 |
 | | Medizinische Bücher Alte medizinische Bücher im Internet |
|
|
Meine Heilfaktoren. Dampfbäder, Sonnenbäder, Rumpfreibebad, Reibesitzbad.
Von Louis Kuhne.
|
|
Teil-Sonnenbäder
Bei Knotenbildungen, offenen Wunden, Verhärtungen, inneren Neubildungen, schmerzhaften Stellen u. dgl. habe ich mit grossem Erfolg die Teil-Sonnenbäder eingeführt. Die Ausführung des Teil-Sonnenbades ist die gleiche wie beim Haupt-Sonnenbad, nur dass ausserdem diejenige Stelle des Körpers, welche das Teil-Sonnenbad empfangen soll, entblösst und mit einem oder mehreren grünen Blättern gegen die Strahlen der Sonne geschützt wird. Es findet also neben dem Gebrauch des gewöhnlichen Sonnenbades hier nur eine besondere Berücksichtigung der kranken Körperstellen statt.
Über die Bedeutung der Sonnenbäder im allgemeinen sei folgendes bemerkt. Neben dem Wasser und der Diät ist die Sonne unser wichtigster Heilfaktor, und ihre Wirkungen sind durch nichts anderes zu ersetzen. Giebt es doch gerade bei chronischen Krankheitsfällen kaum ein wirksameres und doch so mildes Mittel zur Anregung und Herausbeförderung der Fremdstoffe als diese Sonnenbäder! Ein Vergleich wird den verehrten Lesern das noch deutlicher vor Augen führen. Es ist bekannt, dass schmutzige Wäsche, in die Sonne gelegt, den Schmutz nur noch fester eintrocknen lässt. Bringen wir aber jene Wäsche abwechselnd in die Sonne und das Wasser, so zieht die Sonne allen Schmutz und fremden unreinen Stoffe mehr oder weniger heraus, sie macht bekanntlich die Wäsche reiner, bleicht sie.
Gerade so, wie die Existenzfähigkeit aller Lebewesen auf der Erde nur an die Wechselwirkung von Sonne, Wasser, Luft und Erde geknüpft ist, geradeso wie Pflanzen und Bäume nur gedeihen können, wenn ihnen Sonne, Wasser, Luft und Erde in entsprechender Weise zu Gebote stehen und verkümmern oder kränkeln, sobald ihnen auch nur einer dieser Lebensfaktoren teilweise oder ganz entzogen wird, genau so ist dies auch mit allen anderen Lebewesen, also auch dem Menschen der Fall. Leider meidet der grösste Teil unserer heutigen Menschheit Sonne und Wasser mehr als gut ist. Verweichlichung des Körpers und Disposition zu Krankheiten ist die notwendige Folge. Ein gesunder Körper verträgt jede Sonnenhitze ohne Nachteil und ohne Beschwerde, ein kranker Körper dagegen meidet die Sonne instinktiv, weil sie ihm Beschwerden verursacht, hervorgerufen durch die mächtige Bewegung der Krankheitsstoffe, welche durch die Sonne im ganzen Körper veranlasst wird. Kopfschmerzen, Eingenommenheit des Kopfes, Müdigkeit und Schwere im ganzen Körper können freilich, sofern die Ausscheidungs-Organe noch zu schwach sind, dabei eintreten, sichere Anzeichen , dass Fremdstoffe im Körper zur Auflösung gekommen sind. Nur diese Umwälzungen erzeugen also solche, namentlich im Anfange nicht selten zu beobachtende, vorübergehende Erscheinungen. Das Sonnenbad allein würde uns aber niemals die gewünschten Erfolge bringen, wenn wir nicht sofort das Wasser mit in Wechselwirkung brächten; dadurch wird zugleich die Lebenskraft des Körpers, die zu heben doch unser erstes Bestreben sein muss, erhöht. Gedeihen doch auch die Pflanzen nur durch die Wechselwirkung von Sonne und Wasser und gehen sie, nur der Sonne ausgesetzt, sehr bald zu Grunde. Haben wir also das Walten der Natur verstanden, so kann es uns keinen Augenblick zweifelhaft sein, wie wir die möglicherweise bei chronisch Kranken auftretenden, momentan störenden Wirkungen der Sonnenbäder sofort durch ableitende Wasserbäder auszugleichen haben. Gerade meine ableitenden Bäder wirken in Verbindung mit den Sonnenbädern ganz vortrefflich.
Man sollte meinen, dass die Wirkung der Sonne auf den nackten Körper eine viel intensivere sein müsste, als auf den bedeckten, angekleideten. Das ist ein grosser Irrtum. Ein Blick in die Natur genügt, um uns von diesem Trugschlusse zu überzeugen. Sehen wir die Trauben des Weinstockes sich nicht stets unter den Blättern vor den Strahlen der Sonne schützen? Die schönste Reife erlangen dieselben, wenn sie überall von Blättern geschützt sind, wogegen frei der Sonne ausgesetzte Trauben sauer bleiben und verkümmern. Dieselbe Beobachtung machen wir bei Kirschbäumen, wenn zur Zeit der Kirschenreife durch Raupen alle Blätter abgefressen werden. Man darf nicht glauben, dass sie jetzt besser reifen werden wie zuvor. Das Gegenteil tritt vielmehr ein; alle Kirschen vertrocknen und verkümmern, ohne jemals ihre volle Entwickelung zu erreichen. Jede Frucht braucht zu ihrer Reifung des Blätterschutzes. So zeigen uns die eben angeführten, der Natur entnommenen Beispiele auf das deutlichste, wie verschiedenartig die Wirkungen der Sonne sind, die sie direkt oder indirekt auf die Gegenstände ausübt.
Die Einwirkung derselben auf den unbedeckten Kopf ist nachteilig, weil allerlei direkte Beschwerden dadurch entstehen können. Halten wir den Körper mit unseren Kleidern bedeckt, so öffnet die Haut schnell und leicht ihre Poren, wird sehr bald feuchtwarm und beginnt zu schwitzen. Ganz besonders gesteigert wird aber diese Wirkung, wenn wir über den nackten Körper eine Bedeckung legen, die möglichst viel Wasser in gebundenem Zustande enthält. Einen solchen Schutz bieten in erster Linie grosse grüne, wasserhaltige, frische Blätter.
Ein schwarzes Kleid lässt bekanntlich die Wirkungen der Sonnenstrahlen ganz anders empfinden, als ein weisses; so ist es auch nicht gleich, ob wir Kleider oder Tücher oder grüne mit Wasser gedrängte Blätter zum Schutze wählen. Langjährige Beobachtungen in meiner Anstalt haben mir die Überzeugung aufgedrängt, dass gerade unter Benutzung grüner Blätter die Sonne eine ganz besondere lösende Wirkung auf alle schlechten Säfte im Körper ausübt.
Knoten im Unterleib, die sich durchaus nicht auflösen wollen, erfahren gerade durch die Sonnenbäder, mit meinen anderen Heilfaktoren in Verbindung gebracht, eine überraschend schnelle Auflösung und Ausscheidung, wie auch der Wert der Sonnenbäder bei Bleichsucht, Blutarmut, Skrofulose, bei Lungenleiden und bei Gicht ein ausserordentlich hoher ist.
So kann das Sonnenbad nicht dringend genug empfohlen werden, wenn es allerdings auch nur ein für die warme Jahreszeit bestimmter Heilfaktor ist.
|
|
Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker. |
|
| |
19. 4. 1882
Todestag von Charles Darwin dem Entwickler der Evolutionstheorie. Nach Darwins Ansicht stammen alle Lebewesen von einem Urahn ab und die weitere Evolution wurde durch natürliche Auslese bestimmt. |
| |
