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Lehrbuch der Gynäkologie

Otto Küstner, 4.Auflage 1910

 

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IV. ABSCHNITT.
Die Krankheiten der Tuben, Ovarien und benachbarten Gewebsabschnitte.

Kapitel XX.
Krankheiten des Peritoneums.
Von Bernhard Kroenig.

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II. Adhäsive Pelveoperitonitis. Adhäsive Perimetritis.


Die Aetiologie auch der adhäsiven Entzündungsformen im Bereiche des Peritonealraumes ist zum Teil in den Kapiteln Sepsis, Gonorrhoe und Tuberkulose abgehandelt. Die Einwanderung von Strepto-, Staphylo-, Gonokokken in das Peritoneum bedingt fibrinöse Ausschwitzung und so Verklebung der gegenüberliegenden Organflächen. Bei der septischen Infektion kommt es meist zur Bildung mehr weniger umfänglichen eiterigen Exsudates. Ueberlebt das Individuum den Prozeß, wird das flüssige Exsudat resorbiert, bricht es durch oder wird es durch Einschnitt abgelassen, so schließen sich die Höhlen und es bleiben nur dann meist ganz besonders feste Verwachsungen übrig. Betraf die Entzündung, wie gelegentlich bei Sepsis, umfängliche Teile des Peritonealraums, so ist die Adhäsionsbildung sehr ausgedehnt. Die Därme sind mehr weniger fest untereinander, mit der Bauchwand, mit dem Netz und diese Teile mit den Beckenorganen, von welchen die Entzündung ihren Ausgang nahm, verklebt.

Beschränkte sich der entzündliche Prozeß ausschließlich oder vorwiegend auf die Organe des Beckens, so finden wir die Adhäsionen nur hier, zwischen Uterus, Ovarien. Tuben, Blase, den entsprechenden Parietalpartien des Peritoneums, häufig auch den unteren Netzabschnitten. Ein ähnliches Bild weisen die Adhärenzen bei ascendierter Gonorrhoe auf.

Handelt es sich um den Import von nur wenigen und vielleicht wenig virulenten Mikroben, wie das bei abdominalen Operationen gelegentlich vorkommt, so kann die Bildung von flüssigem, serösem oder eiterigem Exsudat ausbleiben, es kommt nur zu fibrinöser Auflagerung, dadurch wird das Peritonealendothel geschädigt, es kommt zur Bildung von Adhäsionen, und zwar dann im Bereiche des Operationsterrains.

Wenn es keinem Zweifel mehr unterliegt, daß die meisten Adhäsionsbildungen auf Keimwirkung beruhen, so kommen für die Adhäsionsbildung im Peritonealraum auch andere ätiologische Momente in Betracht. Wird das Peritoneum an einer Stelle geschunden, seiner Endotheldecke beraubt, so verklebt diese mit gegenüberliegender, wenn auch intakter und gesunder Peritonealpartie. Derartige Endothelverluste können durch Ernährungsstörung zustande kommen. Die durch einen Bluterguß, eine fehlerhafte Eieinbettung stark gedehnte Tube

verwächst mit der Umgebung; auch der lange Zeit retroflektiert liegende, ödematös geschwollene Uterus verbäckt gelegentlich mit der hinteren Beckenwand. Ligatur- und Suturfäden bedingen, wenn aus nicht resorbierbarem Material bestehend, auch wenn völlig keimfrei, durch den anhaltenden mechanischen Reiz Adhäsionen. Diese plastische Reaktion des Peritoneums machen wir uns zu nutze bei einigen abdominalen Operationen: bei der Ventrifixur, bei Anlegung der Lembertschen Naht am Darme oder anderen Organen rechnen wir mit der Notwendigkeit des Zustandekommens peritonealer Verlötung auf Grund des Reizes gekennzeichneter mechanischer Momente und der konsekutiven Schädigung des Peritonealendothels.

Endlich gibt es adhäsive Perimetritiden, welche von Hause aus einen chronischen Verlauf nehmen und welche sich unabhängig von nachweislicher Salpingitis und Oophoritis und unabhängig von primären Lageveränderungen der Beckenorgane bilden. Einen Prädilektionssitz stellen die hinter dem Uterus gelegenen Peritonealabschnitte, der Ueberzug der DOUGLASschen Muskeln, der der Douglas-Tasche selbst dar. Anamnestisch sind sie häufig auf die Entwickelungsperiode zurückzudatieren; Erkältung zur Zeit der Kegel wird von den Kranken oft als der Anfang ihrer Leiden angegeben. Es ist wohl zweifellos, daß der Ursprung auch dieser Perimetritiden eine primäre entzündliche, aber ebenfalls schleichend verlaufende Erkrankung des Uterus, der Tuben oder Ovarien ist, welche sich aber dem Nachweise entzog. In anderen Fällen nahm die Entzündung ihren Ausgang vom Rectum, griff von hier auf das Paraproctium und dann erst auf das Peritoneum über. W.A.Freund hat nachgewiesen, daß Entwickelungsstörungen, wie sie in einer besonderen Tiefe der Douglas-Tasche, einer Teilerscheinung anderer Entwickelungshemmungen, Ausdruck finden, eine Disposition zu derartigen Entzündungen abgeben. Die recht häufigen in der Umgebung des S Romanum anzutreffenden peritonealen Verleitungen geringen Umfanges (Gersuny) nehmen ihren Ausgang vielleicht von Blutungen zur Zeit der Menstruation oder von entzündlichen Darmprozessen aus.

Die Symptome der Adhäsivperitonitis sind, soweit ihr ein akutes Stadium entspricht, in dem vorhergehenden Abschnitte dieses Kapitels besprochen, werden es weiter in den Kapiteln Sepsis, Gonorrhoe, Tuberkulose. Ist der akute entzündliche Prozeß zur Ruhe gekommen, so stellen die Adhäsionen das bleibende Residuum der Entzündung dar. Ob durch sie Störungen veranlaßt werden, hängt von dem Ort, der Ausdehnung ab. Sicher ist, daß sehr häufig Adhäsionen bestehen, ohne die geringsten Symptome zu machen. Das gilt besonders von denen des Netzes als auch von denen des Darmes; dehnen sich diese im Laufe der Zeit unter dem Einflüsse der Darmperistaltik, so können sie unbewußt getragen werden. In anderen Fällen können schon unbedeutende Synechien die schwersten Erscheinungen hervorrufen.

Die Beschwerden bestehen in Schmerzen, welche durch Zerrung und Dehnung des adhärenten Organs erzeugt werden. Am lebhaftesten kommen sie bei Adhäsionen des Netzes, z. B. in Inguinal- und Schenkelhernien, in Bauch- und Nabelhernien oder an den Beckenorganen, zum Ausdruck.

In anderen Fällen kombinieren sich die Scbmerzerscheinungen mit weiteren funktionellen Störungen der adhärenten Organe. Am schwersten werden durch die Adhäsionen die Funktionen der Blase und des Darmes beeinträchtigt; unerträgliche, nicht zu beseitigende Schmerzen bei und besonders nach dem Urinlassen, Störungen im Gas- und Kotlauf bis zu vollständiger Behinderung (Ileus).

Endlich erwachsen schwere Symptome, wenn die adhärenten Organe auf diese Weise in fehlerhafter Lage dauernd gefesselt werden (fixierte Retroflexion, fixierter Uterus bei Prolaps, Fixationen der konsekutiverweise verlagerten Ovarien und Tuben). Während diese Komplikationen und ihre Behandlung in den Kapiteln über Lageveränderungen, Krankheiten der Tuben, der Ovarien und der Blase, über Massage besprochen werden, bedarf es eines kurzen Hinweises auf die schwersten Folgeerscheinungen der Darmadhäsionen, den Ileus.



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Achtung!
Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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26. 4. 1829
Geburtsdatum des Chirurgen Christian A.T.B. Billroth, der sich mit den von ihm entwickelten Magenoperationen verewigte (Billroth-I- und -II-Operation). Außerdem entwickelte der operative Techniken zur Kehlkopfentfernung und transvaginalen Uterusentfernung (Hysterektomie).

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