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Meine Wasserkur

Sebastian Kneipp, 49. Auflage 1894

 

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Wasser-Anwendungen
Vollbäder
Von Sebastian Kneipp.

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3. Die Mineralbäder.



An dieser Stelle schulde ich ein Wort über die Mineralbäder, wegen deren ich sehr oft schon befragt wurde.

Meine unmaßgebliche Ansicht über diesen Punkt ist folgende.

Ich kann nach all den Grundsätzen meiner Wasserkur nicht dafür fein, weil ich alles Forcirte, alles Gewaltsame nicht billige, ganz gleich, ob von außen nach innen oder direkt nach innen gewirkt wird. Mein Urtheil lautet und wird immer lauten: Die gelindeste Anwendung ist die beste, ob es sich nun um die Wasser-Heilmittel, oder ob es sich um Medizinen u.s.w. handle, und wer mit einer Anwendung seinen Zweck erreicht, soll ja keine zweite gebrauchen. Wir müssen der Natur, dem kranken oder geschwächten Organismus sachte an die Hand gehen, nicht streng und stürmisch; wir müssen den kranken Körper sozusagen milde und leicht an der Hand führen, ihm bisweilen helfend und stützend unter die Arme greifen, aber ihn nicht allzusehr drängen, ihn nicht zerren und stoßen; wir müssen nicht durch dies und das absolut etwas einwirken wollen, sondern nur mitwirken, daß der Körper mit seiner Arbeit fertig werde, und sofort von dieser gelinden oder gelindesten Mitwirkung abstehen, sobald der Körper allein sich weiter zu helfen weiß.

Niemandem wird es, um ein Beispiel meines Verfahrens anzuführen, entgangen sein, daß er die allbekannten Wurzel- und Drahtbürsten, die Frottirtücher u.s.w. bei mir nicht findet. Ich habe diese Sachen früher angewendet, wenn auch nur in vereinzelten Fällen, aber die Erfahrung gemacht, daß das Wasser allein ohne diese doch mehr oder weniger gewaltsamen Manipulationen (der arme Körper hat dann auch zu aller Arbeit hin noch die gekneteten und gebürsteten Muskeln und die ebenso bearbeitete Haut in Ordnung zu bringen) die besten Wirkungen thut, wenn es nur richtig angewendet wird. Den Frottirdienst versieht bei mir den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch das grobe Linnenoder Reistenhemd, welches ich hiemit warm empfehle.

Der Name Mineralbad schon deutet eine strenge Wirkung an. All' diese Wasser, heißen sie, wie, und fließen sie, wo sie wollen, enthalten mehr oder weniger, gelindere oder schärfere Salze. Solche Salzwasser, von außen nach innen angewendet, kommen mir vor — man verzeihe den Ausdruck — wie der Fegwisch und der körnige Sand, welche ich zum Putzen, zum Reinigen des Silbers oder noch edleren Metalles anwenden wollte. Silber und Gold sind zart und fein. Sind das die inneren Organe weniger? Ein Hauch trübt das Silber, rauhe Putzmittel verletzen, verwunden es. Es wird bei solcher Bearbeitung wohl blank; Fegwisch und Sand nehmen den Staub und Schmutz gründlich weg. Ja, nur allzu gründlich, und lange wird das Silberzeug solche Behandlung, besser gesagt Mißhandlung, nicht aushalten. Die Anwendung brauche ich nicht zu machen, auch nicht lang und breit zu erklären, an welch' empfindsamem, weichem, überaus edlem Metall solche Wasser ihre Reinigungsarbeit vornehmen.

Und was sagt denn die Erfahrung zu dieser Behauptung? In großen Badestädten trägt man vielfach die Heimgegangenen nicht am Tage, sondern in der Nacht, nicht mit Gesang und Musik, sondern in aller Stille, um die Lebenden nicht unangenehm zu berühren und zu inkommodiren, auf den Friedhof zur letzten Ruhestätte. Aber man trägt manche, ziemlich viele hinaus. Es stirbt jährlich eine ziemlich große Anzahl Menschen in den verschiedensten Bädern. "Der oder die war in dem und dem Jahre das erstemal hier," heißt es; "es ist ihm, ihr vortrefflich bekommen," "Das alte Leiden kam wieder, und er, sie ging wieder hin." "In dem und dem Jahre war er das zweitemal dort," sagen die Angehörigen, "aber es bekam ihm weniger gut. Das Uebel kehrte in erhöhtem Grade zurück; er ließ es sich nicht nehmen und reiste ein drittesmal hin. Er kehrte sichtlich gekräftigt zurück, er schien prächtig kurirt zu sein. Aber er kehrte nur zurück, um daheim zu sterben." Manchem erspart der frühe Tod an Ort und Stelle noch die Reisekosten. Diese Geschichte und ähnliche andere habe ich zu unzähligen Malen erzählen hören.

Wer der Zerstreuung und Gesellschaft wegen und rein zu äußerlichem Gebrauche derlei Orte besucht, hat Obiges nicht zu fürchten; er hat nur mit seinem Geldbeutel zu rechnen, der vor allem Anderen in die erbarmungsloseste Kur genommen, am gründlichsten ausgepumpt wird.*

Auch gewöhnliche, selbst Bauers-Leute, denen der Kopf nicht mehr an der rechten, der demüthigen Stelle steht, welche die besseren, studirten, gebildeten und fortgeschrittenen Menschen nachahmen, nachäffen wollen, besuchen zwar keine Badestadt, — daran verhindert sie zum Glück der Herr Habenichts in der Hosen- und Westentasche, — aber sie fangen allerlei verkehrte Sachen an. Zu mir kam einst ein Bauer und sagte: "So, jetzt habe ich das beste Mittel zur Reinigung des Körpers gefunden; es ist eine Art von Heilwasser, und ich nehme dasselbe öfters." "Worin besteht es denn?" fragte ich ihn. Nach einigem Zögern gestand er, daß er einen Löffel Salz in Wasser auflöse und das Salzwasser nüchtern trinke; das putze sauber aus, und es sei ihm lieber (natürlich dem aufgeklärten, aber geldschwindsüchtigen Springinsfeld!) als das beste Mineralwasser. Ich warnte den Bauern, aber er ließ sich von seiner von ihm selbst erfundenen Kur nicht abbringen. Er trank noch eine Zeit lang fort; dann aber bekam er Magen- und Verdauungsbeschwerden, Blutarmut!) und starb, erschöpft und entkräftet und ausgefegt, in den besten Mannesjahren.

Also immer hübsch bescheiden und vernünftig bleiben und niemals einen Reichen und Vornehmen, dem scheinbar Besseres geboten wird und zu Gebote steht, beneiden! Das wäre unchristlich und thöricht.

Auch solche sollst du nicht schief ansehen, die wegen Kränklichkeit und Anlage zur Schwindsucht u.s.w. sogenannte klimatische oder Luftkurorte besuchen können, die nach Meran gehen oder nach Südfrankreich oder nach Italien oder gar nach Afrika. Ich denke mir immer: für den Fisch ist der beste Ort das Wasser, für den Vogel das herrlichste Heim die frische Luft und die freie Natur; für mich das zuträglichste, das günstigste Klima der Ort, an dem, die Gegend, in der Gottes Schöpferhand mich gebildet hat. Will die Luft mir zu rauh werden, nun, dann suche ich mich abzuhärten; auch in Krankheiten wird mir das heimatliche Wasser so gute Dienste thun wie jenes, das in fremden Landen fließt. Soll ich sterben nach Gottes Willen, gut, einmal muß es doch sein, und die heimatliche Erde, sagt man, deckt leichter; in ihr ruht es sich besser und friedlicher.

Welches sind denn die jährlich von neuem approbirten Erfahrungen auch über solche mild oder hoch gelegene Luft-Badestätten?

Ich stelle nur die zwei Fragen: Wie viele von denen, die wirklich krank dahin flüchteten, sind gründlich geheilt heimgekehrt? Ferner:

Wie viele sind für immer besonders in den wärmeren Kurorten geblieben und dort begraben worden?

So bleibe im Lande, nähre Dich redlich und wasche Dich täglich!



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Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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Rückblick
26. 4. 1829
Geburtsdatum des Chirurgen Christian A.T.B. Billroth, der sich mit den von ihm entwickelten Magenoperationen verewigte (Billroth-I- und -II-Operation). Außerdem entwickelte der operative Techniken zur Kehlkopfentfernung und transvaginalen Uterusentfernung (Hysterektomie).

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