Elephantiasis penis et scroti.
Tafel 89.
Elephantiasis penis et scroti
Als Folgezustand rezidivierender entzündlicher Prozesse, Ekzeme, Erysipele, die häufig im Anschluß an Lupus, ulceröse Syphilis, Ulcera cruris etc. auftreten, entsteht durch Verlegung der Lymphwege ein stationäres Ödem, das im Laufe der Zeit zu einer beträchtlichen Volumenzunahme der Haut und des subkutanen Gewebes der befallenen Partieen führt. In hochgradig entwickelten Fällen nehmen auch die Muskeln und Knochen an der Hyperplasie teil; die Haut kann glatt, glänzend und gespannt erscheinen oder auch Ulcerationen, papilläre Wucherungen und Schwielen oder schließlich erweiterte Blut- oder Lymphgefäße aufweisen. Am häufigsten findet sich die Elephantiasis an den Extremitäten (Fig.43), besonders den Unterschenkeln, den Genitalien, die nicht selten geradezu abenteuerliche Formen annehmen (Fig. 146), und im Gesicht; zuweilen läßt sich keine der oben erwähnten Ursachen nachweisen, sondern lediglich Veränderungen im Lymph- oder Blutgefäßsystem; manchmal fehlen auch diese. Bei hochgradiger Elephantiasis kann die Belästigung der Patienten durch die Schwellungen eine ganz beträchtliche sein.
Von dem oben beschriebenen Krankheitsbild ist die tropische Form der Elephantiasis, welche durch Einwanderung der Filaria sanguinis in die Lymphgefäße der Haut entsteht, zu trennen.
Die Diagnose der Elephantiasis ist ohne Schwierigkeit zu stellen; schwieriger ist der Nachweis der Ursache der Erkrankung, da der Prozeß, welcher zur Entstehung der vorliegenden Veränderungen führte, längst abgelaufen sein kann, ohne deutliche Spuren zu hinterlassen.
Die Prognose ist quoad vitam günstig, aber wenig aussichtsreich in bezug auf völlige Wiederherstellung.
Von großer Wichtigkeit ist die Prophylaxe, deren Aufgabe ist, diejenigen Entzündungen, welche erfahrungsgemäß zur Elephantiasis führen, zu verhüten und zu bekämpfen, so speziell rezidivierende Erysipele und Ekzeme möglichst fernzuhalten.
In den Anfangsstadien der Elephantiasis kann eine energisch durchgeführte physikalische Therapie, besonders Bäder, Massage, Einwicklungen und Biersche Stauung Besserung, ja zuweilen Heilung herbeiführen; in schwereren Fällen ist man nicht selten genötigt, durch Exzisionen oder Amputationen die funktionellen Störungen zu beseitigen.
Anm. 146. Moulage des Hopital Cochin in Paris (Jumelin). Mauriac.
Anm. 43. Moulage der Neisserschen Klinik in Breslau (Kröner).
|
|