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Neue Heilwissenschaft

Louis Kuhne, Leipzig 1896

 

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Rheumatismus und Gicht, Ischias, Schiefwerden, Verkrüppelungen, kalte Hände und Füsse, heisser Kopf, deren Entstehung, Wesen und Heilung.
Von Louis Kuhne.

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Gelenkrheumatismus


Uns ist es also klar, auf welche Weise der Gelenkrheumatismus zustande kommt. Gerade so verhält es sich mit jedem anderen Rheumatismus. Wo er auftritt, ob an Schultern, am Rücken, an der Seite, am Hals oder Gelenk, immer entsteht er durch Reibung; es muss ein Hindernis, ein Widerstand sein, den die kranken Stoffe (Fremdstoffe) finden. Da nun im Körper die gärenden Stoffe auf Hindernisse stossen, weil, wie in der Flasche (s. Fig.), die Gärung nicht ohne Widerstand vor sich gehen kann, sondern hier Organe wie Nieren, Magen, Herz, Lungen und Gelenke hindernd im Wege stehen, so tritt allenthalben Reibung ein. Diese verursacht bei starker Bewegung Schmerzen. Weil aber die Fremdstoffe an den Organen sich reiben, ablagern und festsetzen, so ist es erklärlich, wie die Organe sich verändern und krank werden müssen.

Jeder Schmerz, jeder Rheumatismus (der spezielle Name ist Nebensache), jedes Stechen, jedes Brennen, jeder Druck entsteht nur durch Reibung; die Reibung ist aber nur durch Bewegung entstanden.

Das wäre das, was ich Ihnen zunächst über die Entstehung des Rheumatismus sagen wollte.

Ich will Ihnen nun zum Beweise der Richtigkeit einige von den vielen Erkrankungen, wie ich sie ja so häufig in meiner Praxis beobachtet habe, schildern und Ihnen auf diese Weise die Art der Heilung darlegen.

Vor einigen Jahren wurde ich zu einer Frau gerufen, die, wie mir der Mann sagte, stark an Rheumatismus litt, namentlich im rechten Beine, dann wieder oben im Gelenk, im Rücken und am Halse. "Was beabsichtigen Sie nun vorzunehmen, Herr Kuhne?" das war die Frage, welche mir von ihr gestellt wurde. Die bisherige mehrwöchentliche Behandlung war ohne Erfolg gewesen. Ich bin ja an solche Examina längst gewöhnt, und es war mir nicht schwer, ein solches zu bestehen. Ich sagte und erklärte zunächst, auf welche Weise diese Schmerzen zu stande gekommen seien. "Es ist nach meinen Erfahrungen unrichtig, wenn ich an den Beinen, am Halse, am Rücken und an den Schenkeln irgend eine Behandlung vornehmen wollte (Einwickeln mit Watte und dergl). Alle die Schmerzen, über die Sie klagen, sind ein inneres Fieber. Wir dürfen also nicht mit Wärme dagegen vorgehen, sondern wir müssen die Behandlung da vornehmen, wo die Krankheit herstammt und die innere zu grosse Wärme ableiten. Die Richtigkeit dieser Methode werden Sie bald sehen." - Da die Frau sich selbst nicht behelfen konnte, wurde die Badewanne unmittelbar an das Bett gebracht. Drei Leute konnten mit Mühe und Not die Frau, die bei jeder Bewegung laut aufschrie, in die Wanne bringen. Eine Wärterin beauftragte ich, der hilflosen Kranken das Reibesitzbad zu verabfolgen. Es dauerte, glaube ich, kaum 15 Minuten, so wurde die Frau, welche anfangs immer jammerte, ruhig. Ich sagte: "Nun, Sie sind ja recht ruhig geworden," worauf sie entgegnete: "Die Schmerzen haben nachgelassen." — Sie sehen also, wie richtig die Behandlung war. Die Schmerzen im Rücken, in den Schenkeln, im Halse waren so, wie ich es erklärte, zu stande gekommen und konnten nur auf angegebene Weise gehoben werden. In einigen Tagen war die Frau im stande, sich selbst aus dem Bett zu bewegen und die Bäder zu nehmen, nach einigen Wochen konnte sie wieder ihre Arbeit verrichten.

Ein anderer Fall: Ein ältlicher Mann, welcher schon monatelang vergeblich wegen seines Gelenkrheumatismus behandelt worden war, liess mich kommen und fragte, ob ich ihm helfen könnte. Ich erklärte ihm, nachdem ich ihn durch die Gesichtsausdruckskunde untersucht hatte, dass ihm noch zu helfen sei. Es war das linke Bein, welches schmerzte. Die Behandlung wurde in ähnlicher Weise, wie die vorige, vorgenommen, und zwei Bäder genügten, dass der Mann zu Fusse weggehen konnte, während er hergefahren worden war. Warum war es hier nun gerade das linke und nicht das rechte Bein? Das will ich Ihnen an folgenden Vorgängen erklären: In meinem Fiebervortrage habe ich Ihnen bereits die einseitige Ablagerung der Fremdstoffe an ähnlichen Vorgängen in einer Flasche erläutert, ich wiederhole Ihnen heute die Vorführung dieser Versuche. So viel ist Ihnen jetzt wohl ohne weiteres klar, dass die einseitige Erkrankung von einer einseitigen Aufspeicherung der Fremdstoffe herrühren muss. Nur werden Sie vielleicht noch fragen, worin diese ihre Ursache hat. Wir müssten doch wohl meinen, dass der Körper die Stoffe möglichst verteilen würde, weil er ja dadurch mehr Raum für dieselben gewinnt. Nun, ganz einseitig sind auch die Ablagerungen in der Regel nicht, aber sie beginnen fast immer auf einer Seite und bleiben auch so lange auf diese beschränkt, bis eine gewisse Überfüllung eingetreten ist, wodurch die Stoffe mehr oder weniger auch nach der anderen gedrängt werden. Die eine Seite bleibt aber lange Zeit mehr belastet. Die Ursache zu dieser einseitigen Ablagerung ist eine rein mechanische, sie hat ihren Grund nur darin, dass die Stoffe dem Gesetz der Schwere folgen. Einige einfache Versuche werden es uns klar machen. Wir nehmen zu denselben zwei Glasflaschen und füllen sie zunächst mit reinem Wasser, verschliessen sie und lassen sie eine Nacht über ruhig liegen. Betrachten wir sie am Morgen, so finden wir keine Veränderung, und wir sehen den Flaschen nicht an, wie sie gelegen haben. Schütten wir nun für die nächste Nacht ein wenig Schlamm in das Wasser jeder Flasche und bringen diese die Nacht über in dieselbe Lage, so ändert sich das Bild am Morgen. Wir sehen den Flaschen, sobald wir sie behutsam vornehmen, sofort an, in welcher Lage sie sich die Nacht über befanden, denn auf derjenigen Seite, auf welcher die Flaschen lagen, hat sich der Schlamm abgesetzt, und oberhalb desselben ist das Wasser ziemlich klar geblieben. Mischen wir für die dritte Nacht noch einen leicht gärenden Stoff dem Schlamme hinzu, so wird am Morgen das Bild zunächst dasselbe sein, aber sobald wir die Flasche öffnen und ins Warme bringen, so beginnt im Innern und zwar in der Schlammmasse die Gärung. Die gärende Masse kommt auf der Seite oben heraus, auf welcher die Flasche gelegen hat (siehe Fig. A und Fig. B). Es ist also keineswegs Zufall, auf welcher Seite die Massen aus der Flasche herausgären, vielmehr werden sie stets auf derjenigen Seite hinaus- und herunterlaufen, auf welcher sie in der Flasche sich angesammelt und abgelagert haben.

Die Gärung würde übrigens in dem Schlamme auch ohne besonderen Gärungsstoff einmal begonnen haben, nur hinge dieselbe dann von den gesamten Witterungsverhältnissen ab, und wir würden vielleicht lange darauf warten müssen. Ein dem Körper noch ähnlicheres Bild erhalten Sie, wenn Sie sich wieder die gärenden Massen in einer fest verschlossenen Flasche mit dehnbaren Wandungen denken. Die gärenden Stoffe bedürfen Baum, und den verschaffen sie sich nun, da die Flasche verschlossen ist, durch Ausdehnung ihrer Wandungen.

Diese einfachen Vorgänge gewähren uns ein Bild von den Vorgängen im Körper, die Stoffe lagern sich in diesem unten ab, und es richtet sich buchstäblich darnach, aufweicher Seite wir während der Nacht liegen.

Fig. A.

Fig. B.
Einem ganz gesunden Menschen kann man es nicht ansehen, auf welcher Seite er zu schlafen pflegt, ihm wird es auch gleich sein, auf welcher Seite er schläft, er wird auf der rechten so gut schlafen wie auf der linken; bei wem aber der Körper sich mit Krankheitsstoff gefüllt hat, bei dem sieht man es ohne weiteres, denn nach meiner neuen Art der Diagnose ist es ein Leichtes, die grössere oder geringere Belastung des Körpers auf der einen oder anderen Seite desselben festzustellen. Wenn die Stoffe dagegen zu sehr überhand genommen haben, dann wird die Verbreitung eine gleichmässigere, dann ist aber der Zustand auch ein derartiger, dass der Betreffende nicht mehr ruhig auf einer Seite liegen kann, sondern sich in unruhigem Schlafe hin- und herwirft.

Wenn nun eine Seite besonders belastet ist, so wird auch diese Seite immer eher erkranken oder doch stärker betroffen werden. Das wird Ihnen auch erklären, weshalb jemand, der mit dem rechten Arm z. B. an einem zugigen. Fenster gesessen hat, manchmal gerade Rheumatismus im linken Arm davonträgt.

Die einseitige Ablagerung geht nun im Menschen freilich nicht so rasch von statten, wie in einer Flasche, dazu gehört ein langer Zeitraum, doch können Kinder oft schon einseitig belastet zur Welt kommen, was von der einseitigen Lage der Mutter während des Schlafes zur Zeit der Schwangerschaft kommt, oder auch von der Lage des Kindes im Mutterleibe abhängig sein kann. *

Jetzt wird es Ihnen klar sein, weshalb bei den Eingangs erwähnten Soldaten dieser und jener nur auf einer Seite Zahnschmerzen u. s. w. bekam, desgleichen werden Sie aber auch ohne weiteres einsehen, weshalb mein Patient nur Rheumatismus im linken Beine bekommen hatte, er hatte Jahre lang immer auf der linken Seite geschlafen, daher die einseitige Belastung.

Kurze Zeit nach dem erwähnten Krankheitsfall wurde ich nach Magdeburg berufen, weil ein ganz aussergewöhnlicher Fall von Rheumatismus vorliegen sollte. Ich folgte diesem Rufe und fand, dass es gar kein aussergewöhnlicher Fall war, nur traten die Erscheinungen recht heftig auf. Knie- und Fussgelenk waren stark angeschwollen und schmerzten ungeheuer, der Mann vermochte das Bein nicht zu bewegen. Die Gelenke unterhalb des Knies waren stark entzündet, aber nebenbei war auch oberhalb des Knies eine Stelle sehr angeschwollen, so dass der Kranke das Bein nicht gerade machen konnte. Er erzählte, er habe schon viel in seinem Leben durchgemacht, die Krankheit habe ihn in jedem Jahre befallen, aber bei jeder Wiederholung sei sie schlimmer geworden.

Der Mann war von oben bis unten vollgestopft mit Krankheitsstoff. Neue Fremdstoffe drängten nach dem Knie, und die alten wollten zurück. Es wäre hier bald Verhärtung eingetreten, und dann wäre die Gicht fertig gewesen. Das kam zum Teil mit daher, dass die Krankheit früher immer örtlich mit Wärme behandelt worden war. Der Zustand hatte sich dadurch allerdings geändert, und es war scheinbar immer wieder gut geworden, in Wirklichkeit hatte sich aber die Krankheit nur in eine chronische verwandelt; die Stoffe ruhten, um bei jeder neuen Gärung wieder in erneute Bewegung zu geraten.

Die kranken Stellen wurden nun zunächst durch ein Dampfbad erweicht, die Reibesitzbäder in bedeutendem Maasse verlängert.

Schon in einigen Tagen trat der beste Erfolg ein.



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Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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25. 4. 2000
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