Willkommen bei Med-serv.de
 
  Home  ·  Med. Abkürzungen  ·  Endoatlas  ·  Sonoatlas  ·  Alte Bücher  ·  Kontakt 25. April 2024 
  Sie befinden sich: Home > Bücher > Meine Wasserkur > I.Wasser-Anwendungen > Vollbäder > Für Kranke
 
Medizinische Bücher
Alte medizinische Bücher im Internet

Meine Wasserkur

Sebastian Kneipp, 49. Auflage 1894

 

Optionen

Schmale Textspalte


Wasser-Anwendungen
Vollbäder
Von Sebastian Kneipp.

Seite: 3/11Zurück (Für Gesunde)[ Kalte Vollbäder | Für Gesunde | Für Kranke | Warme Vollbäder | Für Gesunde | Für Kranke | Heublumenbad | Haberstrohbad | Fichtenreiserbad | Gemischtes Bad | Mineralbad ]Weiter (Warme Vollbäder)


b) Das kalte Vollbad für Kranke.



Bei Beschreibung der einzelnen Krankheiten (im dritten Theile) wird genau angegeben weiden, wann und wie oft es zur Verwendung kommen soll. Nur einige Bemerkungen von mehr allgemeiner Natur mögen hier ihre Stelle finden.

Eine kräftige Natur, ein gesunder Organismus ist im Stande, die Krankheitsstoffe, welche sich ansetzen wollen, selbst auszuscheiden,

Dem kranken und durch Krankheit geschwächten Körper muß man beispringen, ihn unterstützen, daß er anfange, diese Arbeit selbst wieder zu thun. Vielfach geschieht diese Unterstützung durch das kalte Vollbad, das in solchem Falle als vortreffliche Krücke oder Stab, als Kräftigungsmittel dient.

Die Hauptanwendung findet es indessen bei den sogenannten "hitzigen Krankheiten", d.h. bei all' jenen Krankheiten, welche als Vorboten und Begleiter heftige Fieber haben. Die Fieber von 39—40° und darüber sind am meisten zu fürchten; sie rauben alle Kraft, brennen die Hütte des menschlichen Körpers gleichsam elendiglich nieder. Mancher, den die Krankheit verschont, wird ein Opfer der Schwache. Zusehen und Zuwarten, was sich aus einem so schrecklichen Feuerbrande wohl entwickeln möge, scheint mir bedenklich und folgenschwer zu sein. Was soll da "alle Stunden einen Eßlöffel voll", was das theure Chinin, was das wohlfeile Antipyrin, was die giftige Digitalismixtur, deren Folgen für den Magen wir alle kennen? Medikamente sind und bleiben bei solchen Bränden doch recht schwache Hilfs- oder Fieberstillungsmittel. Was sollen endlich jene künstlichen Verauschungsmittel, die man dem Kranken eingibt oder einspritzt, die ihn in der That berauschen, daß er nichts mehr weiß, nichts mehr fühlt, nichts mehr empfindet? Ganz abgesehen vom moralischen und religiösen Standpunkte ist es wahrlich erbärmlich, so einen halb eingeschlummerten, vielmehr berauschten Kranken zu sehen, wie er daliegt mit entstellten Zügen, mit verdrehten Augen. Wird das helfen? Bei solchem Fieberfeuer hilft gar nichts als das Löschen. Feuer und Brände löscht man mit Wasser, den allgemeinen Körperbrand, wo gleichsam Alles in hellen Flammen steht, am gründlichsten durch das Vollbad, Bei jedem neuen Aufflackern, d.h. so oft die Hitze, die Bangigkeit groß wird, vielleicht im Anfange des Fiebers jede halbe Stunde erneuert, wird es, früh genug angewendet, bald Herr des Feuers sein (s. Entzündungen, Scharlach, Typhus u.A.).

Früher schon hörte ich, daß man in großen allgemeinen Krankenhäusern für arme Kranke, welche das theure Chinin nicht auftreiben konnten, häusig die Badewanne gebrauchte; in den letzten Zeiten durchlief manche Zeitungen die mir freudige Kunde, daß man besonders in großen Militärspitälern Oesterreichs wieder angefangen habe, gewisse Krankheiten wie den Typhus mit Wasser zu behandeln. Warum, so möchte ich fragen, nur den Typhus? Warum nicht mit logischer Notwendigkeit all' jene Krankheiten, die als giftige Früchte aus den Fieberpilzen hervorwachsen? Wer A sagt, muß B sagen. Mit Spannung warten Viele auf das B, darunter auch manche Leute vom Fach.

Eine Bemerkung, die vielleicht besser bei den Waschungen stünde, möge gleichwohl hier sich anreihen. Nicht alle Kranken sind im Stande, die Vollbäder zu benützen; manche sind vielleicht schon derart geschwächt, daß sie weder selbst sich heben und wenden, noch auch aus dem Bette gehoben werden können. Müssen solche Kranke der Kaltwasseranwendung verlustig gehen? Durchaus nicht. Unsere Wasser-Anwendungen sind so mannigfaltig, und jede einzelne Anwendung hat wieder so viele Grade oder Stufen, daß der Gesündeste wie der Schwerkranke das für ihn und seinen Zustand Passende finden kann. Nur darum handelt es sich, die Anwendung gut auszuwählen.

Für einen Schwerkranken, der wegen zu großer Schwäche unfähig ist, die kalten Vollbäder zu gebrauchen, dienen als Ersatz die Voll- oder Ganzwaschungen, die bei jedem, auch dem schwächsten Kranken, leicht im Bette vorgenommen werden können. Wie sie zu geschehen haben, sehe man bei den Waschungen. Sie werden wie die Vollbäder so oft wiederholt, als der Hitze- oder Bangigkeitszeiger einen hohen Grad, eine hohe Ziffer aufweist.

Gerade bei solchen an's Bett gefesselten Schwerkranken hüte man sich doppelt vor dem großen Fehler einer zu schroffen Anwendung; man würde stets das Uebel ärger machen.

Ich könnte Jemanden nennen, der elf Jahre bettlägerig und ebensolange Zeit in ärztlicher Behandlung war. Auch Wasser-Anwendungen waren versucht worden; Alles scheiterte. Nach der Heilung dieser Person, die in sechs Wochen erfolgte, erklärte der Arzt selbst, die Sache komme ihm wie ein Wunder vor. Er besuchte mich persönlich und wollte wissen, was denn geschehen. Der ganze Hergang sei ihm um so unbegreiflicher, als nach seinem Dafürhalten nicht mehr die geringste Thätigkeit in dem Körper vorhanden war und seine sämmtlichen Anwendungen mit Wasser ohne Erfolg blieben. Ich nannte dem Herrn den einfachen Hergang und die noch einfacheren Wasserübungen. Wir beide sahen ein, einen glimmenden Kienspan löscht man nicht mit der Feuerspritze aus; sein Wasser war zu schroff, das meinige sachte, langsam, den Fassungskräften des elenden Körpers entsprechend zur Anwendung gekommen.

Mich hat es oft erbarmt, daß man hören und lesen muß, wie in manchen Anstalten und Häusern Leute zehn, zwanzig und mehr Jahre das Bett nie mehr verlassen können. Das sind bedauerndwürdige Geschöpfe. So etwas begreife ich übrigens nicht und habe es nie begriffen, ganz wenige Ausnahmefälle abgerechnet; es hat ja auch die heilige Schrift ihren 38jährigen Kranken. Ich bin der festen Ueberzeugung, daß gar vielen dieser Betthüter und Betthüterinen durch die einfachsten, mit Ausdauer und Pünktlichkeit fortgesetzten Wasseranwendungen wieder auf die Beine zu helfen wäre.



Seite: 3/11Zurück (Für Gesunde)[ Kalte Vollbäder | Für Gesunde | Für Kranke | Warme Vollbäder | Für Gesunde | Für Kranke | Heublumenbad | Haberstrohbad | Fichtenreiserbad | Gemischtes Bad | Mineralbad ]Weiter (Warme Vollbäder)


Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
Hauptmenu
· Home
· Med. Abkürzungen
· Endoskopieatlas
· SonoAtlas
· Alte Bücher

Alte Bücher
· Übersicht
· Wasserkur
· Andere:
· Heilwissenschaft
· Organon

· Hilfe/FAQ

Rückblick
25. 4. 2000
Alljährlicher Afrika-Malariatag, von der WHO ins Leben gerufen worden, um auf die hohe Malaria-Sterblichkeit hinzuweisen. Weltweit sterben jedes Jahr eine Million Menschen, davon 80% afrikanische Kinder an dieser Infektionskrankheit.

Werbung


 

Alle Inhalte und Bilder, soweit nicht anders gekennzeichnet © 2002-2017 Stefan Südfeld. Sitemap.
Unsere anderen Seiten: Psychotherapie Herzogenrath