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Lehrbuch der GynäkologieOtto Küstner, 4.Auflage 1910 | |
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III. ABSCHNITT. Die Krankheiten des Uterus.Kapitel X. Inversio uteri. Von Otto Küstner.
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Tumorinversion
Die onkogenetischcn Inversionen, das sind die, welche durch submuköse Uterustumoren erzeugt werden, sind oft nur seichte Einbiegungen der Wand; in anderen Fällen sind sie ebenso vollständig wie die puerperalen Inversionen.
Jeder submukös im Uterus liegende Tumor erregt heftige Kontraktionen des Corpus uteri. Diese haben schließlich, sobald es die Insertionsverhältnisse des Tumors einigermaßen gestatten, zur Folge, daß dieser in die Vagina resp. in die Cervix geboren wird. War die Insertion des Tumors gerade eben noch lang und dehnbar genug, um diesen Akt zu gestatten, so ist sie es häufig nicht mehr nach demselben; der Stiel, welcher den Eintritt des Tumors in die Cervix eben noch zuließ, erweist, sich als zu kurz, wenn die Geschwulst außerhalb des äußeren Muttermundes in der Scheide liegt. Der Tumor sitzt jetzt, wie ein zu kurz angenähter Knopf dem Knopfloch, in der Vagina dem äußeren Muttermunde auf, zerrt an der Wand des Uterus und stülpt diesen schließlich um.
Derselbe Mechanismus spielt sich ab, wenn man behufs operativer Entfernung einen submukösen Tumor mit einer Hakenzange stark anzieht. Ein kräftiger Zug kann dann gelegentlich eine Inversion erzeugen auch wenn ein besonderes Erschlaffungsstadium des Uterus nicht besteht, wenigstens nicht nachweislich ist. In beiden Fällen ist es sehr wichtig, die Inversion zu erkennen, da man sonst Gefahr läuft, bei der Amputation des Tumors die Wunde in das Bereich des Inversionstrichters zu verlegen. Dieser ist auch bei ganz seichten Inversionen von den Bauchdecken aus gut zu fühlen. Er entgeht einem bei einiger Uebung im Untersuchen nicht, wenn man nur an die Möglichkeit seines Vorhandenseins im gegebenen Falle denkt.
Im Falle höchsten Grades von Inversion, wo Tumor und Uterusinnenfläche vor den Genitalien liegen, kann man unter Kontrolle des Auges den Tumor amputieren und, sich hart an diesem haltend, die Eröffnung des Inversionstrichters leicht vermeiden; schwieriger kann das sein, wenn man in der Vagina den Tumor amputieren muß. In solchem Falle ist es gut, soviel wie möglich stumpf, enukleierend zu verfahren.
Das gilt natürlich nur für gutartige Tumoren; diejenigen Geschwülste, welche am häufigsten Inversion erzeugen, sind gutartig, sind Myome. Erweist sich bei oder nach der Enukleation der Tumor als Sarkom, wie auch in mehreren Fällen beobachtet, so ist die Totalexstirpation des Uterus sofort vorzunehmen oder nachzuschicken. Ebenfalls kann das radikale Verfahren zweckmäßig sein, wenn der invertierende Tumor zwar ein Myom, aber verjaucht ist.
Die durch Tumoren erzeugten Inversionen reinvertieren sich nach der Ablösung des Tumors oft überraschend schnell spontan; es liegt hier eben keine schrumpfend sich zurückbildende, einschnürende Cervix und kein wegen mangelhafter Zurückbildung vergrößertes Corpus uteri vor, wie das bei der puerperalen Inversion der Fall ist. In anderen Fällen tun sie es nicht. Dann ist so zu verfahren, wie bei inveterierter puerperaler Inversion. Sollte, wie das beobachtet ist, nach gelungener Reinversion der Uterus sich immer wieder invertieren, so ist Ventrifixur, Vaginifixur oder Totalexstirpation am Platze.
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Achtung! Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker. |
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5. 11. 1946 Mit der Anklageschrift wird der Nürnberger Ärzteprozess gegen ärzliche Verbrechen während der Nazizeit eingeleitet. Da bisherige Wertemodelle (der Hippokratische Eid) nicht geeignet waren um die Menschenexperimente zu beurteilen setzte der Nürnberger Kodex erstmals neue ethische Richtlinien für die medizinischen Forschung. |
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