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Lehrbuch der Gynäkologie

Otto Küstner, 4.Auflage 1910

 

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IV. ABSCHNITT.
Die Krankheiten der Tuben, Ovarien und benachbarten Gewebsabschnitte.

Kapitel XVIII.
Die Krankheiten der Ovarien. Neubildungen der Ovarien.
Von Bernhard Kroenig.

Seite: 8/10Zurück (Klinik und Prognose)[ Einleitung | I. Nichtproliferierend | II. Proliferierend | Kystadenome | Epitheliale Geschwülste | Stromagene Geschwülste | Klinik und Prognose | Diagnose | Therapie | Parovarialcysten ]Weiter (Therapie)


Die Diagnose der Eierstocksgeschwülste.


Die Diagnose hat festzustellen, 1) daß es sich um einen Ovarialtumor handelt; 2) möglichst die Natur des Tumors, ob benigne oder maligne; und 3) die Stielverhältnisse des Tumors.

Bei kleineren Tumoren ist die Diagnose meist leicht; man fühlt den Uterus, man verfolgt die Tube auf eine weite Strecke hin, und man kann dort, wo unter normalen Verhältnissen das Ovarium zu tasten ist, den meist leicht beweglichen Tumor fühlen. Bei mittelgroßen Tumoren ist die Diagnose insofern schwieriger, als durch die Ausfüllung des kleinen Beckens die Abgrenzung des Tumors gegen die Nachbarorgane nicht mehr so leicht möglich ist; gelingt es freilich noch, den Tumor in tiefer Narkose aus dem kleinen Becken eventuell unter Zuhilfenahme der Beckenhochlagerung hinauszudrängen, oder gelingt es, den Uterus durch Zug vermittelst einer Kugelzange an der Portio gegen den Tumor nach unten zu dislozieren und damit eventuell auch die Tube der betreffenden Seite auf eine mehr oder weniger weite Strecke hin tastbar zu machen, so ist auch jetzt noch die Diagnose wie bei kleinen Ovarialtumoren leicht. Sonst müssen schon mehr Wahrscheinlichkeitsschlüsse zu Hilfe genommen werden. Erkennen wir durch Auslösung eines Fluktuationsgefühls zwischen innerer und äußerer Hand bei bimanueller Palpation, daß der das kleine Becken mehr oder weniger ausfüllende Tumor cystischer Natur ist, so läßt uns die klinische Erfahrung den Uterus als Matrix dieser Geschwulst mit großer Wahrscheinlichkeit ausschließen, weil cystische Tumoren der Gebärmutter außerordentlich selten sind; ergibt die Sondierung des Uterus weiterhin, daß seine Höhle nicht vergrößert ist, so ist damit ein weiterer Beweis erbracht, daß der cystische Tumor diesem Organ nicht angehört. Da ferner die Tuben nur sehr selten größere cystische Tumoren bilden, so wird bei mittelgroßen cystischen Tumoren im kleinen Becken selbst bei fehlendem Nachweis eines Geschwulststieles, selbst bei mangelhafter Abgrenzung gegen die Nachbarorgane doch die Diagnose: cystische Eierstocksgeschwulst immerhin eine weitgehend gesicherte sein. Bei mittelgroßen soliden Tumoren ist dagegen die Diagnose oft schwer zu stellen, ja unmöglich, wenn der Tumor nicht gestielt ist, sondern intraligamentär entwickelt und sich damit direkt der Uteruswand anlegt. Es werden dann Fehldiagnosen mit Fibrombildungen des Uterus unvermeidbar sein; nur der Umstand kommt uns hier helfend zugute, daß, wie wir sahen, die soliden Tumoren des Eierstocks meist gutgestielt und gutbeweglich sind, so daß sie sich aus dem kleinen Becken gewöhnlich leicht werden herausdrängen lassen.

Bei sehr großen cystischen Tumoren des Eierstocks kommt als differentielle Diagnose eigentlich nur die Abgrenzung von freier Flüssigkeitsansammlung oder mehr oder weniger abgekapselter Flüssigkeitsansammlung, wir wir es bei der Peritonealtuberkulose sehen, in Frage; und schließlich allenfalls die Abgrenzung von den cystischen Tumoren der Niere, z. B. von Hydronephrose. Die differentielle Diagnose zwischen freiem Ascites und cystischem Ovarialtumor muß deshalb erwogen werden, weil die Palpation infolge der dünnen Wandung der Cyste uns im Stich läßt und nur die Perkussion als diagnostisches Hilfsmittel herangezogen werden kann. Die Perkussion ermöglicht die Diagnose zwischen freier Flüssigkeit im Abdomen bei Ascites und abgeschlossener Flüssigkeit in einer Ovarialcyste meist aus der Art der Dämpfungsgrenze; bei der mit dem Oberkörper etwas eleviert im Bette liegenden Patientin bildet die freie Flüssigkeit im Abdomen eine nach oben zu konkave, die in einem Sack befindliche Flüssigkeit eine nach oben zu konvexe Grenze; bei Lagerung der Patientin auf die Seite verschiebt sich bei freier Flüssigkeit die Dämpfungszone in der Weise, daß in den abhängigen Flanken des Abdomens der Schall gedämpft wird, während er sich auf der nach oben liegenden Seite der Frau aufhellt.

Schwierig, ja unmöglich kann die Diagnose werden, wenn entweder sich der cystische Tumor des Ovariums mit freier Ascitesbildung kombiniert hat, oder wenn, wie es ja beim Pseudomyxom der Fall ist, die Ovarialcyste geplatzt ist und ihren Inhalt in die Bauchhöhle ergossen hat; fühlen wir hier bei der bimanuellen Untersuchung nicht neben dem Uterus noch einen Tumor, so läßt uns auch die Perkussion im Stich. Hier kann in manchen Fällen noch die Punktion, welche geleeartige Masse oder bei den Pseudomucinkystomen das chemisch nachweisbare Pseudomucin liefert, Klärung schaffen; zu diesem diagnostischen Hilfsmittel greife man aber nur als ultimum refugium, weil durch die Punktion ein bis dahin geschlossener Cystensack eröffnet werden und der Inhalt mit den proliferirenden Geschwulstzellen in das Peritoneum gelangen kann. Es soll als Regel gelten, die Punktion nur dann auszuführen, wenn alles zu einer anschließenden Laparotomie bereit ist, um im Falle einer durch die Punktion ungeklärten Diagnose die Probeinzision gleich anzuschließen.

Die Abgrenzung gegen Hydronephrose läßt sich jetzt stets leicht durch den Ureterkatheterismus machen.

Während die Diagnose: "Ovarialtumor" noch eine relativ einfache ist, türmen sich dagegen die diagnostischen Schwierigkeiten sofort, wenn wir uns bemühen, über die Art des Tumors etwas auszusagen. Wohl ist es meist recht leicht zu differenzieren, ob es sich um einen cystischen oder um einen soliden Tumor handelt; auch läßt sich meist mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sagen, daß die Cyste einkammerig oder mehrkammerig ist, indem eine erzeugte Perkussionswelle sich in mehrkammerigen Cysten meist nur begrenzt fortpflanzt; sobald wir aber etwas darüber aussagen wollen, ob es sich um einen benignen, einen klinisch zweifelhaften oder um einen malignen Tumor handelt, versagt die Diagnose vollständig. Unter den soliden Tumoren gibt es eben durchaus gutartige, wie die Fibrome, und umgekehrt unter den cystischen Tumoren gibt es neben den gutartigen auch bösartige, wie die verschiedenen destruierenden epithelialen Neubildungen des Ovariums uns gezeigt haben.




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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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24. 4. 1899
Der Deutsche Bundesrat beschließt, Frauen zu den Staatsprüfungen der Medizin, Zahnmedizin und Pharmazie zuzulassen. Das nötige Studium konnten sie jedoch erst vom Wintersemester 1908/09 an preußischen Universitäten ableisten, da sie erst zu diesem Zeitpunkt voll eingeschriebenes Mitglid werden konnten, so daß sie bis zu diesem Zeitpunkt im Ausland studieren mußten.

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