I. Das Adenom.
Den gutartigen epitheloiden Geschwülsten des Uterus, den Adenomen, begegnet man in zwei bis drei verschiedenen Formen.
Wir sind bis zu einem gewissen Grade berechtigt, den glandulären Typus der Endometritis hyperplastica als diffuses Adenom der Uterusschleimhaut zu bezeichnen.
Die häufigste Form des polypösen Adenoms stellt der wenig umfängliche Schleimpolyp dar. Er sitzt vorwiegend im Cervixkanal, ragt mit einem Segment als hochrote Beere aus dem äußeren Muttermund heraus; mitunter finden sich noch einer oder zwei dicht neben ihm, ausnahmsweise sind sie multipel. Vor Jahren exstirpierte ich einer 40jährigen Frau einige 30 Schleimpolypen aus der Cervix; darunter einige von Kirschengröße.
Fig. 197. Großer kavernöser Polyp (Drusenpolyp, Adenom) der Cervix. Massenhafte ektatische mit Sehleim gefüllte, den Drüsen entstammende Retentionscysten. (Präparat gewonnen in DÖDERLEINs Klinik in Tübingen.)
Größere Adenome sind selten. Diese tragen dann nicht den schleimigen, zerfließlichen Charakter der Schleimpolypen, sondern sind mit einem starken, verzweigten bindegewebigen und muskulösen Gerüst ausgestattet. Die Oberfläche ist nicht glatt, sondern uneben, warzig, löcherig, buckelig.
Auch diese Tumoren, früher schlechtweg "Drüsenpolypen" genannt, nehmen meist ihren Ursprung von irgendwelchen Partien der Cervix, mitunter von der Außenseite einer ektropionierten Muttermundslippe. Der mikroskopische Bau beider Formen des Adenoms ist nahezu der gleiche, im Drüsenpolypen mehr festes bindegewebiges Gerüst, im Schleimpolypen mehr Drüsenareal. In beiden mit hohem Cylinderepithel ausgekleidete, dendritisch verzweigte, auch runde und ovale schleimführende Hohlräume.
Fig. 198. Unteres Ende (unterhalb des Striches) des in Fig. 197 dargestellten Cervixadenoms bei Lupenvergrößerung. So kommt der drüsige Bau des Tumors deutlicher zum Ausdruck.
Die kleinen Cervixpolypen bedingen stärkere Schleimsekretion, unter Umständen auch atypische, meist unbedeutende Blutungen; die größeren können außerdem mechanisch belästigen, an langem Stiel bis in die Vulva oder aus ihr herausragen. (Vgl. Fig. 127.) Das Prädilektionsalter sind die klimakterischen Jahre.
Während die kleinen Schleimpolypen einfach mit einem Scherenschlag beseitigt werden, muß man berücksichtigen, daß die umfänglichen Adenome häufig einen recht vaskularisierten Stiel haben, welcher einer Massenligatur oder eines Betupfens mit dem Ferrum candens nach der Exzision schon gewürdigt werden darf.
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