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Neue Heilwissenschaft

Louis Kuhne, Leipzig 1896

 

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Was sollen wir essen und trinken? Wesen der Verdauung.
Von Louis Kuhne.

Seite: 1/4[ Einleitung | Diät | Was Essen | Rezepte ]Weiter (Diät)

Verdauung-Einleitung


Aus den über das Reibesitzbad gegebenen Darlegungen und bei der Erklärung der Lebenskraft haben wir vor allem gesehen, dass eine Krankheit nur infolge einer falschen Ernährung entstehen kann. Nur bei einer schlechten Verdauung kommt überhaupt die Bildung von Fremdstoffen und die Entwickelung einer Krankheit im Körper zu stande. Jetzt wird die Frage: "Was sollen wir essen, was sollen wir trinken", für uns bereits eine brennendere.

Es ist allgemein bekannt, dass zur Erzeugung einer elektrischen Kraft oder eines konstanten elektrischen Stromes ganz bestimmte Elemente notwendig sind. Erst mit Hilfe einer Säure wird durch die Zersetzung oder Umwandlung der Zink- und Kohlenplatte die Kraft frei, welche früher dazu gehörte, um Zink- und Kohlenplatte in ihrem ursprünglichen Gefüge zu erhalten. Diese Kraft leitet man zunächst als einen positiven und als einen negativen Strom durch Drähte ab, um ihn im gegenseitigen Wirken als Elektrizität zu benutzen. Wollte man aber an Stelle dieser Elemente (Zink und Kohle) andere setzen, welche diesen ähneln oder aus ähnlichen Bestandteilen bestehen oder auch Zink und Kohle selber, aber in anderer Form, vielleicht pulverisiert, so wird man sehr bald merken, dass entweder gar keine elektrische Krattentwickelung mehr stattfindet, oder eine wesentlich veränderte, geringere, trotzdem wir bei Anfertigung dieser neuen Elemente genau dieselben Bedingungen einhielten, wie bei den Zink- und Kohlenplatten. Ähnlich verhält es sich mit der Bildung der Lebenskraft im Körper. Auch hier ist die richtige Wahl der Elemente, in diesem Falle der Nahrung, bedingend für die grössere oder geringere Erzeugung der Lebenskraft. Am deutlichsten tritt dies wiederum bei der Wahl der atmosphärischen Luft, unserer Hauptnahrung, zu Tage. Man bringe einen Menschen aus seiner gewöhnlichen Atmungsluft nur auf wenige Minuten in eine andere Gasart, und man wird sehen, wie er hier schon innerhalb dieser wenigen Minuten zu Grunde gehen muss, weil dies neue Element ihm nicht in der richtigen Weise seine Lebenskraft erhalten kann.

Weit langsamer und. weniger auffallend treten jene Nachteile bei einer falschen Ernährungsweise ein. Hier sind die Grenzen vom naturgemässen Nahrungsmittel bis zum tötlichen Gifte sehr weite. Der Übergang vom Naturgemässen zum Naturwidrigen ist oft ein so geringer, dass er zunächst kaum wahrgenommen wird. Da wir nun wissen, dass Fremdstoffe nur durch ungenügende Ernährung, d. h. durch eine schlechte Verdauung in den Körper gelangen können, so wird es uns ein leichtes sein, einer solchen falschen Ernährung oder schlechten Verdauung vorzubeugen.

Zur näheren Klarstellung einer falschen Ernährung oder schlechten Verdauung sei es mir erlaubt, an dieser Stelle noch kurz einige erläuternde Beispiele aus der täglichen Praxis anzuführen. Der eine geht dick und korpulent umher, trotzdem er nach seiner Versicherung wenig essen und trinken kann, dabei klagend, dass er allmählich noch dicker und dicker werde. Dieser Mensch leidet an Überernährung. Ein anderer wieder ist dürr, mager und abgezehrt, wiewohl er die nach seiner Ansicht nahrhaftesten Speisen und Getränke in ungewöhnlich grossen Quantitäten zu sich nimmt. Nach dem Quantum zu urteilen, das er täglich geniesst, müsste er sich in einem völlig anderen Ernährungszustande befinden. Die Nahrung geht wohl durch seinen Körper hindurch, aber dieser vermag nicht, den für sich notwendigen Vorteil aus ihr zu ziehen. Ein grosser Theil der Nahrung verlässt also unausgenutzt, oder wenigstens ungenügend ausgenutzt, seinen Körper wieder. Dies beweist, dass das blosse Durchgehen der Speisen und Getränke durch den Körper durchaus noch keine normale Verdauung in sich schliesst, wie dies leider von so sehr vielen angenommen wird.

So führen uns diese beiden Personen zwei Gegensätze vor. Erstere zeigt, wie man bei wenigem Essen und Trinken dicker, die zweite, wie man bei vielem Essen und Trinken magerer werden kann. Trotz dieses scheinbaren Widerspruches liegt dem Leiden in beiden Fällen die gleiche Ursache zu Grunde, nämlich schlechte Verdauung oder falsche Ernährung. Dies vorausgeschickt, wird es uns auch klar werden, wie z. B. ein Lungenleidender das nach seiner Ansicht Kräftigste und Nahrhafteste essen kann, ohne dass sein Körper daraus den rechten Vorteil zieht, während uns andererseits die Appetitlosigkeit scheinbar kräftiger, aber nervöser Menschen nicht verwundern wird.

Nach diesen Erklärungen und eingedenk der im vorigen Artikel näher besprochenen Lebenskraft, wird es uns ein Leichtes sein, den Weg zu finden, der uns vor Überernährung schützt. Dem aufmerksamen Leser dürfte schon die Überzeugung nahe liegen, dass es nicht Fleisch, Eier, Extrakte, Wein, Bier, Kakao, Kaffee, Thee u. s. w. sein können, welche für den Körper das nahrhafteste und geeignetste Essen und Trinken bilden, sondern nur diejenigen Nahrungsmittel, welche am schnellsten und leichtesten verdaulich sind. Je schneller unser Körper die ihm zugeführte Nahrung umzuwandeln im Stande ist, desto mehr wird er davon zu seinem Nutzen verarbeiten können und desto mehr Lebenskraft wird er für sich erzeugen. So wird die Stärke dieser Lebenskraft allein von der leichten Verdaulichkeit der Nahrungsmittel abhängig.

Ist nun eine Speise schwerer verdaulich, so dauert die Arbeit, welche der Körper zu ihrer Verdauung braucht, länger. Wer sie geniesst, muss in allen Fällen, soll sein Körper nicht Schaden erleiden, so lange mit der Aufnahme neuer Nahrungsmittel warten, bis die vorher genossenen genügend verdaut sind. Leider ist das aber heute nur selten der Fall, zumal unsere Lebensgewohnheiten einem solchen scheinbaren Fasten hinderlich sind, und so ist uns heute die wahre Bedeutung des Fastens ziemlich fremd geworden. Leider beachtet der Mensch die von der Natur bestimmte Fastenzeit meist gar nicht. Im Gegenteil, wir sehen ihn im Winter, wo er meist mehr Zeit hat als im Sommer, öfter und reichlicher tafeln, als im Sommer, und finden sogar jene irrtümliche Ansicht vielfach verbreitet, dass man im Winter tüchtig essen müsse, um Fett erzeugen zu lassen, damit die Kälte besser ertragen werde. Das ist freilich eine Meinung, die sich im vollständigen Gegensatze mit allen Naturgesetzen befindet. Nicht selten habe ich die nachteiligen Wirkungen des zu vielen Essens und Trinkens während der Winterszeit beobachtet. In der Natur sehen wir überall eine gewisse Fastenzeit bestehen. Beobachten wir doch, dass Schlangen oft wochenlang fasten, nachdem sie eine reichliche Mahlzeit gehalten haben. Wir sehen liehe und Hasen wochen- und monatelang sich aufs spärlichste ernähren und dabei dennoch alle Strapazen einer rauhen kalten Winterszeit ertragen. Wären diese Tiere in der Lage, während des Winters ebensoviel Nahrung zu sich zu nehmen als im Sommer, sie würden zweifellos krank werden und die Kälte des Winters schwerlich durchmachen können. Kälte behindert bekanntermaassen jeden Gärungsprozess, also auch den der Verdauung, und so würde jenes Quantum Nahrung, welches bei der Sommerwärme leicht verdaulich ist, während eisiger Winterkälte weniger leicht verdaulich sein. Darin liegt auch die Thatsache begründet, dass unsere Haustiere, die meist im Stalle gefüttert werden und fast ausschliesslich an Überernährung leiden, die kalte und rauhe Temperatur des Winters im Freien nicht mehr zu ertragen vermögen, während die im Freien lebenden Tiere selbst die grössten Unbilden der Witterung aushalten können, also eine körperliche Widerstandsfähigkeit besitzen, die viel zu wenig gewürdigt wird.

Durch die vorhergehenden Darlegungen ist uns klar geworden, dass Krankheit nur durch Überernährung zustande kommt, und so wird sich uns ganz von selbst die Überzeugung aufdrängen, dass es nicht gleich sein kann, was wir essen, in welcher Form wir die Nahrung geniessen und wo wir sie zu uns nehmen.

Der besseren Verständlichkeit wegen will ich auch an dieser Stelle wieder einige erklärende Beispiele einflechten.

Wenn wir eine ungewürzte Wassersuppe oder abgekochtes Wasser trinken, so erscheint uns die zugeführte Nahrung fad und schlecht. Wie erfrischend ist dagegen ein Trunk frischen Wassers, wie erquickend ein Apfel! Ganz ähnlich verhält es sich mit unserer Atmungsluft. Drückend und erschlaffend, bei vielen sogar Kopfschmerz erregend, wirkt verdorbene und mehrfach durchgeatmete Stubenluft, zumal wenn in kleinen Räumen viele Menschen beisammen sind. Wie sehnt sich da ein jeder nach der frischen, belebenden Aussenluft.

Von ganz besonderer Wichtigkeit ist es auch, wo wir unsere Nahrung zu uns nehmen. Das, was wir im Freien geniessen, ist stets leichter verdaulich als das im Zimmer Genossene, weil wir beim Kauen die Speisen mit Luft durchmischen, und frische Luft wirkt ganz anders auf die Verdaulichkeit der Speisen ein als die schlechte Stubenluft.

Wie ich schon vorher erwähnte, sind die leicht verdaulichsten Nahrungsmittel auch stets die für das Gedeihen des Körpers vorteilhaftesten. Eine Überernährung oder schlechte Verdauung tritt aber am schwersten ein bei leicht verdaulicher Kost. Zunächst handelt es sich also darum, festzustellen, welches für uns die am leichtesten verdauliche und damit zugleich die am meisten Lebenskraft liefernde Nahrung ist. Die Beantwortung dieser so umfassenden und vielumstrittenen Frage ist eine ebenso einfache wie natürliche und lässt sich kurz in folgenden Sätzen zusammenfassen.

Diejenigen Nahrungsmittel, welche uns in ihrem unveränderten natürlichen Zustande wohlschmecken und zum Essen einladen, sind auch allemal die am leicht verdaulichsten und die am meisten Lebenskraft liefernden.

Alle Nahrungsmittel, die wir bereits durch Kochen und Räuchern, Würzen und Salzen, Einpökeln und in Essig legen aus ihrer natürlichen Substanz umwandeln, erleiden dadurch Einbusse an ihrer leichten Verdaulichkeit und liefern uns bei weitem nicht mehr jene Lebenskraft der unbeeinflussten Nahrung, wenn auch die Haltbarkeit der Speisen durch diese Manipulationen eine längere wird.

Von allen gekochten und zubereiteten Nahrungsmitteln sind diejenigen noch am leichtesten verdaulich, welche am einfachsten zubereitet oder gekocht, und welche dabei am wenigsten gesalzen oder gewürzt sind.

Nahrungsmittel in flüssiger Form, zum Beispiel Suppe oder Getränke, wie Bier, Wein, Kakao u. s. w., sind bei weitem schwerer verdaulich, als die im natürlichen Zustande vorhandenen festen, kaubaren, weshalb auch der fortgesetzte Genuss flüssiger Nahrung schliesslich zu Magenerweiterung und Verdauungsstörungen führen muss.

Diejenigen Nahrungsmittel, die uns in ihrer natürlichen Form Abscheu, Widerwillen erregen, sind allemal für uns gesundheitsnachteilig, mögen sie auch in zubereitetem und gekochtem Zustande vielen gut schmecken! Ist es doch in erster Linie das Fleisch, welches zu diesen Nahrungsmitteln gehört! Keinem würde es einfallen, in ein lebendes Rind einzubeissen oder rohes Schafsfleisch zu essen. Freilich wird durch die Zubereitung unser Instinkt und unser natürliches Gefühl betrogen, niemals aber werden dadurch die vorher unserem Instinkte, Geruchs- und Geschmackssinn feindlichen Stoffe hinterher unschädlich gemacht.

Zum besseren Verständnis dieser Grundsätze einer naturgemässen Ernährungsweise sei noch folgendes hinzugefügt.

Alle Nahrungsmittel sind in unreiferem, d. h. unausgewachsenem Zustande leichter verdaulich und kräftigender, als im vollkommen reifen und ausgewachsenen. Ein unverdorbener, natürlicher Instinkt findet das stets heraus. Lebewesen, die noch einen solchen Instinkt besitzen, werden stets alles Unreife dem Reifen vorziehen. Haben wir doch, um wieder der Natur ein Beispiel zu entnehmen, schon so oft beobachtet, dass die Tiere auf der Weide sich allemal die jüngsten und unreifsten Gräser und Kräuter heraussuchen und die älteren, reiferen erst dann fressen, sobald die jüngeren nicht mehr vorhanden sind. So ist es auch erklärlich, weshalb wir lieber das noch junge Gemüse, als das ausgewachsene ältere geniessen. Alle Früchte im unreifen oder halbreifen Zustande sind eben viel leichter verdaulich, als im völlig reifen. Es ist eine bekannte, füglich nicht zu bestreitende Thatsache, dass solche Naturmenschen, wie Eingeborene, die sich zumeist von Früchten nähren, stets die halbreifen Früchte den reifen vorziehen.

Leider herrscht im Publikum noch immer die irrtümliche Ansicht, dass unreifes Obst gesundheitsschädlich sei, weil es Durchfall, Ruhr und Dysenterie erzeuge. Das ist ein grosser Irrtum. Sicher ist, dass derjenige, welcher hauptsächlich an Fleischgenuss gewöhnt ist und dann gelegentlich einmal unreife Äpfel oder anderes unreifes Obst geniesst, davon leicht Durchfall bekommt. Freilich liefert andererseits diese Erscheinung auch wieder einen trefflichen Beweis für die leichte Verdaulichkeit unreifen Obstes. Wird doch jede schnell und leicht verdauliche Nahrung durch den Gärungsprozess der Verdauung so rasch umgewandelt, wie kein anderes schwer verdauliches Nahrungsmittel. Befinden sich nun in den Verdauungsorganen schwerer umwandlungsfähige oder schwer gärungsfähige Nahrungsmittel, so werden dieselben durch den schnelleren Gärungsprozess des unreifen Obstes derartig beeinflusst, dass sie ihrerseits jetzt ebenfalls schneller in Zersetzung und Gärung geraten. Auf diese Weise entsteht der ganz mit Unrecht so gefürchtete Durchfall. Solch eine Durchfallkrise befreit den Körper oft in unglaublich kurzer Zeit von einem grossen Teile seiner Fremdstoffe und ist nach meinen Erfahrungen eine wahre Wohlthat für den Organismus. (Näheres über Durchfall siehe Seite 292).

Es wird den verehrten Lesern nicht unbekannt sein, dass Hunde, durch die Fürsorge ihrer Pfleger zu fett genährt, nicht selten Gras fressen, ein Nahrungsmittel, das für ein fleischfressendes Tier wahrlich nicht bestimmt ist. Die Ursache dieser auffälligen Erscheinung ist darin zu suchen, dass der Instinkt des Hundes ihm sagt, dass das Gras infolge seiner leichten Verdaulichkeit seine durch zu fette Nahrung beschwerte. Verdauung mit beschleunigen hilft.

Kommt uns also ein schwer Magen- oder Verdauungsleidender vor, so sei in solchen Fällen an Stelle des reifen Obstes unreifes empfohlen, und zwar für solange, bis der Magen des Kranken nach und nach soweit gekräftigt ist, um reifes Obst wieder verdauen zu können.

Wie das Obst und die anderen Speisen, so sind auch die Körnerfrüchte je nach ihrer Zubereitung und der Art und Weise, wie wir sie geniessen, sehr verschieden schwer verdaulich, am leichtesten in ihrem natürlichsten Zustande, nämlich als ganze Körner. In dieser Form hat das Gebiss eine bedeutende Arbeit mit ihrer Zerkleinerung, und gerade diese Arbeit und die damit verbundene starke Einspeichelung ist es, die zum grossen Teile ihre leichtere Verdaulichkeit herbeiführt. Allerdings kann nur ein mit gutem Gebisse ausgerüsteter Mensch die Körnerfrüchte in dieser Form geniessen, diejenigen aber, welche sich nicht oder nur teilweise eines solchen erfreuen, werden diese Arbeit nicht bewältigen können. Solche Patienten müssen die Körner in geschrotenem Zustande zerkleinern und kauen. Körnerschrot ist daher für Schwerkranke, wo es die Verhältnisse gestatten, ein recht wichtiges Ernährungsmittel und überall da anzuwenden, wo Patienten das Schrotbrot noch nicht vertragen können. In diesem Falle leistet das grobe Schrotmehl zusammen mit unreifem Obst vortreffliche Dienste, und sofern der Zustand des Patienten überhaupt noch besserungsfähig ist, wird sich dieser dabei sehr bald erholen. In der Form des Schrotbrotes (Grahambrotes) sind Körnerfrüchte schon nicht mehr so leicht verdaulich, wie in den vorher erwähnten beiden Formen. Von allen Brotsorten aber weist das Grahambrot (vergleiche das Rezept auf Seite 158) die leichteste Verdaulichkeit auf. Bei den meisten Brotsorten wird von dem Korne nur der innere weisse, mehlhaltige Kern verwendet, die Hülsen dagegen werden fast ausnahmslos anderweitig verbraucht. Durch solche Zubereitung wird zwar ein feines Mehl gewonnen, aber der Genuss der daraus gefertigten Brote bürdet dem Körper eine weit grössere Verdauungsarbeit auf, als der des Grahambrotes. So müssen erstere notwendigerweise leicht zu Verstopfung führen, weil ihnen die Kleie fehlt, gerade das wichtigste der Körnerfrüchte.

Auch hier sei es mir gestattet, durch ein Beispiel aus dem täglichen Leben aufklärend zu wirken. Es ist bekannt, dass der Hafer ein ausgezeichnetes Nahrungsmittel für Pferde bildet. Wie sehr es aber auf die Form ankommt, in welcher wir dem Pferde den Hafer reichen, um diesen als gutes Nahrungsmittel gelten zu lassen, wird uns jeder Pferdebesitzer bestätigen. Reichen wir den Pferden den mit Strohhäcksel vermischten Hafer, so ist er am leichtesten verdaulich und auch am nahrhaftesten. Lassen wir sie dagegen nur reinen Hafer ohne Strohhäcksel fressen, so wird sich bald herausstellen, dass jetzt der reine Hafer schon ein zu fettes Futter ist. Geben wir schliesslich andere Körnerfrüchte, wie Weizen oder Roggen ohne Zusatz von Strohhäcksel, so wird sich noch viel schneller als vorher an der Verdauung der Pferde zeigen, dass diese Nahrungsmittel für sich allein zu fett sind. Noch deutlicher tritt die schwere Verdaulichkeit zu Tage, sobald wir den Hafer enthülst verabreichen. Werden die Pferde dabei auch rasch fett, so. werden sie andrerseits aber auch leistungsunfähig und verstopft.

Die Leichtverdaulichkeit des Kornes liegt somit gerade in der Schale oder Hülse desselben; je mehr Schale oder Hülse, um so besser für die Verdauung. Der Hafer ist von allen Körnerfrüchten diejenige, welche die meiste Schale besitzt, und aus diesem Grunde auch viel geeigneter zu Pferdefutter, als Weizen oder Roggen. Die Schale des Kornes, zumal wenn noch Häcksel dazu kommt, macht es gewissermaassen magerer.

Obgleich nun in den Ausleerungen des Pferdes Teile der Haferspelzen und des Strohhäcksels scheinbar unverändert wiedergefunden werden, so darf man nicht etwa glauben, dass diese nur wertloser Ballast für die Verdauung des Pferdes gewesen sind. Das wäre ein sehr grosser Irrtum, der sofort an der Verdauung und infolgedessen an dem Gesundheitszustande des Pferdes natürliche Rache üben würde. Diesen scheinbaren Ballast braucht das Pferd zu seiner normalen Verdauung ebenso nötig, als das Innere der Körner selber. Gerade in der Form, wie es uns die Natur bietet, ist es auch für die Verdauung am vorteilhaftesten.

Auch für den Menschen hat vorstehendes Beispiel seine Giltigkeit, und so ist es auch für ihn von grossem Wert, in welcher Form er seine Nahrung geniesst. Nicht selten hört man sagen: "Hülsenfrüchte kann ich nicht verdauen, die blähen mich zu sehr". Zum grössten Teil hängt das aber von der Art ihrer Zubereitung ab. In Form von Puree oder Suppe, durchgeschlagen, wie wir heute fast ausschliesslich die Hülsenfrüchte gemessen, weisen sie allerdings eine schwere Verdaulichkeit auf, und es kann nicht Wunder nehmen, wenn sie Beschwerden verursachen. Besonders in Suppenform sind sie verwerflich, Suppe gelangt ohne langes Kauen in den Magen und ist deshalb von vornherein ungenügend vorbereitet für die Verdauung. Kochen wir dagegen die Erbsen mit wenig Wasser, so dass, wenn sie gar sind, alles Wasser eingekocht ist und sie in ihrer runden natürlichen Form verbleiben, so werden wir kaum den dritten Teil jenes Quantums zu uns nehmen können, das wir vordem in Suppenform mit Behagen hinabgossen. Ferner werden wir bemerken, dass uns dies geringere Quantum, obgleich mit der Hülse genossen, durchaus keine Beschwerden macht und schliesslich weit mehr stärkt, als jene Suppe. Noch geringer aber wird das Quantum sein, welches wir essen können, wenn wir versuchen würden, die Hülsenfrüchte roh zu verzehren.

So kann ich mich eines Arbeiters erinnern, der, durch die Verhältnisse gezwungen, fast drei Monate lang täglich nichts weiter as, als eine Hand voll rohe Erbsen. Mit besonderem Behagen erzählte mir dieser Mann die Episode jener schrecklichen Zeit, betonte aber besonders, wie er die Erbsen oft stundenlang im Munde hatte quellen lassen müssen, damit sie nur weich genug zum Kauen wurden. Trotz dieser kärglichen Nahrung habe er sich aber über alle Maassen wohl gefühlt, wie sonst nie in seinem Leben. So bietet uns dieses Beispiel wieder hinreichend Zeugnis für den hohen Nährwert der Nahrungsmittel in ihrem natürlichen Zustande. Es lehrt ferner, dass sich auch bei der Ernährungsfrage das überall sichtbare Prinzip der Natur, nämlich mit den einfachsten und geringsten Mitteln das Grösste zu leisten, deutlich bemerkbar macht.

Meine Darlegungen dürften nun dem verehrten Leser gezeigt haben, wie sich eine Überernährung verhindern lässt. Natürlich vermag ich nicht für alle Menschen und Kranke einheitlich anzugeben, was und wieviel sie essen sollen, um einer weiteren Überernährung vorzubeugen. Es wird kaum zwei Kranke geben, bei denen die Verdauung eine völlig gleiche ist, und so lässt sich auch niemals das Quantum oder auch die Form der Nahrungsmittel ohne weiteres voraussagen. Hier muss ein jeder selber herausfinden, was für ihn das Beste ist. Es muss daher genügen, die verschiedenen Verdaulichkeitsgrade der einzelnen Nahrungsmittel angegeben zu haben.

Über den Verdauungsvorgang selbst giebt uns die moderne Schule keine sicheren Anhaltspunkte. Selbst die grossartigen Entdeckungen der Chemie, die ihren Weg durch Retorten, durch Gewichte und andere Apparate genommen haben, sind für die neue Heilwissenschaft recht bedeutungslos geworden. Die Verdauung selber ist ein Gärungsprozess im Körper. Durch denselben werden die Speisen im lebendigen menschlichen Körper zu ganz verschiedenartigen Stoffen umgewandelt. Von ihnen eignet sich der Körper so viel an, als ihm aneignungsfähig (assimilierbar) sind. Alle Speisen, die wir durch unsere Zubereitung in ihrer Gärungsfähigkeit beeinträchtigen, oder deren Gärungsfähigkeit wir unterdrücken, sei es durch Salzen, Zuckern oder Kochen, werden schwerer verdaulich, d. h. schwerer aneignungsfähig für den Körper. In ihrer Gärungsfähigkeit gehindert, bedürfen sie längerer Zeit als gewöhnlich, um in den richtigen zur Verdauung notwendigen Gärungsprozess zu gelangen. Mit anderen Worten, sie halten sich, um diesen Zustand zu erreichen, viel länger im Verdauungskanal auf, als sie sollen, wodurch ein höherer Gärungszustand im Körper und, daraus folgend, wiederum eine erhöhte Temperatur entsteht. Die durch diesen Zustand sich im Inneren des Körpers entwickelnde grössere Hitze führt schliesslich ein Fester- und Dunklerwerden der Kotmasse in den Därmen herbei.

Bekanntlich beginnt die Verdauung bereits im Munde mit dem entsprechenden Einspeicheln. Alsdann gelangen die Speisen in den Magen, woselbst sie, mit dem Magensaft weiter vermischt, gründlich durchgearbeitet werden. Dadurch geraten sie bereits in einen Zersetzungs-(Gärungs-) Zustand, der sie wesentlich verändert. In den Därmen findet, diesen Gärungs-Prozess immer intensiver gestaltend, eine weitere Vermischung mit den Absonderungen der Bauchspeicheldrüse und sonstigen Verdauungssäften statt.

Was unbrauchbar für den Körper ist, wird durch Darm und Nieren wieder ausgeschieden. Nicht selten beobachtet man, dass Tiere scheinbar völlig unverdauliche Nahrung wie Knochen oder Steinchen und Kalkstückchen (wir finden sie fast regelmässig in dem Magen der Hühner), in kürzester Zeit vollständig verdauen. Untersucht man die Exkremente solcher Tiere, so findet man absolut keine harten Steinchen oder Knochenteile darin. Oft genug beobachten wir dagegen beim Menschen, wie Speisen acht Tage und länger im Verdauungskanal verbleiben. Das giebt stets zu einem ganz aussergewöhnlichen Gärungszustand Veranlassung. Die sich bei diesem Gärungsprozess entwickelnden Gase, welche mit dem Aufbau des Körpers nichts zu thun haben, werden gegen die Haut geführt und scheiden dort unter Schweiss und Hautausdünstung aus, während sie andererseits auch als Winde abgehen. Diese Winde darf man, will man dem Körper nicht schwere Schädigungen bringen, auf keinen Fall unterdrücken.

Normal ist eine Verdauung dann, wenn die Exkremente stets als eine hellbraune, weiche Masse erscheinen, die, mit einer Schleimschicht überzogen, noch deutlich die Schlüpfrigkeit der verschiedenen Speichelsäfte des Körpers aufweist. Wurstförmig müssen sie den Körper verlassen und zwar so, dass eine Verunreinigung des Körpers ausgeschlossen ist. Wir beobachten bei allen gesunden Tieren denselben Vorgang. Genau so muss es auch bei gesunden Menschen der Fall sein. Der Schluss des Mastdarms ist ja so vorzüglich eingerichtet, dass er die Exkremente einer normalen Verdauung ohne Verunreinigung ausscheidet. Das Klosettpapier ist eine Errungenschaft der kranken Menschheit. Gesunde Landbevölkerung braucht dasselbe nicht. Ferner dürfen die Exkremente niemals einen widerlichen, unangenehmen, abstossenden Geruch haben. Sobald ein solcher vorhanden ist, muss auf einen mehr oder weniger vorgeschrittenen unnormalen Gärungsprozess im Körper geschlossen werden. So wird denn dadurch ganz naturgemäss jener Zustand geschaffen, welchen wir Verstopfung, Hartleibigkeit nennen; fest und trocken steckt der Kot in den ausgetrockneten Därmen und kann weder hin noch her. Der Gärungsprozess schreitet aber unvermindert darin weiter. Er lässt die hartgewordenen Kotmassen ihre Formen verändern, er begünstigt eine lebhafte Gasentwickelung und wird endlich die Hauptursache, dass die Gase im Körper zu wandern beginnen. Der innere Druck, die durch den Gärungszustand hervorgerufene Spannung, drängt sie stets nach den äussersten Teilen, den Extremitäten und der Haut. Funktioniert nun letztere nicht mehr genügend, finden also jene gasförmigen Fremdstoffe keinen genügenden Ausweg, dann werden dieselben immer mehr unter der Haut abgelagert. Schliesslich wird die Haut noch unthätiger. Sie nimmt eine kältere Temperatur als die normale an. Auch werden ihre feinsten Blutgefässe derartig gedrängt und durchsetzt mit den Fremdstoffen, dass das die Haut allein erwärmende gesunde Blut gar nicht mehr bis an die äusserste Peripherie des Körpers zu gelangen vermag.
Die Folge davon wird immer eine kalte Aussentemperatur des Körpers, eine, wenn auch vielfach verschiedene, so doch bleichsüchtige Hautfarbe sein. Gewöhnlich nimmt die Hautfarbe eine blasse, sogenannte "Leichenhautfarbe" an (Näheres s. unter Bleichsucht Seite 256—263), doch kann dieselbe auch sehr davon abweichen, je nach der Qualität des Fremdstoffes und des Blutes. Grosse Mengen von Urinstoffen im Blute machen die Hautfarbe rot, während sie sonst ihren krankhaften Zustand durch Gelb, Braun und Grau anzuzeigen pflegt. Die äussere kältere Temperatur bewirkt nun im Gegensatz zu der inneren Hitze wieder das Festerwerden der abgelagerten gasförmigen Fremdstoffe, welche, durch den inneren Druck und die äussere Abkühlung dicht zusammengedrängt, den äusseren Körper anfüllen. So wird denn nach und nach jener Zustand herbeigeführt, den wir, mit einer Veränderung der Körperformen einhergehend, Belastung mit Fremdstoffen nennen, deren Grad ich durch meine neue Untersuchungsart, durch die Gesichtsausdruckskunde, zu erkennen vermag. Auf gleiche Weise entstehen alle Kopfleiden, wie Augen-, Ohren-, Gehirnleiden, Geisteskrankheit, Kopfschmerzen u. s. w. In der Erkenntnis dieser unumstösslich sicheren Thatsache ist mit einem Schlage ein schwieriges Rätsel in der Behandlung der leidenden Menschheit gelöst und mit ihr die Nichtigkeit und Bedeutungslosigkeit jener medizinischen Richtung erwiesen, die sich auf eine rein lokale Behandlung der Übel stützt. Funktioniert die Haut noch gut und werden die gegen dieselbe drängenden Fremdstoffe noch ausgeschieden, dann gestaltet sich der Zustand einer unnormalen Verdauung noch lange Zeit hindurch leidlich erträglich.

Es ist bemerkenswert, was heutzutage so vielfach vom Publikum als normale Verdauung angesehen wird. Nicht selten hört man sagen: "Meine Verdauung ist eine ganz ausgezeichnete, ich kann so und so viel Beefsteaks essen, so und so viel Glas Wein trinken, ohne dass ich eine unregelmässige Verdauung entdeckt hätte. Alles schmeckt mir gut, mein Appetit ist vorzüglich." Das mag alles sehr richtig sein. Aber ebenso wie der eine behauptet, dass ihm das tägliche Rauchen von zehn Zigarren nicht schade, dass sie ihm vortrefflich bekommen, so ist es auch bei dem anderen mit den erwähnten Genüssen der Fall. Tabak ist und bleibt für den Körper ein Gift, mag auch das Nikotin noch so lange vertragen werden. Im Anfang revoltiert der gesunde Magen stets gegen das Rauchen. Erst dann, wenn er durch das tägliche Misshandeln schwächer, abgestumpfter geworden ist, lässt er das Rauchen ruhig über sich ergehen. Der Körper, beständig mit der Herausschaffung des Nikotingiftes geplagt, leidet selbstverständlich an seinen normalen Verrichtungen Schaden. Genau so ist es mit dem Essen und Trinken. Ein ganz gesunder Magen vermag die kleinste unpassende Nahrung nicht zu vertragen. Sofort zeigt er durch Beschwerden, wie Aufstossen, Sodbrennen, Drücken u. s. w. an, dass ihm zuviel zugemutet wird. Ein geschwächter Magen dagegen verträgt scheinbar alles, d. h. er hat gar nicht mehr die Kraft, sich gegen unzuträgliche oder zu viele Nahrung zu wehren. Mit einem Worte, die natürliche Empfindung, der natürliche Instinkt, ist ihm verloren gegangen. Schliesslich verlassen die Speisen, ungenügend verdaut, und ohne dass der Körper seinen Vorteil daraus gezogen, den Körper wieder. Der Nährwert der verschiedenen Nahrungsmittel richtet sich, das sei ausdrücklich betont, einzig und allein nach dem Verdauungsvermögen des Magens und der Assimilationsfähigkeit des Körpers, nicht nach ihrem sogenannten Nährstoffgehalt. Grahambrot, rohes Obst, Gemüse und Mehlspeisen, nur in Wasser ohne Fett, Zucker und Salz gekocht, enthalten bekanntlich weit mehr Nährwert und für den Körper assimilierbarere Stoffe, als der beste Wein, das teuerste Fleisch, Eier und Käse. Allerdings bestehen letztgenannte Nahrungsmittel nach chemischen Analysen auch aus jenen Stoffen, aus denen der menschliche Körper anscheinend zusammengesetzt ist. Aber können denn unsere Chemiker mit ihren, immer noch unzureichenden Mitteln die Assimilationsfähigkeit der menschlichen Verdauungsorgane messen und taxieren, oder die Verdaulichkeit der einzelnen Nahrungsmittel für unseren Körper bestimmen? Sind sie überhaupt bei dem Mangel jedes Beobachtungsmittels im stande, sich den Gärungsprozess der Verdauung im gesunden lebenden Körper richtig vorzustellen?

Der menschliche Körper ist im stande, aus den einfachsten Nahrungsmitteln, wie Getreidekörner, sich alle jene Stoffe, welche die Chemie für seinen Aufbau als unumgänglich notwendig erachtet, selbst zu fabrizieren. Man kann mit vollem Recht behaupten, der Körper hat in seinem Innern, solange seine Verdauung normal ist, gleichsam eine ganze Gruppe von Fabrikationszweigen zur Umwandlung seiner Verdauungsprodukte, so eine Essigfabrik, Alkoholfabrik, Zuckerfabrik, Farbstofffabrik u. s. w. und zwar in so vollkommener Weise, wie nirgends anders. Wir wissen beispielsweise, wie Getreidekörner, die wir im Grahambrot essen, gehörig durchgekaut und eingespeichelt, sofort sauer werden, sobald sie in den Magen gelangen. Durch den Verdauungsprozess wandeln sie sich, Alkohol, Zucker u. s. w. erzeugend, immer mehr um, allesamt wichtige Nährstoffe für den Körper, aber nur dann die richtigen und für den Körper gut assimilierbaren, wenn dieser sie sich selbst erst aus dem Getreidekorn erzeugt. Diejenigen Bestandteile des Kornes, welche nicht assimiliert werden können, werden in ganz bestimmter Form und Farbe vom Körper wieder ausgeschieden.

Obgleich man vielfach die von mir ins Feld geführten Beweise nicht anerkennen will, so spricht doch das Heer der beständig zunehmenden Krankheiten nicht gerade für einen Fortschritt der medizinischen Wissenschaft. Gerade hier mag das Publikum den Maassstab anlegen zur Beurteilung der schulmedizinischen Leistungen. Wie viele haben sich von den falschen Lehren der Schulmedizin verführen lassen, wie viele haben so die Naturgesetze übertreten im guten Glauben, dass sie recht und weise handeln. Der Übertretung dieser Gesetze folgt aber die Strafe nach. Krankheit und Siechtum aller Art ist die natürliche Folge.

Ich kann nicht umhin, an dieser Stelle den Teil eines Briefes, der mir aus fernem Lande, aus Honolulu, von einem begeisterten Missionar zugekommen ist, zum besten zu geben. Es heisst darin u. a. wörtlich: "Die Eingeborenen ernährten sich hier vor dem Bekanntwerden mit den Weissen ausschliesslich von Poi (Nationalspeise auf Honolulu, eine mit Wasser gemischte und zu einem Brei geschlagene Zubereitung der Taro-Wurzel, die sehr nahrhaft ist), sodann von Bananen und anderen Früchten und genossen daneben als Getränk nur reines Wasser. Sie lebten also rein naturgemäss und waren dabei wahre Hühnengestalten, von Kraft und Gesundheit strotzend. Da kamen," so führt er in seinem Briefe weiter aus, "die Weissen ins Land und lehrten die Eingeborenen, nur dass das Fleisch Kraft enthalte und alkoholische Getränke, besonders Gin, kräftigende Wirkungen erzeuge. Es währte denn auch nicht lange, so war das erste Vieh eingeführt, und der Schnapsverkauf verbreitete seinen Segen. In der hawaiischen Geschichtstabelle wird sogar erwähnt, welches der hawaiische Häuptling war, der zuerst seine bisherige Lebensweise am 18. Mai 1819 offen brach. So ist denn schliesslich das Schweinefleisch Nationalspeise und der Gin Nationalgetränk geworden; aber mit welchen Folgen! Es leiden jetzt die meisten Eingeborenen (Kanaken) an Hautausschlag, sowie an Asthma, und sind auch Geschlechtskrankheiten sehr unter ihnen verbreitet, sie neigen ausserdem auch sehr zu Lepra, die unter ihnen eine reiche Ernte hält." So sehen wir, wie die Eingeborenen mit der veränderten Lebensweise, die ihnen die so hoch gepriesene Kultur brachte, auch sofort krank wurden. Auch dies ist ein Fall, der die von der Schulmedizin vertretenen Ernährungstheorieen vollständig in Frage stellt. Durch das warme Klima der Tropen wurde der Prozess des Krankwerdens sehr begünstigt, er war ein akuter, während derselbe in unserem kalten Klima viel langsamer, aber chronischer auftritt.

Lassen Sie uns jetzt zur theoretischen Begründung einer naturgemässen Ernährungsart übergehen, die Herr E. Hering, der Vorsitzende des Leipziger Vereins für naturgemässe Lebensweise, in einem Vortrage treffend in folgenden Ausführungen gegeben hat.

Wir nehmen durch zwei Organe Stoffe in unseren Körper auf, durch die Lunge und durch den Magen. Für beide hat der Körper auch einen Wächter gestellt, für die erstere die Nase, für den letzteren die Zunge. Leider sind sie aber beide nicht unbestechlich, wie die Erfahrung hinlänglich zeigt. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass die Luft draussen auf freier Bergeshöhe für unsere Lungen die beste Speise ist, und der Geruchssinn fühlt sich beim Einatmen derselben völlig befriedigt. Wer sich immer in dieser reinen Luft bewegt, dem ist es ganz unmöglich, im rauchgeschwängerten Zimmer stundenlang zu verweilen, denn sein Geruchssinn warnt ihn bei jedem Atemzuge. Wiederholt sich aber der Aufenthalt in solchem Raume, so wird nach und nach die Warnungsstimme schwächer, bis sie schliesslich verstummt, ja allmählich gewöhnt sich der Geruchssinn so daran, dass der Qualm ihm angenehm erscheint. Er ist bestochen, und es bedarf einiger Zeit, ehe er seinen verführerischen Gelüsten wieder entrückt werden kann.

Weil wir aber jede Minute 16—20mal atmen, so treten die üblen Folgen der direkten Aufnahme der Fremdstoffe rasch hervor, und so kommt es wohl, dass der Verstand da bald eingreift, wo der Geruchssinn uns verlässt.

Viel schlimmer steht es mit der Zunge, die wir leider von klein auf zu bestechen pflegen, und die daher zuletzt kaum mehr einigermaassen zuverlässig genannt werden kann. Es ist ja allgemein bekannt, wie das Urteil des Geschmackssinnes sich nach unseren Gewohnheiten ändern kann. Nun ist es aber doch so ausserordentlich wichtig, ob wir die rechte Nahrung in den Körper aufnehmen, denn jede naturwidrige Nahrung enthält Stoffe, die nicht in den Körper gehören, bringt uns also die bekannten Krankheitserzeuger. Lassen Sie uns also die Frage genauer untersuchen:



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Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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Rückblick
26. 4. 1829
Geburtsdatum des Chirurgen Christian A.T.B. Billroth, der sich mit den von ihm entwickelten Magenoperationen verewigte (Billroth-I- und -II-Operation). Außerdem entwickelte der operative Techniken zur Kehlkopfentfernung und transvaginalen Uterusentfernung (Hysterektomie).

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