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Lehrbuch der Gynäkologie

Otto Küstner, 4.Auflage 1910

 

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III. ABSCHNITT.
Die Krankheiten des Uterus.

Kapitel VIII.
Retroversio-flexio und Descensus uteri.
Von Otto Küstner.

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Operative Behandlung der Retroversio-flexio.


Schon ehe die neue Aera der chirurgischen Gynäkologie anbrach, wurde eine Methode geübt, operativ die Lageveränderung zu korrigieren und so die Anwendung der Pessare ein für allemal zu umgehen. In den letzten Jahren häuften sich die Methoden in rapidem Tempo; wir befinden uns in einer Phase, in welcher im allgemeinen die Vorteile der operativen Behandlung der Retroflexion überschätzt, die Heilerfolge einer rationellen orthopädischen Therapie unterschätzt werden.


Fig.122. Alexander-Adamssche Operation rechts. Zur Demonstration der Verhältnisse ist ein großer Schnitt, parallel der Inguinalfalte, welche zu sehen ist, gemacht. Integument und Fettschicht sind durch VOLKMANNsche Haken auseinander gehalten. Fascie und Leistenkanal sind breit gespalten und das Ligamentum rotundum (rot), mit einer Klemme gefaßt, hervorgezogen. Distal hängt es noch mit seiner Auffaserung und dem IMLACHschen Fettträubchen zusammen, proximal noch mit Sehnenfasern. Außerdem ist proximal sehr gut der Processus vaginalis peritonei, der Peritonealkegel zu sehen. Dieser wird ebenfalls noch aufgeschnitten, so das Peritoneum eröffnet und eine noch weitere Hervorziehbarkeit des Ligamentum rotundum ermöglicht. (Aus KÜSTNER, Lageveränderungen, in VEITS Handbuch der Gynäkologie, 2. Aufl. Wiesbaden, Bergmann, 1907.)

Von den operativen Methoden eröffnen nun einige zugleich die Möglichkeit, Retrofixationen zu trennen, andere aber nicht. Deshalb sind letztere nur bei dem von vornherein frei beweglichen, erstere auch bei fixiertem Uterus anwendbar.

Das zuerst (1840) angegebene blutige Verfahren, die ALEXANDERS­ADAMSsche Operation, macht sich zur Aufgabe, die Ligamenta rotunda im Leistenkanal aufzusuchen, sie um mehrere Zentimeter hervorzuziehen und in der erzielten Verkürzung in die Wunde einzuheilen.

Zuerst wurde die Operation so ausgeführt, daß man nur den äußeren Leistenring freilegte und von da aus das runde Ligament hervorzog. Da es in seinem Endteile besonders bei Nulliparen oft zwirnsfadendünn, bei der Operation leicht zerriß, die notwendige Uebersicht fehlte, aus dem äußeren Leistenring dann oft andere Gebilde, die vom Musculus obliquus externus an das Lig. rot. herantretenden Fasern, das Lig. rot. aber selbst nicht hervorgezogen wurden, der Erfolg mithin oft unsicher war, so kam es, daß die Anfang der 80cr Jahre in Amerika (MUNDE) und Rußland (SLAVIANSKI) viel geübte Operation sich in Deutschland nicht Eingang verschaffen konnte. Es bedeutete daher einen Fortschritt, als ROUX lehrte, den Leistenkanal durch Aufschneiden der Fascie zu öffnen und so das Band freizupräparieren, ein Verfahren, welches Jahre vorher schon WERTH eingeschlagen hatte, nach ROUX besonders KOCHER und ich übten.


Fig. 123. Querschnitt durch, ein bei einer Alexander-Adanisschen Operation gewonnenes Ligamentum rotundum uteri. Man sieht ausschließlich quer und schräg getroffene Bündel glatter Muskulatur und Durchschnitte von Gefäßen.

Ich machte dann die Operation, wie folgt: Schnitt vom Tuberculum pubis an parallel dem Ligamentum Pouparti etwa 6 cm lang, bei fetten Bauchdecken länger, welcher das Integument bis auf die Fascie spaltet. Dann fasse ich das aus dem äußeren Leistenring herausragende und ihn kenntlich machende IMLACHsche Fettträubchen mit einer Klemmpinzette und ziehe es stark an. Ist das Ligament dick, so folgt es und kann auf 6 bis mehr cm weit hervorgezogen werden. Sind die Verhältnisse nicht völlig klar, so spaltet man mit einem Scherenschlag die Fascie auf einige Zentimeter, eröffnet so den Leisteukanal und kann dann leicht selbst das dünnste Ligament, ohne es zu lädieren, stumpf von den an dasselbe herantretenden Fasern des Obliquus externus befreien. Hat man das Ligament so weit hervorgezogen, daß der Processus vaginalis peritonei (Diverticulum Nuckii) in einer Ausdehnung von einigen Zentimetern sichtbar ist, so schneidet man diesen rings um das Ligament auf, zieht dieses noch weiter hervor und näht es in der Kontinuität mit etwa 3 Suturen, welche diesen zugleich verschließen, an den Fascienspalt an. Den distalen, nicht angenähten Teil des Ligaments reseziert man. Sorgfältige Vernähung des Integuments schichtenweise. Vom Hautschnitt werden gewöhnlich 2 kleine Arterienäste, ein Kanins pubicus und epigastricus, getroffen und unterbunden, für noch kleinere durchschnittene Arterien genügt ein Anklemmen während der Operation, damit ist die Blutung aus ihnen definitiv gestillt.

So ausgeführt, stellt die ALEXANDERsche Idee eine exakte, saubere chirurgische Leistung dar, vermittelst der man mit Sicherheit das Ligament finden, völlig mobilisieren und operativ verkürzen kann. So habe ich die Operation in mehreren hundert Fällen geübt; und so empfehle ich jedem sie zu machen, welcher mit ihr noch nicht viel Uebung hat.


Fig. 124. Alexander-Adamssche Operation rechts. Zur Demonstration der Verhältnisse ist ein großer Schnitt gemacht worden. Das Ligamentum rotundum ist nach Eröffnung des Peritonealkegels maximal vorgezogen, von seinem distalen Ende - daselbst die dort notwendige Unterbindung - abgeschnitten, der extramediane Teil der Fascienwunde ist durch 3 Catgutsuturen, welche das Ligament mitfassen, vereinigt. Zwei weitere Suturen (Silkwormgut oder Catgut) sind durch den Rest der Fascienwunde und zugleich durch das Ligament gelegt, eventuell ist noch eine ebensolche Naht nötig. Ueberschüssiger Teil des Ligaments wird noch reseziert. Die Integumentwunde wird mit Draht vereinigt. (Aus KÜSTNER, Lageveränderungen, in VEITS Handbuch der Gynäkologie, 2. Aufl. Wiesbaden, Bergmann, 1907.)

Jetzt bin ich nach dem Vorgange einiger Operateure (FRITSCH, ASCH) wieder zu einem kleineren Schnitte zurückgekehrt. Ich lege diesen jetzt steiler an, nicht mehr parallel dem POUPARTschen Bande, die Blutung ist so geringer. Es genügt in den meisten Fällen, auf den äußeren Leistenring nur wenige Zentimeter lang einzuschneiden, von den aus ihm hervortretenden Gebilden, darunter dem Nervus ileoinguinalis mit anatomischer Pinzette das Lig. rot. zu isolieren und weit hervorzuziehen. Erwachsen Schwierigkeiten, so ist eine Spaltung der Fascie auf kurze Distanz meist genügend, das Band so weit zu mobilisieren, daß das Diverticulum Nuckii in großer Ausdehnung sichtbar wird und aufgeschnitten werden kann. Dann wird das Band noch weiter hervorgezogen und mit einigen Catgutnähten in der Kontinuität an die Fascie, mit einer durchgreifenden Drahtnaht an die Bauchdecken genäht.

Nach der Operation 14 Tage Bettruhe. Während dieser Zeit trägt Pat. noch ein korrigierendes Pessar. Dieses wird dann oder noch besser erst nach einigen weiteren Wochen entfernt.

Die späteren blutigen Verfahren, den fehlerhaft gelegenen Uterus in der richtigen Lage zu erhalten, sind chronologisch geordnet- 1) die v. OLSHAUSENsche Operation (Annähen des Fundus uteri an die vordere Bauchwand), 2) das Fixieren der Portio an der hinteren Beckenwand 3) die SCHÜCKINGsche Uterusnaht und 4) die DÜHRSSEN-MACKENRODTsche vaginale Fixation.

Theoretisch erscheint als das Rationellste der operativen Verfahren die Fixation der: Portio supravaginalis an die hintere Beckenwand, weil dadurch dem Uterus die größtmögliche Beweglichkeit gelassen wird. Man kann sie nach vorausgeschickter Laparotomie machen (FROMMEL) oder nach Eröffnung des Peritoneums vom hinteren Scheidengewölbe aus (FREUND). STRATZ erreichte dasselbe Ziel durch Resektion des DOUGLASschen Raumes, SAENGER vermeintlich mittels einer Verkürzung der DOUGLAsschen Falten durch eine einfach von der Scheide aus dieselben in ihrer Laengsausdehnung fassende Sutur. Diese Verfahren haben die Probe der praktischen Verwendbarkeit nicht bestanden.

SCHÜCKING beabsichtigte, die nach hinten bestehende Flexion des Uterus aufzuheben, das Organ vorn herum zusammenzubiegen, so zusammenzubinden und dadurch, daß der Faden längere Zeit liegen blieb, diese nach vorn erzwungene Flexion zu einer dauernden zu machen. Der Faden wurde mit einer stark gekrümmten eigens dazu gefertigten Nadel durch das Cavum und die vordere Wand gezogen; darauf wurde ein Pessar eingelegt, welches die Portio nach hinten hielt, später wurden Pessar und Faden entfernt. Diese Methode mußte verlassen werden sie war gefährlich wegen der Möglichkeit, die Blase zu verletzen, und wegen de Eiterung welche der fixierende Faden veranlaßte. Doch war sie, obwohl historisch geworden von Bedeutung als der direkte Vorläufer der DÜHRSSEN-MACKENRODTschen Vaginifixur.

Bei der DüHRSSEN-MACKENRODTschen Vaginifixur wird das vordere Scheidengewölbe quer (DÜHRSSEN) aufgeschnitten, der Uterus wie bei der Totalexstirpation von der Blase abgetrennt, darauf mit fixierenden Nähten über dem inneren Muttermunde an der vorderen Wand durchstochen; diese Nähte werden dann, durch die Vaginalwand geführt, m der Vagina geknüpft. Die quere Scheidenwunde wird sagittal vereinigt, so wird die vordere Scheidenwand verlängert und die Cervix nebst der unteren Partie des Corpus an diese artifizielle Verlängerung angeheilt. MACKENRODT spaltet außerdem die vordere Vaginalwand sagittal und erzielt so eine ausgiebigere Ablösung der Blase unter welcher alsdann der Uterus an die vordere Vaginalwand angenäht wird. Er vereinigt die Wunde meist ohne diagonale Verziehung.

Diese Verfahren gaben so lange unsichere Resultate, als man unterließ das Peritoneum der Plica uterovesicalis zu öffnen. DÜHRSSEN wie MACKENRODT verbesserten alsbald selbst durch diesen wichtigen Schritt ihre Methode.

Ich mache die Operation, wie wohl die meisten Operateure folgendermaßen:

Die Portio wird mit einer Hakenzange in den Introitus gezogen eine andere Hakenzange faßt den Harnröhrenwulst. Spaltung der vorderen Scheidenwand durch einen sagittalen Schnitt, Abschieben der Blase nach beiden Seiten von diesem Schnitt auf einige Zentimeter. Abtrennen der Blase von der Cervix, unten mit dem Messer, weiter oben stumpf, bis die Plica peritonei sichtbar wird. 2 kleine Arterien, je eine rechts und links an der Seite der Cervix, sind zu unterbinden oder nachher bei der Naht sorgfältig mitzufassen. Eröffnen der Plica peritonei mit dem Messer oder so, daß man einen Stieltupfer stumpf dagegen drückt, Erweiterung dieser Oeffnung nach beiden Seiten hin mit der Schere. Darauf wird das Corpus uteri mit einer Hakenzange gefaßt, eventuell mit einer zweiten funduswärts nachgreifend in die Wunde hineingezogen und mit 2 Suturen aus Silk, Seide oder Hanf, welche zugleich durch die ganze Dicke der Scheidenwand nahe dem vorderen Wundwinkel hindurchgehen, an diese angenäht. Die oberste dieser beiden Nähte fasse das Corpus uteri etwa in der Mitte zwischen Fundus und innerem Muttermund. Von dem Moment an, wo das Corpus uteri der Wunde genähert wird, darf die Zange an der Portio nicht mehr stark angezogen werden, damit die Portio nach hinten und oben weichen kann. Die übrige Wunde wird durch tiefgreifende, ebenfalls den Uterus bezw. die Cervix mitfassende Nähte geschlossen. Auch zu diesen nehme ich Silkwormgut oder Draht und entferne sie nach 8-10 Tagen, die das Corpus fixierenden wenn möglich erst nach 4 Wochen. Durch Benutzung von Catgut umgeht man das lästige Entfernen der Nähte, begibt sich andererseits des Vorteils, die Fixur durch die Nähte bis zu ihrer völligen Erstarkung zu stützen.


Fig. 125. Narben nach Alexander-Adamsscher Operation, im Haarwuchs rechts und links als dunkle feine Striche erkennbar. Es wird ersichtlich, daß ich den Schnitt viel kleiner als früher mache und steiler anlege. Frau C. G. aus W., Retroversio-flexio mobilis, Alex.-Ad. und Kolpoperineoplastik am 28.April1910, 12.Mai geheilt entlassen.

Modifikationen dieser Methode:

1) Vagini-vesicifixur (MACKENRODT); dabei wird, nach Kolpotomie und Eröffnung der vorderen Plica peritonealis das Corpus uteri an die losgelöste Blase fixiert, anstatt an die Scheide, und die Scheidenwunde für sich darunter geschlossen. Die Dauerresultate stehen hinter denen der Vaginifixur weit zurück.

2) Intraperitoneale Verkürzung der Ligamenta rotunda von der vorderen Kolpotomie aus (BODE, WERTHEIM). Nach Eröffnung der Plica werden die Ligg. rotunda an Fadenschlingen gelegt, in die Scheidenwunde hineingezogen und an diese angenäht. Der Duplikatur, in welche jedes der Ligamente hierbei gelegt wird, entspricht naturgemäß eine Verkürzung um das Doppelte. WERTHEIM hat auch von der vorderen Kolpotomie aus intraperitoneal die Ligg. rotunda reseziert, die Stümpfe vernäht und so eine blutige Verkürzung erzielt.

Die Ventrifixur (v. OLSHAUSENsche Operation) konstruiert eine peritonitische Verlötung zwischen Fundus uteri und vorderer Bauchwand, v. OLSHAUSEN fixiert nach dem Bauchschnitt das Corpus uteri, durch dessen Hörner (Insertion der Ligamenta rotunda) er je eine Naht durchführt, welche rechts und links neben der Bauchschnittwunde in der Höhe des unteren Winkels durch Peritoneum und Fascie geführt und auf dieser geknüpft werden, an die Bauchwand, und zwar mit Silkwormgut. LEOPOLD und CZERNY führten die fixierenden Nähte einfach durch die vordere Wand des Uterus, und bei dünnen Bauchdecken durch diese hindurch, um sie nach einigen Wochen zu entfernen, bei fetten Bauchdecken nur zugleich durch die Fascienschicht, um sie als verlorene Nähte liegen zu lassen.


Fig.126. Lage des Uterus bei den verschiedenen Frofixurmethoden unter der Voraussetzung von leerer Harnblase. === normale Lage, ___ Lage bei Ventrifixur, ... Lage bei ALEXANDER-ADAMS, xxx Lage bei Vaginifixur.

Ich bevorzuge diese Methode, und zwar meistenteils nachdem ich mit meinem suprasymphysären Kreuzschnitt das Abdomen geöffnet habe, nehme zur Fixierung Catgut, höchstens zur Stütze einen Silkfaden, und lege sämtliche Fixationsnähte verloren, indem ich sie durch Uterus und Peritoneum, ungern eine durch Uterus und Fascie führe. Ich lege Wert auf eine breite umfängliche Fixierung des Uterus, verwende deshalb stets zum mindesten 3 Nähte.

Modifikationen dieser Methode:

1) Vesici-ventrifixur (WERTH). Dabei wird das Corpus uteri nicht nur an die Bauchdecken, sondern außerdem an den Blasenscheitel fixiert und auf diese Weise vermieden, daß unterhalb der ventralen Fixur im Peritonealraum eine Pforte, durch welche eventuell eine Darmschlinge durchschlüpfen und sich dann einklemmen kann, gebildet wird. Später fixierte WERTH vom Abdomen aus die vordere Uteruswand ausschließlich an den Blasenscheitel (Vesicifixur).

2) Verkürzung der Ligamenta rotunda vom Abdomen her (BODE, WYLIE).

3) Vaginale Ventrifixur (GEBHARD). Begonnen wird wie bei der Vaginifixur. Ist die vordere Plica peritonei eröffnet, wird durch die uterine Ansatzstelle der Ligg. rot. je ein langer Catgutfaden gelegt, Beckenhochlagerung hergestellt, damit die Intestina zurücksinken, jedes Fadenende vom Abdomen aus nach der Bauchdeckenoberfläche mit einer Nadel durchgeführt und hier mit dem korrespondierenden geknüpft.

4) Ventrifixur nach unten zu vom unteren Bauchschnittwinkel (L. FRÄNKEL) zwecks sicherer Vermeidung von Hernien im Bereiche der Bauchnarbe. Die Fixationsnähte gehen nur durch das Peritoneum. Von mir jetzt vielfach bevorzugte Methode.

5) Intraperitoneale Verkürzung der Ligamenta rotunda. Viele Modifikationen: DOLERIS-BARDESCU: Durchziehen je einer Schleife des Lig. rot. durch ein neben dem Bauchschnitt jederseits gemachtes Fascienloch und Vernähen der Schleife. ANTONELLI: Intraperitoneale Resektion der Ligg. rot. BODE-WYLIE: Zusammenlegung jedes Lig. rot zu einer Duplikatur und Vernähung dieser mit Catgutnähten. MENGE-DUDLEY: Aufnähen dieser Duplikaturen auf die vordere Uteruswand.

Von diesen Methoden geben die Ventrifixur, die Vaginifixur und die ALEXANDER-ADAMsche Operation, wenn sorgfältig und exakt ausgeführt, insoweit ausgezeichnete Resultate, als es mit ihnen gelingt, das Corpus uteri dauernd vorn zu erhalten. Die dem Normalen am nächsten stehenden Verhältnisse werden durch die ALEXANDER-ADAMSsche Operation ge­schaffen. Eine absolut normale Lage des Uterus wird jedoch durch keines dieser Verfahren gewährleistet, sofern alle die Stellung der Cervix unbeeinflußt lassen, die Befestigung dieses Organabschnittes in Normalstellung nicht erwirken. (Vgl. Fig. 126.)

Wenn schon die drei Verfahren in ihrer Leistungsfähigkeit der Dauerkorrektur der Uteruslage als annähernd gleichwertig erachtet werden können, so gilt das nicht gegenüber den durch die Individualität der Fälle bedingten Indikationen.

Die ALEXANDERSche Operation setzt einen völlig frei beweglichen Uterus voraus.

Dagegen gewährt die zwecks der Ventrifixur vorgenommene Eröffnung der Bauchhöhle die Möglichkeit und Gelegenheit, vorhandene retrofixierende Adhäsionen zu trennen und eventuell operative Korrekturen an Uterus und Adnexen vorzunehmen.

Die Ventrifixur ist daher vorwiegend bei fixierter Retroflexion indiziert. Die Lösung der Adhäsionen geschieht, wenn es sich nur um dünne Filamente und Segel handelt, stumpf mit dem Finger oder dem Stieltupfer, sind sie umfänglicher und fest, mit dem Paquelin. Nur sehr feste, strangförmige, vaskularisierte Adhärenzen sind nach doppelter Ligierung mit der Schere zu trennen. Nie begnüge man sich, die Fixationen bloß des Uterus zu trennen; großes Gewicht, ist auf die der Adnexe zu legen; die umfänglichsten und festesten peritonealen Adhärenzen, weil meistens aszendierender Gonorrhoe entstammend, sind die, welche die Adnexe untereinander und mit ihrer Umgebung verlöten. Gewöhnlich sind am festesten die Tuben mit ihrem distalen Ende in der Tiefe des Beckens, die Ovarien mit der hinteren Platte des Ligamentum latum verwachsen. Sind die Adnexe völlig aus ihren Verbackungen befreit, so müssen sie revidiert werden: die eventuell geschlossenen Fimbrienenden der Tuben müssen mit dem Paquelin eröffnet, dann eventuell blutende Gefäße unterbunden werden. Der ausfließende Tubeninhalt ist noch während der Operation mikroskopisch zu untersuchen und ist je nach dem Ausfall dieser Untersuchung zu verfahren. (Vergl. Kap. XV.) Werden nach der Trennung die Adnexe leidlich gesund befunden, so werden sie zurückgelassen. Waren sie schwer krank, handelte es sich um Pyovarium, bargen die Tuben mikrobenhaltigen Eiter, wurden die Ovarien durch die Lösung arg zertrümmert, so ist die Entfernung dieser Organe indiziert. Bei jugendlichen Personen lasse man, wenn irgend möglich, wenigstens ein Stück gesundes Ovarialgewebe zurück. Große Sorgfalt verwende man bei Trennung von flächenhaften Adhärenzen mit Darmpartien. Werden solche durch die Trennung in größerem Umfange der Serosa entkleidet, müssen einige Serosanähte gelegt werden. Sollte Darmlumen bei der Trennung eröffnet worden sein, so ist sofort eine zweischichtige Darmnaht vorzunehmen.

Nach Erledigung all dieser Eventualitäten sorgfältigste Blutstillung, erst dann Ventrifixur des Uterus.

Die ausgezeichneten, richtiger gesagt, einwandsfreien Resultate, welche mit der ALEXANDER-ADAMSschen Operation dann zu erzielen sind, wenn sie in der oben angegebenen Weise gemacht wird, ließen es mir wünschenswert erscheinen, sie auch nach erfolgter Trennung von Fixationen zu machen, d.h. sie mit der Laparotomie zu verbinden. RUMPF und ich machen dazu meinen suprasymphysären Kreuzschnitt, erweitern den Integumentschnitt bis an den äußeren Leistenring auf beiden Seiten, um von hier aus die ALEXANDERE-ADAMSsche Operation an die Laparotomie anzuschließen. Nicht so vorteilhaft ist der von manchen Operateuren empfohlene Weg, PFANNENSTIELs Fascienquerschnitt zu benutzen und ihn bis zum Leistenkanal beiderseits zu verlängern (WERTH). Dabei wird der Leistenkanal etwa in seiner Mitte eröffnet. Man findet allerdings so die Ligamenta rotunda sehr leicht, aber die prinzipielle Eröffnung des Leistenkanals durch Fascienspaltung wird, wenn angängig, besser vermieden, und das geschieht mit meiner Methode.

Im Gegensatz zur Ventrifixur fehlt bei der zwecks Vaginifixur vorgenommenen Eröffnung des Peritoneums von der Scheide aus der bequeme Einblick, welchen man von der Bauchwunde aus in die Beckenverhältnisse gewinnt; was hier unter Kontrolle des Auges sicher, sauber und exakt gemacht werden kann, kann von der kleinen Kolpotomiewunde aus nur blind, wühlend und unexakt vorgenommen werden, selbst wenn man die vordere Kolpotomie sehr ausgiebig macht oder die Eröffnung des Douglas hinzufügt, um von hier aus stumpf Adhäsionen zu lösen oder wenn man, wie ich gelegentlich tue, einen medianen, nicht in das Cavum dringenden Spaltschnitt des Uterusfundus macht, um so dieses Organ in höherem Maße mobilisieren zu können. Die Operation ist und bleibt relativ unexakt gegenüber der vom Abdomen aus. Hieraus resultiert, daß man auch die vaginale Fixur im Prinzip nur bei frei beweglichem Uterus vornehmen soll. Sind Adhäsionen zu trennen, sind die Adnexe auf ihre Korrekturbedürftigkeit hin zu kontrollieren, so ist die ventrale Operation indiziert.

Weiter wird die Wahl der Methode durch das Alter und die Konzeptionsfähigkeit der Kranken beeinflußt.

Es war a priori wahrscheinlich, daß die operativen Profixuren das Wachstum des Uterus bei einer später eintretenden Gravidität beeinträchtigen, ihren Verlauf in irgendwelcher Weise stören würden. Die Erfahrung hat folgendes ergeben: Wird das Corpus uteri profixiert, so wird die fixierte Stelle gehindert, sich an der normalen Schwangerschaftshyperplasie zu beteiligen, außerdem gehindert, in normaler Weise in die obere Bauchregion aufzusteigen. Beides in um so höherem Maße, je umfänglicher und je näher dem Fundus die Profixur vorgenommen wurde. Dann entwickelt sich der Fruchthalter gelegentlich fast ausschließlich aus der hinteren nicht fixierten Uteruswand. Konsequenz: Bedeutende Dehnung und Verdünnung derselben, besonders der unteren Partien, fehlerhafte Gestaltung des zudem an der vorderen Wand fixierten Fruchthalters und infolge davon fehlerhafte Lage, Schief- und Querlage des Kindes. Kommt es dann schon in der Schwangerschaft zu schweren Erscheinungen, zu oft unerträglichen Schmerzen, gelegentlich zu vorzeitiger Unterbrechung, so treten die schwersten Störungen erst nach Geburtsbeginn auf und sind bedingt durch die fehlerhafte Stellung der Portio weit hinten und oft über dem Becken, durch fehlerhafte Lage des Kindes, durch die Wehenanomalien infolge der Gestaltsveränderung des Uterus, durch die Zerreißungsgefahr des Uterus im Bereiche der hinteren Wand, wie denn auch Uterusrupturen zur Beobachtung gekommen sind.

In schweren Fällen hat Hystereuryse oft noch zur Beendigungsmöglichkeit der Geburt geführt. Gelang sie nicht oder mußte von vornherein von ihr abgesehen werden, so führte in einer Reihe von Fällen der vaginale Kaiserschnitt zum Ziel, in einigen mußte der klassische Kaiserschnitt gemacht werden (von mir 2 Fälle schwersten, lebenbedrohenden Störungen sind nach ausgedehnten Vaginifixuren beobachtet worden.

In abgeschwächtem Maße kommt es zu diesen Anomalien, wenn die Profixur nicht umfänglich, nicht breit, infolgedessen dehnbar ist und die Dehnbarkeit durch
das Wachstum des Uterus ausgenutzt wird.

Daher macht die ventrale Fixur geringe Störungen, wenn sie schmal gemacht, die geringsten, wenn sie nicht durch das Corpus, sondern durch die Hörner (v. OLSHAUSEN) gelegt wurde.

Wurde die vaginale Fixur nur knapp über dem Muttermunde angelegt, wurde die Vesicifixur ausgeführt, konnten spätere Schwangerschaften normal verlaufen.

Ja selbst nach umfänglichen Ventri- und umfänglichen Vaginifixuren bleiben gelegentlich die Schwangerschaften ungestört.

Die ALEXANDER-ADAMSsche Operation dagegen beschränkt die Ausdehnungs- und Wachstumsfähigkeit bei Schwangerschaft überhaupt nicht.

Hieraus erwächst das Gesetz, daß man bei noch konzipierfähigen Frauen die vaginale Fixur nicht, sondern nur eine wenig umfängliche, oder den Uterus selbst nicht mitfassende ventrale oder ALEXANDERsche Fixur macht; die vaginale ist nur bei Klimakterischen oder solchen, welche aus anderen Gründen nicht konzipieren, vorzunehmen.

Wird bei einer Konzeptionsfähigen Frau aus irgendwelchem Grunde eine viel Wand fassende Profixur gemacht, so müssen zugleich die Tuben reseziert, das Peritoneum über die Stümpfe vernäht und so die Frau gegenüber der späteren Konzeptionsmögliehlceit sichergestellt werden. (Sterilisation.)

Endlich kann man sich gelegentlich veranlaßt sehen, um der Retroversio-flexio willen die vaginale Totalexstirpation des Uterus zu machen. Es kommen im wesentlichen nur Frauen jenseits des Klimakteriums in Betracht oder solche, welche diesem nahe stehen, bei welchen sehr erhebliche Beschwerden oder heftige uterine Blu­tungen unter allen Umständen ein operatives Eingreifen indizieren. Hier kann der Erfolg einer fixierenden Operation zu unsicher er­scheinen. Das gilt besonders für fixierte Retroflexionen, welche mit erheblicher Endometritis-metritis kompliziert sind. Dann ist zu bedenken, daß die Exstirpation des Uterus kein wesentlich schwererer Eingriff ist, als eine ventrale Fixur nach Lösung der Adhäsionen und operativer Korrektur der Adnexe.




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Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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