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Lehrbuch der Gynäkologie

Otto Küstner, 4.Auflage 1910

 

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IV. ABSCHNITT.
Die Krankheiten der Tuben, Ovarien und benachbarten Gewebsabschnitte.

Kapitel XVI.
Die Krankheiten der Tuben. Tubengravidität, Tubenneubildungen.
Albert Döderlein.

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Therapie und Verlauf


Die Behandlungsgrundsätze haben sich in neuerer Zeit mehr und mehr gefestigt, dank der besseren Einsicht in das Wesen der bei der Entwickelung und beim Absterben des tubar inserierten Eies sich abspielenden Vorgänge und reichlicher, klinischoperativer Erfahrung.

Am zweckmäßigsten halten wir auch hier die 3 Stadien auseinander, die Zeit der Entwickelung der Frucht, lebendes Ei, dann die Periode seines Absterbens, d. i. die Zeit der Blutungen, und drittens die darauf folgende Zeit der Resorption von Blut und Eimassen.

Findet man eine lebende Tubargravidität, so ist kein Zweifel, daß die operative Entleerung dieses unheilvollen, gefahrdrohenden Gebildes am besten allen Folgezuständen vorbeugt. Nimmt man hierzu noch die dabei gemachte Erfahrung, daß in solchen Fällen, solange das Ei noch innerhalb der Tube verborgen sitzt, die Abtragung der Tube eine sehr einfache, glatte Operation wird, die an Lebensgefährlichkeit hinter den Gefahren zurücksteht, die der Frau aus der Weiterentwickelung und dem spontanen Absterben des Eies drohen würden und auch hinter den Gefahren in späteren Stadien vorzunehmender, ungleich komplizierterer Operationen, dann wird es geradezu bedauerlich, daß die Tubenschwangerschaften nicht häufig in diesem 1.Stadium zu dieser geradezu prophylaktischen Operation kommen. Die Gründe hierfür sind oben dargelegt. In logischer Folge davon muß die früher geübte und vielfach empfohlene Therapie, die lebende Frucht durch Elektrizität oder Morphiumeinspritzung zu töten, um der Weiterentwickelung des Eies und damit der Gefahr der Ruptur vorzubeugen, in Wegfall kommen. Wissen wir jetzt doch, daß mit dem Absterben des Eies die Gefahren für die Mutter erst beginnen, nicht aber etwa beseitigt sind.

Beim 2. Stadium ist die Therapie abhängig von der Schwere der Erscheinungen. Deutet eine Katastrophe auf äußeren Fruchtkapseleinriß, Tubenruptur, dann soll unverzüglich die Bauchhöhle geöffnet und die geborstene Tube entfernt werden. Kommt der Eingriff nicht zu spät, dann ist die Operation eine lebensrettende und gehört zu unseren dankbarsten Erfolgen. Es stehen uns hierzu zwei Wege offen, von oben durch die Bauchdecken hindurch, per laparotomiam, zur Blutquelle vorzudringen, oder von der Scheide aus, per colpokoeliotomiam posteriorem oder anteriorem, die Tube zu exstirpieren. Wenn der letztere Weg auch in einzelnen Fällen zweifellos gut zum Ziele führt, wofür ich zum Beweis abermals auf Fig. 236 verweise, so wird im allgemeinen die Laparotomie doch wegen der größeren Uebersichtlichkeit vorzuziehen sein.

Da auch bei innerem Kapselaufbruch gleich stürmische Szenen auftreten können, wird auch hier gelegentlich dieselbe Dringlichkeit zum operativen Einschreiten sich geltend machen; in diesen Fällen verwischen sich eben die klinischen Unterschiede und bei der Wahl der Therapie können ja nur die Symptome maßgebend sein, nicht aber anatomische Verschiedenheiten, die überdies aus dem Verlauf immer nur mehr oder weniger vermutet, nicht aber mit Sicherheit erkannt werden können. Die Erfahrung lehrt aber, daß innerer Fruchtkapselaufbruch in der Regel das Bild des Tubenabortus zeitigt, weshalb hier mangels stürmischer Symptome keine akute Lebensgefahr sofortige Operation indiziert.

Dann ist nach allgemeiner Uebereinstimmung eine zuwartende Behandlung, exspektative Therapie gerechtfertigt, freilich unter steter Kontrolle der Kranken und besonders in der ersten Zeit des Absterbens des Eies, auch unter steter Bereitschaft, sofort operieren zu können, sobald sich bedrohliche Zustände einstellen, die stets zu fürchten sind; wissen wir doch, daß auch bei ausgebildeter Mole und Tubenabortus sekundär immer noch Tubenruptur hinzukommen kann.

Hat die Kranke dieses 2. Stadium überlebt, dann kann man die Ausheilung der Natur überlassen, wenn diese allerdings auch lange Zeit in Anspruch nimmt, namentlich bei älteren Eiern und größeren Blutergüssen.

Es steht jetzt ganz außer Zweifel, daß auch ohne jedweden Eingriff völlige Genesung erfolgen kann, so daß auch die Funktion der Genitalien wiederkehrt, die Frauen später wieder konzipieren und normal gebären. Man muß sich diese Tatsache klar vor Augen halten, wenn man sich in Fällen zur Operation entschließt, die augenblicklich nicht bedrohlich liegen. Bei diesen ist unter Umständen die Indikationsstellung nicht leicht zu handhaben und vielleicht nur durch längere Beobachtung der Kranken zu präzisieren. Wenn man einerseits Fälle erlebt, in denen man nachträglich erkennt, daß die Operation vielleicht nicht absolut nötig war, so gibt es doch andererseits welche - und wer hätte sie nicht erlebt! - in denen man nachträglich bedauern muß, nicht oder vielleicht auch nicht früher zur Operation gedrängt zu haben. Das Individualisieren ist hier oft recht schwer. Es wäre gewiß auch falsch, hier operative Entfernung der Massen grundsätzlich abzulehnen. Auch die äußeren Lebensverhältnisse müssen eventuell in Rücksicht gezogen werden. Bei Frauen, deren Arbeitsfähigkeit für sich selbst und ihre Familie Lebensbedingung ist, wird man der langwierigen Spontanheilung häufiger durch operativen Eingriff zu Hilfe kommen müssen, der in wenig Wochen die Arbeitsfähigkeit wiederherstellt. Abgesehen von diesen dem subjektiven Ermessen von Arzt und Kranken Spielraum in der Entscheidung der Behandlung lassenden Fällen gelten bei Tubenabortus mit Hämatocelenbildung folgende Indikationen zum operativen Eingreifen:

1) Wenn der Bluttumor so groß ist, daß Druckerscheinungen auf Blase und Darm ausgelöst werden;

2) wenn Fieber auf Zersetzung des Hämatoceleninhaltes hinweist;

3) wenn neue Blutattacken nach außen oder innen auftreten;

4) wenn die Resorption nicht fortschreitet, die Krankheit sich unverändert über Wochen und Monate hinzieht, zeitweise heftige Schmerzanfälle auftreten;

5) wenn aus äußeren Gründen die Frau die Spontanheilung nicht abwarten kann.

Wenn derartige Leitsätze auch nie absolute Gültigkeit beanspruchen können und im Wechsel der Zeiten vielleicht auch schwanken, so dienen sie wohl als erwünschte Anhaltspunkte im einzelnen Fall.

Unter exspektativer Therapie können wir nur verstehen, entsprechende Verhaltungsmaßregeln zu geben, um äußere Schädigungen zu vermeiden und die Ausheilung der krankhaften Prozesse der Natur anzuvertrauen. Es ist klar, daß die Frau sich lange über die gefährdete Zeit der Eiablösung und Blutung hinaus ruhig im Bett verhalten muß, um durch Vermeidung jedes äußeren Traumas, jeder stärkeren Aktion und Blutdrucksteigerung akzidentelle Veranlassungen zu neuen Blutungen zu vermeiden. In der ersten Zeit empfiehlt sich vielleicht Applikation von Eisblase auf den Leib, später PRIESSNITZUmschläge. Zuletzt kann Wärme in der Form von ThermophorUmschlägen, warmen Sitzbädern und lokalen Glühlichtbädern die Resorption befördern. Jodanstrich äußerlich, Ichthyolglyzerintampons in die Scheide haben vielleicht auch resorbierende, jedenfalls gelegentlich schmerzstillende Wirkungen. Ausdrücklich warnen muß man vor schädlichen Eingriffen, wie Massage, Abrasio mucosae uteri, intrauterinen Injektionen u. dgl. gegen die vaginalen Blutungen. Diese sollen besser gar nicht bekämpft werden, auch nicht durch innere Arzneigaben wie Secale, Ergotin oder Hydrastis, da diese wehenerregenden Mittel auch die Tube zu Kontraktionen anregen und erneute Blutung nach innen erzeugen könnten. Entweder radikal oder gar nicht operieren. Aus diesem Grunde ist auch die alleinige Eröffnung unzersetzter Hämatocelen von der Scheide aus nicht ungefährlich. Verjauchte Blutsäcke dagegen werden am besten von hier aus, und zwar durch das hintere Scheidengewölbe, Colpotomia posterior, eröffnet und drainiert.




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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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23. 4. 1963
Der Arzt Mathe transplantiert erstmalig erfolgreich Knochenmark in Paris.

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