprungene Saiten welk an den Knochen, verschiedenerorts, besonders um die Augen, bilden sich bereits Wassersäcke. Man braucht sie nur anzutasten, und die Wasserkügelchen springen einem unter den Fingern weg. Der ganze Körper trägt bald eine Menge solcher Zwerchsäcke, als ob er gleichsam um gutes Blut bettelte; er bekommt aber nur Wasser.

Die Wassersucht zählt verschiedene Arten. Entstehen die Anstauungen zwischen Haut und Fleisch, so haben wir die Hautwassersucht. Wird der Unterleib an einem oder mehreren Orten gleichsam ein See, so nennt man es Bauchwassersucht. Wird die Körper-Blutpumpe, das Herz, bezw. der Herzbeutel wassersüchtig, so heißt es die Herzwassersucht u.s.w. Auch nach vielen Krankheiten entsteht gerne die Wassersucht, und es geht dann in der Regel nicht mehr lange. Gar Vielen ist sie die Bötin zu Tod und Grab geworden, oder sie war gleichsam die letzte Sturzwelle, die das Lebensschifflein, nur mehr ein Wrack, in den Grund bohrte. Nach Scharlach erscheint sie besonders häufig, wenn er nicht gut ausgeheilt wird, wenn noch Giftstoff drinnen bleibt und der geschwächte Körper nicht die Kraft hat, ihn hinauszuwerfen. Der ganze Körper fängt dann an zu schwellen.

Hat die Wassersucht schon weit um sich gegriffen, einen hohen Grad erreicht, so ist meistens nicht mehr zu helfen wegen des Blutmangels. Im Beginne (bei noch nicht fortgeschrittener Zersetzung) kann oft recht schnell geholfen werden, wenn man von innen und von außen zugleich das faule Wasser auszupumpen sucht. Beispiele sollen dieß klar machen.

Einer Bäuerin, ca.48 Jahre alt, beginnt der ganze Körper anzuschwellen, sie kann kaum mehr gehen. Die Entlastung ist schon groß, das Athmen eine große Last. Ich rieth ihr, sie solle sogleich Rosmarin in Wein ansetzen und täglich zwei Weingläser Rosmarinwein trinken, im Ganzen ungefähr ein Viertel-Liter. Der Wein stärkte die Kranke ungemein, wie sie sagte, und trieb sehr viel Wasser ab. Aeußerlich gebrauchte sie täglich während mehrerer Tage den kurzen Wickel, je eineinhalb Stunden, längere Zeit hindurch (ungefähr 4 Wochen) täglich zwei Halbbäder von je einer Minute Dauer mit Waschung des Oberkörpers. Die Bauerin gesundete und konnte ihrem Berufe wieder ganz und ungehindert vorstehen.

Ein Knabe von 12 Jahren hatte Scharlach und wurde nach Aller Meinung gesund. Nach 6 Wochen bekam er die Wassersucht. Der ganze Körper schwoll an. Ein Hemd, in Salzwasser getaucht, drei Tage nach einander je eineinhalb Stunden vorschriftsmäßig getragen, hat den Knaben vollständig geheilt.

Bei einem Weibe von 54 Iahren setzte sich die Bauchwassersucht an. Die Füße und der Leib seien, wie mir berichtet wurde, entsetzlich geschwollen. Die Kranke soll durch ihre Tochter täglich zwei Messerspitzen Attich Wurzelpulver in einem Schoben Wasser drei Minuten lang sieden lassen und den Thee in zwei- bis drei Intervallen (Zwischenräumen) trinken. Dazu bekomme sie acht Tage lang täglich einen Unterwickel von je einer Stunde. Die folgenden 10 Tage werde der Wickel jeden zweiten, die weiteren 14 Tage jeden dritten Tag gegeben. - Die Kranke genas vollkommen, und zwar schon nach drei Wochen. Das Wasser sei, erfuhr ich spater, in großen Quantitäten als Urin abgegangen.

Attich Wurzel hat sich mir bei der Bauchwassersucht wie Rosmarin bei der Herz- und Brustwassersucht als das beste innere Mittel erwiesen.

Bei der Herz Wassersucht kann als vortreffliche äußere Anwendung täglich ein Ober- und Unteraufschläger angewendet werden. Nach innen gebe man täglich zwei Gläser Rosmarinwein zu trinken.

Georg, ein junger Mann von 36 Iahren, ist innerhalb 8 Tagen am ganzen Körper in auffallender Weise angeschwollen, Kopf, Hals, Hände, Füße zeigen Geschwülste und unter der Haut eine Menge Wasser. Acht Tage lang zog er zweimal im Tage den spanischen Mantel an, weitere 9 Tage einmal, die letzten 10 Tage nach je 3 Tagen. "Ich bin ein ganzer Spanier geworden," scherzte der Mann. "Das Klima, wenn auch nicht gar bebesonders spanisch, hat mir gut gethan. Ich bin wieder ganz hergestellt."

Eine Notiz darf ich hier nicht vergessen, da gerade bei dieser Krankheit jeder Anfänger mit Wasser leicht sich und Andere täuschen könnte. Bei der Wassersucht darf das Wasser nie warm angewendet werden, weder in Form von Dämpfen, noch in Form von warmen Bädern. Das Uebel gewänne dadurch außerordentlichen Vorsprung, da das warme Wasser schlaff und welk macht und die Schlaffheit der Organe, die Unthätigkeit derselben bei dieser Krankheit nachgerade das Hauptübel ist. Die kältesten Anwendungen sind hier die besten; nur sollen sie nie zu lange und nicht anders als vorgeschrieben gebraucht werden; bei schwachem Blute ist auch die Naturwärme eine schwache.

Ein Gastwirth, 50 Jahre alt, erzählt: "Mein ganzer Leib ist schon ziemlich stark geschwollen. Der Arzt behauptet, ich bekomme die Wassersucht. Ich habe schon viel eingenommen, es wird aber von Tag zu Tag schlimmer. Mein linker Fuß, besonders der Oberschenkel, ist sehr stark angeschwollen. Der rechte Fuß fängt auch schon an, dicker zu werden. Durst habe ich viel; beim Bier wird der Durst noch ärger; auch das Wasser hilft nichts. Muß ich sterben, oder gibt's für mich noch eine Hilfe?"

Ich erwiderte: "Gebrauchen Sie Folgendes: 1) Jeden Tag einen Oberguß und Knieguß; 2) in der Woche dreimal einen kurzen Wickel, das Tuch vier bis sechsfach, eineinhalb Stunden lang; 3) in jeder Nacht einmal ganz waschen vom Bett, nicht abtrocknen, gleich wieder in's Bett; so drei Wochen lang, dann Bericht."

Dieser lautete sehr günstig. Daraus verordnete ich folgende Anwendungen: 1) In jeder Woche drei Halbbäder, eine Minute lang; 2) in der Woche drei Rückengüsse; 3) zweimal den spanischen Mantel, eineinhalb Stunden lang; 4) täglich eine Tasse Thee trinken in drei Portionen von zerstoßenen Wacholderbeeren und etwas Zinnkraut, 10 Minuten lang gesotten, während des Tages zu trinken.

Nach 6 Wochen war der Kranke vollständig gesund. Es stellte sich außer Schlaf der beste Appetit und die volle Kraft wieder ein. Diese Erklärung sendete mir der Geheilte 3 Monate nach der Kur.



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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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Rückblick
7. 5. 1967
Der argentinische Chirurg René Favaloro führt die erste ACVB-Operation (Arterio-koronarer Venen-Bypass) durch. Die dabei verwendete Vene entstammte dem Bein des Operierten. 2000 begann Favaloro Selbstmord durch einen Herzschuss.

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