Willkommen bei Med-serv.de
 
  Home  ·  Med. Abkürzungen  ·  Endoatlas  ·  Sonoatlas  ·  Alte Bücher  ·  Kontakt 29. März 2024 
  Sie befinden sich: Home > Bücher > Neue Heilwissenschaft > Entdeckung der neuen Heilkunst > Meine Heilfaktoren > Das Reibesitzbad
 
Medizinische Bücher
Alte medizinische Bücher im Internet

Neue Heilwissenschaft

Louis Kuhne, Leipzig 1896

 

Meine Heilfaktoren. Dampfbäder, Sonnenbäder, Rumpfreibebad, Reibesitzbad.
Von Louis Kuhne.

Seite: 8/8Zurück (Das Rumpfreibebad)[ Einleitung | Voll-Dampfbad | Dampfbad für den Unterleib | Dampfbad für den Kopf und Hals | Das Sonnenbad | Teil-Sonnenbäder | Das Rumpfreibebad | Das Reibesitzbad ]


Das Reibesitzbad


Das Reibesitzbad, das namentlich für Frauen von hervorragendem Wert ist, wird von diesen folgendermaassen ausgeführt.

In dieselbe Wanne, welche zu den Rumpfreibebädern dient, wird eine Fussbank oder die von mir konstruierte Bretteinlage hineingebracht. Die Wanne wird aber nur soweit mit Wasser angefüllt, dass dieses mit der Oberfläche der Fussbank oder der Bretteinlage gleich steht, den Sitz selbst also nicht übersteigt. Die Badende setzt sich alsdann auf die oben also trockene Bretteinlage oder Fussbank, taucht ein grobes leinenes Tuch (Jute oder grobes Leinentuch) in das darunter befindliche Wasser und beginnt nun, mit jenem Tuche möglichst viel Wasser heraufholend, den Geschlechtsteil sanft zu waschen. Kein anderer Körperteil kommt mit dem Wasser in Berührung. Es sei besonders betont, dass diese Waschung nur die äusseren, nicht etwa die inneren Schamteile treffen, und dass kein scharfes Hin- und Herscheuern, sondern nur ein sanftes Waschen mit möglichst vielem Wasser stattfinden soll. Wird auch das Gesäss der Badenden während des Badens etwas nass, so schrecke niemand davor zurück, weil es nichts schadet. Während der Menstruations-Tage muss mit den Reibesitzbädern ausgesetzt werden. Dauert indessen die Menstruation abnorm lange, so treten besondere Badevorschriften auch während der Periode ein, die zu bestimmen ich mir für den jeweiligen Fall vorbehalte. In normalem Zustande darf die Periode nur 2—3, höchstens 4 Tage dauern, jede längere Dauer wäre unnormal und krankhaft.

Die Temperatur des Wassers für das Reibesitzbad sei so kalt, wie die Natur es bietet (8—12° R. = 10—14° C), doch kann eine etwas mildere bis 15° R. = 18° C. in besonderen Fällen angewendet werden.

Die Dauer jenes Bades ist 10—60 Minuten, je nach dem Alter und dem Kräftezustand der Patienten. Der Raum, in welchem diese Bäder genommen werden, muss namentlich im Winter behaglich warm sein. Je kälter das Wasser für das Reibesitzbad ist, um so wirksamer sind diese Bäder. Man nehme es jedoch nie kälter als es an den Händen bequem ertragen werden kann. In den heissen Zonen wird es nicht möglich sein, so kaltes Wasser zu bekommen wie bei uns; man nehme dieses dort nur getrost so kalt, wie es zu haben ist. Denn das Verhältnis des dortigen Wassers zur dortigen Lufttemperatur wird ziemlich mit dem unserigen übereinstimmen und die Wirkung wird dann auch die gleiche sein. Viele Berichte aus Tropengegenden, die bei mir eingelaufen sind, haben das in jeder Weise bestätigt.

Wo keine Rumpfbadewanne vorhanden ist, kann man zu den Reibesitzbädern jedes beliebige Waschgefäss verwenden, sofern es gross genug ist, eine Fussbank oder sonst einen bequemen Sitz und wenigstens 25—40 Liter Wasser, bis zur Sitzfläche gerechnet, aufzunehmen. Nimmt man zu wenig Wasser zu diesen Bädern, so wird dasselbe zu rasch warm, wodurch die Wirkung des Bades beeinträchtigt wird.

Weiches Wasser verdient den Vorzug vor frischem Brunnenwasser. Steht nur letzteres zur Verfügung, so empfiehlt es sich, dasselbe einige Zeit abstehen zu lassen, ohne dass es dabei zu warm wird.

In fast allen besseren Familien sind ähnliche Waschungen auf dem Bidet aus blossen Reinlichkeitsrücksichten lange bekannt, wenn auch nicht mit so kaltem Wasser und in der von mir angeordneten Zeitdauer und Weise.

Bei den Männern ist die Wanneneinrichtung dieselbe; bei ihnen wird der äussere Rand d, h. die Spitze der Vorhaut unterm Wasser gewaschen. Der Badende hält am besten mit Mittel- und Zeigefinger oder auch mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand die vorgezogene Vorhaut vor der Spitze der Eichel zusammen, so dass letztere von der Vorhaut völlig bedeckt ist und wäscht nun leise unterm kalten Wasser fortwährend mit einem Jute- oder Leinentuche in Taschentuchgrösse, welches er in der rechten Hand unter Wasser hält, die äusserste Spitze oder die äusserste Kante der vorgezogenen Vorhaut.

Auch dieses Bad ist so einfach, dass ich es nicht begreifen kann, wie trotz dieser genauen Beschreibung dasselbe so vielfach falsch ausgeführt wird. Selbstverständlich können die Reibesitzbäder dann auch nicht die ihnen sonst innewohnende günstige Wirkung haben. Ich gebe daher allen denjenigen, welche nicht ganz sicher sind, dieselben richtig zu machen, den Rat, sich die Bäder lieber von einem Sachkundigen zeigen zu lassen oder sich an mich zu wenden, und nicht Zeit und Mühe nutzlos zu opfern.

Bei solchen Patienten, welche in ihrem inneren Körper entzündete oder brandige Stellen haben, oder bei welchen der chronische, latente Krankheitszustand in einen akuten übergeht, wird die innere Entzündung sehr bald, oft bereits nach den ersten Bädern nach unten abgeleitet und tritt dann an der Reibestelle oder deren nächster Nähe wieder auf. Es ist dies eine durchaus nicht ungünstige Erscheinung, die im II. Teil in dem Kapitel über Krebsleiden eine eingehendere Besprechung erfährt. Niemand mag sich dadurch beängstigen; die Bäder mögen trotzdem fortgesetzt werden, wenn auch bei dieser Erscheinung vorübergehend ein etwas weicheres Tuch Verwendung finden mag.

Manchem wird es vielleicht unerklärlich dünken, weshalb gerade dieser Körperteil und kein anderer als Applikationsstelle für diese Bäder ausgewählt ist. Die Begründung ist eine sehr einfache. Die Wirkung der Reibesitzbäder ist eine doppelte, zunächst eine rein mechanische, es wird durch sie in einer bis jetzt völlig unbekannten, eigenartigen Weise das Körperinnere, in welchem bei allen Krankheitszuständen eine zu grosse Hitze herrscht, normal abgekühlt, ohne den übrigen Körper unnötig auszukühlen.

Ferner aber werden durch die Roibesitzbäder die Nerven, die Träger des Lebens, und damit die Lebenskraft selber, im ganzen Körper in bis jetzt unbekannter Weise stärkend beeinflusst. An keiner anderen Stelle des Körpers, als gerade an der von mir angegebenen, laufen soviel Enden der wichtigsten Nerven des Körpers zusammen. Es sind dies besonders die Ausläufer vieler Rückenmarksnerven und des Nervus sympathicus, welche die Hauptnerven des Unterleibes sind und durch ihren Zusammenhang mit dem Gehirn eben eine Beeinflussung des gesamten Nervensystems des Körpers auf diese Weise zulassen. Nur an den Geschlechtsteilen der Menschen ist das ganze Nervensystem des Organismus beeinflussbar. Hier ist gewissermaassen die Wurzel des ganzen Lebensbaums. Durch die kalten Waschungen findet nun eine sehr erhebliche Stärkung der Nerven statt, oder mit anderen Worten gesagt, die Lebenskraft des ganzen Körpers, auch die des kleinsten Teils, wird dadurch angefacht. Eine Ausnahme findet nur da statt, wo die Nervenleitung unterbrochen ist.

Der Vernünftige, wenn er einen praktischen Versuch nicht gescheut hat, wird zugeben, dass das Reibesitzbad, das schon Tausenden Hilfe gebracht, in seiner von mir geübten Form alle Bedingungen zur Wiederherstellung gesunder Körperfunktionen vollkommen erfüllt.

Dann ist aber in erster Linie zu beachten, dass das Reibesitzbad doch nur für die Kranken berechnet ist. Wer da weiss, welchen quälenden, unangenehmen und unappetitlichen Eingriffen der kranke menschliche Körper durch die Schulmedizin sehr häufig ausgesetzt ist, der wird die einfache und dabei so sicher wirkende Anwendung des Reibesitzbades mit einem ganz anderen, mit einem vorurteilsfreien Auge betrachten. Wir haben es bei dem Reibesitzbade thatsächlich nur mit Kranken zu thun, denen Hilfe gerade auf diesem Wege zur grossen Wohlthat wird.

Immer und immer wieder muss bei dieser Gelegenheit auf das in der Natur vorhandene Ausgleichungsbestreben hingewiesen werden, welches sich nicht nur, wie man vielfach irrtümlicherweise behauptet, einzig und allein in physikalischen Vorgängen äussert, sondern auch in der regelmässigen Wechselbeziehung der Körpertemperatur zu derjenigen in der Umgebung des Menschen. Es ist jener Übergang der Temperatur von innen nach aussen, von aussen nach innen, nicht mit Unrecht als ein elektrischer Strom bezeichnet worden. Wie bei dem rein physikalischen Strom setzt dieser eine gewisse Spannung voraus. Je mehr sich nun diese steigert, wie es beispielsweise in einem vom Fieber gepackten Körper eintritt, desto unbehaglicher wird der Zustand des Individuums, desto intensiver tritt die Krankheitserscheinung selbst zu Tag. Wie eine schwüle, einen unheimlichen Druck ausübende Gewitterwolke lagert die Belastung auch im menschlichen Körper. Was erscheint da natürlicher und einfacher, als einen vernunftgemässen Ausgleich herbeizuführen? Es muss eine Überleitung der gesteigerten hohen Temperatur in eine niedere, ein Zurückgehen des Überschusses auf das gesetzmässige Niveau angebahnt werden. Die Brücke hierfür bilden also, neben meinen anderen Heilfaktoren, jene Reibesitzbäder, die mit Rücksicht auf alle vorhin beleuchteten Gründe selbstverständlich nur mit ganz kaltem Wasser genommen werden müssen. Ihre Einwirkung ist eine unvergleichlich gute und in zahllosen Fällen erfolgreiche. Wo ihre Wirkung versagt, hat auch der Körper die Lebenskraft verloren.

Ist der Körper innerlich mit Krankheitsstoffen belastet, so dass er einer eingerosteten Maschine gleicht, so wird seine dadurch behinderte Verdauung nicht mehr die genügende Lebenskraft aus dem gewöhnlichen Quantum Nahrung ziehen können, um den Körper so leistungsfähig wie ehedem zu erhalten, es bedarf jetzt bereits grösserer Quantitäten Nahrung wie früher und meist auch schon ganz besonderer Reiz- und Anregungsmittel, um ihn leistungsfähig zu erhalten. Natürlich kann dies nur auf Kosten der Verdauungsfähigkeit geschehen. Eine normale Verdauung wird jetzt immer unmöglicher.

Wollen wir jetzt die Lebenskraft im Körper wiederum erhöhen, so kann dies nur durch ein Mittel geschehen, welches die Verdauung bessert und hebt. Das dafür beste mir bekannte Mittel sind aber, neben naturgemässer Kost, die Reibesitzbäder, denn diese bessern selbst die schlechteste Verdauung, solange dieselbe überhaupt noch besserungsfähig ist, in der kürzesten Zeit wie kein anderes Mittel, und zwar in natürlicher Weise. Ausserdem setzen diese Bäder die innere hohe, durch die gegenseitige Reibung der Krankheitsstoffe hervorgerufene Fieber-Temperatur auf ihren normalen Stand herab, womit zugleich die Fortentwicklung jeder Krankheit beseitigt wird. Wollte man in einem Zimmer, um ein Beispiel dem täglichen Leben zu entnehmen, die nach der Decke gelangten Dämpfe kochenden Wassers wieder in ihre ursprüngliche Naturform, in Wasser, zurückbilden, so würde das nur durch Herabsetzung der Temperatur gelingen. Auch bei den Krankheitsstoffen, also bei jeder Krankheit des Körper ist es so. Infolge erhöhter Temperatur entstand sie, und sie kann nur schwinden, wenn die entgegengesetzten Bedingungen eintreten, also fortlaufende Abkühlung und Herabsetzung der zu hohen inneren Körpertemperaturen.

Geradeso aber wie sich eine Maschine nur von einem Punkte aus in vollkommener Weise treiben, stärker oder schwächer in Bewegung setzen lässt, geradeso lässt sich die Lebenskraft im Körper ebenfalls nur von dem einen einzigen Punkte aus am wirksamsten beeinflussen, den ich als Applikationsstelle für die Reibesitzbäder ausgewählt habe.

Nach diesen Erörterungen wird es jetzt jedem klar werden, wie ich Augen- und Ohrenleiden mit demselben Mittel erfolgreich behandle, mit welchem ich in anderen Fällen Scharlach, Pocken, Cholera u. s. w. hebe. Die Lebenskraft des ganzen Körpers wird eben angefacht und dabei ist es nicht möglich, wenn nicht gerade eine Nervenleitung unterbrochen, dass ein Glied mehr, das andere weniger angeregt wird. Wie sich aber eine erhöhte Lebenskraft äussert, ist den meisten völlig unbekannt, denn oft treten dabei gerade den Erwartungen des Patienten entgegengesetzte äussere Erscheinungen auf. Es kommt vor, dass Raucher nach den Bädern ihre Zigarre nicht mehr vertragen können und demzufolge glauben, dass ihr Magen schwächer geworden sei, während gerade das Gegenteil der Fall war. Früher hatte ihr Magen gar nicht mehr die Kraft, sich gegen das Nikotingift erfolgreich aufzulehnen, wohingegen er jetzt wieder diese Kraft gewann. Und ähnliches mehr. Da, wo sich nun durch diese Bäder die Nerven im Körper noch stärken lassen, gewinnt dieser durch die Stärkung stets die Kraft, die in ihm befindlichen Fremdstoffe allmählich auf den natürlichen Ausscheidungswegen wieder herauszuschaffen.

Niemand darf indessen glauben, dass durch diese Anwendungsform, je nach dem einzelnen Falle individualisiert, etwa alle Kranken noch Heilung finden müssten; wie ich schon früher erwähnte, kann ich wohl alle Krankheiten damit heilen, keineswegs aber alle Kranken. Denn wo die Lebenskraft und damit die Verdauungsfähigkeit des Körpers bereits vernichtet ist, wo einzelne Organe schon ganz oder teilweise zerstört sind» bringt jene Anwendungsform wohl noch eine Linderung aller Schmerzen wie kein anderes, aber eine völlige Heilung ist unmöglich.

Ausserdem giebt es auch schwere Krankheitsfälle, bei denen diese Bäder nur in der mildesten Weise angewandt werden dürfen. Manchmal empfiehlt es sich sogar, zeitweise mit denselben ganz auszusetzen. In solchen schweren Fällen erscheint es auch geboten, sich nicht selbst auf Grund dieser Darlegungen ohne tiefere Kenntnis Verordnungen zu geben. Dann setze man sich lieber brieflich mit mir in Verbindung.

Ich glaube, dass mir niemand eine andere Körperstelle ausfindig machen kann, von der aus man in ebenderselben Weise den ganzen Organismus beeinflussen könnte. Aber wie niemand es zu ändern vermag, dass alles Leben von der Wechselwirkung der Sonne, der Luft und des Wassers ausgeht, so ist es auch nicht möglich, an obiger Einrichtung etwas zu ändern. Die Sonne beeinflusst unsere ganze Erde auf ein und dieselbe Weise, aber die äusseren Erscheinungen dieser Einwirkung sind in jedem Klima andere. Da, wo ihre Wirkung am intensivsten, wie in den Tropen, ist auch die Entfaltung des Lebens die grösste und mannigfachste, im Gegensatz zum Norden, wo Vegetation und Tierwelt immer spärlicher werden. Ebenso sind die Wirkungen der Reibesitzbäder je nach der Beschaffenheit der Individuen und ihrer noch vorhandenen Lebenskraft verschiedene, — bei dem einen stärker, bei dem andern geringer. Aber das Reibesitzbad ist, neben meinen anderen Anwendungsformen, eines der besten mir bekannten Mittel zur dauernden Belebung und Kräftigung des ganzen Organismus.



Seite: 8/8Zurück (Das Rumpfreibebad)[ Einleitung | Voll-Dampfbad | Dampfbad für den Unterleib | Dampfbad für den Kopf und Hals | Das Sonnenbad | Teil-Sonnenbäder | Das Rumpfreibebad | Das Reibesitzbad ]


Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
Hauptmenu
· Home
· Med. Abkürzungen
· Endoskopieatlas
· SonoAtlas
· Alte Bücher

Alte Bücher
· Übersicht
· Heilwissenschaft
· Andere:
· Wasserkur
· Hautkrankheiten

· Hilfe/FAQ

Rückblick
29. 3. 1892
Todesstag von Sir William Bowman (* 20.7.1816). Er beschrieb 1842 den histologischen Aufbau des Nephrons, der funktionellen Einheit der Niere.

Werbung


 

Alle Inhalte und Bilder, soweit nicht anders gekennzeichnet © 2002-2017 Stefan Südfeld. Sitemap.
Unsere anderen Seiten: Psychotherapie Herzogenrath