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Atlas der Hautkrankheiten

E. Jacobi, 5. Auflage 1913

 

Hautkrankheiten
Von E. Jacobi.
Krankheiten T bis U.

Seite: 1/9[ Toxicodermiae | Trichophytie | Tuberculid | Tuberculosis linguae/nasi | Ulcus e radiis Röntgen | Ulcus endemicum tropicum | Ulcus molle | Ulcus rodens | Urticaria ]Weiter (Trichophytie)

Toxicodermiae.


Tafel 79-83.

Toxicodermia ex usu balsami Copaivae

Bei der Resorption gewisser Medikamente, mögen dieselben per os, per anum durch Inhalation oder von der Haut aus in den Kreislauf gelangen, entstehen bei einzelnen, besonders disponierten Individuen Erscheinungen auf der Haut, die außerordentlich verschieden in ihrer Intensität und Gestaltung oft schon nach minimalsten Dosen auftreten können, in anderen Fällen dagegen erst, wenn größere Mengen des betreffenden Medikamentes zur Ausscheidung durch die Follikel gelangen, sich zeigen. Als besonders charakteristisch wird die Polymorphie betrachtet; von einfachen umschriebenen, erythematösen, makulösen, papulösen Effloreszenzen bis zu allgemeinen hämorrhagischen, vesikulösen und bullösen Dermatitiden schwankt das Bild der Toxicodermieen. Während bei einzelnen Individuen jeder Gebrauch des betreffenden Medikamentes eine Eruption hervorruft, die fast immer an denselben Stellen lokalisiert ist (Mundschleimhaut, Genitalien, Extremitäten, seltener Rumpf), kann bei anderen das Medikament zeitweise vertragen werden. Nach
Aussetzen des betreffenden Mittels pflegt bald Heilung, häufig unter Pigmentierung einzutreten.

Toxicodermia mercuralis

Von denjenigen Medikamenten, die schnell auftretende Exantheme hervorrufen, ist in erster Reihe zu nennen das Antipyrin (Fig. 133): Vereinzelte große urticariaähnliche Quaddeln, auf den Schleimhäuten Blasen; das Chinin, welches häufig hämorrhagische Eruptionen hervorruft, außerdem diffuse Erytheme mit nachfolgender Abschuppung erzeugt; das Opium und seine Alkaloide, Jod (gelegentlich auch vesikulös, respektive bullös, Fig. 136), Quecksilber (Fig. 132), Atropin und Salizylsäure, Terpentin und die Balsamica (Fig. 131), die alle ähnliche Erscheinungen machen können. Ferner Chloralhydrat, seltener Phenacetin und Antifebrin. Auch das Tuberkulin und Diphtherieserum sind hier zu erwähnen. Ausgedehnte, scharlachartige Exantheme mit hohem Fieber treten nicht selten nach Salvarsan-Injektionen, manchmal unter den Erscheinungen der Anaphylaxie auf.

Toxicodermia ex usu Antipyrini

Nach längerem Gebrauche rufen hauptsächlich Jod und Brom Toxicodermieen hervor; ersteres solche in Form von ziemlich akut auftretenden Acnepusteln, die denen der Acne vulgaris sehr ähneln (Fig. 137), während letzteres eigenartige papulöse und papulo-pustulöse Wucherungen der Haut erzeugt (Fig. 135). Als besonders eigenartige Wirkung des Arsens ist einmal der Zoster nach längerem Arsengebrauch zu erwähnen, andererseits die Arsenkeratose (Fig. 134), bei welcher die gesamte Hohlhand von dicken, hyalinen, schmutziggrauen Hornmassen eingenommen ist, in denen sich sehr zahlreiche Hornhügelchen, die um die Schweißdrüsenausführungsgänge herum angeordnet sind, vorfinden. Bemerkenswert ist, daß aus der Arsenkeratose, wenn auch selten, Carcinome sich entwickeln. Schließlich wären noch die nach Arsengebrauch auftretenden dunklen Verfärbungen, hauptsächlich am Rumpfe, zu erwähnen.

Toxicodermia ex usu Arsenii (Hyperkeratosis)

Bei einzelnen der Arbeiter, welche mit der Darstellung von Chlor und Natronlauge aus dem Kochsalz auf elektrolytischem Wege beschäftigt sind, tritt nach längerer Tätigkeit in bestimmten Abteilungen des Betriebes eine mit schweren Schädigungen des Allgemeinbefindens einhergehende Erkrankung der Haut des Gesichtes, der Genitalien, sowie des Rumpfes, die sogenannte Chloracne, auf; die übrigen Hautpartieen sind nur in leichtem Grade beteiligt. Zuerst bilden sich zahlreiche, dicht gedrängte kleinste Comedonen, hauptsächlich um die Augen herum, in der Schläfengegend und hinter den Ohren, wobei das Gesicht eine eigentümliche aschgraue Färbung annimmt; auch an den Genitalien zeigt sich die gleiche Erscheinung. Die Comedonen nehmen an Zahl und Größe zu, verstopfen die Follikel vollständig, so daß die letzteren sich in kleine Milien, respektive Atherome umwandeln, auf deren Höhe ein schwarzer Punkt, der Kopf des Comedo, sichtbar ist (Fig. 138). Brust und Rücken zeigen das gleiche Bild, während an den Armen sich nur kleine Comedonen in wechselnder Menge vorfinden. In einer Anzahl von Fällen, besonders bei längerer Einwirkung der schädlichen Momente, wandeln sich durch sekundäre Infektion die Atherome und Comedonen, hauptsächlich an Brust und Rücken in schmerzhafte Acneknoten um, die durch Konfluieren große Infiltrate bilden. Die Erkrankung kann, auch bei Entfernung der Arbeiter aus dem Betriebe, durch wiederholte Nachschübe sehr lange andauern, kommt aber schließlich doch zur Ausheilung; einzelne der Patienten gingen an Tuberkulose zu grunde. Bemerkenswert erscheint, daß Arbeiterfrauen und -kinder, die niemals die Fabrik betraten, an derselben Affektion, wenn auch meist in leichtem Grade, erkrankten. Ganz dieselbe Erkrankung wurde auch in einer Salzsäurefabrik bei einzelnen Arbeitern beobachtet und es ist höchst wahrscheinlich, daß es bestimmte Teer-Chlorderivate sind, welche per os aufgenommen bei der Ausscheidung durch die Follikel das Leiden hervorrufen.

Toxicodermia ex usu Bromi

Die Diagnose der Arzneiexantheme ist oft schwer zu stellen, wenn nicht von dem Patienten genaue anamnestische Angaben zu erhalten sind. Der Verdacht auf ein Arzneiexanthem liegt immer dann vor, wenn ein polymorphes Exanthem, das unter keines der anderen bekannten Krankheitsbilder einzuordnen ist, auftritt. Zu beachten ist, daß gerade Antipyrin in einer Anzahl anders bezeichneter, vielfach von Laien ohne ärztliche Verordnung genommener Medikamente enthalten ist (z. B. Migränin, Salipyrin, Pyramidon). Bisweilen ist zur Sicherung der Diagnose nötig, dem Patienten dasjenige Medikament, auf welches man Verdacht hat, nochmals zu geben. Die Chloracne ist aus der eigenartigen Lokalisation der Effloreszenzen mit Berücksichtigung der Beschäftigung der Patienten ohne Schwierigkeit zu diagnostizieren.

Toxicodermia ex usu Jodi

Die Prognose ist im allgemeinen günstig, nur nach sehr ausgedehntem Erythem mit kolossaler Desquamation, z. B. nach Chinin, können besonders bei wiederholter Anwendung Erschöpfungszustände, ja der Exitus eintreten.

Acne ex usu Jodi

Die Therapie ist mit Stellung der Diagnose meist gegeben. Nur bei Brom-Toxicodermie genügt das Aussetzen des Medikaments meist nicht; es muß zuweilen die Heilung der Wucherungen durch oberflächliche Paquelinisierung, Skarifikationen oder den scharfen Löffel herbeigeführt werden. Bei der Arsen-hyperkeratose wird die Entfernung der Hornmassen durch mazerierende Salben oder Pflaster die Heilung beschleunigen. Die von Chloracne bedrohten Arbeiter sind beim Auftreten der ersten Comedonen sofort in einen anderen Betrieb zu versetzen. Ob es gelingen wird, durch eine Modifikation des bisher angewandten Verfahrens der Elektrolyse - vollständige Ausschaltung des Teers - künftighin Fälle von Chloracne überhaupt zu verhüten, bleibt noch abzuwarten; jedenfalls haben wir in den letzten Jahren keinen einzigen schwereren Fall mehr zu Gesicht bekommen.

Acne e fabricationi Chlori

Anm. 133. Moulage der Freiburger Klinik (Johnsen). Älterer Mediziner, bekommt jedesmal nach Einnehmen von Migränin in der Glutäalgegend, an den Unterschenkeln, der Schulter und auf der Schleimhaut zirkumskripte quaddelartige Eruptionen, die nach etwa 14tägigem Bestände abheilen und an der äußeren Haut Pigmentierungen hinterlassen.
Anm. 136. Moulage der Lesserschen Klinik in Berlin (Kolbow).
Anm. 132. Moulage der Neisserschen Klinik in Breslau (Kröner).
Anm. 131. Moulage der Neumannschen Klinik in Wien (Dr. Henning). Hämorrhagisches Exanthem nach Copaiva.
Anm. 137, 138. Moulagen der Freiburger dermatologischen Klinik (Johnsen).
Anm. 134, 135. Moulagen der Neisserschen Klinik in Breslau (Kröner).





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Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker.
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